Ruhe vor dem Sturm

Schon früh am Sonntagmorgen, 09.12. brachte Wendy mir eine weisse Tischdecke, um den aufgelösten Saum rundherum wieder zu nähen. Mein Gott, das Nähzeug, das sie mir etwas später dazulegte, ist für diese Arbeit echt nicht zu gebrauchen. Eine Spule  schwarzen Faden und ein paar Röllchen weissen Gummifaden! Habe es ihr kurz danach mitgeteilt, scheinbar sind ihre Augen auch nicht mehr so gut. Während sie mit den neuen Helfer ein Ferienhaus reinigen ging, um sie einzuarbeiten, anvertraute sie mir die Reinigung des Büros. Felix machte unterdessen Ordnung im Materialraum. Übrigens, die beiden jungen Menschen, welche gestern erst hier ankamen, leben Vegan. Somit waren wir beim Nachtessen 5 Vegetarier/Veganer, von insgesamt 9 Gästen. Allgemein gesehen merkt man in Australien nichts vom Sonntag, man hört Rasenmäher, jeder wirkt zu Hause was sein muss, oder worauf man Lust hat. Zum Mittagessen gab es bei uns Bratkartoffeln, Blumenkohl und eine grosse Schüssel gemischten Salat. Georg gesellte sich sehr gerne dazu. Es ist schön, dass er überhaupt nicht heikel ist. Kürzlich gab es an unserem Gemeinschaftstisch Polenta mit einer gemischten Gemüsesauce. Georg hatte keine Ahnung was Polenta ist, aber er ass mit und beurteilte das Essen als sehr gut.

Nach einer unruhigen Nacht erwachten wir am Montagmorgen, 10.12. wie gewohnt, auch ohne Wecker, ziemlich früh. Immer noch prasselte der Regen sehr heftig auf die Palmblätter nieder. Als ich hinaus schaute, sah ich ein grosses Palmenblatt auf dem kleinen Vordach, direkt unter unserem Fenster. Dieses Blatt war also schuld daran, dass ich in der Nacht aus dem Schlaf aufschreckte. Als wir beim Frühstück sassen, diesmal ohne Kaffee, sahen wir Wendy mit einem Kontrollblick durch den Garten gehen. Wir sassen im Halbdunkel, denn wir hatten keinen Strom. Deshalb gab es auch keinen Kaffee und kein Toastbrot. Wir gaben uns mit einem frischen Orangensaft und einem Birchermüesli zufrieden. Ohne Strom waren wir schon ein bisschen aufgeschmissen, wir konnten heute Morgen deshalb nicht waschen und bügeln. Die einzige Arbeit die wir erledigen konnten, war: Ausschuss-Badetücher zu Putzlappen schneiden. Erst kurz vor 15.00 Uhr, nach ca. 12 Sunden, erhielten wir den Strom wieder zurück.

Am Dienstagmorgen, 11.12. haben wir uns beinahe verschlafen, kein Wunder, auch diese Nacht war wetterbedingt wieder ziemlich unruhig. Beim Frühstück setzte sich Georg zu uns. (Übrigens, auf dem neusten Arbeits-Wochenplan ist er nicht mehr aufgeführt.) Er erzählte uns, dass er heute eine Verabredung habe, denn er suche einen anderen Platz. „Wendy schmeisst niemanden raus, auch wenn er nur zwei Stunden arbeitet“, sagte er lächelnd. Felix und ich kamen ganz schön voran mit der Wäsche. Es macht uns jetzt richtig Spass. Ganz allein mangte er alles, legte unzählige Badetücher und weitere Frotteewäsche zusammen. Ich schaute nur, dass die Maschinen stets beschäftigt waren. So kam ich sogar dazu von Hand den Tischtuchsaum, wenigstens eine Seite, gut 2 m,  zu nähen. Das war gar nicht so einfach, mit stumpfen Nähnadeln (obwohl sie neu sind) braucht es viel Kraft, um den Stoff zu durchstechen. Schon bald holte ich meine eigene Nähnadel, damit ging es bedeutend besser. Am Schluss kamen wir sogar noch dazu die Wäschesäcke, welche bis anhin nur unter den Tisch geworfen wurden, etwas zu ordnen.

Am Nachmittag als Georg zurückkam fragte Felix: „Bist du glücklich?“ …was er dann aber verneinte. Am Abend fragte er, ob er von seinem Geld $ 50.- zurück haben könnte. „Ich gehe nicht ins Casino damit, ich möchte morgen einen zusammenklappbaren Hocker kaufen für meine Auftritte am Sonntag.“ Letzten Sonntag konnte er ja nicht auftreten, da es den ganzen Tag geregnet hat. Gestern habe er sich mit seinen letzten fünf Dollar ein T-Shirt gekauft, erzählte er weiter.

Der Mittwoch, 12.12. fing ganz ruhig an. Unser Zimmer ist direkt über dem Wäsche und Bügelraum. Deshalb fragte uns unsere Tochter: „Verleitet es nicht dazu, bereits vor dem Frühstück schon mit Waschen zu beginnen, bei einem so kurzen Arbeitsweg?“ Das stimmt durchaus. Heute Morgen habe ich alle vier Waschmaschinen mit Schmutzwäsche gefüttert, bevor wir frühstückten. Noch nicht ganz fertig mit Kaffeetrinken, stand Wendy aufgeregt an der Türe: „Könnt ihr heute bitte in der Villa nebenan beim Reinemachen helfen? Dort sieht es ja schrecklich aus. Der Sturm hat nicht nur den Garten verwüstet, sondern auch den riesigen Sitzplatz. Ebenfalls in die Wohnung hat der Wind einiges geblasen und bereits um 11 Uhr wird der Eigentümer kommen.“ So blieb unsere Wäsche eben in der Maschine liegen, bis wir wieder zurückkamen. Der Besitzer kam ganz pünktlich an, (wir Alle komplett verschwitzt) als wir dabei waren, alle Putzmaterialien im Auto zu verstauen. Obwohl es die Australier sonst absolut nicht ernst nehmen mit der Pünktlichkeit.

Am Donnerstag, 13.12., schon bald nach dem Frühstück, brachte Wendy verschiedene zusätzliche Arbeiten für uns/mich. Mit dieser Arbeit konnte ich Felix nun wirklich nicht begeistern. Ein mehrfach zerrissenes Moskito-Netz, wie auch einen  zerfetzten Tüllvorhang „durfte“ ich flicken. Sehe ich eigentlich so aus, als würde ich gerne (solch unsinnige Sachen) flicken? ;-)) Es gibt immer allerhand fleckige Wäsche. Die von Felix mit Zitronensaft behandelten Rost-Flecken bei der Frotteewäsche sind weg, was für ein schöner Erfolg. Auch die beiden Gartenkissen-Bezüge welche ich mit Vanish-Fleckenmittel eingelegt hatte, sehen fast aus wie neu. Genug gearbeitet. Am Feierabend machten wir einen Spaziergang zur Flussmündung, in der Hoffnung dort einem Krokodil zu begegnen. Die jungen Französinnen hatten kürzlich mehr Glück gehabt. Draussen im Meer war ein grosses Schiff zu sehen, es war ziemlich weit weg. Wir vermuteten, dass es ein Kreuzfahrtschiff sein könnte, was durch das Foto auch bestätigt wurde.

Da ging ein Fischer mit seinem Sohn über die grossen Steinbrocken hinunter zum Wasser, er brachte eine Art Korb-Netz hinauf und irgendetwas bewegte sich da drinnen. Wir gingen in die Nähe, um diesen Fang zu begutachten. Auch seine Frau und die Tochter kamen herbei. Drei Krebse hatten sie gefangen, einer davon war riesig gross und noch grösser des Fischers Freude. Die Frau fragte uns ob wir Krebse auch gerne essen. „Oh, nein, wir sind Vegetarier“, war meine Antwort und sie musste lachen. Diese Familie kam von der Westküste Australiens, aus Perth.

Freitagmorgen, 14.12. im Zimmer neben uns hörten wir schon ziemlich früh Gisel, unsere neue Mitbewohnerin, die spät am Abend zuvor eingezogen ist. Sie kommt aus Chile und wird während drei Monaten hier arbeiten. Heute schafften wir es nicht nach Feierabend auf einen längeren Spaziergang, die Mücken waren so angriffslustig, dass wir es absolut nicht lustig fanden und bald umkehrten. Die erste Zeit hatten wir nie Mücken, erst seit ein paar Tagen. Seit dem Regen, lassen uns diese Tierchen keine Ruhe mehr. Und es soll noch weitere Niederschläge geben, deswegen sind sie vielleicht so wild.

Heute Samstag, 15.12. ist wieder unser freier Tag, und wieder hatten wir Pech. Denn wir wollten, zusammen mit den beiden Chilenen, etwas unternehmen. Da für unsere Gegend heftiger Regen vorausgesagt wurde, war es nicht einfach etwas zu planen. Die Einen sprachen sogar von einem Sturm (Cyclon), der uns stärker treffen sollte, als letzten Sonntag. Andere wiederum meinten, es käme kein Sturm, der verschiebe sich etwas mehr in südliche Richtung. So entschieden wir uns nur nach Port Douglas zu fahren, die Kollegen zum Mittagessen und wir zum Einkaufen. Schon bald fing es an zu regnen, ein warmer Regen. Wir konnten uns wunderbar von einer Überdachung zur anderen retten. Als kleines „Trösterli“ gönnten wir uns eine Glace, übrigens meine erste hier. Beim heutigen Mitarbeiter-Nachtessen werden wir nur acht Gäste sein. Das ist sozusagen die Ruhe vor dem Sturm.

Herausforderndes WG-Leben

Sonntagmorgen, 02.12. um 09.00 Uhr (so pünktlich natürlich nicht) schauten wir wieder in dieselben verschlafenen Gesichter, wie vor einer Woche. Nach dem Essen gestern Abend gingen die Jungen selbstverständlich noch in den Ausgang bis…, ja, wir waren ja auch einmal jung. Wir machten nach der Arbeit einen Spaziergang dem Meer entlang. Jetzt konnten wir Wendys Haus einmal vom Strand her betrachten. Da, auf ihrer Veranda findet samstags jeweils das gemeinsame Nachtessen statt.

Etwas später trafen wir Georg, er lag in der Hängematte hinter „unserem“ Strandhaus. Ich durfte ihn sogar fotografieren, mit dem Deal, dass er auch von uns ein Bild machen dürfe.  Es war wunderschön weiter dem Meer entlang zu schlendern, immer wieder die warmen Wellen über die Beine fliessen zu lassen, unheimlich warm empfand ich das Wasser diesmal.

Im Hintergrund, Bildmitte, ist unser Strandhaus zu sehen

Montag, 03. 12. erlaubten wir uns ziemlich viele Badetücher für Putzlappen zu zerschneiden. Wir hatten riesige Stapel Wäsche zum Ordnen, welche nur noch fürs Personal gebraucht werden darf. Erstens haben wir sowieso zu wenig Platz und zweitens sahen viele Badetücher usw. so fleckig aus, dass wir den Mut hatten diese auszumustern. Nach einer kleinen Zwischenmahlzeit gingen wir auf dem schmalen, sandigen Weg dem Haus entlang in Richtung Strässchen. Nahe unserer Küche entdeckte Felix ein Loch mitten auf dem Weg, Durchmesser ca. 25 cm und gut einen Meter tief (vermutlich unterspült worden), auf dem Grund war übelriechendes Wasser. Felix meldete diese Gefahrenstelle sofort im Büro, welches im selben Haus ist. Als Felix zurückkam sagte er: „Im Büro arbeiten tatsächlich vier Leute…, über diesen Schaden habe ich Wendy informiert.“ Als wir von unserem Spaziergang zurückkamen, war ein Lieferwagen auf dem Parkplatz. Wendy erzählte uns, das Loch sei soeben zubetoniert worden.

Weihnachtsdekoration bei den Nachbarn

Zusammen mit Georg nahmen wir am Dienstag, 04.12. das Frühstück ein. Dabei fragte er uns: „Wie lange bleibt ihr noch da?“ Noch fünf Wochen, war unsere Antwort.  Er legte ein paar Geldscheine hin mit der nächsten Frage: „Könnt ihr für mich dieses Geld aufbewahren, es sind 250.- Dollar, sonst gehe ich nur ins Casino damit.“ Er habe nie gerne viel Geld auf sich, sonst müsse er spielen. Schulden habe er jedoch noch nie gemacht. Möglicherweise bleibt er nicht mehr so lange hier, er meint, es sei ihm da zu heiss. Da Pepi heute ihren freien Tag hatte, übernahmen wir wieder die Wäscherei. Als ich erneut Wäsche in die Maschinen brachte, kam plötzlich etwas geflogen. In meiner Nähe war ein grasgrüner Frosch. Wir schauten uns ein Weilchen an, er bewegte sich überhaupt nicht, auch nicht die Augen. Ich wurde unsicher und kam auf die Idee, dass mir vielleicht jemand aus Nachbars Garten Angst machen wollte mit diesem Plastik-Frosch. Zu Felix sagte ich etwas später auch: “Komm schaue mal, wahrscheinlich wollte mir ein Nachbarskind mit diesem Spielzeug-Frosch einen Schreck einjagen.“ In diesem Moment sprang der Frosch doch tatsächlich davon, es war ein lebendiges Tier. Am Feierabend las ich, dass dies ein „Grüner Baumfrosch“ ist. Und, dass dieses Tier dem Menschen gegenüber keine Scheu zeigt, das habe ich bemerkt. Es sollen sehr gute Kletterer sein, er findet auch auf glatten Flächen guten Halt. Es war somit kein Kinder-Scherz!

Was wir am Mittwoch, 05.12. erlebten, das hatte es  zuvor noch nie gegeben. „Was ist denn da passiert, ein Wunder, es ist ja Ordnung in der Küche“, sagte Felix spontan, als wir in die Küche kamen. Die  sieht normalerweise ziemlich chaotisch aus. Das benutzte Geschirr steht überall herum, Brosamen, Gewürz, Kaffeepulver, Fruchtrückstände usw. findet man ebenfalls auf der Abdeckung. Dazu die Gewohnheiten unserer Mitbewohner:   Corrigan, er bratet Speck mit Ei in der Bratpfanne und alles ist mit Fett bespritzt. Manchmal schmiert er sich auch zwei Toast und legt gebratene Fischstäbchen dazwischen. Georg, auch er liebt Fischstäbchen, ja, aber es hat genau noch eines übrig für ihn. Ein Stück Fleisch wird dann auch noch in die Pfanne geworfen. Wenn es noch einen Rest hat, von unserem Kartoffel-Gemüsegratin oder sonst etwas vom Vortag, dann ist er stets ein dankbarer Abnehmer. Manchmal kocht er einfach eine Pfanne voll geschnittener Schalen-Kattoffeln. Pepi, sie ist die Schnellste mit „Kochen“, ein Geschirr voll Müeslimischung rührt sie mit Milch an und fertig, oder ein Toastbrot mit einem süssen Aufstrich und schon verschwindet sie wieder aus der Küche. Den Herd oder den Ofen beansprucht sie nur spät am Abend, wenn sie ein süsses Gebäck herzaubert, das Dessert für am Samstagabend.

Durch einen extrem lauten Knall wurden wir am Donnerstagmorgen, 06. 12. um 02.00 Uhr aus dem Schlaf gerissen. Ein Gewitter, begleitet von einem heftigen Regen, raubte uns den Schlaf. Nur kurze Zeit war es draussen etwas ruhiger, und schon war das Gewitter wieder zurück mit einem genau gleichen Getöse. Als ich aufstand bemerkte ich, dass es bei uns im Zimmer ein paar Wasserrinnen hatte, welche der Wand entlang bereits ihren Weg ins Zimmer suchten. Mit einem Ausschuss-Badetuch konnte ich das Wasser einfangen. Im Laufe des Morgens kam ein Handwerker und betrachtete den Schaden. Hoffentlich konnte er auf dem Dach etwas bewirken. „Melden Sie es Wendy, wenn es noch nicht gut ist“, meinte er, als er sich von uns verabschiedete.

Unser Vorbild fruchtet nicht, denn die schmutzige Pfanne vom Vorabend, stand am Freitagmorgen, 07.12. immer noch genauso da.

Georg blieb heute einfach zu Hause und sass gemütlich vor dem Haus beim Kaffee. Er sagte zu Felix: „Ich arbeite nicht mehr mit Corrigan zusammen, der nervt mich extrem.“ Später, als Charlene, unsere Chefin, ihn rumsitzen sah, erteilte sie ihm spontan Arbeiten bei uns im Garten. (Die hätte er eigentlich schon längst selber sehen müssen.) Wir sind gespannt was passiert, denn ein paar Tage zuvor kamen die Gartenarbeiter viel zu früh von einer Villen-Gartenpflege zurück und wurden deswegen gerügt. Am folgenden Tag zeigte er Wendy unseren Kühlschrank und sagte ziemlich aggressiv: „Wir haben nichts mehr zu essen, der Kühlschrank ist leer.“ (Mit dem Vorrat im Kühlschrank und im Küchenschrank hätte man zu diesem Zeitpunkt noch einige Mahlzeiten herrichten können.)

Als wir aufstanden am Samstag, 08.12. war der Himmel ganz schön blau, doch leider veränderte sich dies bald. Trotz Bewölkung erlebten wir heute 30°C und nachts kühlt es jetzt jeweils auf 25 Grad ab. Im Nebenzimmer war Pepi auch schon früh am Rumoren, denn sie verliess uns heute. Fünf weitere Helfer verabschiedeten sich ebenfalls. Wir freuten uns auf Samstag, um an unserem freien Tag zur Mossman Gorge, im südlichen Daintree Nationalpark, zu gehen. Da es die letzten paar Nächte geregnet hatte, meinte Hans es sei zu nass dort und somit zu gefährlich. So brachte er uns, auf unsere Anfrage hin, nach Mossman, damit wir dieses Dorf genauer ansehen konnten. Beim Samstags-Markt stiegen wir aus. Wir beobachteten gerne eine ältere Frau beim Musizieren. Sie erlaubte mir ein Bild von ihr zu machen, wobei ihre Augen auch beim nächsten Stück wieder ganz vertieft ins Notenheft blickten.

Beim Spaziergang entdeckten wir einen hohen Baum mit unzähligen Baum-Vogelnester. Es war spannend dem Federvieh zuzuschauen. So wie wir beobachten konnten, war das Schlupfloch stets seitlich. Es war ein lautes  Gezwitscher, denn alle Eltern waren am Füttern der Jungen.

Dann schlenderten wir weiter zur Katholischen Kirche, so einen Baustil hatten wir noch nie gesehen. Vergebens versuchten wir Hans zu erreichen, um uns, wie abgemacht wieder abzuholen. Oh, da fuhr er gleich an den Strassenrand, er hatte uns erkannt. Er hatte bereits zwei neue Helfer im Auto, so führte er diese zuerst heim und holte uns danach ab. Er erzählte uns alsdann, dass dieses junge Paar in der Nähe von Hamburg zu Hause ist. Wir werden sie heute Abend beim Nachtessen bei Wendy kennen lernen.

Erinnerungsfoto, zur Verabschiedung von sechs Helferinnen und Helfer

Georg, der Strassenkünstler und ein heftiges Gewitter

Viele müde Gesichter trafen sich am Sonntagmorgen, 25.11. in der Wäscherei. Das Nachtessen bei Wendy am Abend zuvor war wunderbar. Als Felix und ich in ihr Haus kamen, welches ganz in unserer Nähe ist, war erst die Französin Lea dort. Wir konnten alle drei Wendy helfen auf der Terrasse die Tische fertig zu decken. Gläser, Servietten, sowie Besteck sollten noch gedeckt werden für die Helfer-Familie. Auch Stühle brauchte es noch ein paar mehr, denn bei diesem Essen waren 13 HelferInnen, zwei junge Frauen aus Frankreich kamen erst ein paar Stunden vorher hier an. Zusammen richteten wir die Salatteller und Felix brachte diese zum Tisch. Kaum fertig damit trudelten alle andern ein und man begab sich zu Tisch. Nach dem Salat wurde ein Teller mit Reis, Aubergine und Hühnchen serviert. Für die drei Vegetarier natürlich ohne Fleisch. Zum Dessert genossen wir alle die exotischen Früchte, Käse und das selbstgemachte Gebäck von Pepi. Es war ein sehr gemütliches Beisammensein. Hans, als Familien-oberhaupt strahlte richtig, er ist ein zufriedener, gemütlicher „Papa“. Zurück zu den müden Gesichtern. Die jungen sassen nach der Heimkehr von Wendy scheinbar noch bis um 03.30 Uhr morgens zusammen. Deshalb erschienen sie mit ziemlich kleinen Äugelein zur Arbeit. Felix und ich „durften“ wieder bei Pepi in der Wäscherei weiter Ordnung schaffen, so einfach ist das aber gar nicht, denn der nötige Platz fehlt. Da wir Pepi bald vertreten werden, erklärte sie uns kurz die verschiedenen Waschmaschinen und die Trockner. Felix machte seine ersten Erfahrungen mit der Wäschemangel.

Georg hatte frei und so versuchte er sein Glück als Strassenkünstler in Port Douglas. Von Kopf bis Fuss in Silber eingehüllt steht er jeweils als leblose Statue da und verdient dabei etwas Geld. Heute Sonntag stand das Glück jedoch nicht auf seiner Seite. Die Menschen suchten eher eine Abkühlung, und auch ihm war es zu heiss in seinem Gewand. Deshalb kam er ziemlich früh schon wieder zurück. Ein andermal hatte er uns dazu verschiedene Geschichten erzählt, denn er tritt schon länger als Strassenkünstler auf.

Süsskartoffeln von Georg kreativ bemalt

Diesmal hatte Pepi zwei Tage frei, deshalb war am Montag, 26. 11. niemand in der Wäscherei. Wir fuhren heute zu viert ins Hinterland von Port Douglas, zur Villa Mali-Mali. Dort oben hat man eine sensationelle Aussicht in die Berge wie auch zum Meer. Diese Villa kostet übrigens pro Nacht nur $950.-, aber da fehlt wirklich nichts.

https://www.executiveretreats.com.au/accommodation/mali-mali/

Wir machten in Tasmanien die Erfahrung, dass in jeder Küche ein gutes Rüstmesser fehlt. Deshalb nahmen wir vier davon aus der Schweiz mit, für jede Gastfamilie ein Rüstmesser, wie auch ein Sparschäler. Hier profitiert unsere WG davon. Corrigan, der Kanadier schwärmte richtiggehend von diesem Messer und sagte: „Seit ich dieses Messer entdeckt habe, nehme ich stets dieses.“ Wir schmunzelten, als wir sahen, dass er sogar am Tisch sein Fleisch und die Nudeln damit schnitt. Wendy erzählte uns, dass heute mit 40°C in Cairns der heisseste Tag war zu dieser Jahreszeit. Das hätte es in der Geschichte noch nie gegeben. Wir merkten jedoch nichts Aussergewöhnliches, denn nass sind wir eigentlich beständig. Egal, diese Wärme finde ich herrlich! Am Nachmittag war es richtig schön am Meer, es ging eine angenehme Brise. So genossen wir es bestimmt zwei Stunden, natürlich unter den Bäumen. Bei dieser aussergewöhnlichen Wärme hielten es die Flughunde (flying fox) nicht mehr aus, sehr viele fielen tot von den Bäumen. Vor allem in Cairns, wie wir hörten.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Graukopf-Flughund

Das Frühstück vom Dienstag, 27.11. konnte ich nicht so richtig geniessen. Denn wir wollten, dass die ganze Bettwäsche schön auf dem Tisch bereit lag, wenn die zwei Teams diese abholen kamen. Alles klappte aber wunderbar. Die Waschmaschinen und die Tumbler liefen alle auch auf Hochtouren. Bis am Mittag waren die Wäscheberge versorgt. Zugegeben, wir hatten bereits gestern einiges gewaschen. Felix konnte doch nicht warten, bis er Mangeln durfte.

Im Laufe des Nachmittags gab es ein Gewitter. In unserem Garten stürzte sogar eine Palme und beschädigte das Dach leicht. Felix schaute nach und sah, dass diese Palme hohl war. Hans begutachtete die Situation ebenfalls und meinte: „Morgen wird ein Spezialist kommen, um die Palme wegzuräumen.“ Als wir zu kochen begannen, gab es einen längeren Stromunterbruch. So mussten wir warten, nicht einmal rüsten konnten wir, es war zu dunkel. Georg genoss es dann sichtlich wieder mit uns essen zu dürfen.

Schon ziemlich früh am Mittwochmorgen, 28.11. hörten wir einen Motorsägelärm. Das war ein Fachmann, welcher die gestern umgefallene Palme zersägte. Georg hatte den Auftrag alle herumliegenden Äste in unserem Garten einzusammeln, damit es wieder Ordnung gibt. Während wir wieder in der Wäscherei weiter Ordnung schafften. Charlene meinte: „Oh, sieht das schön aus, jetzt bin ich richtig glücklich“, darauf brachte sie uns Beschriftungen, um die bereits fertigen Wäsche-Stapel neu zu kennzeichnen. Bereits um 14.00 Uhr setzten wir unsere Hüte auf und zottelten zum Strand. Da lagen auch etliche Palmblätter am Boden, durch das gestrige Gewitter. Der Sandstrand war diesmal ziemlich schmal und die Flut-Wellen etwas lebendiger. Nach einer Weile entdeckten wir draussen im Meer erstmals etwas für uns Unbestimmtes. Eine Frau, die mit ihrem Hund dem Strand entlang spazierte, sagte mir, dass dies zwei kleine Inseln sind, die Snapper-und die Woody Insel.

Am Donnerstag, 29.11.  kurz nach acht Uhr, als wir vom Frühstück hinauf in unser Zimmer kamen, polterte es auf dem Dach. Das war der Spengler, er reparierte schon das demolierte Balkon-Dach. Wieder durften wir im „Kühlraum“ wirken, so erleben wir die Wäscherei, denn die wird auf 25°C runtergekühlt. Als die Kolleginnen und Kollegen vom Putzen zurückkamen, sahen sie aus, als wären sie schwimmen gewesen. Auch Charlene besuchte uns tropfend. Sie war wieder ganz begeistert von unserem Aufräume-Werk und sagte ganz euphorisch: „So schön hat es hier noch nie ausgesehen, noch gar nie.“ Am Abend, nach dem Nachtessen, klopfte es bei uns an die Küchentüre und Wendy trat ein. In der einen Hand einen grossen Bund Orangen und in der andern Hand eine Einkaufstasche. Ich war soeben dabei den Kühlschrank wieder zu reinigen.  Denn Corrigan, unser WG Kollege aus Kanada, hatte tatsächlich Fleisch in einer Folie ins Gemüsefach gelegt. Die Karotten und Peperoni hätten in absehbarer Zeit schwimmen können. Felix half Wendy den gesamten Einkauf im Auto zu holen und ich versorgte alles. Als Felix eine grosse Toblerone-Schokolade entdeckte strahlte er wie ein Glückskäfer. Nach diesem Bettmümpfeli kann er sicher gut schlafen.

Am Freitag, 30.11. starteten wir nochmals in der Wäscherei. Nach Feierabend verpflegten wir uns nur mit einer Kleinigkeit, wir kochen selten am Mittag. Da kam Wendy wieder zu uns und brachte eine ganze Tasche voll Bananen. Früchte für Zwischendurch geniessen wir jeweils sehr. Man muss aber stets auf der Hut sein, damit sie nicht verderben, bei diesen hohen Temperaturen. Später kochten Felix und ich Teigwaren an einer Tomatensauce und Salat. Georg, wie auch Corrigan nahmen die Einladung gerne an. Sie schätzen es jedes Mal wenn sie von den „Eltern“ bekocht werden. Die beiden Männer besorgten danach zusammen das Saubermachen der Küche. Als ich später unsere Wäsche in die Maschine brachte war Pepi in der Küche und machte einen Pizza-Teig, wahrscheinlich für morgen bei Wendy. Später war sie dabei noch einen Dessert zu machen, sie backt sehr gerne. In einer Woche wird sie unsere WG verlassen, wie übrigens auch Corrigan. Wir sind gespannt, wie lange wir danach nur noch zu dritt sind in unserer WG.

Hans chauffierte uns am Samstag, 01.12. nach Port Douglas, ca. ½ Autostunde von uns entfernt.  Zuerst fuhr er mit uns durchs Städtchen, zeigte uns den Hafen, den Strand und danach lenkte er hinauf zum Aussichtspunkt.

Dann verabschiedete er sich, und wir vereinbarten zu telefonieren, wenn wir wieder zurück fahren möchten. Wir  schlenderten zum Strand hinunter. Dort hätten wir sogar im Meer baden können, jedoch in einem schützenden Netz. Wir stiegen hinauf in Richtung Aussichtsturm, auf dieser Seite hatten wir eine tolle Sicht zum Strand.

Danach bummelten wir durch die Einkaufsstrasse, wo Felix sogar noch ein paar Shorts kaufte. Vorbei an der beliebten Hochzeitskirche, laut Hans werden da manchmal sechs Paare pro Tag getraut, gingen wir zum Hafen, um dort einzukehren. Der Durst hatte sich schon wieder bemerkbar gemacht und unser Wasservorrat  im Rucksack war inzwischen wärmer geworden. Das Glas wurde beinahe aufgefüllt mit Eis, aber zusammen mit unserem Getränk schmolz es nur so dahin. Beim Hafen war nicht viel Betrieb, scheinbar kommen die Ausflugsschiffe erst um 16.00 Uhr zurück. Es klappte wunderbar mit Telefonieren und Hans brachte uns wieder nach Hause. Unterwegs zeigte er uns wieder dies und jenes und er vergass auch nicht uns an das bevorstehende Nachtessen bei ihnen zu Hause zu erinnern.

Die erste Woche am Newell Beach

Bevor wir am Dienstagmorgen, 20. 11. wieder nach Port Douglas fuhren, holten wir in der Wäscherei die für uns nötige Wäsche fürs Ferienhaus. Diesmal waren wir mit zwei Männern aus Chile zusammen. Bis nach Port Douglas fährt man ca. ½ Stunde. In diesem Gebiet sieht man sehr viele Zuckerrohrfelder und in der Ferne ist der Daintree-Nationalpark zu erkennen. Wieder zurück von unserem Tageswerk plauderten wir ein Weilchen mit unserem 53 jährigen Mitbewohner Georg. Auf dem Papier ist er Deutscher, fühlt sich jedoch nicht danach. Zu unserem Vorteil spricht er immer englisch mit uns, deutsch mag er gar nicht. Gegen Abend machten wir einen Spaziergang zur nahen Flussmündung und dem Strand entlang bummelten wir wieder zurück zu unserer Unterkunft.

Als wir am Mittwochmorgen, 21. 11. die erforderliche Bettwäsche in die Säcke packten zum Mitnehmen, kam gerade Wendy um die Ecke mit zwei vollen Taschen die sie in unsere Küche brachte. „Alice kannst du mir bitte helfen das Auto auszuräumen und danach kannst du die Sachen alle versorgen?“ Beim Auto angelangt fragte ich sie welche Taschen für uns sind. Schmunzelnd antwortete sie: „ALLE!“ Da war ich schon fast geschockt. Gemeinsam trugen wir die vollgestopften Taschen in die Küche. Kartoffeln, Zwiebeln, Käse, Jogurt, Milch, Karotten, Rotkabis, Salat, Knäkebrot, verschiedene Früchte, Teigwaren usw, usw…, ich wusste fast nicht wohin mit all dieser Ware. Die „Guetzli“ werden bestimmt zuerst verschwinden in unserer WG.

Als ich alles versorgt hatte, ging ich in die Villa direkt neben uns, dort hatte das Team bereits mit dem Bettenbeziehen angefangen. Vier Doppelzimmer, eine riesige Wohnküche und entsprechend viele Nassräume durften wir in Ordnung machen. Der Ausblick von der Wohnküche ist einmalig, Pool und Meerblick inmitten von Palmen.  Traumhaft schön.

Preis pro Nacht $950.00 ($2,850 für min. 3 Nächte)

https://www.executiveretreats.com.au/accommodation/renewell/

Anschließend kochten Felix und ich, wir hatten auch Pepi und Georg zum Essen eingeladen. Gemütlich sassen wir zusammen beim späten Mittagessen. Georg, unser Lebenskünstler, erzählte von seinen Volontär-Erfahrungen in aller Welt. Von was er lebt und seine Reisen finanziert, ist uns jedoch noch ein Rätsel. Er ist einfach froh, wenn er ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen hat. Das Rauchen finanziert er mit PET-Flaschensammeln. (angeblich bekommt er 10 Cents pro Flasche)

Am Donnerstag, 22.11. wurde der ganze Plan auf den Kopf gestellt. Da die Flugzeuge in Sydney wegen zu starkem Dunst nicht starten und landen konnten, gab es eine Verschiebung mit Gästen. Heute lernten wir Charlene kennen, sie ist die Verantwortliche für unsere Teams. Übrigens, einige arbeiten hier einen Monat als Volontär und danach zwei Monate als Festangestellte, vor allem diejenigen mit einer Arbeitsbewilligung aus Chile oder Argentinien. Heute musste Felix das erste Mal mit einem Team-Auto fahren, denn den Teams stehen 3 Kombis zur Verfügung. Hier können wir sehr gut entspannen. Am Feierabend gingen wir in den Park am Meer, da war es richtig angenehm zum Lesen. Diesmal habe ich den Lesestoff nicht vergebens mitgenommen. Wie ich schon zu Hause gegoogelt habe, sollte man hier nicht schwimmen gehen, es gibt in den Sommermonaten oft tödliche Quallen, auch Krokodile könnte es haben. Vielerorts sind Warntafeln aufgestellt. Das ist echt schade, aber keine Angst, wir sind nicht so mutig, obwohl es mich heute Abend schon gelockt hätte.

Bei uns wird jeden Tag gewaschen. Heute Freitag, 23. 11. durften wir in der Wäscherei mithelfen. Das heisst, Felix und ich sollten etwas Ordnung in diesen sehr überfüllten Raum bringen. Die 22 jährige Pepi, die Argentinierin, ist für die Wäscherei zuständig. Die Waschmaschinen stehen draussen neben der Türe und die sind täglich mehrere Stunden in Betrieb. Wir hatten es sehr angenehm, denn in diesem Raum gibt es eine Klimaanlage. Später spazierten wir dem Meer entlang, diesmal bei Ebbe, da waren ein paar Sandbänke zu sehen. Den Heimweg gingen wir auf dem Natursträsschen. Vorbei an einigen Ferienhäusern gelangten wir zum Spielplatz. Dort liessen wir uns nieder zum Lesen. Zwischendurch ging ich mit dem Fotoapparat auf die Pirsch. Ich hatte Glück, den wunderschönen, grün glitzerigen Loris-Papagei konnte ich bei seiner Nektarsuche einfangen. Dieser Vogel lebt von Nektar, deshalb heisst er auch Honigpapagei.

Am Samstag, 24.11. erwachten wir wieder sehr früh, die Vögel gaben uns ein Konzert. Diesen freien Tag wollten wir nutzen, um nach Mossman zum Markt zu gehen. So machten wir uns gleich nach dem Frühstück zu Fuss auf den Weg. Wir versuchten Autostopp zu machen. Denn es wäre nicht sehr schön diese sechs Kilometer der Strasse entlang zu gehen. Das vierte Auto stoppte, es war Charlene, die Chefin. Ziemlich müde erzählte sie: „Gestern Nacht arbeitete ich für eine Hochzeit und danach konnte ich nicht schlafen. Diesen Morgen tankte ich in Mossman. Nun hat die Polizei telefoniert und berichtete, ich hätte das Benzin nicht bezahlt. Sehr entsetzt darüber, dass mir so etwas passieren konnte, bin ich jetzt auf dem Weg, um meine Schulden zu begleichen.“ Das war unser Glück, so schlenderten wir schon bald auf dem Markt umher. Da gab es frische Früchte, Gemüse, Kleider wie auch Handarbeiten. Wir schauten einem Verkäufer zu wie er geschickt mit einem Buschmesser, (Machete) die Kokosnüsse zuspitzte, um die Milch daraus trinken zu können.

Danach gingen wir noch im Woolworths Supermarkt einkaufen. Da sahen wir rot markierte Bananen, Bio für $ 10.- per Kg, doppelt so teuer wie die „weniger gesunden“.

Bevor wir uns auf den Heimweg machten gingen wir zum kleinen Park am Fluss. Viele Familien, besonders die Kinder, vergnügten sich im erfrischenden Nass. Da stand sogar ein belegter Picknicktisch im Wasser. Ein kühlendes Fussbad während dem Essen, das ist bestimmt sehr wohltuend.

Nach einer Weile machten wir uns auf den Heimweg. Zum Glück hielt auch jetzt wieder ein Auto an und die Fahrerin brachte uns bis zur Abzweigung zum Newell Beach. Vorbei am Golfplatz gingen wir die letzten 2 km noch zu Fuss. Schon bald bremste ein heller BMW. Wer hielt denn da, ohne, dass wir darum ersuchten? „Ah, das ist ja Wendy, sagte Felix.“ Sie wollte nicht, dass wir bei dieser Wärme zu Fuss gehen mussten. Bei dieser Gelegenheit hat sie uns noch daran erinnert, dass um 19.15 Uhr das traditionelle Abendessen für alle Mitarbeiter bei Wendy und Hans stattfindet.

Reise nach Australien und die ersten Tag danach

Es war ein nebliger Morgen, Donnerstag, 15. November 2018, als unsere Nachbarin uns um halb acht Uhr abholte und zum Bahnhof chauffierte. Während der Zugfahrt nach Kloten waren wir noch etwas müde, die vorige Nacht hatten wir nicht sehr gut geschlafen. In Kloten mussten wir uns ziemlich beeilen, denn wir hatten keine zwei Stunden Zeit zur Verfügung. Bis alles erledigt war, konnten wir gleich ins Flugzeug einsteigen. Der lange Flug nach Singapur war sehr angenehm und ruhig. Wir wurden auch sehr verwöhnt von der Crew, es gab sogar eine Möwenpick-Glace zum Dessert. Bei mir machte sich kurz vor unserer Zwischenlandung in Singapur eine Migräne bemerkbar. Der Schmerz steigerte sich so schnell während der Wartezeit, dass ich zu einem Medikament griff. Eine Maschine der Silkairway brachte uns dann nach Cairns im Norden Australiens. So kamen wir gegen Abend des 16. 11. im Hotel Bay Village in Cairns an, nach ca. 25 Reisestunden. Die Müdigkeit plagte uns nicht allzu sehr, so unternahmen wir noch einen Abendspaziergang.

Samstag, 17. 11. Bei einem Stadtbummel organisierten wir für unser altes Smartphone eine australische Simkarte, jetzt sind wir gut vorbereitet. Die Promenade gefiel uns so gut, dass wir wahrscheinlich einige Kilometer dort zurücklegten. Wir hatten auch grosse Freude beim super eingerichteten Spielplatz, wie auch am wunderschönen, öffentlichen Pool am Meer.

Für Sonntag, 18. 11. hatten wir den 15.00 Uhr Port-Douglas-Bus reserviert. Dieser Bus fährt nicht sehr oft, ohne Reservation hat man keine Chance mitfahren zu können. So hatten wir noch genügend Zeit vorher das Aquarium in Cairns zu besuchen. Es war sehr eindrücklich zu sehen, was da alles für Tiere im Australischen Gewässer leben. Wunderbare bunte Fische, wie aber auch furchterregende, hässliche Krebse.

Pünktlich um 15.00 Uhr warteten wir beim Hotel auf den Bus, der dann mit 20 Min. Verspätung endlich erschien. Nach gut einer Stunde stiegen wir in Port Douglas aus. Unser Gastgeber Hans wartete bereits auf uns. Während der Fahrt nach Hause, zum Newell Beach, in der Nähe von Mossman, erfuhren wir von Hans, dass er 81 Jahre alt ist und seine Frau Wendy erst 66 Jahre. Die beiden Gastgeber verwalten ca. 60 Beach-Häuser, teilweise auch Villen, nicht wie wir meinten nur ein paar Beach-Häuschen. Er zeigte uns unsere Unterkunft, welche wir als Wohngemeinschaft mit drei weiteren Bewohnern teilen. Das Bad teilen wir jedoch nur mit Pepi, der jungen Frau aus Argentinien. In unserer Gemeinschaftsküche mussten wir mehrmals leer Schlucken, der Kühlschrank ist übervoll und den Herd sieht man kaum vor Schmutz. Nach einem kurzen Erkundungsspaziergang kam Wendy angefahren, um uns zu begrüssen, sie brachte uns diese Ginger-Blumen.

Arbeitsbeginn, Montag, 19. 11. um 09.00 Uhr. Wir arbeiten hier nach einem Wochenplan. Ein junges Paar, welches in der zweiten Wohngemeinschaft für Angestellte wohnt, holte uns ab. Wir beluden das Auto mit frischer Bett-und Frottierwäsche und fuhren zu einer Villa in Port Douglas. Was für eine Ferienunterkunft, da konnten wir nur staunen. Wir begannen die vier Doppelzimmer frisch zu beziehen. Danach reinigten wir zusammen auch die vier Duschen, zwei gigantische Badezimmer, sowie die exklusive Küche. Als Abkühlung erhielten wir eine Glace, denn die letzten Gäste hatten diese im Tiefkühler gelassen. Alle Lebensmittel, welche jeweils in der Wohnung zurückbleiben, darf das Reinigungsteam mitnehmen.

Biografien von Wendy und Hans: https://www.executiveretreats.com.au/about/

Rückschau, Winter 2017/2018 in Tasmanien

Wir durften in Tasmanien eine so tolle Zeit erleben, dass wir am liebsten gleich wieder verreist wären als wir heimkamen. Ich glaube, ich bin gar nie richtig zu Hause angekommen, meine Seele blieb auf dieser wunderbaren Wanderinsel. Noch lange erzählten wir immer wieder Erlebnisse oder kleine Begebenheiten aus dieser schönen Zeit. Ab und zu kam der Gedanke auf, kommenden Winter nochmals mit „Workaway“ nach Australien zu verreisen. Für uns war es klar, dass wir, falls wir wieder gehen würden, neue Erfahrungen machen möchten. Obwohl wir zu Fintan, wie auch zu Jodie, sofort wieder gehen könnten.  Aber, ein kleines „aber“ hielt uns noch ein bisschen zurück. Denn Felix, mit Jahrgang 1948, hatte im August einen runden Geburtstag. Würden wir überhaupt nochmals einen „Job“ finden?

 

Startschuss

Am 05. August 2018 erhielten wir eine Anfrage aus Australien, denn unser Profil war immer noch freigeschaltet bei Workaway. Was nun? … das Fernweh wurde wieder deutlicher. Unglaublich, nur einen Tag darauf erhielten wir nochmals eine E-Mail mit einem weiteren Wunsch, ihnen unter die Arme zu greifen. (insgesamt erhielten wir 5 Anfragen!)

Aktivferien Winter 2018/2019      

Unsere Reise nach Ozeanien ist eingefädelt. Als Aktivferien sehen wir diesen vier-monatigen Aufenthalt in der Ferne. Bei Wendy und Hans, am Newell Strand, in der Nähe von Cairns, im tropischen Norden Australiens werden wir am Sonntag, 18. November erwartet.

Unser Flug, mit der Singapur Airline, ist am Donnerstag, 15. November um 10.35 Uhr – Ankunft in Cairns ist am Freitag 16. Nov. um 17.20 Uhr Ortszeit.

Zeitverschiebung: Cairns ist 9 Stunden vor Neukirch-Egnach

Unsere letzten Tage in Tasmanien

Die Rückfahrt zur Hauptstadt Hobart, am Sonntag, 25. Februar konnten wir bei der „Bronte Park Lodge“ auf trockener Strasse starten, darüber war ich sehr froh. Beim „Bradys Lake“ machten wir einen kurzen Halt, wir hatten genügend Zeit für diese Fahrt.

Etwas später sahen wir zwei Wasserkraftwerke, die waren sehr eindrücklich. Wie da das Wasser von den Bergen gesammelt wird, und durch riesige Leitungen zum Kraftwerk gelangt. Tasmaniens Strombedarf wird ausschliesslich durch Wasser-und Windkraft erzeugt.

Den nächsten Halt machten wir in der ländlichen, historischen Stadt Hamilton. Echt, die ist nicht viel grösser als Burkartshaus. *-* Aber es lohnte sich auf jeden Fall dort anzuhalten, nicht nur wegen der Einkehr im „Cafe wild Fennel“. Es gibt da auch einige sehr schöne Sandsteinhäuser zu sehen. Das ehemalige Konvikt stammt aus dem Jahr 1826, und die Post wurde im Jahr 1832 eröffnet. Zum Teil wurden diese Gebäude in eine Unterkunft umfunktioniert, wie z.B. auch das Schulhaus (erbaut 1856).

Die Post wurde im Jahr 1832 eröffnet

Ehemaliges Schulhaus mit Glockenturm

https://en.wikipedia.org/wiki/Hamilton,_Tasmania

Via New Norfolk fuhren wir weiter nach Hobart. Da wir zeitlich noch zu früh waren, um das Auto nach Woodbridge Hill Hideaway zurückzubringen, fuhr Felix direkt zum Hotel „Old Woolstore“. So konnten wir das Zimmer beziehen, bevor wir zu Fintan gingen. Er hatte uns ja noch zu einem gemeinsamen Nachtessen eingeladen. Kaum waren wir im Zimmer erhielten wir von Catherine eine E-Mail. Sie schrieb uns: „Wir planen soeben den Abend. Fintan trifft sich mit einem Freund um 18.00 Uhr, um welche Zeit kommt ihr bei uns an.“ So fahren wir gleich los, schrieben wir zurück. Dann können wir uns von Fintan auch noch verabschieden, andernfalls würden wir ihn nicht mehr sehen. Sofort verliessen wir das Hotel und starteten zum letzten Mal „unseren alten Toyota“. Auf dem gewohnten Parkplatz parkten wir nach insgesamt 5105 von uns gefahrenen Kilometern. Erleichtert darüber, dass wir das mit über 334‘000 km gefahrene Fahrzeug unbeschädigt zurückgeben konnten, gingen wir zu Fintans Haus. Es schien, als würden uns die beiden Hunde wieder erkennen. Catherine öffnete uns sofort die Türe, als wir anklopften. Auch Fintan erschien, beide begrüssten uns freudig. Fintan sagte sofort: „Leider geht es mir heute Abend nicht zum Nachtessen, ich muss einem Freund etwas helfen. Wir kommen morgen Abend in die Stadt und dann gehen wir gemeinsam zum Nachtessen. Ist halb sieben Uhr gut für euch?“ Darauf brachte uns Catherine zum Hotel zurück und auch Fintan machte sich auf den Weg zu seiner Verabredung. Felix und ich gingen dann am Abend allein in einem sehr schönen Lokal essen, zum Abschluss unserer eindrücklichen Rundreise.

Am Montag unternahmen wir nicht sehr viel. Wir schlenderten nochmals gemütlich durch die Stadt. Genossen die Sonne im Park und liessen ganz einfach die wunderbaren drei Monate in Tasmanien Revue passieren. Am Abend machten wir uns zum vereinbarten Termin für das gemeinsame Nachtessen mit Catherine und Fintan bereit. Wir warteten in der Hotel-Lobby, genau wie einst am 10. Dezember 2017. Mit einem Unterschied, dass wir diesmal nicht aufgeregt waren, denn wir kannten jetzt Fintan. „Oh, da kommt er ja schon“, sagte Felix, er hatte sein Auto sofort erkannt, als er auf den Hotelparkplatz fuhr. Als er ausstieg bemerkten wir, dass er noch stärker humpelte als gestern. Wie er uns dann erzählte, hat er einen bösen Fehltritt gemacht, als er vom Bagger hinuntersprang. Catherine fuhr mit ihrem Auto direkt zum Restaurant, denn die beiden Töchter waren zum Nachtessen ebenfalls mitgekommen. Fintan und Catherine wollten natürlich genau wissen, wo wir überall waren. Vor allem an der Westküste, welche er uns wärmstens empfohlen hatte. Fintan berichtete, dass die Stadt Zeehan, welche wir auch besucht hatten, einst die zweitgrösste Stadt Tasmaniens war. Als Vergleich, ca. 10.000 Einwohner im Jahr 1910 und nur noch 845 im Jahr 2006, uns schien dieser Ort fast wie ausgestorben. Der Silber und Blei Boom ist vorüber.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zeehan

Sie erzählten uns von den beiden 18 jährigen Burschen, welche uns sozusagen ablösten. Nach einer Woche reisten sie verfrüht bereits wieder weg. „Die wollten nur schlafen, bis 10 oder 11 Uhr. So faule Kerle waren das. Und beim Bretterschichten konnte man sie auch nicht brauchen, deren Stapel wurde ganz schief“, klagte Fintan weiter. Wie schon so oft rühmte er unsere Arbeit auch an diesem Abend. „So gute Hilfen hatten wir schon lange nicht mehr, alles was ihr gemacht habt, war einfach perfekt“, sagte er einmal mehr. Jederzeit dürfen wir uns wieder melden und zurück nach Woodbridge Hill Hideaway gehen.

Am letzten Tag vor der Heimreise, am Dienstag, machten wir einen ausgedehnten Spaziergang zum Botanischen Garten in Hobart. Wir sahen nicht nur einige Papageien (die gehörten in letzter Zeit zum Alltag), auch konnten wir nochmals zum Mt. Wellington hinauf blicken, den Berg, welchen wir in der allerersten Woche bewanderten.

Der Botanische Garten ist ziemlich weitläufig und wunderschön angelegt. Und da gibt es auch prima Glace, ich bekam eine aussergewöhnliche, mit gesalzenem Karamell. Ja, ihr habt richtig gelesen. Die war aber echt super

Nach diesem Besuch verabschiedeten wir uns durch den unteren Ein/Ausgang und so konnten wir direkt dem Derwent River entlang, zur Tasman Brücke und weiter in die Stadt zum Hotel gehen. Das fand ich einen sehr schönen Abschied von Hobart.

Oh, ich hatte ja ganz vergessen zu berichten, dass wir nochmals zum Nachtessen eingeladen worden sind, diesmal von Jodie und Andrew. Ben holte uns am Abend beim Hotel ab, nachdem er Jodie und Eloisa beim Restaurant aussteigen liess. Andrew holte seinen Vater ab, der vor vielen Jahre in der Schweiz gewesen ist und sich immer wieder freut, wenn er ein paar Worte deutsch sprechen kann. So waren wir alle beisammen in einem Indien Restaurant. Wir genossen das gemütliche Beisammensein und das feine Indische Essen. So lieb, Jodie hatte für uns noch die letzten Zwetschgen und Pflaumen mitgebracht, sowie ein paar Äpfel. Denen werden wir, (vor allem ich) schon Meister, bis zu unserem Abflug. Da auch Ferra und Ben am Donnerstag Abschied nehmen werden, fragte Jodie die Service-Angestellte, ob sie von uns allen ein Foto knipsen könne. Was für eine gute Idee.

Mittwochmorgen, schon bald werden wir das Hotel „Old Woolstore“ in Hobart, Tasmanien verlassen um zum Flughafen zu gehen.

Ich habe gemischte Gefühle, einen Teils freue ich mich auf all die lieben Menschen zu Hause, andererseits tut der Abschied hier auch weh.

Unsere Flugangaben: Start in Hobart heute Mittwoch, um 13.15 Uhr, voraussichtliche Ankunft in Kloten, wieder mit der Etihad, am Donnerstag, 01. März um 06. 40 Uhr.

 

Rundreise

Zuerst packten wir am Freitag, 16. Februar unsere Koffer. Nach dem Frühstück klopfte es plötzlich an unsere Türe. Eloisa kam, um sich von uns zu verabschieden. Herzig, wie sie auf uns zukam und plauderte. Sie erzählte, dass sie zum Schwimmkurs geht mit ihrer Mama. Unsere Bettwäsche brachte ich gleich zur Nachbarin Jodie, welche sie gleich in die Waschmaschine stopfte. Felix und ich verabschiedeten uns auch von ihr. „Nehmt noch reichlich Früchte und allerlei mit, bitte nehmt einfach worauf ihr Lust habt“, forderte Jodie uns zum zweiten Mal auf. Und bitte meldet euch, wenn ihr in Hobart seid, dann können wir uns vielleicht nochmals treffen, das wäre sehr schön“, fügte sie an. Darauf brachten wir unsere Wohnung noch in Ordnung. Wir holten noch Äpfel, Pflaumen, Zwetschen und auch noch einige Tomaten, bevor wir uns auch von Ben verabschiedeten. So machten wir uns mit einem vollbeladenen hellblauen Fahrzeug auf die Reise. Wir wählten diesmal die Uferstrasse nach Kingston, dort machten wir einen kurzen Stopp beim Harcourts-Büro, um uns von Andrew ebenfalls noch zu verabschieden. Denn er hatte es doch nicht geschafft frühzeitig wieder zurück zu sein, wie er es erhofft hatte. Er bedankte sich abermals sehr für unsere Arbeit. Er sagte: „Dieses Stück, das ihr so schön geräumt habt, hatten wir stets zur Seite geschoben.“

Weiter ging unsere Fahrt nach Hobart, ziemlich harzig, da waren wieder ständig diese Ampeln. Aber kaum hinaus aus der Stadt, in Richtung Norden, löste sich der Verkehr auf und nach Sorell waren wir fast allein auf der Strasse. Kurz noch Orford machten wir eine Mittagsrast am Meer.

Danach ging die Fahrt weiter via Swansea, wo wir noch einkaufen gingen. Bald danach gelangten wir zum schönen Aussichtspunkt „Devil’s Corner“.

In dieser Gegend sahen wir sehr viele Reben und auch unzählige, weidende Schafherden. Bald ging unsere Reise hinunter, in Richtung Freycinet Nationalpark, zum Coles Bay. Im „Edge of the Bay“ Resort genossen wir die prächtige Aussicht bei einem feinen Nachtessen.

So freundlich wurden wir bei unserem Sitzplatz begrüsst

Nur ungern verliessen wir die Unterkunft am Samstagmorgen, es hat uns da sehr gefallen. Aber wir hatten ja schliesslich vor, eine kleine Wanderung zu unternehmen. So gingen wir weiter zum Visitor-Center und danach starteten wir den Aufstieg zum „Wineglass Lookout“. Ein sehr schöner breiter Weg mit vielen Stufen führt hinauf zu diesem Aussichtspunkt.

Wir waren fast ein wenig enttäuscht, es hatte soo… viele Touristen, sehr viele Asiaten. Wenn wir zurückdenken an andere Wanderungen, auf denen wir manchmal keinen Menschen antrafen, und hier musste man fast den „Wander-Verkehr“ regeln. Oben angelangt war die Aussichtsplattform voll, was für ein „Graus“. Da waren ja auch die beiden Schweizer aus Flamatt, welche wir diesen Morgen schon kurz gesehen hatten. Er hatte uns ebenfalls sofort erkannt und kam auf uns zu.

Die Aussicht zur bekannten „Wineglass-Bay“ war wunderbar. Da wir aber mehr Zeit für die Westseite eingerechnet hatten, unternahmen wir hier keine grössere Wanderung. Jüngere Wanderer Zelten hier gerne am Beach, das muss toll sein. Schon bald machten wir uns wieder auf den Rückweg, der teilweise getrennt ist vom Aufstiegsweg. Die riesigen Felsbrocken fand ich besonders schön. Wie gesagt, der ganze Weg ist sehr schön, fast zu schön, zu unnatürlich.

Wie immer bestiegen wir auf dem komplett besetzten Parkplatz einfach das älteste Auto, so konnten wir nie fehlgehen. Wir fuhren weiter der Ostküste entlang in Richtung Norden. Vorbei an Bicheno, dann über den Elephant-Pass, den Andrew uns so sehr empfohlen hatte, wahrscheinlich vor allem wegen den feien Pancakes, die es hier gibt.

In St Helens fanden wir eine nette, recht günstige Unterkunft. Wir schlenderten noch zum Meer und im Dorf mussten wir danach etwas einkaufen für unser Frühstück.

Frühzeitig standen wir am Sonntagmorgen auf, denn wir hatten eine ziemlich lange Fahrt vor uns.

Felix hatte geplant von St Helens zuerst weiter hinauf in den Norden zu fahren, via Derby, Scottsdale, danach in westliche Richtung Launceston, Deloraine und von dort dann zum Cradle Valley. Die Dame im Informationsbüro riet uns gestern jedoch von dieser Fahrt ab. Mit der Begründung, das sei eine sehr kurvenreiche Strasse mit vielen Bikern und durch die Stadt Launceston sei es auch ziemlich schwierig. Nicht ganz davon überzeugt, fuhr Felix heute Morgen dennoch den Weg von St Helens wieder zurück nach St Marys. Dort in westliche Richtung und bei Conara auf die Midland Highway hinauf nach Perth. So konnten wir, um via Deloraine zum Cradle Valley zu kommen, die Stadt Launceston auch wunderbar umfahren. Am frühen Morgen waren wir lange Zeit beinahe allein auf der Strasse. Obwohl Sonntag ist, sahen wir aber einen Langholz-Transport mit Anhänger. Das fällt uns immer wieder auf, dass auch an Sonntagen gearbeitet wird, man hört eine Motorsäge, oder einen Rasenmäher. Unterwegs sahen wir sehr viele riesige Schafherden, ab und zu auch weidende Kühe oder Rinder. Mir tun diese Tiere jeweils leid, denn sie haben nichts Grünes zum Fressen. Auch tut es mir immer noch weh, wenn ich wieder ein totes Tier am Strassenrand oder auf der Strasse sehe, obwohl man sich schon ein bisschen an dieses Bild gewöhnt. Vielerorts liefen die breiten, fahrbaren Bewässerungen mit unzähligen Wasserdüsen. Erst nach Deloraine kamen wir auf eine Nebenstrasse und wir fuhren an einigen kleinen Dörfern vorbei. In Chudleigh machten wir endlich einen Halt. In einem Café bestellten wir einen Milch-Shake. Ein älterer Mann frühstückte am Nebentisch. Eigentlich ist dies ein Dorfladen, gleichzeitig mit Café-Restaurant und in einer Ecke ist sogar noch die Bibliothek. Kurz bevor wir hier anhielten sahen wir zwei junge Frauen, welche am Strassenrand Abfall einsammelten, vor ihnen fuhr ein Pferdefuhrwerk, scheinbar konnten sie das Sammelgut da aufladen. Eine beeindruckende Arbeit und erst noch am Sonntag.

Im selben Dorf ist zurzeit ein Haus zu verkaufen, was in Tasmanien ja keine Seltenheit ist. Wir waren aber erstaunt darüber, dass Andrew auch in dieser Gegend eine Niederlassung hat. Bereits gestern, an der Ostküste, sahen wir immer wieder Plakate von seinen zu verkaufenden Objekten, einige Häuser, aber auch sehr, sehr viele Land-oder Waldstücke.

Weiter ging die abwechslungsreiche Fahrt über einen Pass. Beim Aussichtspunkt begegneten wir einem älteren Paar, sie unterhielten sich gerne ein paar Minuten mit uns. Er erzählte uns, dass sie aus Queensland kommen und erst jetzt das erste Mal in Tasmanien sind. Die Welt hätten sie aber bereits zwei Mal umrundet. Auch in der Schweiz, in Flüelen, haben sie einmal Ferien gemacht. Schön, wie es immer wieder so nette Begegnungen gibt.

Nach einer zirka 4 ½ stündigen Fahrt kamen wir um 13.30 Uhr beim Visitor Center im Cradle Valley an. Es stellte sich bald heraus, dass es nicht einfach ist für diese Nacht hier eine Unterkunft zu finden, obwohl fünf Anbieter Zimmer zur Verfügung haben. Im „Wilderness Village“ erhielten wir das Chalet 1, dank dem, dass sie heute Morgen eine Absage erhalten hatten. Aber nur für eine Nacht, und wir wären gerne zwei Nächte hier geblieben. Es ist sehr frisch hier, dieses Hochtal liegt auf ca. 700 m und heute gab es ein wenig Regen, ich denke der hat ziemlich abgekühlt.

Nach der Übernachtung im Wilderness-Chalet fuhren wir am Montagmorgen zum Cradle Mountain Visitor Center. Wir stellten uns in die Kolonne, um mit dem Shuttle-Bus zum Ronny Creek 870 m, unserem Ausgangspunkt für die heutige Wanderung, zu gelangen. Die Fahrt dauerte für uns ca. ¼ Stunde. Ein paar Fahrgäste stiegen bereits zuvor aus, andere erst bei der hintersten Haltestelle. Zuerst wanderten wir auf dem Overland Track, der am Anfang meist über einen Holzsteg durch eine Knopfgrasebene führt. Bevor wir für unsere Tageswanderung nach rechts auf dem Horse Track weiterwanderten zum Crater Peak, blieben wir noch auf dem Overland Track, welcher nach einem kurzen Aufstieg vorbei am Crater Wasserfall zum gleichnamigen Bergsee führt. Wunderschön eingebettet liegt dieser See in einem Kessel, umringt von steilen Felsen.

Ein kurzes Wegstück gingen wir danach wieder zurück, bis wir auf den Horse Track kamen. Dieser Weg stieg gleichmässig an und der Ausblick wurde immer schöner. Etwas steiler ging dann der Pfad nach links weiter bis zum Crater Peak 1270 m. Da hatten wir eine prächtige Aussicht zum Crater Lake, zum Dove Lake und über die ganze Cradle Mountain Landschaft.

Die Weiterwanderung führte oft über Stege, welche zum Teil erneuert worden waren, durch sumpfige Gegend. Vor uns stets das gewaltige Massiv des Cradle Mountain 1545 m und in einiger Entfernung der markante Barn Bluff 1559 m

Einige Wanderer stiegen hoch zum Gipfel, der jedoch sehr anstrengend zu besteigen sei, wie wir mehrmals gehört haben. Nach der Kitchen Hut ging unser Weg unter den Felsen des Cradle Mountain traversierend weiter. Oft mussten wir die Hände zu Hilfe nehmen beim Aufstieg, wenn die Felsentritte sehr hoch waren. Die Aussicht auf all diese Seen und Berge war einfach einmalig schön.

Wir kamen an zwei sehr idyllischen Bergseen vorbei, dem Twisted Lake und dem Lake Hanson.

Dieser Wanderweg führte uns über den Hansons Peak, dann hinunter, stellenweise mit einer Kette gesichert, zum Dove Lake und zurück zur Shuttle-Bus Haltestelle am Dove Lake.

Am Dove Lake, mit Blick zum Cradle Mountain

Da wir im Cradle Mountain Valley nur für eine Nacht ein Zimmer fanden, fuhren wir nach Moina. Im „Blue Gum“ in einem Nebenhaus des Restaurants in Moina, konnten wir übernachten. Fast unglaublich, dass im Cradle Mountain Valley alles ausgebucht war, obwohl es dort sehr viele Unterkunftsmöglichkeiten gibt. Wie ich gehört habe, sollen weitere Gebäude gebaut werden, die Besucherzahl in diesem Hochtal ist zunehmend.

Für heute Dienstag hatten wir nur zwei kleine Wanderungen im Cradle Mountain Valley geplant. Die kleine Rundwanderung starteten wir bei einem niedlichen Wasserfall. Bald danach ging es durch den Wald, zuerst einem lebhaften Bächlein entlang. Plötzlich sah ich auf der linken Seite zwei ruhende Pademelons, die liessen sich nicht stören durch uns.

Später kamen wir durch einen wunderbaren Märchenwald mit vielen alten King Billy Pines, welche dem Weg auch den Namen gaben. Die interessanten Verknorpelungen gefielen uns besonders gut.

Die zweite kleine Wanderung führte uns ins Tal, meist auf Holzstegen durch eine dicht bewachsene Knopfgras Landschaft. Gemeinsam mit einem Ehepaar aus Uerkheim, bei Zofingen, warteten wir auf den Shuttle-Bus, der uns wieder zurück zum Parkplatz brachte. Unterwegs hielt die Fahrerin auf einmal an, da ein Ameisenigel gemütlich die Strasse überquerte, er liess sich nicht hetzen. Viele Fahrgäste standen auf, fotografierten und erfreuten sich über den Ameisenigel. Am Morgen, bei der Fahrt in den Nationalpark, hatte ich schon einen SchnabeIigel nahe der Strasse gesehen, ein andermal leider auch schon einen überfahrenen.

Wir fuhren vom Cradle Valley weiter westwärts. Wir hofften in Tullah, zwischen dem Lake Mackintosh und dem Lake Rosebery, eine Unterkunft zu finden. Am ersten Ort hatten sie nur drei Zimmer und die waren bereits ausgebucht. Deshalb erklärte uns die Angestellte den Weg zu einer grösseren Unterkunft im selben Dorf. Pech, auch hier hiess es: Alles ausgebucht. Die Rezeptionistin war aber sehr freundlich und fragte im Nachbardorf Rosebery an, ebenfalls ohne Erfolg. Nach weiterer Suche fand sie für uns ein Zimmer in der kleinen, historischen Stadt Queenstown. Super! Freudig ging die Fahrt weiter durch eine traumhaft schöne Landschaft. So schön, wir hatten ein Zimmer und mussten nicht im Toyota schlafen.

Lake Plimsoll, zwischen Tullah und Queenstown

Am Mittwoch, nach einer sehr guten Nacht, fuhren wir nochmals zurück nach Tullah, denn dort zwischen den beiden Seen hatte Felix eine Wanderung geplant. Zuerst stieg der Weg stetig an durch Eukalyptus-und Akazienwald. Nachher kamen wir auf offenes und etwas flacheres Gelände. Vor uns lag ein Felsmassiv, wo zum Kuckuck soll es hier hochgehen? Immer schön der Markierung folgend stiegen wir weiter an. Einen Felsen mussten wir erklimmen, einen anderen umrunden und zum Schluss gab es nochmals eine kleine Kletterei. Nein, gefährlich war es nicht, aber dennoch etwas unangenehm. Auf dem Gipfel suchten wir uns den Weg durchs Buschwerk. Bald danach konnten wir einen tollen Rundblick geniessen und auf einem schönen Felsen picknicken und ausruhen.

Plötzlich hörten wir Stimmen. Heute hatten wir noch keine Wanderer getroffen. Also hatte noch jemand die Idee gehabt auf den Mount Farrell (711 m) zu steigen. Die Stimmen kamen näher und näher. Siehe da, zwei junge Frauen kämpften sich ebenfalls durch das Dickicht.

Die eine Frau kam aus Deutschland, ihre Kollegin aus England, wie wir schon bald darauf erfuhren. Noch bevor sie sich hinsetzten fotografierten sie ebenfalls die prächtige Aussicht. Wir machten uns alsdann wieder auf den Rückweg. Um nicht denselben Weg zu gehen, machten wir einen Abstecher hinunter zum Bergsee, dem Lake Herbert, wie es auch im Wanderführer beschrieben war. Das heisst, zuerst mussten wir den Abstieg von dem Felsenmassiv meistern und danach den Felsen-Durchschlupf finden, welcher im roten „Büechli“ beschrieben wird. Toll, auch das war geschafft.

Nach einem kurzen Abstieg über ein paar kleinere Felsen kamen wir ins freie Gelände hinaus. Etwas nach rechts blickend lag der Lake Herbert unter uns. Wir mussten selber einen Weg durchs Knopfgras und das kleine Geäst finden, welches zum Teil angekohlt war. Als wir schon weit unten waren und uns dem See näherten, sahen wir die beiden Frauen oben den Durschlupf suchend. Beim idyllischen See angelangt bemerkte ich, dass meine beige Wanderhose viele Kohlenstreifen aufwiesen, fast wie mit einem Stift gezeichnet. Ein Weilchen blieben wir am See, wo sich dann auch die beiden jungen Frauen wieder zu uns gesellten. Dann machten wir uns auf den Rückweg, (ca. 1 Std.) nach Tullah

Wieder zurück in unserer Unterkunft hatten wir eine interessante E-Mail im Posteingang. Zwei Schweizer (Schwager & Schwägerin einer Arbeitskollegin) aus unserer Nachbargemeinde waren ebenfalls in Tasmanien unterwegs. Sie berichteten uns, dass sie heute in Strahan ankommen werden. Ein paar Tage zuvor hatten wir den ersten Mail-Kontakt.

Für heute Donnerstag war bewölktes Wetter vorausgesagt. Aber der Nebel löste sich schon sehr früh auf und es wurde wieder ein strahlender Tag. Wie am Vorabend am Telefon mit Barbara abgemacht, trafen wir uns in Strahan beim Hafen, neben der Information. Ziemlich pünktlich um 10.00 Uhr fuhren wir zum Parkplatz. Sofort sah ich ein Paar auf einer Sitzbank. Natürlich hörten und sahen sie den alten, hellblauen Toyota auch und die beiden, Barbara und Emil, kamen uns sofort entgegen. Zusammen machten wir einen kleinen Spaziergang der Küste entlang. Ein freundlicher Herr fotografierte uns vier Schweizer. Meine Kamera hatte ich ebenfalls dabei, aber wie ich erst hier bemerkte, leider leer, die Disk steckte immer noch im Laptop. Barbara borgte mir eine Disk, so lieb, dann konnte ich den Hafen und einiges mehr von diesem Ausflug doch noch fotografieren. Auch das Bild von uns vier schickte sie uns, ich schmücke mich also mit fremden Federn. Barbara, deine Disk findet den Weg zurück nach Roggwil ganz bestimmt. Nochmals herzlichen Dank dafür, wie auch für das nette Gemeinschaftsbild.

Danach schlenderten wir zusammen hinauf zu einem Aussichtspunkt und hatten da einen schönen Ausblick auf den Küstenort und in die Ferne. Zurück im Städtchen schauten wir in eine Sägerei, mit einem daneben stehenden Holz-Souvenirladen, das war auch sehr interessant. Dann machten wir uns wieder auf die Weiterfahrt nach Zeehan.

Als wir wieder zurück zur Stadt Queenstown hinunter fuhren, waren wir genauso beeindruckt von dem schönen, bunten Felsenmassiv der Minen-Stadt, wie am Dienstag, als wir das erste Mal in diese Stadt fuhren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Queenstown_(Tasmanien)

Bei unserer Unterkunft angekommen hatten wir noch wunderbar Zeit, um diese historische Stadt zu besichtigen. Zuerst stiegen wir zum Aussichtspunkt empor, wo wir einen tollen Rundblick geniessen konnten.

Danach beim Altstadt-Rundgang fielen uns einige sehr schöne Gebäude auf, wie z. B. das Postgebäude, das „Hunters Hotel ca. 1898“, sowie auch die Statue „Miners Sunday.

Als wir am Freitagmorgen erwachten war der Platz vor dem Haus nass, ja tatsächlich es regnete. Es hatte viele Wolken und über den Bergen hing Nebel. Als wir beim Frühstück sassen, sahen wir ein Ambulanzfahrzeug mit Blaulicht vorbeifahren und gleich hinterher ein Sicherheitswagen. Erst um 10.00 Uhr starteten wir in Richtung Südost. Wieder wie alltäglich hatte es auch heute fast keinen Verkehr. Beim Victoria Pass kam uns ein Ambulanz-Fahrzeug (ohne Blaulicht) entgegen. Etwas später stand eine Kolonne von ca. 20 Autos. Ein Sicherheitswagen war ebenfalls hier und zwei Personen regelten den Verkehr. Ein Unfall, das war uns sofort klar. Nur sehr langsam ging die Fahrt weiter. Am rechten Strassenrand lag ein Auto im Graben neben der Strasse, das Autodach war komplett eingedrückt. Dieses Fahrzeug musste sich also zweimal überschlagen haben. Endlich konnte sich die inzwischen aufgestaute Autokolonne wieder normal fortbewegen. Was aber nicht geschah. Wahrscheinlich hatten alle Lenker einen leichten Schock, jedenfalls blieb die Kolonne langsam fahrend beisammen. Viele Kilometer später entfernten wir uns aus dieser Kolonne, um die Ausstellung „The Wall in the Wilderness“ zu besuchen. Das hatten wir sowieso vorgehabt, denn unsere neue Unterkunft aufzusuchen war noch viel zu früh. Von dieser Ausstellung waren wir sehr hingerissen. Da gibt es zwei lange Wände voll, insgesamt 100 Meter, mit wundervollen Relief Schnitzkunstwerken zu sehen. Der Künstler zeigt den ganzen Wertegang, von der Skizze, bis zum feinsten, fertigen Detail auf.

http://thewalltasmania.com.au/

Darauf fuhren wir den kurzen Weg zur „Bronte Park Lodge“ weiter, wo wir ein Zimmer für zwei Nächte gebucht hatten. Es regnete noch immer leicht und es war auch merklich kühler geworden. Gerne setzten wir uns im Restaurant in die Nähe des Feuers, um einen frischen Salat zu essen.

Etwas unsanft wurden wir am Samstagmorgen geweckt. Denn um 06.40 Uhr ging der Feueralarm los. (Das hatten wir in einem Hotel im Engadin auch schon erlebt) Schrill und aufdringlich ertönte der Alarm durch das ganze Gebäude. Eine Angestellte eilte mit der Besetzungsliste durch den Korridor und klopfte an die Türen. Wir mussten das Gebäude durch die Hintertüre verlassen. Als ein anderer Gast fragte, ob es irgendwo brenne, hob die Angestellte nur die Schultern. Sie wies uns an zum Treffpunkt unterhalb der Lodge zu gehen. Danach erhielten wir keine Infos mehr. Man traf sich wieder beim Frühstück. Kurz sahen wir blauen Himmel, aber bald darauf regnete es wieder heftig. So konnte ich an meinen „Büroarbeiten“ weiterschreiben, um unseren Blog zu füttern. Anschließend machten wir uns aber trotz dem Regen auf den Weg zum Lake St Clair. Die geplante Tour für heute ist buchstäblich ins Wasser gefallen. Eine grössere Wanderung in die Berge wäre viel zu riskant gewesen bei diesen nassen, glitschigen Verhältnissen. Deshalb unternahmen wir am Lake St Clair nur einen kleinen Rundgang. So viel Wasser in einem Fluss hatten wir während den letzten drei Monaten nie gesehen.

Da hatte ich gehofft, beim Platypus Bay diesem sehr ungewöhnlichen Tier nochmals zu begegnen. Und vielleicht, mit viel Glück, noch ein Foto mit nach Hause nehmen zu können. Aus einiger Entfernung sah ich dann wirklich nochmals ein Platypus (Schnabeltier), aber ein Foto gab es natürlich nicht, die Distanz war zu gross.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schnabeltier

Auch auf dem Retourweg war es wieder sehr nass, sodass neben einem Fluss die Bäume im Wasser standen. Wir wurden bei dieser kleinen Tour jedoch nicht nass, es hatte aufgehört zu regnen.

Morgen werden wir wieder nach Woodbridge Hill Hideaway zurückfahren, um Fintan den guten Toyota zurückzubringen. Der hat uns während dem ganzen Tasmanien-Aufenthalt gute Dienste geleistet.

Baumriesen und Apfeldieb

Wir hatten am Samstagmorgen, 10. Februar kurz Besuch von einer jungen Lady. Denn die kleine Eloisa hatte am Morgen an unsere Türe geklopft. Manchmal ist sie so süss, dann aber kann sie für ihre Eltern auch sehr anstrengend und herausfordernd sein.

Danach fuhren wir mit dem Auto nach Snug, um zum Wasserfall zu gehen. Der Weg war sehr schön, richtig gemütlich. Doch der Wasserfall war echt nur ein Rinnsal. Aber ich denke, auch in den vergangenen Wochen wäre kaum mehr Wasser geflossen, denn Regen gab es stets nur in sehr kleinen Mengen, wenn überhaupt.

Jodie hatte uns den Tipp gegeben danach noch nach Birchs Bay zu gehen, dort sei eine sehr schöne Bauernhof-Kunstaustellung mit einem netten Restaurant. Der Wanderweg führt die Besucher zuerst durch eine Birnen-Plantage (sehr klein für unsere Begriffe), dann etwas durch den Wald. Auf einem offenen Feld konnten wir die Aussicht zur Bruny Insel geniessen, bevor es wieder hinunter ging zum Früchte-und Gemüsegarten, welcher sehr schön und gepflegt war.

Birnen-Plantage

Wieder zu Hause sagte Felix zu mir: „Ist der auf Samstag geplante Nachwuchs wohl angekommen? Komm, wir schauen doch gleich mal nach.“ So gingen wir gleich zuerst zum Hühnerhaus. Ja, die zehn Guinea-Hühner waren während unserer Abwesenheit geliefert worden. Deren Aufgabe es ist, die Bio-Hobby-Farm von diversen Schädlingen zu befreien. Diese tagaktiven Vögel schlafen nachts auf den Bäumen und auch über die heisseste Mittagszeit machen sie dort oben Siesta. Wir sind gespannt, was Jodie uns über diese „Schädlingsbekämpfer“ in ein paar Monaten berichten wird.

Am Abend erlebten wir das erste Gewitter auf Tasmanien. Obwohl der kleine Hund sich überaus ängstigte, fanden wir, dass das Donnergrollen noch ganz harmlos war. Nur kurze Zeit regnete es ziemlich heftig. In der Nacht sah ich bereits wieder einen schönen Sternenhimmel.

Eine kleine Wanderung hatten wir für den heutigen Sonntag geplant. Nach dem Frühstück fuhren wir zum Mt. Field Nationalpark, via Hobart, New Norfolk (ca. 100 km). Beim dortigen Visitor Centre angekommen, kauften wir zuerst eine neue Tasmanien-Karte. Wir hatten sie so oft in Händen, dass wir bald ein Puzzle damit machen könnten, so stark wurde sie in Mitleidenschaft gezogen. Danach wanderten wir auf dem schönen Weg etwas bergauf durch den Wald. Folgend stiegen wir über zahlreiche Treppenstufen, sehr schön angelegt, hinab zum Fluss und weiter zum „Lady Barron“ Wasserfall.

Es war so schön, durch die riesigen Farne zu wandern und wie es so frisch duftete im Wald, einfach himmlisch. Etwas später gelangten wir zum informativen „Tall Tree“ Rundweg. Hier konnten wir die höchsten Eukalyptusbäume (Swamp Gums) bewundern, denn die ragen bis über 80 m zum Himmel hinauf. Wir blieben vor so manchen Riesen stehen und staunten nur noch.

Zum Abschluss dieser Wanderung erreichten wir den bekanntesten Wasserfall Tasmaniens, den „Russell Falls“. Dennoch kein Vergleich zum Rheinfall.

Bei der Heimfahrt entdeckten wir ein paar Hopfenplantagen in Glenora. Auch die Aussicht von dort war toll. Wieder zurück in der Familie, gingen wir schnell in die Wohnküche, um uns zurück zu melden und von unserer Wanderung zu erzählen.

Beim Frühstück, am Montagmorgen, sah Felix auf einem Pfosten ein Tier sitzen mit einem langen, ziemlich buschigen Schwanz, eine Katze konnte es unmöglich sein. Den Kopf konnten wir leider nicht sehen, nur das dunkle Fell. (möglicherweise war es ein Brushtail-Possum, Beutelsäuger) Natürlich strolchen da nachts noch andere Tiere, nicht nur Hasen, durch den Garten. Wir gingen zuerst zu den Apfelbäumen, um wieder etwas reife Früchte abzulesen und die am Boden liegenden aufzulesen. Beim ersten Baum entdeckten wir unter dem Netz einen Dieb. Wie wild sprang dieser von einer Seite zur andern und konnte aber nicht entkommen. Als ich ihn fotografiert hatte, öffnete Felix das Netz und in schnellen Sätzen sprang der Apfeldieb davon. (konnte nicht mit Sicherheit identifiziert werden) Einige Äpfel hingen angefressen am Baum, nicht etwa von einem Vogel angepickt.

Danach pflückten wir einige Kilos Zwetschgen und Pflaumen. Sehr viele Früchte fanden den Weg in den Karton aber nicht, denn ich musste doch immer wieder probieren, das hat mich Jodie so gelernt.

Auch unsere Gänse lieben die Früchte und watscheln uns gerne nach.

Vielleicht zwei Stunden wirkten wir danach zu dritt in Jodies Gemüsegarten. Sie erntete allerhand Gemüse: Zuckermais, Randen, Zucchini, Tomaten, Kürbisse usw. und auch beim Unkrautjäten unterstützte sie uns.

Unsere beiden Hündchen sind nicht nur sehr eifersüchtig, sondern auch sehr allergisch auf den Staubsauger. Die beiden bellten wie Weltmeister und übertönten bei Weitem den Staubsaugerlärm.

Das erste Mal sahen wir Andrew heute Dienstagmorgen elegant gekleidet zur Arbeit gehen. Sonst ist er meistens den ganzen Tag zu Hause und arbeitet in der Werkstatt. (er ist übrigens gelernter Automechaniker) Denn es gibt hier in nächster Zeit eine Veränderung. Der Hausteil, den wir bewohnen, wird renoviert und künftig an B & B Gäste ausgemietet. Die Helfer werden dann im Wohnwagen untergebracht. Andrew unterteilt seine sehr grosse Werkstatt in zwei Teile. Der erste Teil wird für die Helfer, welche im Wohnwagen schlafen, gemütlich eingerichtet, mit Ess-Wohnraum, kleine Küche fürs Frühstück und Dusche, WC, mit Waschmaschine und Tumbler. Im zweiten Teil ist Andrew zurzeit damit beschäftigt seine Werkstatt mit Maschinenraum neu einzurichten.

Wir konnten uns heute in einem anderen Gartenteil verweilen. Dort stehen viele grosse Bäume, einige Birken aber auch Nadelbäume, es ist ein älterer Baumbestand. Als wir dem Zaun entlang das hohe Unkraut entfernten, schaute der Nachbarhund über die Umzäunung, ohne zu bellen verzog er sich wieder. Dann, als wir entlang der Grenze zum nächsten Nachbarn um die Ecke jäteten, stand neugierig ein kleiner weisser Dackel am Zaun. Friedlich und zufrieden mit uns, schlenderte auch er wieder davon. In diesem parkähnlichen Gartenteil stiessen wir auf ein Tier-Kadaver, wahrscheinlich von einem Hasen, der Geruch war scheusslich. Etwas später entdeckte ich einen sehr kleinen Schädel, schon etwas „gruselig“.

Gegen Abend erhielten wir Überraschungspost, einen Brief von meiner ältesten Schwester, worüber wir uns natürlich sehr freuten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!

Kurz nachdem wir am Mittwoch mit dem Apfelbaum-Rundgang fertig waren, fing es an zu regen. Im Westen sah es ziemlich düster aus. Zeitweise schüttete es richtiggehend. Ben und Felix schreinerten in der Werkstatt ein Schuhgestell für Jodie. Denn vor ihrer Haustüre liegen unzählige Schuh-und Stiefelpaare herum. Unterdessen erledigte ich zwei Maschinen Wäsche und mit dem Akku-Staubsauger machte ich die Runde durch unsere Wohnung. Oh, ist das ein Spielzeug, ich kam nicht weit damit. Und schon musste ich das Ding wieder auf die Ladestation tun.

Jodie erzählt immer wieder gerne von ihren Grosseltern. Wie sie berichtete, gab es in deren Haus mehrere Kuckucksuhren. Als Kind liebte sie es diese Uhren zu beobachten und dem Kuckuck von Raum zu Raum nachzueilen, da hatte sie richtig den Plausch. Ihre Grossmutter, obwohl sie Australierin war, bat jeweils die Kinder, oder andere Gäste vor dem Essen zu Tisch mit „absitzen, absitzen“! Dieses Wort hatte sie scheinbar von ihrem Walter übernommen und Jodie benutzt es manchmal ebenfalls und denkt dabei gerne an ihre Grosseltern, wie sie sagt.

Heute war unser Küchentag, denn wir machten zum Nachtessen auch hier eine Rösti, diesmal mit gefüllten Zucchini, dazu etwas Tomatensalat. Sogar Eloisa mochte unser Essen. Als ich die Küche aufräumen wollte, schickte mich Andrew aber zum Tisch zurück. „Ihr habt jetzt gekocht, das Aufräumen übernehmen wir“, sagte er sehr liebevoll. Wie fast jeden Abend gab es noch einen Dessert, Andrew ist immer froh, wenn Ben und Felix auch zustimmen für eine Glace.

Donnerstag, unser letzter Arbeitstag in Howden. Wir waren froh, dass es nicht mehr regnete, so konnten wir doch noch einige Arbeiten erledigen. Zuerst pflückten wir Äpfel, Jodie konnte wieder welche abliefern im Bio-Laden. Die Sorte kennen wir nicht, aber gut sind sie jedenfalls. Andrew musste in die Stadt und so lud er die beiden Boxen gleich in sein Auto und lieferte die 45 kg Äpfel ab.

Wir machten uns nochmals daran zwischen den grossen Bäumen das Unkraut zu entfernen. Im Nu hatten wir nochmals drei Ladungen, welche Felix mit dem Traktor zu dem immer grösser werdenden Haufen transportierte.

Am Feierabend fuhren wir nochmals nach Middleton, um uns von den beiden Frauen, Barbara und Katherine, zu verabschieden. Sie waren sehr erfreut, uns nochmals zu sehen. Danach gingen wir zurück zum Nachtessen. Jodie hatte etwas Besonders ausgedacht für das Abschiedsessen. Sie hatte Ferra beauftragt, ein asiatisches Essen von einem speziellen Restaurant in Hobart mit nach Hause zu bringen. Das sehr feine, exzellent gewürzte Nachtessen genossen wir Alle sehr. Ben aus Berlin (genau 2 Meter gross) hatte wieder einen sehr guten Appetit. Wir sassen noch ein Weilchen gemütlich beisammen. Von Ferra mussten wir uns bereits verabschieden, denn wir können sie am Freitag nicht mehr sehen. Übrigens, Ferra hatte eigentlich nur eine Woche Aufenthalt vereinbart mit Jodie, daraus werden jetzt aber drei Monate. Diese zwei Wochen bei Jodie und Andrew vergingen für uns viel zu schnell. „Ihr dürft gerne für immer hier bleiben“, sagte Andrew. Es ist wirklich eine Überlegung wert, den Aufenthalt hier in Howden auch zu verlängern…

Ankunft in Howden

Etwas bedrückt, ja, sogar traurig, stand ich am Sonntagmorgen, 04. Februar auf. Es tut schon ein bisschen weh, diesen schönen Ort zu verlassen. Wahrscheinlich werde ich diese Menschen hier nach unserem Abflug nie mehr sehen. Als alle drei Koffer fertig gepackt bereitstanden, holte ich den Staubsauger und reinigte unsere Räumlichkeiten noch ein wenig. Wir vermuteten, dass diese leer stehen werden, bis wieder eine Hochzeit auf dem Berg gefeiert wird. Am Nachmittag wollten wir das Dorffest im Nachbardorf Middleton besuchen. Der Vogelscheuchen-Wettbewerb sollte abgeschlossen, das heisst, die besten Gestalten prämiert werden. Vor allem waren wir auch sehr interessiert, wie hier ein Dorffest abgehalten wird. Als wir uns bei Catherine verabschieden wollten, war niemand zu Hause. So fuhren wir los, egal, dachten wir, am späteren Nachmittag holen wir ja noch unsere Koffer. Doch beim Abfahren kam Catherine zu Fuss von den Cabins empor. Schnell stoppte Felix. Sie hatte Gästewechsel und kam daher vom Reinigen zurück. Sie erzählte uns, dass Fintan erst spät in der Nacht nach Hause kommen werde, denn er war mit seinem Sohn weg. Das war scheinbar auch der Grund dafür, dass das vereinbarte Nachtessen verschoben wurde.

Nach der Verabschiedung fuhren wir nach Middleton, doch von einem Fest war nichts zu sehen. Im Shop erfuhren wir, dass dies bereits gestern stattgefunden hatte. Ja, wir waren wieder einmal einen Tag zu spät. So besuchten wir die beiden Damen im Strohballen-Haus, welche wir zu Jahresbeginn kennen gelernt hatten. Per E-Mail hatte ich ihnen mitgeteilt, dass wir uns auf jeden Fall noch verabschieden werden, bevor wir zurück in die Schweiz reisen. Leider trafen wir nur Barbara an, ihre Freundin war auf dem Festland zu Besuch. Wahrscheinlich war Barbara froh, um diese Abwechslung sie wusste viel zu erzählen. So verbrachten wir eine schöne Zeit zusammen.

Der Toyota ist schon super, wir hatten das ganze Gepäck im Kofferraum verstaut und trafen kurz vor 17.00 Uhr damit in Howden ein. Sehr erfreut und lebhaft kam Jodie uns mit Kindern entgegen, ihre Tochter Eloisa hatte noch Kinderbesuch. Jodie stellte uns ihrem Mann Andrew vor. Danach zeigte sie uns unsere kleine Wohnung, mit separatem Eingang, in ihrem länglichen Haus.

In unserer kleinen Küche können wir das Frühstück selber herrichten. Am Mittag essen wir zumeist kalt, Früchte, Tomaten usw., und am Abend kochen und essen wir alle zusammen in ihrer Küche. Manchmal dürfen wir ihr bei den Vorbereitungen auch etwas helfen dabei. Jodie lebte zuvor schon viele Jahre vegetarisch und seit 1 ½ Jahren vegan. Andrew geniesse manchmal auswärts ein Stückchen Fleisch, wie sie schmunzelnd sagte. Eloisa ist sehr offen, nach dem Nachtessen brachte sie Felix drei Kinderbüchlein zum Mitnehmen. Mir zeigte sie auch ihren Schlafraum mit den unzähligen Tierchen. Ganz spontan und herzlich sagte sie uns etwas später „Gute Nacht“. Felix und ich machten danach einen Spaziergang durch ihren grossen Garten. Andrew meinte: „Ihr könnt nicht verloren gehen, es ist rundherum eingezäunt.“

Es war noch sehr ruhig in Jodies Wohnung, als wir nach dem Frühstück am Montagmorgen nachschauten. Sie erzählte uns etwas später, dass Andrew eine sehr schlechte Nacht hatte. Denn er hatte nur eine Woche zuvor eine Operation. Sie kam flugs mit uns in den Garten, um die gefallenen Äpfel aufzulesen und bei zwei Bäumen lasen wir die bereits reifen Früchte ab. Jodie kann diese in einem Bio-Laden in Kingston verkaufen, (Kredit-Geschäft). Sie zeigte uns auch all die anderen Früchte in ihrem Garten. Die erste Feigenernte ist bereits vorüber, die späteren müssen noch ein wenig wachsen. Wir ernteten ebenfalls die ersten Pflaumen. Meine Lieblingsfrüchte, die Kakis, müssen noch einiges wachsen. Sie sehen im Moment aus wie kleine, grüne Äpfel.

Felix und ich haben danach noch Unkraut gefunden. Und Felix bekam von Andrew eine Lektion, um den „Spielzeug-Traktor mit Schaufel“ zu fahren, so konnte er das Unkraut danach auf einen riesigen Haufen kippen. Ja, Männer bleiben ewig Jungs! Nach einer Pause, duschen und etwas essen, fuhren wir mit Jodie nach Kingston mit den Äpfeln. In einem anderen Geschäft kauften wir ein für Jodies Küche und für unser Frühstück. Mit Früchten deckt sie uns gut ein und Brot gibt sie uns ebenfalls von ihrem Selbstgebackenen. Es war lustig Jodie beim Einkaufen zuzuschauen. Sie hopst und tänzelt umher, wie ein Schul-Mädchen. Wir erfuhren heute, dass sie bereits 48 Jahre alt ist, und noch etwas, dass sie früher in einem Ballett tanzte. Da wundert man sich nicht mehr, wenn man sie beim Kochen oder Einkaufen tänzelnd sieht. Bei ihr ist stets der ganze Körper in Bewegung, von morgens bis abends. Zum Nachtessen zauberte Jodie eine sehr kreativ gemachte und feine Vegan-Lasagne auf den Tisch für uns alle.

Felix auf dem „Spielplatz“

Zuerst konnten wir am Dienstagmorgen die Gänse in die Freiheit lassen und ihnen das „Frühstück“, bringen. Auch die Hühner durften aus dem Stall und auch sie erhielten ein „Zmorge“ und Jodie konnten wir ein hellgrünes Ei bringen. Nachdem wir die Apfelbäume gefunden hatten, und das Fallobst aufgelesen hatten, schlüpften Felix und ich unter den grossen Maulbeerbaum. Natürlich dauerte es nicht lange, bis auch die Gänse unter dem Baum waren und sich über jedes abgefallene Beeren freuten. Nicht nur unsere Hände waren nach dem Pflücken ganz rot, nein, auch die Kleider und, wie könnte es anders sein, auch mein Mund war ganz schön rot gefärbt. Als ich Andrew begegnete, sagte er, es sieht ja aus wie bei einem Horrorfilm.

Heute Abend, nach dem Nachtessen, sassen wir noch ein Weilchen mit Jodie und Andrew am Tisch, so erfuhren wir diesmal etwas mehr über ihren Grossvater. Bei dieser Gelegenheit erzähle ich ein bisschen über die beiden neuen Chefs. Das ist bestimmt interessanter, als stets von unserer Arbeit zu lesen. Als Jodie und Andrew zusammen die Schulbank drückten, zog er jeweils an ihren Zöpfen und Jodie verpetzte ihn immer bei ihrem Lehrer. „Andrew, setze dich zur Strafe zuhinterst hin“! Das war damals die Reaktion des Lehrers. Der kleinen Jodie tat dies dann aber jedes Mal sehr leid. Jetzt haben die beiden zusammen ein schönes Anwesen in Howden, ein Töchterchen und gemeinsam ein Immobilien-Geschäft mit einigen Angestellten. Jodie arbeitet, seit der Geburt von Eloisa, nicht mehr im Geschäft. Sie liebt es im Garten zu arbeiten, Bio-Beeren, Früchte und Gemüse ganz frisch ernten zu können. Schon längere Zeit wussten wir, dass Jodies Grossvater Schweizer war und als junger Mann nach Australien auswanderte. Andrew meinte, Jodie sei ihrem Vater und Grossvater charakterlich sehr ähnlich. Voller Freude und auch mit etwas Wehmut zeigte sie uns ein Bild von ihren Grosseltern, Walter Poppe aus Olten, mit seiner noch kleineren Frau, welche er in Australien kennen gelernt hatte. Die Grossmutter war so klein, dass man nur ihren Hut sehen konnte, wenn sie mit dem Auto fuhr. Walter Poppe hat in der Schweiz Zahnarzt studiert und in Australien machte er später Zahnprothesen. Das fand Jodie als Kind ganz besonders spannend. Jodie schwärmte richtiggehend von ihren Grosseltern. So verbrachten wir einen lustigen und gemütlichen Abend.

Für heute Mittwoch hatte Jodie einen Ausflug geplant. Zusammen fuhren wir nach Hobart, zum „Museum of Old and New Art (Mona)“. https://de.wikipedia.org/wiki/Museum_of_Old_and_New_Art

Beim Parkplatz trafen wir ihre Freundin mit ihrer kleinen Tochter Mathilda, mit der sie verabredet war. Beide Frauen schauten sich vergeblich um nach einem Parkplatz, alles war besetzt. Kurzerhand stieg Jodie aus, stellte ein oranges Absperrhütchen etwas zur Seite und stellte ihr Auto dorthin. Ihrer Freundin hatte sie zuvor ebenfalls einen Parkplatz „vermittelt“. Obwohl sehr viele Museum-Besucher per extra Schiff von Hobart ankommen, sei dieser Parkplatz stets mehr als voll. Auch für Touristen ist dieses Museum etwas ganz Besonderes. Allein nur die Architektur ist schon ein Besuch wert.

Wir sind auch auf Schweizer Kunst-Aussteller gestossen. Wie etwa den „Engpass“ von Roman Signer aus Appenzell, oder „Memorial to Sacred Wind or the Tomb of Kamikaze (1969)“ des berühmten Jean Tinguely.

Das Mittagessen nahmen wir als Picknick beim schönen Museum-Areal ein. Jodie war nicht nur für das Picknick besorgt, nein, sie übernahm auch die Eintrittskosten für uns. Diese Pause war für uns alle eine wunderbare Abwechslung und die beiden Mädchen konnten sich wieder austoben.

Beim Picknick, rechts Jodie unsere Gastgeberin

Lichttunnel

Beton-Transporter

Erst am Abend kamen wir wieder nach Hause. Jodie und Andrew erwarteten ihre beiden Gäste wieder zurück, welche ein verlängertes Wochenende weg gewesen waren. Die beiden, Ferra und Ben, arbeiten ebenfalls hier. Ferra, aus Holland, kam Anfangs Dezember, ebenfalls durch „Workaway“ hierher. Vor Weihnachten folge ihr Freund Ben, aus Deutschland, den sie im Spätherbst in Neuseeland kennen gelernt hatte, nach. Felix und ich bezogen für das junge Paar das Bett im Wohnwagen, der Jodie und Andrew gehört. Die Beiden waren so lieb und hatten uns das Zimmer überlassen. Erst nach 19.00 Uhr kamen sie zurück und wir konnten gemeinsam das Nachtessen einnehmen. Sehr müde, vom anstrengenden Tag im Museum, gingen wir frühzeitig zu Bett.

Der Donnerstag fing mit leichtem Regen an. Alle (ausser wir) sind froh um jeden Regentropfen. Ihre Wasserreserve ist bald einmal ausgeschöpft, im Weiher ist nur noch wenig Wasser. So nutzten wir den regnerischen Morgen und fuhren ganz schnell nach Kingston, um unsere Haare schneiden zu lassen. Das erste Mal in meinem Leben zeige ich mich jetzt mit einem Haarschnitt eines Coiffeurs. Aber ER hat es gut gemacht, zugegeben, ich war schon ein bisschen skeptisch. Als wir nach 1 ½ Std. wieder zurückkamen hatte es fast aufgehört zu regnen. So zogen wir uns rasch um und gingen Äpfel, Zwetschgen und Pflaumen pflücken. Oh, wer ist denn da unter dem Netz beim Maulbeerbaum versteckt? Das ist doch unsere schneeweisse Gans. Nur waren jetzt alle Federn rosarot. Die Gans hatte wunderbare Helfer, drei Vögel sassen im Baum drin und verhalfen dem weissen Federnvieh zu Maulbeeren. Diese Tiere finden doch immer einen Eingang unter das Netz.

Endlich gingen wir zur Gartenarbeit über. Auch hier können wir „roden“, wie schon in Woodbridge. Felix bohrte viele Gräser aus der Erde. Verblühtes wurde entfernt und massenhaft hartnäckiges Unkraut gab es zu entfernen. Jodie beabsichtig in diesem Gartenteil einige Nussbäume zu setzen. So durfte Felix einige Male mit seinem Traktor Unkraut abtransportieren. Am Abend halfen wir Jodie zu dritt beim Kochen, Ferra, Felix und ich, zum Glück ist die Küche gross genug. Der erste Speisekürbis wurde in Schnitze geschnitten und im Ofen gebacken. Zurzeit gibt es auch viele Gerichte mit Zucchini und Tomaten.

Der Freitagmorgen war besonders den Beeren gewidmet. Zusammen mit Ferra pflückten wir Maulbeeren, worüber sich all die Gänse besonders freuten. Sie putzen danach rund um den Baum fein säuberlich auf. Übrigens, die Maulbeeren sehen gleich aus wie Brombeeren, nur wachsen sie an einem Baum und sie sind etwas weicher und süsser. Auch die Brombeeren, Erdbeeren (zweite Ernte) und Heidelbeeren ernteten wir. Wobei die Heidelbeer-Ernte bald vorüber ist, was mich sehr erstaunt. Es war eigentlich ein ganz gewöhnlicher Tag mit einer rosarot-gefärbten weissen Gans und zwei eifersüchtigen Hündchen. Aber morgen soll es bei uns Zuwachs geben.