Flug nach Sydney – Zugfahrt nach Dora Creek NSW, Freitag. 20. Dezember – Mit Regenmusik bin ich eingeschlafen und mit derselben am Morgen wieder erwacht. Doch Felix hatte nicht so gut geschlafen. Er berichtete, dass er stark unter Blähungen litt und kaum schlafen konnte. Vermutlich war gestern Abend etwas Knoblauch auf der Gemüsepizza, welcher jedoch beim Essen nicht spürbar war, aber dennoch für eine schlaflose Nacht sorgte. Erst nachdem er erbrechen konnte, fühlte er sich besser. Etwas später, nach einer erfrischenden Dusche, gingen wir zum Frühstück. Beim Eingang in den Frühstücksraum lag ein Badetuch am Boden zum Trocknen der Schuhe. Aber dieses war bereits klatschnass. Felix bestellte einen Pfefferminz-Tee, der wirkte wohltuend. Auf eine heisse Schokolade verzichtete er heute. Wir hatten alles Notwendige im Handgepäck, so hatten wir im Nu wieder gepackt. So konnten wir frühzeitig aus-checken und per Taxi zum Flughafen fahren. Ganz schnell waren wir durch die Kontrolle. Beim Gate 18 machten wir es uns möglichst bequem. Es lohnte sich den Laptop hervor zu nehmen, um eine lange E-Mail zu schreiben. Übrigens, ich entschied mich heute das violette T-Shirt anzuziehen, das passte doch wunderbar zum Weiterflug.

Kurz nach dem Start hatten wir eine wunderbare Sicht hinunter auf einen Zufluss ins Meer. Der Flug war sehr ruhig und das Personal sympathisch und zuvorkommend. Dieser Flug dauerte nur drei Stunden.

Nach der Gepäckentnahme gingen wir hinunter zum Zug. Dort konnte Felix wieder zwei Opal Karte lösen und gleich den gewünschten Betrag aufladen. Damit kann man ganz einfach reisen. Man braucht nur die Opal Karte hinzuhalten zum einlesen, dasselbe beim Verlassen der Station, der entsprechende Betrag wird jeweils vom Guthaben abgebucht.

Zuerst mussten wir vom Flughafen aus zur Central Station von Sydney fahren, von dort fahren die Züge in verschiedene Richtungen. Alles ging ganz schnell und shon sassen wir in einem älteren Zug in Richtung Newcastle. Das ist landschaftlich eine sehr schöne Gegend, es hat immer wieder kleinere Seen.

Dieser Zug hielt nicht in Dora Creek, deshalb mussten wir eine Station früher, in Morisset aussteigen. Da wurden wir von Jenny um 20.15 Uhr abgeholt. Doch wir mussten noch ein paar Minuten warten.

Zwei, drei Autos fuhren zum Bahnhof, nein, nicht für uns. Dann kam ein grösseres Auto mit einer langen Leiter auf dem Dach und erst noch mit vollbeladenem Anhänger. Da dachte ich, das kann unmöglich Jenny sein. Da täuschte ich mich aber gewaltig. Schon von Weitem winkte sie uns lebhaft zu und parkte mit dem vollbeladenen Anhänger direkt neben uns. Jenny begrüsste uns sehr herzlich. Bei der Heimfahrt berichtete sie, dass sie eine weitere Workawayerin beherberge, Maggie aus Amerika. Als wir ankamen begrüssten wir unsere Mitbewohnerin Maggie, sie hatte gerade fertig gekocht für uns alle. Es gab Reis, Linsen und etwas Salat. Auch unser Zimmer konnten wir beziehen. Eigentlich ist dies normalerweise Jennys Zimmer. Das hat sie jedoch extra für uns teilweise geräumt, ein Teil der Schubladen und des Schrankes geleert, so, dass wir dies nun unser Zimmer nennen dürfen. Das ist doch so lieb. Während unserem Aufenthalt schläft sie unten, in einem weniger schönen Raum.
Kali, unser Hund, Spaziergang dem Fluss entlang, Samstag, 21. Dezember – Von unserem Zimmer aus haben wir eine schöne Aussicht zum Fluss, der ist nicht weit entfernt. Jenny stellte uns noch ihren Hund Kali vor. Diese dreijährige Dame braucht jeweils etwas Zeit, bis sie sich an neue Mitbewohner gewöhnt hat. Aber das klappte ganz schnell.



Jenny zeigte uns den Garten und so konnten wir auch bereits die ersten Arbeiten erledigen. Am Nachmittag gingen wir auf Erkundungstour, wir unternahmen einen Spaziergang dem Fluss entlang. Die untersten Häuser haben direkten Zugang zum Fluss, aber die untersten paar Meter gehören nicht zu ihren Heim, sondern der Gemeinde. Die meisten Haus-Besitzer mähen jedoch das Gras, obwohl dieses Landstück öffentlich ist. Auf dem Fluss sieht man ab und zu ein Paddelboot oder ein kleines Schiff. Uns hat es sehr gut gefallen. Diesen Spaziergang werden wir bestimmt wiederholen.




Ausflug nach Newcastle, Sonntag, 22. Dezember – Jenny wollte heute nach Newcastle fahren zum Bauernmarkt. Da holt sie bei Gelegenheit und Bedarf gerne frisches Gemüse, Früchte, aber auch organischen Dünger für ihren Garten, der aus Kokosnuss-Haaren hergestellt wird. Wir durften gleich mitfahren, um eines ihrer Kunstwerke vor Ort zu bestaunen. Wir schlenderten alleine durch den kleinen Bauern-Markt. Die Holzbretter fand ich sehr schön, daheim haben wir sehr ähnliche aus Tasmanien, welche wir damals vom Gastgeber erhielten. Natürlich hatten auch Früchte eine Anziehungskraft.




Nach zirka einer Stunden trafen wir Jenny wieder und fuhren zusammen weiter. In die Stadt parkte sie in der Nähe des Hunter Flusses. Langsam machte sich der Hunger bemerkbar. Wir mussten nicht lange suchen nach einem geeigneten Lokal, denn Jenny kannte ein Vegan-Restaurant, nicht weit entfernt. Kaum gesagt, sassen wir Drei im Restaurant und bestellten Gemüse-Momos, das ist eine nepalesische Spezialität. Die sind vergleichbar mit grösseren Ravioli, dazu gab es eine süss/scharfe Sauce. Wir kannten die bereits aus Nepal, auch dort gibt es Momo, wählbar mit Fleisch oder Gemüse. Danach mussten wir nur die Strasse überqueren, da konnten wir bereits das riesige Gemälde von Jenny sehen. Welches erst vor einem Jahr entstanden ist.

Ein Buckelwal, in Lebensgrösse, ca. 18 Meter lang, schwamm direkt auf uns zu. Dieser Wal war am Aussterben, jetzt ist er jedoch wieder gerettet. Es gibt wieder so um die18000 davon. Die Vögel zeigen auf, dass die Hoffnung besteht, dass auch diese überleben können, falls man sie schützt. Felix fragte Jenny: «Wie lange brauchtest du für dieses Werk?» «Sieben Tage», war ihre spontane Antwort. Farbe dafür hat sie ca. 16 Liter benötigt. Auch das Gedicht dazu hat Jenny geschrieben – Mit der Überschrift: Wo Leben ist, da ist Hoffnung



WHERE THERE’S LIFE, THERE’S HOPE
For every one that breathes there is hope. Humpbacks follow the ancient currents south to Antarctic summers, then cycle up to winters north of Capricorn. Each new life brought forth woven from songs, music of creation returning from the brink of silence to harmonise the deep, weaving blue and green with shafts of light, in sound.
For every one that breathes there is hope. Swift parrots sense seasonal shifts, leaving Lutrawita as the fagus leaves fall. Do they also hear the Humpbacks call from the sea? Following the leviathans on their journey north over land, then strait, then land again. Once abundant flocks diminished now, rare travellers indeed, and getting rarer by the year. These two great migrations touch our shores through millennia. Once resilient and reliable in repetition, experience the threat of existential elimination, an after effect of anthropcentric entitlement. On a revolving trajectory ever more humpbacks return now, humans finally grasping the paradoxical fragility of lives so large. Smaller lives slip through the cracks still. Swiftest of the species, rainbow jewels of the air, hurtling towards oblivion on our watch. While the trees they need to feed and breed are taken, north and south, burned and cut as once the whales were hunted to the edge. There is work to be done to turn this tide and seal a fate of survival and revival. Two great journeys intertwined, in time and tide maintained: for every one that breathes there is hope. Jenny McCracken. 2023
Nach der Besichtigung des Kunstwerkes trennten wir uns, während Jenny heimwärts fuhr flanierten Felix und ich dem Hunter Fluss entlang.
Der Hunter River ist ein Fluss im Osten des australischen Bundesstaates New South Wales. Er entspringt in der Mount Royal Range südlich der Liverpool Range auf circa 1420 m Seehöhe und fliesst zunächst nach Süden und dann Richtung Osten zur Tasmansee. Auf seinem Flusslauf werden die Städte Maitland und Newcastle direkt passiert. Der Fluss hat eine Länge von 438 km. (Wikipedia)
Das Haus direkt am Fluss, jedoch auf einem grossen Hügel, machte uns besonders Eindruck. Als wir Jenny später fragten, was dort oben für ein spezielles Haus steht, meinte sie: «Das ist ein ganz normales Privathaus. Diese Besitzer sind die einzigen hier, welche etwas überlegt haben beim Bauen. Alle die ihre Häuser am Wasser bauen, haben keine Chance bei einer grösseren Flut.» Auch das Bauwerk der Commenwealth Bank fiel uns auf. Zusammen mit den Spiegelungen der Palmen war es ein Foto wert.




Nach der Zugfahrt zurück nach Dora Creek, gingen wir nicht der Strasse entlang heimwärts, sondern wieder dem Fluss entlang. Mit diesem schönen Abendspaziergang ging ein schöner Tag zu Ende.



Gartenarbeit am Morgen, Gemüse fermentieren, Montag, 23. Dezember – Felix konnte einen Baum absägen, mit einer Handsäge, sowie einige Sträucher zurück schneiden. Es war einfach herrlich draussen. Am frühen Morgen war es noch nicht so heiss, und später kam auch ein Wind auf, welcher sehr erfrischend war. Maggie hatte Hausarbeiten, sie fragte mich: «Ist es draussen nicht zu heiss zum Arbeiten?» Nein, nicht für mich», antwortet ich lächelnd.


Gegen Abend konnte Maggie, mit Hilfe von Jenny, das zuvor zubereitete Kimchi in Gläser einfüllen. Das ist vergleichbar mit Sauerkraut, jedoch gemischt mit anderen Gemüse und einer speziellen Gewürzsauce. Wir konnten eine Gabel voll probieren, denn es gab einen Rest beim Einfüllen. Ich fand es sehr fein, jedoch ziemlich scharf. Danach gab es erst sehr spät ein Nachtessen. Beim ziemlich aufwendigen Menü kochen konnte ich Jenny behilflich sein.

Nach dem Essen blieben wir noch lange Zeit am Tisch sitzen, schauten Fotos und hatten es lustig zusammen.
Wäsche und Gartenweg, Dienstag, 24. Dezember – Es erinnert uns kaum an Weihnachten, auch im Dorf sieht man hier praktisch keine Dekorationen. Im Gegensatz zu Herberton, wo wir zuvor waren, dort war kaum ein Haus ohne Weihnachtsdekoration zu sehen. Jenny hat einen Kranz an der Eingangtüre aufgehängt. Aber es ist nicht nur der fehlende Weihnachtsschmuck, sondern auch das schöne, warme Wetter, dass wir kaum in Weihnachtsstimmung gekommen sind.

Felix hat wieder ein schönes Projekt, das er heute startete. Er macht mit ca. 10 cm dicken Betonstücken, welche aus einem Abbruch stammen einen kleinen Gartenweg. Heute habe ich das erste Mal die Miele Waschmaschine in Betrieb gesetzt. Es trocknete sehr schnell, Sonne und Wind unterstützen einander. Als ich die letzten Wäschestücke von der Leine nehmen wollte, sah ich einen Papageien, der auf Nektarsuche war. Und schon war die Wäsche vergessen, ich holte schnell das Handy….



Weihnachtsüberraschung, Mittwoch, 25. Dezember – Als wir aufstanden, um zu frühstücken, war eine Überraschung auf dem Tisch. Ein aussergewöhnlicher «Weihnachtsbaum», geschmückt mit hübschen Kugeln, stand auf dem Tisch, dabei lagen ein paar Geschenke. Diesmal nahmen wir unser Frühstück draussen ein, obwohl es etwas kühl war, 19°C . Schon bald erschien auch Maggie, das wunderte mich, denn sonst ist sie nie so früh wach. Sie wünschte uns gleich frohe Weihnachten. Die 20 jährige Maggie hatte gestern ein Hefe-Gebäck vorbereitet, deshalb stellte sie gleich den Backofen ein. Schon bald duftete es ausgezeichnet rund ums Haus. Felix machte an seinem Gartenpfad weiter und ich pflanzte zuerst acht Orchideen um, welche keinen Platz mehr hatten in ihrem engen Topf. Da kam auch schon Jenny aus ihrem Zimmer im Untergeschoss. «Frohe Weihnachten! Wünschten wir uns fast gleichzeitig. «Jenny, in der Nacht müssen Engel durch das Fenster hereingekommen sein, die haben uns eine Überraschung gebracht», erzählte ich ihr. Sie lachte schallend. Darauf wusste sie viel zu berichten, scheinbar hatte sie diesen Engeln geholfen. Später rief sie uns zu: «Kommt ihr auch herein, es gibt frische Zimtschnecken, die Maggie gebacken hat. Ich möchte, dass wir zusammen einen Tee trinken.» Also liessen wir uns verführen und gingen dem feinen Duft entgegen. Wir setzten uns alle vier an den Tisch mit der allerliebsten Weihnachtsbescherung.



Natürlich konnte ich es nicht lassen und ging nochmals Vögel beobachten. Ich finde es so lustig und spannend wie die Regenbogen Papageien auf dem blühenden Gummibaum umher turnen. Sie finden immer wieder Nektar bei einer Blüte. Der Baum ganz hinten auf unserem Areal fängt erst zu blühen an. Da waren gleichzeitig drei so hübsche, bunte Befiederte zu bewundern, zum Glück merkten sie mich nicht, so konnte ich dieses tolle Bild schiessen.

Jenny war bereits an den Vorbereitungen für das Festessen, als ich wieder zurück kam. Sie bereitete ihr traditionelles Weihnachtsessen zu, welches zuvor bereits ihre Eltern und Grosseltern stets gekocht hatten zu Weihnachten. Nur hat sie dieses Rezept neu erfunden, als Vegane Variante, statt mit Poulet, füllte sie mit einem Soja Produkt. Diese wurde mit einer gemischter Masse umhüllt. Zutaten: eingeweichtes Brot, Zwiebeln, Frühlingszwiebeln, sehr viele frische Kräuter, alles gehackt und gedämpft, getrocknet Cranberry (Moosbeeren), Cashew- und Baumnüsse, ebenfalls gehackt. Alles mit veg. Milch, Eiersatz, und Gewürzen gut vermischt. Das ganze wurde sehr schön mit Blätterteig umhüllt. Nach diesem Festtags-Schmaus sassen wir noch ein Weilchen gemütlich beisammen.




Einladung bei Mork und Steve, Donnerstag, 26. Dezember – Felix und ich gingen wieder frühzeitig in den Garten. Felix konnte an seinem Projekt etwas weiterarbeiten und ich fand ebenfalls eine Ecke, da es noch Unkraut hatte. Obwohl ich fast keinen leeren Kübel mehr finden konnte. Jenny ging noch mit dem Hund Kali rennen, was bedeutet, dass sie mit dem E-Bike fährt und Kali rennen darf. Wieder zurück erhielt er wieder eine erfrischende Dusche, ganz in meiner Nähe. Sie rief: «Es regnet, es regnet»! «Bei mir nicht, nein, ich spüre nichts», sagte ich. Kaum gesagt – und schon sprenkelte es ebenfalls über mich, nur ganz leicht und kurz. Das war sehr angenehm. Gestern hätten unsere Grün-Abfuhr-Container geleert werden müssen, doch das geschah nicht. Auch am Abend standen noch sämtliche Grün-Container der ganzen Strasse entlang. Jenny meinte, dass sie möglicherweise erst heute kommen. So war es auch. Plötzlich hörten wir den Abfuhrwagen auf unserer linken Seite herunterfahren. Schnell holten wir den leeren Behälter und füllten ihn im Nu wieder, denn wir hatten sooo…viel Unkraut bereit – ein Tipp von Jenny – dann stellte Felix diesen vollgestopften Container erneut zur Strasse. Diesmal jedoch auf die andere Strassenseite. Denn der Chauffeur fuhr nach zirka zehn Minuten nochmals vorbei, diesmal aufwärts, um die andere Strassenseite zu bedienen. Wir waren wahrscheinlich zu fleissig…
Unsere direkt angrenzenden Nachbarn oberhalb, Mork und Steve, hatten uns eingeladen zu einem Mittags-Festessen. Jenny hatte nochmals ein gefülltes Blätterteig-Vegi «Huhn» gebacken und mitgebracht. Denn auch Mork isst vegan, sie kommt aus Thailand. Wir waren ungefähr zwanzig Personen, teilweise erschienen sie etwas später. Auch eine ehemalige Workawayerin von Jenny, aus der Türkei kam dazu, da sie stets noch Kontakt mit Jenny und mit Mork hat. Es gab ein grosses Büffet, von dem man sich bedienen durfte. Auch ein Dessert wurde serviert. Beim Verabschieden überreichte Mork jedem Gast ein kleines Weihnachtsgeschenk.




wunderschöne Erfahrungen, sehr interessant zu lesen. Ihr habt ja immer grosses verdientes Glück. Geniesst die letzten Tage des alten Jahres ebenso.Alles Liebe und Gute. Annemarie und Otto
So viele Einblicke in andere „Welten“ hat man wohl nur als Workawayer. Euer Mut zahlt sich aus. Herrlich – weiter so. Dank deinen Ausführlichen Berichten , liebe Alice , wird es auch uns Daheimgebliebenen nicht langweilig. Ich würde euch gerne auch aufgezeichnet auf der Landkarte verfolgen – nicht im Detail – und einfach mal bei Gelegenheit – und klar, wenn es dich nicht stresst . Paul fragt immer wieder mal wo sind sie jetzt … Bin dann im Erklären etwas hilflos.
Nun wünschen wir euch einen guten Rutsch ins 2025. Bis bald, vorläufig einfach virtuell 😀👋🍀
Anita + Paul
happy new year. schön die bilder vom see!