Alles Holz muss weg…

Den Montag, 22. Januar starteten wir mit Mulchen. Doch das Material reichte nicht mehr weit. So schickte uns Fintan in eine „Znünipause“. Danach konnten wir mit ihm und John nach Kettering gehen. Bei Ruth hatte es noch mehrere Stapel gut gelagerte Bretter in verschiedenen Breiten und Dicken. Die sollten alle in ca. 60 cm breite und  50 cm hohe Stapel umgeschichtet werden, ohne Zwischenleisten, da dieses Holz bereits trocken ist. Felix und ich arbeiteten zusammen, während Fintan mit John ebenso dieselbe Arbeit verrichteten. Wenn ein Stapel jeweils fertig war, wurde er zweimal gebunden mit einem starken blauen Band. John zeigte Felix wie dies funktioniert, so konnten wir unsere Stapel eigenständig binden. Zwischendurch holte John für uns alle eine Getränkeflasche, denn es war auch heute wieder ziemlich heiss. Bevor wir um halb vier Uhr Feierabend machten gingen wir mit Fintan zum Feuerweiher, welcher an Ruths Grundstück grenzt. Denn dort lebt das Schnabeltier (Platypus). Ganz kurz konnten wir dieses Tier sogar sehen, das freute mich selbstverständlich sehr. Fintan meinte: „Viele Tasmanier haben dieses Tier noch nie gesehen“. Das ist ein eierlegendes Säugetier, das nur in Australien lebt. https://de.wikipedia.org/wiki/Schnabeltier

Später, als wir annähernd fertig waren mit dem Nachtessen, kam Fintan und fragte uns, ob wir Lust hätten in seiner Werkstatt ein Schneidebrett selber zu machen. „Natürlich, da kommen wir doch gerne, wenn wir Holz in die Schweiz einführen dürfen?“ War meine Antwort. Kurz darauf standen wir in der Werkstatt und suchten ein geeignetes Holzstück (Huon Pine) aus. Dieses Holz wächst übrigens nur in Tasmanien, wie Fintan sagt. Das fertige Brettchen durfte ich dann mit Haselnussöl behandeln . Ein nettes Andenken an die Zeit bei Fintan.

Wie abgemacht fuhren wir am Dienstagmorgen wieder mit dem Toyota auf Ruths Grundstück in Kettering. Als wir den Wald hinunter fuhren nach Woodbridge sassen am rechten Wegrand gleich drei Kängurus, als würden sie die vorüberfahrenden Autos zählen. Fintan und John waren bereits am Bretterstapeln, als wir ankamen. Zu viert rückten wir ganz schön voran. Auch Felix und ich schafften einige Stapel. Mit dem Binden ist Felix ebenfalls schon ganz schnell geworden. Die beiden Männer waren wieder sehr zufrieden mit unserer Stapel-Arbeit. „Jetzt sehe ich wieder über den Berg“, sagte Fintan zweimal. Ich glaube gerne, dass er mit so viel Holz, das umgeschichtet, gebunden und dann mit einer Folie umkleidet werden sollte, fast kein Ende sieht. Er hatte uns erzählt, dass seine Ex-Frau Ruth ihn immer wieder bedrängt, endlich SEIN Holz von ihrem Grundstück zu entfernen. Um halb drei Uhr schickte er uns in den Feierabend. Felix und ich gingen wiederum zum Weiher, denn diesmal hatte ich den Fotoapparat dabei. Nur wollte sich das Schnabeltier leider nicht mehr zeigen, schade.

Am Abend brauchten wir nicht zu kochen, wir durften uns nur an den Tisch setzen. Denn wir wurden von Fintan und Catherine zu einem vegetarischen Nachtessen eingeladen. Auch John war mit seiner Familie mit dabei. Schon kurz nach 18.00 Uhr kamen Catherine und Fintan zu uns. „Wir gehen mit dem Auto weg“, sagte Fintan. Ganz überrascht stiegen wir ein und liessen uns chauffieren. In Snug, die Ortschaft nach Kettering, parkte er bei einem Restaurant. John und Maggie mit der kleinen Eden waren bereits dort. Fintan meinte: „Das ist für mich viel einfacher, ich kann nicht kochen und Catherine kocht nicht gerne“. So genossen wir einen Nudelteller mit Kürbis und Spinat, pikant gewürzt mit Chili, überstreut mit Fetakäse. Das war wirklich sehr fein. Nach dem Essen sprachen wir vom Holzaufschichten und in diesem Zusammenhang zeigte Felix auf seinem Smartphone ein paar Fotos von seinen Holzstapeln in Burkartshaus. Sie waren so sehr  begeistert, dass sie es fast nicht glauben konnten, dass dieses Holz einfach verbrannt wird.  Auch John sagte immer wieder: „Nein, die dürft ihr doch nicht verbrennen, das sind Kunstwerke, er konnte es nicht fassen. (eigentlich heisst er Sean, wie wir erst jetzt erfuhren, aber beide Namen heissen übersetzt Hans)

Wieder zu Hause angekommen, fragte Fintan, ob wir morgen nochmals nach Kettering kommen können, so wie heute.

 Am Mittwoch,  auf dem Weg nach Kettering, überholten wir Fintan, als er bei Sean zu Hause einen Bagger auf den Lastwagen lud. Damit wollten sie die gebundenen Holzstapel aufladen. Im Laufe des Morgens brachte Fintan für uns einen Becher Kaffee, den er in einem Shop geholt hatte. Später stellte er einen feinen, kühlen Sirup bereit und forderte uns immer wieder auf zu trinken, denn es war wieder ziemlich heiss. Am Feierabend durften wir in Ruths Garten Beeren pflücken. Auch gab sie uns verschiedene Gemüse mit, wie schon einmal. Da sie alleine wohnt ist sie immer wieder froh, wenn sie etwas aus ihrem Garten verschenken kann, wie sie sagte.  Auf der Heimfahrt von Kettering sahen wir verschiedene Vogelscheuchen. So wie uns Catherine gestern erzählt hatte, gibt es hier einen Vogelscheuchen-Wettbewerb, deshalb kann man seit ein paar Tagen immer mehr lustige Gestalten entdecken. Dieser Wettkampf wird von einem Nachbardorf organisiert und ist mit einem grossen Volksfest verbunden.

In der Nacht auf Donnerstag regnete es ein bisschen, aber es erhielten nur die vorwitzigen Pflanzen einen Schluck. Am Morgen als wir aufstanden hatte es dichten Nebel bei uns auf dem Hügel. Doch als wir in Kettering ankamen, guckte bereits die Sonne hervor. Wir hatten immer noch viel Holz, das wir nach Grösse und Qualität sortieren, schichten und binden mussten. Sean und Fintan hatten inzwischen angefangen das gebundene Holz mit dem Lastwagen nach Hause zu führen. Sean kam einmal zu uns rüber und sagte: „Wir haben uns entschlossen euch zu adoptieren“. Und wieder machte er eine Bemerkung wegen den hübschen Holzstapel in der Schweiz, welche wir doch nicht verbrennen dürfen.

Noch ganz schnell mussten wir am Abend einkaufen gehen, denn morgen Freitag sind die Läden geschlossen, Australien feiert ihren Nationalfeiertag. Auf dem Heimweg standen zwei junge Frauen mit Rucksack am Rücken am Strassenrand und machten Autostopp. Ausnahmsweise nahmen wir sie mit, das heisst, wir brachten die beiden sogar zu einem Beach, bei dem sie wild zelten. Sie erzählten uns, dass sie aus Frankreich sind und hier auf einer grossen Farm Kirschen und Aprikosen pflücken. Dort wohnen können sie nicht, deshalb machen sie jeden Tag Autostopp, um zur Arbeit zu kommen, und am Abend wieder zu ihrem Zelt.

Als wir am Kochen waren, kamen Catherine und Fintan schnell zu uns herüber. Denn Fintan wollte uns einen Ausflugsvorschlag zeigen auf der Karte. Wir hatten eigentlich geplant auf die Bruny Insel zu gehen an diesem freien, verlängerten Wochenende. Doch Fintan riet uns davon ab, da sehr viele Australier dieses lange Wochenende nutzen werden, um auf die Bruny Insel zu gehen. Da würden wir kaum mehr eine Unterkunft finden. So sind wir stattdessen ab morgen Freitag bis Sonntagabend am schönsten Plätzchen Tasmaniens, wie Fintan sagt.

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4 Antworten auf „Alles Holz muss weg…“

  1. Liebe Alice und Felix
    Gut, dass eure Holzstapel nur 50 cm hoch werden durften. Nicht, dass man euch in Tasmanien als Hochstapler in Erinnerung behält. Euren Berichten kann man entnehmen, dass zwischen euch und euren Gastgebern eine dicke Freundschaft entstanden ist, auch ein gegenseitiges Geben und Nehmen, von dem alle profitieren. Die Herren Fintan und John haben sicher nicht damit gerechnet, dass sie zwei so liebe und fleissige Mitarbeiter bekommen würden, ich kann mir gut vorstellen, dass sie begeistert sind. Ich hätte es ihnen allerdings schon vor eurem Eintreffen sagen können, wenn ich gefragt worden wäre. Die Fotos von Alice sind eindrücklich, sei es von euren Ausflügen, sei es von den Arbeitsplätzen oder vom lustigen Vogelscheuchen-Wettbewerb. Bald geht es für euch nun ins letzte Drittel eures Aufenthalts. Wir wünschen euch weiterhin eine gute Zeit und freuen uns auf das Wiedersehen in der Schweiz.
    Kurt (u.Christine)

  2. Liebe Alice und Felix,
    Wiederum sehr unterhaltsam, was ihr alles erlebt und wie du, Alice, es schilderst. Ich bin euch sogar mal im Traum begegnet, da habt ihr gross Waschtag gehalten, Felix hat
    Kleider angeschleppt und du Alice hast sie im Dampf eingetaucht in einen riesigen Bottich…!
    Wir genossen schneereiche Wintertage in Serfaus, ein paar zu warme Tage zu Hause und sehen jetzt kälteren Tagen mit Schneefall über 700 bis 1200 m entgegen. Macht’s und habt’s weiterhin gut. A&O

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