Abschied mit Tränen

„Oh, Nathalie und Angel sind tatsächlich schon aufgestanden“, sagte Felix am Sonntagmorgen, 05. Januar 2020, als er die beiden entdeckte. Denn sie hatten uns den Vorschlag gemacht, diesen freien Tag zusammen zu verbringen. Ein Bus brachte uns nach Liverpool und weiter gings mit dem Zug bis zum Bahnhof Wynyard, Sydney.

Nathalie und Angel im Zug

Dort konnten wir wiederum einen Bus nehmen, der uns in die Nähe des Balmoral Beaches brachte. Er fuhr über die Harbour Bridge nach Nord-Sydney. Zuerst bummelten wir zu einem Café, etwas oberhalb des Strandes. Dort verweilten wir ziemlich lange bei Kaffee und Frühstück.

Beim Frühstücken

Sie erzählten uns von ihren Erfahrungen als Heidelbeer-Pflückerinnen oberhalb Melbourne. Die Beiden haben ein Arbeitsvisum und beabsichtigten auf dieser Farm etwas Geld verdienen zu können. Aber bei einem Verdienst von $ 6 (sFr. 4.20) für 2 ½ Kg Beeren (20-25 Kg pro Tag) blieb nach Abgabe für ihr Doppelzimmer nicht mehr viel übrig. „Das finden wir einfach so gemein, da diese Beeren in allen Läden sehr teuer sind“, klagten die Beiden. Zudem mussten sie für die Verpflegung auch noch selbst aufkommen. Wir waren so sehr in unsere Gespräche vertieft, dass wir erst spät hinunter zum Strand aufbrachen. Wir erlebten zusammen einen erholsamen, lustigen Tag an diesem langen, sehr schönen Strand.

Unter einem riesigen Schattenspender
Beim Balmoral-Beach
Weiter spazierten wir zur kleinen „Insel“
Unsere Begleiterinnen

An Sonntagen bezahlt man hier stets nur $ 2.80 für die ÖVs, egal wie weit man fährt und welche Verkehrsmittel man wählt. Darüber waren wir vorigen Sonntag bereits sehr erstaunt. Wieder zu Hause begrüssten wir die drei Neuankömmlinge aus Kanada.

Während es Ron wieder wesentlich besser geht, fühlt sich Maree seit ein paar Tagen nicht so wohl. Obwohl, heute Montagmorgen, 06. Jan. meinte sie: „Es geht mir um Einiges besser als gestern“, und das sahen wir auch. Wahrscheinlich bekam mir der Frühstücks-Kaffee von gestern nicht so gut, jedenfalls konnte ich erst gegen Morgen einschlafen. So könnte ich über die ganze Nacht rapportieren, aber das lasse ich jetzt lieber sein. Nur etwas möchte ich hier noch erwähnen. Etwa um 04.30 Uhr fielen ganz sachte, als wollten sie mich nicht aufwecken, die ersten Regentropfen auf unser Dach. Kein Witz, ich hätte sie zählen können, ich schätze es waren etwa 11, oder 11 ½. Wir schreiben doch nicht den 1. April, mit ein paar Regentropfen sollten die Australier nun wirklich nicht zum Narren gehalten werden. Felix konnte heute die Wand unter der Treppe beenden, natürlich hat er wieder „Überzeit“ gemacht. Egal, Hauptsache er ist zufrieden und glücklich.

Es geht dem Ende entgegen…
Und schon ist die Gipswand fertig montiert

Es wird schon etwas eng im Haus mit so vielen Helfern. Zum Glück sind wir jeden Tag die ersten beim Frühstück, so auch heute, Dienstag, 07. Jan. Wieder fing ich gleich mit der Pflege an, um Ron aus seiner misslichen Lage zu befreien. Aber schon klopfte es an die Türe, Cameron, der Pfleger wollte eingelassen werden. Felix montierte heute auf der Veranda, beim Haupteingang, die gestrichenen Holzbalken für das Katzengehege. Er war froh über Tudor, den jungen Kanadier, er konnte ihm dabei wunderbar helfen.

Veranda – jetzt fehlt nur noch das Netz

Als Felix das letzte Holzstück montieren wollte, fiel dieses um – und – ein Unglück geschah. Die Hausfassade, das konnte man JETZT deutlich sehen, ist maximum 3-4 Millimeter dick, die hatte ein grosses Loch, ca. 15 cm. Felix war ganz schockiert. Nach der „Beichte“ bei Maree fing er gleich mit der Reparatur an.

Mit dieser Leiste konnte ein Stück Holz im Innern fixiert werden

Wir waren sehr erstaunt darüber, als uns die jungen Helfer fragten, ob sie am Nachmittag mit uns kommen dürfen. So fuhren wir zu fünft, denn auch Tudor kam mit, nach Parramatta – wir das letzte Mal. Wie schon so oft, sahen wir auch hier einen Fast-Food Kurier, die sind stets mit ihrem Fahrrad unterwegs.

Der Fast-Food Kurier macht eine Pause

Anmerkung: Hier darf man, um Wasser zu sparen, nur mit Kübeln bewässern, nicht direkt mit dem Schlauch. Wir Alle duschen übrigens auch in einem Bottich stehend, um das Wasser einzufangen für den Garten. Das ist natürlich viel aufwändiger.

„Was ist denn da passiert?“ Sagte ich spontan, als wir am Mittwoch, 8. Jan. den Vorraum betraten. Da lagen einige Badetücher am Boden. „Oh, ja, natürlich, wir hatten nach Mitternacht ein Gewitter und während einer halben Stunde prasselte der Regen heftig auf unser Dach. Der Vorraum scheint aber nicht dicht zu sein. Immer wieder wundern wir uns über die billige Bauart in AU. Nach dem Frühstück machten wir uns sofort auf den Weg zur Bushaltestelle. Als wir den fahrenden Bus sahen, rannten wir und gleichzeitig gaben wir dem Fahren ein Zeichen, dass wir mitfahren möchten. So nett, er hielt doch tatsächlich etwas ausserhalb der Haltestelle für uns an. Wir hatten heute den letzten freien Tag in Busby. In Liverpool machten wir einen Zwischenstopp in einem Strassen-Café.

In Liverpool

Leider war es etwas trüb, unsere Annahme, dass es nach dem Regen weniger Rauch hätte, war scheinbar falsch. Ein Angestellter beim Bahnhof meinte: „Gehen Sie zum Meer, am Wasser in Sydney könnte es besser sein.“ So bestiegen wir gleich den nächsten Zug nach Sydney, mit der Idee, dort mit einer Fähre einen Ausflug zu unternehmen. So schade, in Sydney sah es echt noch schlimmer aus, so hatten wir es noch nie erlebt. Der Regen hatte also die Luft nicht gereinigt. Ein Weilchen schauten wir den Strassen-Künstler am Hafen zu, aber schon bald machten wir uns auf den Retourweg.

Ureinwohner versuchen ihr Glück

Wir durften nicht zu spät heimkommen, denn es gab am Abend noch ein Abschiedsessen vor unserer Abreise. Alle machten sich bereit. Auch Ron wurde in den Rollstuhl, und mit echt grossem Aufwand, besonders von Maree, in ihr Auto transferiert. Immer wieder bewundere ich Maree, wie sie mit viel Anstrengung Ron auch überall hin mitnimmt. Beim Bowling Club angekommen, mussten wir uns Alle ausweisen. Bei einem sehr feinen Nachtessen genossen wir das gemütliche Beisammensein. Ron sah sehr aufmerksam und interessiert in die ihm bekannte Runde. Das war ein gelungener Abschiedsabend für uns. Wir spürten, dass es Maree sehr am Herzen lag, uns würdevoll zu verabschieden, was ihr auch wirklich gelungen ist.

Im Vordergrund von li. Alice, Felix, Susi, Maree, Ron, Angel, Nathalie, Maria, Mariana und Tudor vorne
Schön, dass Ron auch dabei sein konnte

Wir hatten genügend Zeit, um unser Zimmer am Donnerstag, 9. Jan. zu reinigen. Nach dem Mittagessen hatte Maree die Idee, Felix könnte jetzt noch die Werkzeuge symbolisch an den 18-jährigen Tudor weiterreichen, was sie mit einem Bild auch festhielt. Am Bett von Ron gab es noch ein letztes „Workawayer“ Foto.

Tudor hat heute den „Flick“ noch vervollständigt
Werkzeug-Übergabe
Alle Helfer am Bett von Ron

Maree chauffierte uns danach zum Bahnhof. Bereits während der Fahrt gab es Abschiedstränen. Maree sagte, während sie sich immer wieder die Nase schnäuzte: „Ich glaube ich habe eine Erkältung erwischt.“ Auch Natalie und Angel, welche uns ebenfalls begleiteten, schnieften andauernd. Da meinte ich mit veränderter Stimme: „Das muss ein schlimmer Virus sein.“

Freitag, 10. Januar, der Flug gestern verlief wunderbar. Bei Sonnenuntergang kamen wir beim Hotel in Perth an. Das erste was ich heute Morgen sah, war ein blauer Himmel und die Aussicht zur Promenade am Swan River. Wir machten nach dem Frühstück einen ausgiebigen Spaziergang, durch den Park und der Promenade entlang. Beim Info-Center buchten wir die Weiterreise per Zug für morgen Samstag.

Übrigens, jetzt sind wir euch nur noch sieben Stunden voraus.

Panorama mit Swan River
“ Die Einwanderer“
Glockenturm
Blick zur kleinen Insel am Hafen mit Restaurant
In Perth
Was für eine Freude für die Kinder

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4 Antworten auf „Abschied mit Tränen“

  1. Unsre Lieben,
    Bei diesem wunderblauen Himmel wird euch der Einstand in Perth bestimmt gut gelingen, auch wenn ihr das bunte Leben und die vielen lieben Menschen wohl noch lange vermissen werdet. Wunderbar die Veranda!
    Bei uns ists weit hinauf, bis 1000m, grün und viel zu warm. Machts gut.

  2. Hallo ihr beiden Schwerarbeiter,
    wir sind echt froh, dass ihr nun in Perth seid und den Buschbränden entkommen seid. Geniesst die russfreie Luft!
    Bei uns haben wir eine Reihe sehr schöner Tage hinter uns. Leider dürfen wir die Wohnung nicht verlassen, weil der Norovirus sich im Konradhof eingenistet hat. Schade um das schöne Wetter 🙁
    Digitale Grüsse übertragen ja keine Noroviren und darum senden wir euch herzliche Grüsse,
    Esther & Peter

  3. Danke für den Beitrag.
    Sind das Wegwerfkaffeebecher im Strassenkaffee?
    Ah Perth, die schönste Stadt in Australien.
    Macht doch mal einen Abstecher nach Esperance, dort gibts die schönsten Strände der Welt…

  4. Hallo , liebe Alice und Felix ,

    Erst einmal ganz herzlichen Dank für die
    vielen Berichte und wunderbaren Bilder …
    Die Eindrücke die ihr uns damit vermittelt
    sind großartig und sehr informativ !
    Auch beruhigt es uns , dass Ihr nun etwas weiter von Sydney entfernt seid und wieder bessere Luft zum Atmen habt…
    Wir verfolgen die schlimmen Buschbrände mit großem Bedauern
    am Bildschirm und hoffen , dass es es bald unter Kontrolle ist !
    Hier bei uns im Taunus ist immer noch nasskaltes Wetter und für die Jahreszeit mit über 10 ° Grad viel zu warm…
    Euch wünsche ich weiterhin schöne Erlebnisse und eine entspannte Zeit…
    Herzlich grüßt , Inge und Siegfried aus dem Taunus….

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