Zweites Hochbeet, Jenny ist Vegusto Fan, Freitag, 03. Januar – Felix und ich leerten am Morgen gleich wieder ein Hochbeet. Die Krautstiel Pflanze war so gross, dass wir zuerst ernteten, bevor wir die verschiedenen Pflanzen mit einer Schaufel heraushoben. Was wird es wohl zum Nachtessen geben? Mehr als zehn Stängel habe ich weggeschnitten und in der Küche in einen Topf Wasser gestellt. So schöne Krautstiele hatten wir daheim definitiv noch nie. Vielleicht fehlt unserer Pflanze nur der Kokosfasern-Zusatz. Jenny kauft jeweils gepresste Kokosfasern. Diese Ziegel sehen aus wie Torf. Am Morgen legten wir einen solchen Ziegel in einen grösseren Behälter und wässerten diese Fasern mehrmals. Dann quollen sie sehr stark auf- ca. ums Dreifache. Das soll eine gute Kokos Erde geben. Wie schon beim ersten Hochbeet, entfernte Felix die ganze Erde. Wieder kleidete er das Hochbeet mit einem Plastik aus, am Boden machte er wieder einige Löcher. Bis auf die Kokosfasern brachte er das Material wieder zurück. In dieser Zeit konnte ich wieder einige, zum Teil hohe Pflanzen zurückschneiden, oder gar Sägen.
Am Abend kochten Felix und ich die geschnittenen Krautstiele, inkl. Blätter natürlich, ebenfalls die Kartoffeln. Alles wurde mit einer veganen Bechamel Sauce, Muskatnuss, Salz, Pfeffer und Käse, natürlich von Vegusto, gemischt. Übrigens, den veganen Käse kauft Jenny jeweils in Sydney, den liebt sie sehr. Als sie erfuhr, dass wir «Vegusto» kennen, wunderte sie sich natürlich sehr. Obwohl sie wusste, dass dieses Produkt aus der Schweiz kommt. Immer wieder sagt sie: «Dieser Käse aus Neukirch ist der beste, ich bin der grösste Vegusto Fan von Australien.« Wir haben Jenny versprochen, dass wir das Geschäft fotografieren werden. Darauf sagte sie lachend: «Dann sende ich ihnen eine Postkarte und schreibe, dass ich ihr grösster Fan bin.» Unser Nachtessen war jedenfalls sehr fein. Auch Jenny’s sehr speziellen Salat dazu war einzigartig, was sie da alles darunter mischte, unglaublich.
Abschied von Maggie, Abendspaziergang, Samstag, 04. Januar – Maggie kam schon früh mit einem Arm voll Bettwäsche aus ihrem Zimmer und stopfte dies in die Waschmaschine. Denn heute war ihr Abreisetag. Sie hat in Sydney einen Job als Au-Pair gefunden. Wie konnte es anders sein, bei uns gab es auch heute noch mehr Material für die Grünabfuhr. Der Haufen mit Grünzeug wächst und wächst, der grüne Container ist schon längst voll. Auch eine hübsche Pflanze konnten wir in einen grösseren Topf verpflanzen, natürlich mit etwas guter Erde aus Kokosfasern. Felix hat begonnen einen Stuhl zu reparieren, Jenny hat für ihn extra Holzleim eingekauft. Auch im Wohnzimmer steht ein weiterer Stuhl mit wackeligen Beinen.
Am Abend machten wir einen Spaziergang mit Jenny. Sie wollte uns ein Plätzchen zeigen wo meistens eine Känguru Familie weiden kommt. Doch heute hatten wir Pech, wir sahen lediglich ein Wallaby und einen jungen Fuchs. In diesem Gebiet soll ein grosses Stück Land verbaut werden, welches eine Indische Firma gekauft hat. Die Planung läuft immer noch. Falls sie Käufer finden werden, wird sich die kleine Gemeinde mit nur 1,739 Einw. etwas vergrössern.
Überraschungs-Ausflug, Sonntag, 05. Januar – Felix konnte wieder weiterarbeiten am wackligen Stuhl, denn leider hat er nur zwei Schraubzwingen, so muss er dies in mehreren Etappen erledigen. Auch im Garten finden wir immer wieder eine Ecke, in die Ordnung gebracht werden will. Wir konnten jedoch nicht lange arbeiten, dann kam Jenny und fragte uns: «Ich habe nachgeschaut wie es aussieht wann genau Ebbe ist. So denke ich, es wäre besser, wenn wir jetzt gleich gehen würden. Jetzt ist noch Ebbe, dann können wir noch zu den Höhlen hinüber gehen. Am Nachmittag ginge dies nicht mehr? «Oh, ja, das wäre toll», sagte ich, «diesen Caves Beach möchte ich gerne sehen.» Ganz schnell waren wir alle bereit und schon ging’s los. Die Fahrt in Richtung Newcastle war sehr schön, immer wieder sah man auf den Fluss, oder zum Meer. Nach zirka einer halben Stunde suchte Jenny einen Parkplatz beim Caves Beach. Es waren bereits sehr viele Autos geparkt dort. Vor allem am schönen Sandstrand hatte es viele Leute.
Die südliche Seite war für uns jedoch spannender, dort gibt es viele Höhlen. «Da würde es unseren Enkelkindern bestimmt auch gefallen», sagte ich. Es hat ein paar Höhlen, welche durchgängig sind. Bei einem Durchgang schlüpften nur Kinder hindurch, zum Teil stark gebückt oder sogar auf allen Vieren. Bei einer anderen Höhle hätte man fast eine Verkehrsampel benötigt, denn dort gab es eine «kurze» Wartezeit, bis man hindurchgehen konnte. Dieser Durchgang ist ungefähr sechs /sieben Meter lang. Die Kinder huschten hinein und schon kamen sie beim nächsten Durchgang wieder hervor. Jenny und ich gingen ein Stückchen hinaus auf die Felsen im Meer, dort sahen wir versteinertes Holz, viele hübsche Muscheln und auch kleine grüne Meeresschnecken. Das war ein toller Ausflug und das Wetter war auch perfekt.
Am späteren Sonntag Nachmittag mähte Felix noch den Rasen, diesen Abschnitt konnte ich dann bestens brauchen zum Mulchen. Im Garten entdeckt man immer wieder etwas Neues. Heute sah ich diesen Käfer an einem Strauch. Auch ein Spinnennetz entdeckten wir, mit dem Zick-Zack Gewebe im Netz.
Freier Tag, oder Verwöhn-Tag, Montag, 06. Januar – Kurz vor sieben Uhr machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Nach gut zwei Stunden kamen wir in Sydney an. Mit einer heissen Schokolade, Gipfeli und Nutella liessen wir uns ein bisschen verwöhnen. 😉 Einmal pro Jahr darf man dies!
Danach fuhren wir mit der Fähre zur Cackatoo Insel.
Diese Hafeninsel gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Sie liegt am Zusammenfluss des Parramatta River und des Lane Cove River, im Hafen von Sydney, NSW. Zwischen 1839 und 1869 wurde die Insel als Sträflings-Gefängnis genutzt. Cockatoo Island war auch der Standort einer der grössten Werften Australiens, die zwischen 1857 und 1991 in Betrieb war. Das erste seiner beiden Trockendocks wurde von Sträflingen gebaut. Auf dieser Insel stehen viele Zelte zum Mieten bereit, man kann jedoch auch nur einen Zeltplatz mieten, wenn man mit dem eigenen Zelt anreist. Vor allem über den Jahreswechsel ist dieser Platz sehr beliebt, mit gutem Blick zum riesigen Feuerwerk in Sydney. Küche, sowie Nasszellen und Waschmaschinen stehen zur Nutzung bereit.
Später bestiegen wir erneut die Fähre, welche auf dem Parramatta-River fährt bis zur gleichnamigen Stadt.
Viele Erinnerungen erwachten, als wir den Hafen von Parramatta erreichten. Denn vor ziemlich genau fünf Jahren waren wir auch hier. Wir gingen über die Brücke und flanierten ein Stück dem Parramatta River entlang. Vorbei an den Boden Gemälden, welche die Ureinwohner gemalt haben.
Danach schlenderten wir über eine andere Brücke und auf der Kirchenstrasse weiter zum Stadtzentrum. Sofort erkannten wir auch die Kathedrale sofort wieder. Doch bevor wir weiter in Richtung Bahnhof gingen, wollten wir noch unseren Hunger stillen. Bei einer sehr feinen Pizza, mit einer schönen und feinen Deko mit Dattel-Sirup, liessen wir diesen schönen Tag ausklingen. Auf der Heimfahrt mit dem Zug sahen wir viele kleinere Seen und so konnten wir noch ein letztes Bild einfangen. Wir mussten in Strathfield nochmals umsteigen, danach ging’s heim nach Dora Creek zu Jenny und Kali.
Gewitter und Ausflug nach Kurri Kurri, Dienstag, 07. Januar – Bereits in der Nacht gab es ein Gewitter. Am Morgen regnete es immer noch, so entschied ich mich ausnahmsweise gegen Gartenarbeiten, ich bin ja selbständig. Es war merklich kühler geworden. Während Felix ein sieben cm breites Brett abschleifen und grundieren musste, für eine Flickarbeit in unserem Zimmer (Jenny’s Zimmer), ging ich auf die Veranda. Kürzlich hatte Jenny zwei alte Stühle heim gebracht. die unbedingt eine Reinigung brauchten. Ich holte eine Bürste und so konnte ich den gröbsten Schmutz bereits beseitigen. Nach ausgiebiger Reinigung mit Wasser und Lappen, konnte ich das Kunststoff-Polster dann endlich entfernen und separat gut reinigen. Und siehe da – ein helleres Grau kam zum Vorschein. Da ich noch Zeit hatte, fing ich an die Fassade der Veranda zu reinigen. Ich war sehr froh, dass Felix mich tatkräftig unterstützte dabei, so konnten wir diese hellen, sehr dünnen Kunststoff-Lamellen von all dem Schmutz befreien.
Am Nachmittag durften wir einen Ausflug machen mit Jenny. Da wir immer sehr begeistert sind von ihren Arbeiten, meinte sie: «In Kurri Kurri habe ich drei Bilder gemalt, das ist nicht so weit, nur eine halbe Stunde mit dem Auto.» Diesen Vorschlag konnten wir natürlich nicht ablehnen. Wir freuten uns diese Werke vor Ort sehen zu können. Nach 40 Min. waren wir beim ersten Bild, aber noch nicht in Kurri Kurri. Da hatte sie den Auftrag erhalten einen ca. drei Meter hohen Tank (Abwassertank) zu bemalen. Als sie anfangen wollte, sah sie, dass dieser undicht ist. Sie meinte jedoch, dass dies nur Wasser ist, von Abwasser wusste sie nichts. Also musste sie warten, bis dieser Schaden behoben wurde. Auf diesem grossen Bild ist ein «Royal Spoonbill» Königslöffler zu sehen. So schade, dass es gerade hier zu Regnen begann. Trotzdem konnten wir ein paar Fotos machen. Dieser Tank ist sehr grobkörnig, umso mehr Ölfarbe brauchte Jenny dafür.
Danach fuhren wir weiter nach Kurri Kurri, das ist ein ursprünglicher Name der Aborigines, die hatten oft Doppelnamen, wie z. B. auch Woy Woy, usw. Das erste Bild dort hat uns sehr beeindruckt. Dieses Pferd Billi wurde früher für den Kohlentransport eingespannt. Als dieses Pferd dann ausgedient hatte, wurde Billi erschossen. Das tat Jenny sehr weh, warum konnte man ihm nicht einen schönen Lebensabend gönnen? Auf dem zweiten Bild sieht man, dass das Gemälde nicht nur an der Wand ist, sondern auf dem Boden weitergeht. Ebenfalls beim Hebburn Bild.
Das riesige Bild mit dem grossen Vogel, dem «Regent Honeyeater» Regenthonigfresser ist echt spektakulär. Der ist sehr selten. Er ist vom Aussterben bedroht, da viele Bäume gefällt wurden, von denen er sich mit dem Nektar ernährt, das erzählte uns Jenny. Die Fassade ist ca. 11 Meter hoch, und der vergrösserte Vogel im Vordergrund misst ca. 6 Meter. An der Telefonstange hat Jenny ebenfalls seine Krallen gemalt, das sieht man ganz gut auf dem zweiten Bild. Beim ersten ist man der Meinung, dass er sich an der Telefonstange festhält – optische Täuschung, je nach Standort der Aufnahme. So gut gemacht!
Mittwoch, 08. Januar Es regnete immer noch. Jenny musste eine Arbeit erledigen auswärts, so kam sie erst kurz nach 16.00 Uhr heim. Kali war sehr zufrieden, er schlief fast immer. Nur als der Briefträger vorbeifuhr und bei Nachbars anhielt, da bellte er wie wahnsinnig. Er hört schon von Weitem wenn er kommt, da die Bremsen an seinem Moped quietschen. Dann rennt er meist hinaus zum Tor und kläfft den Postboten an. Hoffentlich hat der arme Mann einen guten Gehörschutz!!! Ebenfalls die Nachbarin Mork oberhalb, mag sie nicht. Nur schon wenn er sie drüben sprechen hört, bellt er wie wild, so eigenartig. Auch der geflickte Stuhl konnte Felix zurück ins Wohnzimmer bringen, super stabil, Jenny war sehr zufrieden.
Gegen Abend machten wir Ravioli zusammen. Das war lustig! Das Teig-Rezept hat Jenny von einer Workawayerin aus Polen erhalten. Sie sammelt Rezepte,am liebsten von jedem Workawayer eines. So werden auch wir uns verewigen mit einem Rezept im entsprechende Buch. Den Teig hatte Jenny zuvor bereits zubereitet und nach einer Ruhezeit konnten wir ihn verarbeiten. Wir hatten insgesamt ein Kilogramm Teig. Ein halbes Kilo Teig verarbeiteten wir und die andere Hälfte wurde in den Tiefkühler gelegt für ein anderes Mal. Das grosse Brett kam wieder zum Einsatz, das war ja nicht das erste Mal. Jenny wallte den Teig sehr dünn aus, danach konnten wir beginnen mit Ausstechen und Füllen. Diese Füllung hatte sie auf Lager, die war ebenfalls selbstgemacht. Mein Job war vor allem diese Rondellen zu füllen. Auch Felix half mit, er hat Salzwasser gekocht und die gefüllten Ravioli darin gekocht. Als sie obenauf schwammen, schaute er gewissenhaft auf die Uhr, genau 3 Minuten liess er sie noch im heissen Wasser. Mehr als eine Stunde hatten wir Arbeit für diese selbstgemachten Ravioli. Dieses feine Nachtessen hatten wir alle Drei echt verdient, mit Vegan-Käse von Vegusto aus Neukirch schmeckte uns dieses Nachtessen sehr.
Unser letzter Tag bei Jenny, Donnerstag, 09. Januar – Felix hat an diesem «April-Wetter» Tag (hier nennt man es Melbourn-Wetter!) Jenny’s Fahrradständer für ihr Auto zusammengesetzt, den sie für $ 250.- gekauft hat. Die mitgelieferten Schrauben-Schlüssel für die Montage waren wie ein Kinderspielzeug, erzählte mir Felix. Das Badezimmer benötigte einmal einer gründliche Reinigung, das sah ich schon länger. Doch bei schönem Wetter erledigte ich lieber die Gartenarbeiten. Und zudem war ja vorher Maggie im Haushalt tätig…;-) Als Jenny in der Stube etwas holen wollte entdeckte sie in zwei Schubladen ein geheimes Versteck der Mäuse. Oh, Schreck, die hatten viele Unterlagen angefressen und dementsprechend ein Papier Chaos in den Schubladen hinterlassen. Jenny erzählte mir, dass sie vor einem Jahr ebenfalls Mäuse hatte in der Wohnung, in dieser kleinen Schublade hatten sie ein Nest gebaut mit Teppichfransen. Schön gemütlich warm und weich sollte das Nest sein, das kann ich verstehen. Endlich – am Nachmittag hatten wir wieder Sonnenschein. Sofort wurde es auch wieder wärmer. Am Nachmittag packten wir unsere Koffern, Kali wurde ganz nervös, sie folgte uns fast auf Schritt und Tritt. Ob sie uns vermissen wird? Jedenfalls zeigte sie jedes Mal eine grosse Freude, wenn wir wieder heimkamen von einem Ausflug. Jenny bat mich, das Rezept von diesem feinen «Krautstiel-Kartoffel-Gratin» für sie in ihr kleines Büchlein zu schreiben. Nach dem Nachtessen holte sie ihre sieben Sachen, um mich zu porträtieren, während ich das Rezept schrieb. Natürlich war ich früher fertig, so konnte ich gleich noch ein zweites Rezept aufschreiben, von unserem beliebten Linsen-Reis Eintopf, mit frischen Ananas, Curry und gerösteten Mandelstiften. Unglaublich schnell war Jenny fertig mit diesem „Kunstwerk“. Doch dieses Porträt war noch nicht die letzte Überraschung von Jenny, aber dies wusste ich noch nicht an diesem letzten Abend.