Baumriesen und Apfeldieb

Wir hatten am Samstagmorgen, 10. Februar kurz Besuch von einer jungen Lady. Denn die kleine Eloisa hatte am Morgen an unsere Türe geklopft. Manchmal ist sie so süss, dann aber kann sie für ihre Eltern auch sehr anstrengend und herausfordernd sein.

Danach fuhren wir mit dem Auto nach Snug, um zum Wasserfall zu gehen. Der Weg war sehr schön, richtig gemütlich. Doch der Wasserfall war echt nur ein Rinnsal. Aber ich denke, auch in den vergangenen Wochen wäre kaum mehr Wasser geflossen, denn Regen gab es stets nur in sehr kleinen Mengen, wenn überhaupt.

Jodie hatte uns den Tipp gegeben danach noch nach Birchs Bay zu gehen, dort sei eine sehr schöne Bauernhof-Kunstaustellung mit einem netten Restaurant. Der Wanderweg führt die Besucher zuerst durch eine Birnen-Plantage (sehr klein für unsere Begriffe), dann etwas durch den Wald. Auf einem offenen Feld konnten wir die Aussicht zur Bruny Insel geniessen, bevor es wieder hinunter ging zum Früchte-und Gemüsegarten, welcher sehr schön und gepflegt war.

Birnen-Plantage

Wieder zu Hause sagte Felix zu mir: „Ist der auf Samstag geplante Nachwuchs wohl angekommen? Komm, wir schauen doch gleich mal nach.“ So gingen wir gleich zuerst zum Hühnerhaus. Ja, die zehn Guinea-Hühner waren während unserer Abwesenheit geliefert worden. Deren Aufgabe es ist, die Bio-Hobby-Farm von diversen Schädlingen zu befreien. Diese tagaktiven Vögel schlafen nachts auf den Bäumen und auch über die heisseste Mittagszeit machen sie dort oben Siesta. Wir sind gespannt, was Jodie uns über diese „Schädlingsbekämpfer“ in ein paar Monaten berichten wird.

Am Abend erlebten wir das erste Gewitter auf Tasmanien. Obwohl der kleine Hund sich überaus ängstigte, fanden wir, dass das Donnergrollen noch ganz harmlos war. Nur kurze Zeit regnete es ziemlich heftig. In der Nacht sah ich bereits wieder einen schönen Sternenhimmel.

Eine kleine Wanderung hatten wir für den heutigen Sonntag geplant. Nach dem Frühstück fuhren wir zum Mt. Field Nationalpark, via Hobart, New Norfolk (ca. 100 km). Beim dortigen Visitor Centre angekommen, kauften wir zuerst eine neue Tasmanien-Karte. Wir hatten sie so oft in Händen, dass wir bald ein Puzzle damit machen könnten, so stark wurde sie in Mitleidenschaft gezogen. Danach wanderten wir auf dem schönen Weg etwas bergauf durch den Wald. Folgend stiegen wir über zahlreiche Treppenstufen, sehr schön angelegt, hinab zum Fluss und weiter zum „Lady Barron“ Wasserfall.

Es war so schön, durch die riesigen Farne zu wandern und wie es so frisch duftete im Wald, einfach himmlisch. Etwas später gelangten wir zum informativen „Tall Tree“ Rundweg. Hier konnten wir die höchsten Eukalyptusbäume (Swamp Gums) bewundern, denn die ragen bis über 80 m zum Himmel hinauf. Wir blieben vor so manchen Riesen stehen und staunten nur noch.

Zum Abschluss dieser Wanderung erreichten wir den bekanntesten Wasserfall Tasmaniens, den „Russell Falls“. Dennoch kein Vergleich zum Rheinfall.

Bei der Heimfahrt entdeckten wir ein paar Hopfenplantagen in Glenora. Auch die Aussicht von dort war toll. Wieder zurück in der Familie, gingen wir schnell in die Wohnküche, um uns zurück zu melden und von unserer Wanderung zu erzählen.

Beim Frühstück, am Montagmorgen, sah Felix auf einem Pfosten ein Tier sitzen mit einem langen, ziemlich buschigen Schwanz, eine Katze konnte es unmöglich sein. Den Kopf konnten wir leider nicht sehen, nur das dunkle Fell. (möglicherweise war es ein Brushtail-Possum, Beutelsäuger) Natürlich strolchen da nachts noch andere Tiere, nicht nur Hasen, durch den Garten. Wir gingen zuerst zu den Apfelbäumen, um wieder etwas reife Früchte abzulesen und die am Boden liegenden aufzulesen. Beim ersten Baum entdeckten wir unter dem Netz einen Dieb. Wie wild sprang dieser von einer Seite zur andern und konnte aber nicht entkommen. Als ich ihn fotografiert hatte, öffnete Felix das Netz und in schnellen Sätzen sprang der Apfeldieb davon. (konnte nicht mit Sicherheit identifiziert werden) Einige Äpfel hingen angefressen am Baum, nicht etwa von einem Vogel angepickt.

Danach pflückten wir einige Kilos Zwetschgen und Pflaumen. Sehr viele Früchte fanden den Weg in den Karton aber nicht, denn ich musste doch immer wieder probieren, das hat mich Jodie so gelernt.

Auch unsere Gänse lieben die Früchte und watscheln uns gerne nach.

Vielleicht zwei Stunden wirkten wir danach zu dritt in Jodies Gemüsegarten. Sie erntete allerhand Gemüse: Zuckermais, Randen, Zucchini, Tomaten, Kürbisse usw. und auch beim Unkrautjäten unterstützte sie uns.

Unsere beiden Hündchen sind nicht nur sehr eifersüchtig, sondern auch sehr allergisch auf den Staubsauger. Die beiden bellten wie Weltmeister und übertönten bei Weitem den Staubsaugerlärm.

Das erste Mal sahen wir Andrew heute Dienstagmorgen elegant gekleidet zur Arbeit gehen. Sonst ist er meistens den ganzen Tag zu Hause und arbeitet in der Werkstatt. (er ist übrigens gelernter Automechaniker) Denn es gibt hier in nächster Zeit eine Veränderung. Der Hausteil, den wir bewohnen, wird renoviert und künftig an B & B Gäste ausgemietet. Die Helfer werden dann im Wohnwagen untergebracht. Andrew unterteilt seine sehr grosse Werkstatt in zwei Teile. Der erste Teil wird für die Helfer, welche im Wohnwagen schlafen, gemütlich eingerichtet, mit Ess-Wohnraum, kleine Küche fürs Frühstück und Dusche, WC, mit Waschmaschine und Tumbler. Im zweiten Teil ist Andrew zurzeit damit beschäftigt seine Werkstatt mit Maschinenraum neu einzurichten.

Wir konnten uns heute in einem anderen Gartenteil verweilen. Dort stehen viele grosse Bäume, einige Birken aber auch Nadelbäume, es ist ein älterer Baumbestand. Als wir dem Zaun entlang das hohe Unkraut entfernten, schaute der Nachbarhund über die Umzäunung, ohne zu bellen verzog er sich wieder. Dann, als wir entlang der Grenze zum nächsten Nachbarn um die Ecke jäteten, stand neugierig ein kleiner weisser Dackel am Zaun. Friedlich und zufrieden mit uns, schlenderte auch er wieder davon. In diesem parkähnlichen Gartenteil stiessen wir auf ein Tier-Kadaver, wahrscheinlich von einem Hasen, der Geruch war scheusslich. Etwas später entdeckte ich einen sehr kleinen Schädel, schon etwas „gruselig“.

Gegen Abend erhielten wir Überraschungspost, einen Brief von meiner ältesten Schwester, worüber wir uns natürlich sehr freuten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!

Kurz nachdem wir am Mittwoch mit dem Apfelbaum-Rundgang fertig waren, fing es an zu regen. Im Westen sah es ziemlich düster aus. Zeitweise schüttete es richtiggehend. Ben und Felix schreinerten in der Werkstatt ein Schuhgestell für Jodie. Denn vor ihrer Haustüre liegen unzählige Schuh-und Stiefelpaare herum. Unterdessen erledigte ich zwei Maschinen Wäsche und mit dem Akku-Staubsauger machte ich die Runde durch unsere Wohnung. Oh, ist das ein Spielzeug, ich kam nicht weit damit. Und schon musste ich das Ding wieder auf die Ladestation tun.

Jodie erzählt immer wieder gerne von ihren Grosseltern. Wie sie berichtete, gab es in deren Haus mehrere Kuckucksuhren. Als Kind liebte sie es diese Uhren zu beobachten und dem Kuckuck von Raum zu Raum nachzueilen, da hatte sie richtig den Plausch. Ihre Grossmutter, obwohl sie Australierin war, bat jeweils die Kinder, oder andere Gäste vor dem Essen zu Tisch mit „absitzen, absitzen“! Dieses Wort hatte sie scheinbar von ihrem Walter übernommen und Jodie benutzt es manchmal ebenfalls und denkt dabei gerne an ihre Grosseltern, wie sie sagt.

Heute war unser Küchentag, denn wir machten zum Nachtessen auch hier eine Rösti, diesmal mit gefüllten Zucchini, dazu etwas Tomatensalat. Sogar Eloisa mochte unser Essen. Als ich die Küche aufräumen wollte, schickte mich Andrew aber zum Tisch zurück. „Ihr habt jetzt gekocht, das Aufräumen übernehmen wir“, sagte er sehr liebevoll. Wie fast jeden Abend gab es noch einen Dessert, Andrew ist immer froh, wenn Ben und Felix auch zustimmen für eine Glace.

Donnerstag, unser letzter Arbeitstag in Howden. Wir waren froh, dass es nicht mehr regnete, so konnten wir doch noch einige Arbeiten erledigen. Zuerst pflückten wir Äpfel, Jodie konnte wieder welche abliefern im Bio-Laden. Die Sorte kennen wir nicht, aber gut sind sie jedenfalls. Andrew musste in die Stadt und so lud er die beiden Boxen gleich in sein Auto und lieferte die 45 kg Äpfel ab.

Wir machten uns nochmals daran zwischen den grossen Bäumen das Unkraut zu entfernen. Im Nu hatten wir nochmals drei Ladungen, welche Felix mit dem Traktor zu dem immer grösser werdenden Haufen transportierte.

Am Feierabend fuhren wir nochmals nach Middleton, um uns von den beiden Frauen, Barbara und Katherine, zu verabschieden. Sie waren sehr erfreut, uns nochmals zu sehen. Danach gingen wir zurück zum Nachtessen. Jodie hatte etwas Besonders ausgedacht für das Abschiedsessen. Sie hatte Ferra beauftragt, ein asiatisches Essen von einem speziellen Restaurant in Hobart mit nach Hause zu bringen. Das sehr feine, exzellent gewürzte Nachtessen genossen wir Alle sehr. Ben aus Berlin (genau 2 Meter gross) hatte wieder einen sehr guten Appetit. Wir sassen noch ein Weilchen gemütlich beisammen. Von Ferra mussten wir uns bereits verabschieden, denn wir können sie am Freitag nicht mehr sehen. Übrigens, Ferra hatte eigentlich nur eine Woche Aufenthalt vereinbart mit Jodie, daraus werden jetzt aber drei Monate. Diese zwei Wochen bei Jodie und Andrew vergingen für uns viel zu schnell. „Ihr dürft gerne für immer hier bleiben“, sagte Andrew. Es ist wirklich eine Überlegung wert, den Aufenthalt hier in Howden auch zu verlängern…

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4 Antworten auf „Baumriesen und Apfeldieb“

  1. … und so bleibt uns nur noch zu hoffen, dass ihr trotzallem demnächst die Heimreise antreten werdet 😀 (?).
    Uebrigens: Die Guinea-Hühner gefallen mir sehr und Schädlinge gibts in meinem Garten auch. Packt welche mit in den Koffer 😉.

    Weiterhin viel „Gfreuts und Intressants“ !

  2. Hallo zusammen
    Das war ja ein toller, enorm erlebnisreicher Aufenthalt im fernen Tasmanien. Danke, dass ihr uns über eure Aktivitäten mit spannenden Berichten und schönen Fotos auf dem Laufenden hält. Wir wünschen euch jetzt noch einen angenehmen Restaufenthalt und eine gute Heimkehr. Wir freuen uns, euch schon bald treffen zu dürfen. Besten Dank auch noch für den Kartengruss, der uns ebenfalls sehr gefreut hat.
    Ganz liebe Grüsse aus Basel
    Christine und Kurt

  3. Phantastische Landschaften, wunderschöne Bilder, viel Erlebtes und meisterhaft erzählt. Ganz herzlichen Dank, uns an eurem Tasmanien Abenteuer teilhaben zu lassen. Viel Freude weiterhin. A&O

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