Aufenthalt-Verlängerung in Woodbridge

Der Montag, 29.Januar fing mit einem wunderbaren Morgenrot an. Nach Wettervorhersage war für die Nacht Regen angesagt gewesen, alle hofften auf eine Abkühlung. Der Regen kam aber mit Verspätung. Erst als wir frühstückten, regnete es ein paar Minuten. Wir hatten Fintan versprochen das Mulchen noch zu beenden. Einfach verschwinden ist nicht unsere Art, jetzt wo wieder ein grosser Haufen Rindenschnitzel gekommen ist. Letzte Woche war uns das Mulch-Material ausgegangen, stattdessen konnten wir Holz-Bretter stapeln. Als wir mit Mulchen weiterfuhren war es drückend heiss, richtig schwül. Kaum hatten wir Feierabend verdunkelte sich der Himmel und es regnete immer wieder ein wenig. Nach einer abkühlenden Dusche fuhren wir nach Howden, zu unserer nächsten Gastfamilie für einen kurzen Besuch. Jodie war allein zu Hause mit ihrer dreijährigen Tochter. Mit Freude zeigte sie uns ihren Garten. Ausser Gemüse gedeihen da auch einige Beeren-und Früchtesorten. Den Maulbeerbaum hatte sie mit einem Netz geschützt, da die Vögel diese Beeren besonders lieben. Auch die kleinen Apfelbäume waren wohlbehütet gegen Vogelfrass gut eingehüllt. Sie führte uns auch zu ihren Hühnern, welche ihr Töchterchen sogar auf den Arm nehmen konnte. Außerdem watschelten ein paar Gänse umher, denen sie etwas Zucchetti-Rüstabfall brachte. Zur Familie gehören ebenfalls zwei kleine Hündchen. Die Spannung wächst…

Nach einer langen, erholsamen Nacht mussten wir am Dienstag ohne Sonne erwachen. Obwohl wir zirka neun Stunden geschlafen hatten, waren wir immer noch müde. Trotzdem starteten wir schon früh mit Mulchen. Fintan hatte uns einen gehäuften Anhänger und vier Grosskisten voll Material hingestellt, wahrscheinlich am Abend zuvor, als wir in Howden waren. Bereits um acht Uhr konnten wir wieder im T-Shirt arbeiten, die Sonne wärmte uns ganz schön. So kamen wir ganz toll voran, bereits vor dem Mittag waren wir fertig. Nein, natürlich noch nicht richtig fertig, aber der Schnitzelvorrat war aufgebraucht. Fintan war unauffindbar. Deshalb machten wir eine Pause. Als Fintan wieder kam, jammerte er: „Heute muss ich Büroarbeiten erledigen, die ich selber tun muss. Die verabscheue ich doch so sehr, zum Glück macht Catherine das meiste.“ Übrigens, Fintan war früher während 22 Jahren Steuer-Kommissar. Als er uns dies erzählte meinte er lachend: „Damals haben mich Alle gehasst.“ Nach so vielen Jahren gab er seinen Beruf auf und arbeitete kurze Zeit auf einer Farm. Er spielte mit dem Gedanken, selbst Landwirt zu werden. Dann entschied er sich jedoch für Woodbridge Hill Hideaway, was er, wie er sagt, nie bereut habe.

Er brachte uns erneut einen Anhänger voll Mulch. Damit hatte er leider etwas Pech, der Traktor spulte und so musste er den Anhänger anders platzieren als gewünscht. Jedes Mal wenn Fintan bei uns im Garten ist, schwärmt er wie schön er jetzt aussehe. Jetzt hatten wir einen etwas längeren Weg, um die Schnitzel in Kübeln hochzutragen. Schon bald wurden wir nass, diesmal aber vom Regen, nicht wie gestern als es so schwül war. „Oh, Felix schaue dir einmal meinen Schuh an, er hat genau so Hunger wie ich“, sagte ich, als ich meinen defekten Wanderschuh entdeckte.

Mittwoch, der letzte Arbeitstag in Woodbridge. So wechselhaft wie heute war das Wetter noch nie, seit wir in Tasmanien sind. Nur Schnee fehlte noch, es regnete, die Sonne schien, zwischendurch hatten wir Graupelschauer und auch einen Regenbogen konnte man sehen. Ich schwitzte im Top, dann war es wieder zu kühl, Jacke an, dann wieder aus. Wir waren sehr froh, dass wir mit dieser Arbeit frühzeitig fertig wurden. Ganz knapp hat das Material gereicht. Insgesamt haben wir drei riesige Haufen Rindenschnitzel verteilt, Fintan sagte uns es seien 90 Kubik gewesen.

Am Feierabend fuhren wir schnell nach Hobart in ein Sportgeschäft, denn Wanderschuhe gehören einfach zu meiner Ausrüstung. Meine alten reuen mich schon ein bisschen, denn sie haben in den vergangenen drei Jahren unzählige Kilometer zurückgelegt mit mir, sie waren mir stets treue Begleiter. (sogar mit dem zweiten Sohlenpaar)

Als ich am Donnerstagmorgen nochmals zum Waschraum ging, sah ich Catherine im Büro. Sie meinte: „Es ist so schade, dass ihr uns bald verlässt, aber ihr dürft „jederzeit“ wieder kommen.“ Unsere lieben Gastgeber haben uns für Samstagabend nochmals zu einem Nachtessen eingeladen. Danach werden wir das letzte Mal bei ihnen übernachten. Den Toyota dürfen wir jedoch noch behalten. Erst kurz vor unserem Heimflug werden wir das Auto zurückbringen, und Fintan wird uns zu jener Zeit nach Hobart chauffieren.

Als die Maschine mit Wäsche trocknen war, fuhren wir nach Kettering zur Bruny-Fähre. Wir mussten ins Oberdeck hochfahren und das Personal wies jedes Auto exakt ein, damit möglichst viele Fahrzeuge transportiert werden konnten. Direkt neben uns hatte ein Schweizer Paar parkiert. Während der Überfahrt zur Nord-Bruny Insel wechselten wir ein paar Worte. Schon bald ging die Autofahrt wieder weiter. Auf dem Damm zur Südinsel stiegen wir zum Aussichtspunkt hinauf. Wen trafen wir da wieder an? …natürlich das Aargauer Paar. Wir fotografierten uns gegenseitig und danach verabschiedeten wir uns zum zweiten Mal.

Wir fuhren zuerst zur Ostküste weiter, um dort vielleicht eine Unterkunft für die kommenden zwei Nächte zu finden. Bald merkten wir, dass dies nicht sehr einfach sein wird. So überquerten wir die Insel und fuhren nach Alonnah und von da in südliche Richtung. Erst beim Hotel Bruny wurden wir fündig. Die vermieten/verwalten einige Cabins. Für diese beiden Nächte war jedoch nur die „Curlew Villa“ frei. Zuerst mussten wir aber die richtige Strasse finden, um zu dieser Villa zu gelangen. Es wurde uns nur gesagt, dass wir durch die „Matthew“ Strasse zu unserem gewünschten Ort kommen werden, aber nicht, dass diese Strasse zuerst anders heisst und erst später zur „Matthew Flinders Drive“ ändert. Gut, wir hatten es endlich geschafft, parkten vor der Villa und öffneten die Türe. Oh, Schreck, diese Wohnung war noch nicht bereit für neue Gäste. Wieder stiegen wir ins Auto und meldeten dies beim Hotel. Während dem die „Curlew Villa“ gereinigt wurde, offerierten sie uns je ein Vegi-Essen und zwei Getränke. Vergebens hatte ich mich aufgeregt, denn unsere Wohnung ist ja echt schön.

Beim Abendspaziergang begegneten wir einigen Kängurus, davon sogar zwei weissen, seltenen Wallabies. Angeblich sollen diese Albino-Wallabies nur auf der Bruny Insel in der Wildnis leben.

Nachdem wir am Abend zuvor bei der Villa noch Besuch hatten, schliefen wir wunderbar und erwachten am Freitag ohne Wecker vor sieben Uhr. Oh ja, den Besuch wollte ich noch erwähnen. Der sass neugierig neben dem Auto, sie getrauten sich nicht so recht zur Türe zu kommen. Die beiden Vierbeiner hüpften schnell ein paar Meter weiter, als ich ganz sachte an die Fensterscheibe klopfte.

Da es ziemlich düster aussah und zeitweise leicht regnete, waren wir unschlüssig, denn geplant hatten wir die Labillardiere Peninsula Rundwanderung (5.5-6.5 Std.) im südl. Nationalpark. Wir fuhren trotzdem in den Süden, 23 km auf einer Naturstrasse, saubere Autos begegneten uns wahrlich keine mehr! Im Süden machten wir zuerst einen Abstecher zum Lighthouse, welches im Jahr 1836 erbaut worden war. Es lohnte sich jedoch nicht auf den Turm zu steigen, da die Weitsicht beklagenswert war.

Stattdessen machten wir einen Spaziergang zum Strand hinunter.

Allmählich erholte sich die Wetterlage, zeitweise schielte sogar die Sonne ganz scheu hervor. Dann fuhren wir zum Jetty Beach, dem Ausgangsort der geplanten Wanderung. Die längere Rundwanderung liessen wir aus zeitlichen Gründen jedoch ins Wasser fallen. Stattdessen unternahmen wir eine kürzere, aber dennoch sehr schöne Wanderung.

Es hat sich gelohnt einmal eine ruhigere Tour zu unternehmen. So konnten wir die schöne Natur so richtig geniessen.

Fast am Schluss der Rundwanderung wurden wir durch ein ganz spezielles Schauspiel belohnt. Denn einige Delphine tummelten sich unweit vom Ufer entfernt und wir hatten einen Logen-Platz. Das ganze Spektakel dauerte zirka ¼ Stunde und danach zogen die Delphine weiter.

Wieder zurück am Ausgangsort, beim Jetty Beach, sahen wir eine interessante und spezielle Übernachtungs-Variante.

Eine Frau lag oben in ihrem „Schlafgemach“ und las ein Buch.

 Als ich am Samstagmorgen aufstand sah ich sofort, dass es wieder regnete. Nein, so habe ich keine Lust zum Wandern, dachte ich. Schwupps war ich wieder unter der Decke verschwunden. Natürlich konnten wir nicht den ganzen Tag einfach da liegen bleiben. Wir wissen ja, dass das Wetter sich in Tasmanien sehr schnell ändern kann. So machten wir uns nach dem Frühstück wiederum auf den Weg. Nach der Schlüsselabgabe fuhren wir zur Adventure Bay an der Ostseite. Im Nationalpark machten wir die 2 ½ stündige „Fluted Cape“ Wanderung. Auch ohne Regen bekam Felix unter dem Rucksack einen nassen Rücken. Es stieg kontinuierlich an, hinauf bis an den Abgrund der Steilküste. Wir hatten einen wunderbaren Ausblick zum Damm, auf dem wir am Donnerstag von der Nord-zur Süd-Bruny Insel fuhren.

Eine besondere Freude erlebte ich dort oben, als ein Ameisenigel, als ich ihn filmte, mir fast vor die Füsse „watschelte“. Er liess sich bei der Nahrungssuche überhaupt nicht stören von uns. Von da an ging der Weg lange der Steilküste entlang, so konnten wir immer wieder einen Blick zum Meer und zur kleinen Pinguin Insel erhaschen.

Unser Sohn hat für uns dieses Filmli eingefügt. Dir Nando vielen herzlichen Dank für deine Unterstützung.

Der Abstieg danach war zum Teil etwas steil, aber im Nu waren wir wieder unten am Meer. Da mussten wir unweigerlich an Andrea, meine Patentochter, denken. Denn sie kann ebenfalls mit viel Geduld grosse Steinmännchen bauen.

Nach knapp einer Stunde waren wir bei der Fähre, welche uns wieder zurück nach Kettering brachte. Unterwegs suchten unsere Augen ganz scharf unser „Zuhause“ auf dem Hügel.

Auf dem Bild sieht man direkt über dem Segel, in der obersten Waldlichte „Woodbridge Hill Hideaway“.

Als wir auf den Parkplatz fuhren, hörte uns Fintan sofort, den alten Toyota kann keiner überhören, denn er hat einen etwas defekten Auspuff. Sofort begrüsste er uns wieder sehr nett. Aber dann entschuldigte er sich, er sei sehr beschäftigt und das gemeinsame Nachtessen müsse er leider verschieben. „Das holen wir dann in Hobart nach, wenn ich euch zum Hotel in die Stadt bringe“, sagte er.

Morgen Sonntag ist es soweit, wir ziehen um…

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3 Antworten auf „Aufenthalt-Verlängerung in Woodbridge“

  1. Ihr seid absolut bewundernswert !!!
    Kein Wunder,dass die Leute euch lieben.Die hatten sicher noch nie so fleissigeGäste wie euch.
    Alice,du musst unbedingt ein Buch schreiben.
    Deine Beiträge sind immer sehr spannend.
    Weiterhin alles Gute
    Silvia
    Wir waren letzte Woche in Myanmar.

    Wunder,

  2. Hallo Ihr fleißigen Urlauber,
    Wieder ein wunderbarer Bericht über diese traumhaft schöne Landschaft. Die Bilder sind atemberaubend schön…. Ich kann mich nicht sattsehen daran . Auch die Arbeit die Ihr geleistet habt
    ist fantastisch… Ihr seid perfekte Landschaftsgestalter , – und habt großartiges geleistet…..
    Wünsche Euch bei der nächsten Gastfamilie ganz viel Spaß bei den Unternehmungen , die Ihr geplant habt !
    Nun grüße Ich Euch ganz herzlich aus dem momentan etwas grauen und trüben Taunus ! Inge H.

  3. Wau Alice, ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Du hast wieder wunderschöne Landschaftsaufnahmen gemacht. Ganz toll. Ich glaube ein klein wenig Wehmut ,ab dem bevorstehenden Abschied bei eurer Gastfamilie, habt ihr schon. Ist auch verständlich, bei so lieben Leuten. Ich wünsche euch eine gute Züglete und weiterhin viele schöne Momente. ganz lieber Gruss

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