Aufenthalt-Verlängerung in Woodbridge

Der Montag, 29.Januar fing mit einem wunderbaren Morgenrot an. Nach Wettervorhersage war für die Nacht Regen angesagt gewesen, alle hofften auf eine Abkühlung. Der Regen kam aber mit Verspätung. Erst als wir frühstückten, regnete es ein paar Minuten. Wir hatten Fintan versprochen das Mulchen noch zu beenden. Einfach verschwinden ist nicht unsere Art, jetzt wo wieder ein grosser Haufen Rindenschnitzel gekommen ist. Letzte Woche war uns das Mulch-Material ausgegangen, stattdessen konnten wir Holz-Bretter stapeln. Als wir mit Mulchen weiterfuhren war es drückend heiss, richtig schwül. Kaum hatten wir Feierabend verdunkelte sich der Himmel und es regnete immer wieder ein wenig. Nach einer abkühlenden Dusche fuhren wir nach Howden, zu unserer nächsten Gastfamilie für einen kurzen Besuch. Jodie war allein zu Hause mit ihrer dreijährigen Tochter. Mit Freude zeigte sie uns ihren Garten. Ausser Gemüse gedeihen da auch einige Beeren-und Früchtesorten. Den Maulbeerbaum hatte sie mit einem Netz geschützt, da die Vögel diese Beeren besonders lieben. Auch die kleinen Apfelbäume waren wohlbehütet gegen Vogelfrass gut eingehüllt. Sie führte uns auch zu ihren Hühnern, welche ihr Töchterchen sogar auf den Arm nehmen konnte. Außerdem watschelten ein paar Gänse umher, denen sie etwas Zucchetti-Rüstabfall brachte. Zur Familie gehören ebenfalls zwei kleine Hündchen. Die Spannung wächst…

Nach einer langen, erholsamen Nacht mussten wir am Dienstag ohne Sonne erwachen. Obwohl wir zirka neun Stunden geschlafen hatten, waren wir immer noch müde. Trotzdem starteten wir schon früh mit Mulchen. Fintan hatte uns einen gehäuften Anhänger und vier Grosskisten voll Material hingestellt, wahrscheinlich am Abend zuvor, als wir in Howden waren. Bereits um acht Uhr konnten wir wieder im T-Shirt arbeiten, die Sonne wärmte uns ganz schön. So kamen wir ganz toll voran, bereits vor dem Mittag waren wir fertig. Nein, natürlich noch nicht richtig fertig, aber der Schnitzelvorrat war aufgebraucht. Fintan war unauffindbar. Deshalb machten wir eine Pause. Als Fintan wieder kam, jammerte er: „Heute muss ich Büroarbeiten erledigen, die ich selber tun muss. Die verabscheue ich doch so sehr, zum Glück macht Catherine das meiste.“ Übrigens, Fintan war früher während 22 Jahren Steuer-Kommissar. Als er uns dies erzählte meinte er lachend: „Damals haben mich Alle gehasst.“ Nach so vielen Jahren gab er seinen Beruf auf und arbeitete kurze Zeit auf einer Farm. Er spielte mit dem Gedanken, selbst Landwirt zu werden. Dann entschied er sich jedoch für Woodbridge Hill Hideaway, was er, wie er sagt, nie bereut habe.

Er brachte uns erneut einen Anhänger voll Mulch. Damit hatte er leider etwas Pech, der Traktor spulte und so musste er den Anhänger anders platzieren als gewünscht. Jedes Mal wenn Fintan bei uns im Garten ist, schwärmt er wie schön er jetzt aussehe. Jetzt hatten wir einen etwas längeren Weg, um die Schnitzel in Kübeln hochzutragen. Schon bald wurden wir nass, diesmal aber vom Regen, nicht wie gestern als es so schwül war. „Oh, Felix schaue dir einmal meinen Schuh an, er hat genau so Hunger wie ich“, sagte ich, als ich meinen defekten Wanderschuh entdeckte.

Mittwoch, der letzte Arbeitstag in Woodbridge. So wechselhaft wie heute war das Wetter noch nie, seit wir in Tasmanien sind. Nur Schnee fehlte noch, es regnete, die Sonne schien, zwischendurch hatten wir Graupelschauer und auch einen Regenbogen konnte man sehen. Ich schwitzte im Top, dann war es wieder zu kühl, Jacke an, dann wieder aus. Wir waren sehr froh, dass wir mit dieser Arbeit frühzeitig fertig wurden. Ganz knapp hat das Material gereicht. Insgesamt haben wir drei riesige Haufen Rindenschnitzel verteilt, Fintan sagte uns es seien 90 Kubik gewesen.

Am Feierabend fuhren wir schnell nach Hobart in ein Sportgeschäft, denn Wanderschuhe gehören einfach zu meiner Ausrüstung. Meine alten reuen mich schon ein bisschen, denn sie haben in den vergangenen drei Jahren unzählige Kilometer zurückgelegt mit mir, sie waren mir stets treue Begleiter. (sogar mit dem zweiten Sohlenpaar)

Als ich am Donnerstagmorgen nochmals zum Waschraum ging, sah ich Catherine im Büro. Sie meinte: „Es ist so schade, dass ihr uns bald verlässt, aber ihr dürft „jederzeit“ wieder kommen.“ Unsere lieben Gastgeber haben uns für Samstagabend nochmals zu einem Nachtessen eingeladen. Danach werden wir das letzte Mal bei ihnen übernachten. Den Toyota dürfen wir jedoch noch behalten. Erst kurz vor unserem Heimflug werden wir das Auto zurückbringen, und Fintan wird uns zu jener Zeit nach Hobart chauffieren.

Als die Maschine mit Wäsche trocknen war, fuhren wir nach Kettering zur Bruny-Fähre. Wir mussten ins Oberdeck hochfahren und das Personal wies jedes Auto exakt ein, damit möglichst viele Fahrzeuge transportiert werden konnten. Direkt neben uns hatte ein Schweizer Paar parkiert. Während der Überfahrt zur Nord-Bruny Insel wechselten wir ein paar Worte. Schon bald ging die Autofahrt wieder weiter. Auf dem Damm zur Südinsel stiegen wir zum Aussichtspunkt hinauf. Wen trafen wir da wieder an? …natürlich das Aargauer Paar. Wir fotografierten uns gegenseitig und danach verabschiedeten wir uns zum zweiten Mal.

Wir fuhren zuerst zur Ostküste weiter, um dort vielleicht eine Unterkunft für die kommenden zwei Nächte zu finden. Bald merkten wir, dass dies nicht sehr einfach sein wird. So überquerten wir die Insel und fuhren nach Alonnah und von da in südliche Richtung. Erst beim Hotel Bruny wurden wir fündig. Die vermieten/verwalten einige Cabins. Für diese beiden Nächte war jedoch nur die „Curlew Villa“ frei. Zuerst mussten wir aber die richtige Strasse finden, um zu dieser Villa zu gelangen. Es wurde uns nur gesagt, dass wir durch die „Matthew“ Strasse zu unserem gewünschten Ort kommen werden, aber nicht, dass diese Strasse zuerst anders heisst und erst später zur „Matthew Flinders Drive“ ändert. Gut, wir hatten es endlich geschafft, parkten vor der Villa und öffneten die Türe. Oh, Schreck, diese Wohnung war noch nicht bereit für neue Gäste. Wieder stiegen wir ins Auto und meldeten dies beim Hotel. Während dem die „Curlew Villa“ gereinigt wurde, offerierten sie uns je ein Vegi-Essen und zwei Getränke. Vergebens hatte ich mich aufgeregt, denn unsere Wohnung ist ja echt schön.

Beim Abendspaziergang begegneten wir einigen Kängurus, davon sogar zwei weissen, seltenen Wallabies. Angeblich sollen diese Albino-Wallabies nur auf der Bruny Insel in der Wildnis leben.

Nachdem wir am Abend zuvor bei der Villa noch Besuch hatten, schliefen wir wunderbar und erwachten am Freitag ohne Wecker vor sieben Uhr. Oh ja, den Besuch wollte ich noch erwähnen. Der sass neugierig neben dem Auto, sie getrauten sich nicht so recht zur Türe zu kommen. Die beiden Vierbeiner hüpften schnell ein paar Meter weiter, als ich ganz sachte an die Fensterscheibe klopfte.

Da es ziemlich düster aussah und zeitweise leicht regnete, waren wir unschlüssig, denn geplant hatten wir die Labillardiere Peninsula Rundwanderung (5.5-6.5 Std.) im südl. Nationalpark. Wir fuhren trotzdem in den Süden, 23 km auf einer Naturstrasse, saubere Autos begegneten uns wahrlich keine mehr! Im Süden machten wir zuerst einen Abstecher zum Lighthouse, welches im Jahr 1836 erbaut worden war. Es lohnte sich jedoch nicht auf den Turm zu steigen, da die Weitsicht beklagenswert war.

Stattdessen machten wir einen Spaziergang zum Strand hinunter.

Allmählich erholte sich die Wetterlage, zeitweise schielte sogar die Sonne ganz scheu hervor. Dann fuhren wir zum Jetty Beach, dem Ausgangsort der geplanten Wanderung. Die längere Rundwanderung liessen wir aus zeitlichen Gründen jedoch ins Wasser fallen. Stattdessen unternahmen wir eine kürzere, aber dennoch sehr schöne Wanderung.

Es hat sich gelohnt einmal eine ruhigere Tour zu unternehmen. So konnten wir die schöne Natur so richtig geniessen.

Fast am Schluss der Rundwanderung wurden wir durch ein ganz spezielles Schauspiel belohnt. Denn einige Delphine tummelten sich unweit vom Ufer entfernt und wir hatten einen Logen-Platz. Das ganze Spektakel dauerte zirka ¼ Stunde und danach zogen die Delphine weiter.

Wieder zurück am Ausgangsort, beim Jetty Beach, sahen wir eine interessante und spezielle Übernachtungs-Variante.

Eine Frau lag oben in ihrem „Schlafgemach“ und las ein Buch.

 Als ich am Samstagmorgen aufstand sah ich sofort, dass es wieder regnete. Nein, so habe ich keine Lust zum Wandern, dachte ich. Schwupps war ich wieder unter der Decke verschwunden. Natürlich konnten wir nicht den ganzen Tag einfach da liegen bleiben. Wir wissen ja, dass das Wetter sich in Tasmanien sehr schnell ändern kann. So machten wir uns nach dem Frühstück wiederum auf den Weg. Nach der Schlüsselabgabe fuhren wir zur Adventure Bay an der Ostseite. Im Nationalpark machten wir die 2 ½ stündige „Fluted Cape“ Wanderung. Auch ohne Regen bekam Felix unter dem Rucksack einen nassen Rücken. Es stieg kontinuierlich an, hinauf bis an den Abgrund der Steilküste. Wir hatten einen wunderbaren Ausblick zum Damm, auf dem wir am Donnerstag von der Nord-zur Süd-Bruny Insel fuhren.

Eine besondere Freude erlebte ich dort oben, als ein Ameisenigel, als ich ihn filmte, mir fast vor die Füsse „watschelte“. Er liess sich bei der Nahrungssuche überhaupt nicht stören von uns. Von da an ging der Weg lange der Steilküste entlang, so konnten wir immer wieder einen Blick zum Meer und zur kleinen Pinguin Insel erhaschen.

Unser Sohn hat für uns dieses Filmli eingefügt. Dir Nando vielen herzlichen Dank für deine Unterstützung.

Der Abstieg danach war zum Teil etwas steil, aber im Nu waren wir wieder unten am Meer. Da mussten wir unweigerlich an Andrea, meine Patentochter, denken. Denn sie kann ebenfalls mit viel Geduld grosse Steinmännchen bauen.

Nach knapp einer Stunde waren wir bei der Fähre, welche uns wieder zurück nach Kettering brachte. Unterwegs suchten unsere Augen ganz scharf unser „Zuhause“ auf dem Hügel.

Auf dem Bild sieht man direkt über dem Segel, in der obersten Waldlichte „Woodbridge Hill Hideaway“.

Als wir auf den Parkplatz fuhren, hörte uns Fintan sofort, den alten Toyota kann keiner überhören, denn er hat einen etwas defekten Auspuff. Sofort begrüsste er uns wieder sehr nett. Aber dann entschuldigte er sich, er sei sehr beschäftigt und das gemeinsame Nachtessen müsse er leider verschieben. „Das holen wir dann in Hobart nach, wenn ich euch zum Hotel in die Stadt bringe“, sagte er.

Morgen Sonntag ist es soweit, wir ziehen um…

Drei Tage beim schönsten Platz Tasmaniens

Als wir am Freitagmorgen, 26. Januar beinahe fertig waren mit Frühstücken, kam Catherine vorbei. Am Abend zuvor, als sie uns diesen „schönsten Ort“ auf der Karte zeigten, versprachen die Beiden für uns dort ein Zimmer zu buchen. Catherine hatte die Buchungs-Bestätigung dabei und sagte: „Wir übernehmen natürlich die Rechnung, denn ihr habt uns so viel geholfen, wir können euch ja gar nicht genug danken dafür.“ Sie wünschte uns ein schönes Wochenende und wir verabschiedeten uns dankend. Gespannt auf die lange Fahrt und das uns bevorstehende Wochenende starteten wir in Woodbridge in Richtung Hobart. Der Gegenverkehr nach Kettering war enorm, denn dort fährt die Fähre zur Bruny Insel. Auch durch die Stadt Hobart hatte es, wie eigentlich immer, sehr viel Verkehr. Aber die Ampeln waren uns gut gesinnt und wechselten meist ganz schnell auf grün, wenn der hellblaue Toyota sich näherte. Wir passierten Glenorchy, ein Vorort der Hauptstadt. Weiter fuhren wir dem Derwent River entlang, bis nach Granton. Vorbei an riesigen Himbeerplantagen ging es danach weiter nach New Norfolk und Westerway. In dieser Gegend muss es grosse Farmen geben, denn da sahen wir enorme Flächen „Strohgras“.

In der Gegend von Woodbridge war das meiste „Strohgras“ bereits gemäht und zu schönen Heurollen verpackt worden. Wir sahen auch sehr breite, mobile Bewässerungen. Bewässern ist hier dringend notwendig, alles was kein Wasser bekommt verdorrt. Auch alle Frucht-oder Beerenkulturen wurden mit einem Bewässerungssystem versorgt. Trotzdem gibt es ziemlich kleine Früchte, übergrosse Äpfel kennen sie hier bestimmt nicht. Der Strassenverkehr wurde stets weniger, je weiter wir in Richtung Westen, Nationalpark kamen. Nach Maydena, dem letzten Dorf, wurde die Strasse noch kurvenreicher und hügeliger, meist durch den Wald. Nach 2 ½ Stunden Fahrzeit machten wir eine kurze Rast, um die Beine bewegen zu können, etwas zu trinken und einen kleinen Apfel zu essen. Etwas später musste Felix nochmals anhalten, denn jetzt konnten wir bereits den Lake Pedder sehen, den ich fotografieren wollte.

Kurz vor 14.00 Uhr kamen wir bei der Pedder Wilderness Lodge in Strathgordon (330 m) an und wir konnten unser Zimmer beziehen. Wirklich traumhaft schön gelegen ist die Unterkunft am Lake Pedder.

Wir machten noch einen kurzen Spaziergang und eine Fahrt zur Gorden Staumauer (auch Rock-Fill-Damm genannt).

Auch der Wettergott meint es sehr gut mit uns. Wenn man bedenkt, dass es in dieser Gegend ca. 250 Tage pro Jahr regnet.

Felix hatte in unserem Tasmanien Wanderführer eine Tour ausgesucht für Samstag. Gleich nach dem Frühstück fuhren wir zum Serpentine Damm, dem Ausgangspunkt der Wanderung zum Mt. Sprent. Die Leiter, welche beim Führer erwähnt wird, wurde in der Zwischenzeit anscheinend durch eine massive Steintreppe ersetzt.

Wir notierten uns in der Registrierungsbox gleich nach der Treppe. Danach stiegen wir den äusserst steilen Busch Weg hinauf. Immer wieder trocknete ich den Schweiss von der Stirn, damit er mir nicht auf die Brille tropft. (Auf 3.3 km stiegen wir 750 m hinauf.)

Die Vegetation lichtete sich bei zunehmender Höhe. Das ist schlichtweg kein Weg für kleine „Mädchen“, denn die Wurzel-oder Felsenstufen sind derart hoch, dass auch Felix sogar sehr froh war über jeden Stamm oder Ast, an dem wir uns etwas hochziehen konnten. Auch die „einfache Kletterstelle“, wie sie im Führer beschrieben wird, meisterten wir prima.

Immer wieder gab es auch sumpfige Stellen und wir mussten einen möglichst trockenen Tritt finden. Die aussergewöhnlichen Blümchen und Pflanzen sahen wir trotz des anstrengenden Pfades. Und ich musste sie mit der Kamera festhalten, einen guten Grund zwischendurch eine kleine Rast zu machen. Eine Pflanze war ca. 10 cm hoch, schmal und rötlich wie eine Zunge. Sie schien feucht zu sein und als ich dieses „Zünglein“ berührte war es klebrig.

Natürlich mussten wir auch immer wieder das wunderschöne Gipfel-Panorama und die traumhaft schöne Lake Pedder Landschaft bewundern. Aber auf dem Mount Sprent angekommen, war die Aussicht noch viel gewaltiger.

Hier musste ich ein Steinmännchen bauen, damit ich die Kamera für ein Selbstauslöser-Bild platzieren konnte, denn wir trafen den ganzen Tag keinen weiteren Wanderer, den wir dafür hätten bitten können.

Auf demselben Weg gingen wir nach einer Rast mit kleinem Picknick wieder bergab.

Beim Aufstieg sagte ich zu Felix: „Es wäre viel weniger anstrengend gewesen zum Geburtstag meiner Schwester zu Kaffee und Kuchen zu gehen, als auf den Mt. Sprent zu steigen. „ Auf diesem Weg nochmals herzlichen Glückwunsch, vom schönsten Platz Tasmaniens.

Zum Abschluss dieses prachtvollen Tages genossen wir noch die Aussicht beim Hotel und löschten unseren unheimlichen Durst.

 Nach einer sehr warmen Nacht zum Sonntag genossen wir zum letzten Mal die einmalig schöne und beruhigende Aussicht beim Frühstück.

Dann räumten wir unser Zimmer, Koffer und Rucksack wurden bereits im Auto verstaut. Danach gingen wir zur Rezeption zum Auschecken. Wir mussten noch einen Moment warten, da noch andere Gäste vor uns an der Theke standen, um zu bezahlen. Als wir an der Reihe waren, nahm die nette Dame den Zimmerschlüssel entgegen und sagte: „Da ist ja schon alles in Ordnung, ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“ Das ist uns wirklich noch nie passiert, dass wir einfach gehen konnten, ohne zu bezahlen. Das gibt es nur bei Fintans in Tasmanien.

Wir fuhren mit dem Auto in Richtung Maydena, doch beim Frodshams-Pass bogen wir nach rechts ab und folgten dieser Naturstrasse über 30 km.

Beim Hotel lagen Wandervorschläge auf und den Port Davey Track, der da vorgeschlagen wurde, wollten wir heute unter die Füsse nehmen. Der schien uns gerade richtig nach dieser anstrengenden Tour von gestern. Zuerst führte uns dieser Pfad durch einen angenehm kühlen Regenwald (Märchenwald), das war herrlich bei dieser Hitze. Danach schlängelte sich der Weg, zeitweise auf Holzstegen, über eine Moorlandschaft mit viel Knopfgras. Da hatten wir auch immer eine schöne, stets wechselnde Aussicht in die nahen Berge.

Wieder zurück beim Auto hatten wir eine brütende Hitze, obwohl wir die Frontscheibe schattiert hatten. Mit einem Tuch trocknete ich mir immer wieder das nasse Gesicht und die nassen Armen. Ein uraltes Auto hat leider keine sehr gute Lüftung, und die Scheiben konnten wir bei der Rückfahrt auf der Naturstrasse noch nicht runterkurbeln. So war ich froh, als ich zwei Mal kurz aussteigen konnte, um ein Foto zu machen.

Lake Pedder in der Nähe des Edgar-Staudamms.

Der Lake Pedder hat eine Länge von 40 km und eine Fläche von 242 Quadratkilometern.

 https://de.wikipedia.org/wiki/Lake_Pedder

Unterwegs waren immer wieder solche Bienenkasten zu sehen.

Den Heimweg schafften wir ohne Zwischenfall. Wir fanden auch den Weg durch die Stadt Hobart wieder. Da war jedoch plötzlich ein Stau auf der Autobahn. Etwas später stellte sich dann heraus, dass die Polizei den Verkehr auf eine Spur leitete. Wir sahen bald danach auch warum, denn ein Auto hatte gebrannt. Wieder zu Hause sah Fintan uns sofort und wollte wissen wie es uns am Lake Pedder gefallen hat. Er war sichtlich froh, dass wir mit seinem Ausflugs-Vorschlag zufrieden waren. Er sagte mit Hochstimmung: „Wenn ihr glücklich seid, dann bin ich es auch.“ Dann erzählte er ebenso zufrieden, dass er gestern Samstag das ganze Holz, das wir gestapelt hatten, heimgeführt hatte. Zusammen schauten wir noch die riesigen Holzberge an.

Alles Holz muss weg…

Den Montag, 22. Januar starteten wir mit Mulchen. Doch das Material reichte nicht mehr weit. So schickte uns Fintan in eine „Znünipause“. Danach konnten wir mit ihm und John nach Kettering gehen. Bei Ruth hatte es noch mehrere Stapel gut gelagerte Bretter in verschiedenen Breiten und Dicken. Die sollten alle in ca. 60 cm breite und  50 cm hohe Stapel umgeschichtet werden, ohne Zwischenleisten, da dieses Holz bereits trocken ist. Felix und ich arbeiteten zusammen, während Fintan mit John ebenso dieselbe Arbeit verrichteten. Wenn ein Stapel jeweils fertig war, wurde er zweimal gebunden mit einem starken blauen Band. John zeigte Felix wie dies funktioniert, so konnten wir unsere Stapel eigenständig binden. Zwischendurch holte John für uns alle eine Getränkeflasche, denn es war auch heute wieder ziemlich heiss. Bevor wir um halb vier Uhr Feierabend machten gingen wir mit Fintan zum Feuerweiher, welcher an Ruths Grundstück grenzt. Denn dort lebt das Schnabeltier (Platypus). Ganz kurz konnten wir dieses Tier sogar sehen, das freute mich selbstverständlich sehr. Fintan meinte: „Viele Tasmanier haben dieses Tier noch nie gesehen“. Das ist ein eierlegendes Säugetier, das nur in Australien lebt. https://de.wikipedia.org/wiki/Schnabeltier

Später, als wir annähernd fertig waren mit dem Nachtessen, kam Fintan und fragte uns, ob wir Lust hätten in seiner Werkstatt ein Schneidebrett selber zu machen. „Natürlich, da kommen wir doch gerne, wenn wir Holz in die Schweiz einführen dürfen?“ War meine Antwort. Kurz darauf standen wir in der Werkstatt und suchten ein geeignetes Holzstück (Huon Pine) aus. Dieses Holz wächst übrigens nur in Tasmanien, wie Fintan sagt. Das fertige Brettchen durfte ich dann mit Haselnussöl behandeln . Ein nettes Andenken an die Zeit bei Fintan.

Wie abgemacht fuhren wir am Dienstagmorgen wieder mit dem Toyota auf Ruths Grundstück in Kettering. Als wir den Wald hinunter fuhren nach Woodbridge sassen am rechten Wegrand gleich drei Kängurus, als würden sie die vorüberfahrenden Autos zählen. Fintan und John waren bereits am Bretterstapeln, als wir ankamen. Zu viert rückten wir ganz schön voran. Auch Felix und ich schafften einige Stapel. Mit dem Binden ist Felix ebenfalls schon ganz schnell geworden. Die beiden Männer waren wieder sehr zufrieden mit unserer Stapel-Arbeit. „Jetzt sehe ich wieder über den Berg“, sagte Fintan zweimal. Ich glaube gerne, dass er mit so viel Holz, das umgeschichtet, gebunden und dann mit einer Folie umkleidet werden sollte, fast kein Ende sieht. Er hatte uns erzählt, dass seine Ex-Frau Ruth ihn immer wieder bedrängt, endlich SEIN Holz von ihrem Grundstück zu entfernen. Um halb drei Uhr schickte er uns in den Feierabend. Felix und ich gingen wiederum zum Weiher, denn diesmal hatte ich den Fotoapparat dabei. Nur wollte sich das Schnabeltier leider nicht mehr zeigen, schade.

Am Abend brauchten wir nicht zu kochen, wir durften uns nur an den Tisch setzen. Denn wir wurden von Fintan und Catherine zu einem vegetarischen Nachtessen eingeladen. Auch John war mit seiner Familie mit dabei. Schon kurz nach 18.00 Uhr kamen Catherine und Fintan zu uns. „Wir gehen mit dem Auto weg“, sagte Fintan. Ganz überrascht stiegen wir ein und liessen uns chauffieren. In Snug, die Ortschaft nach Kettering, parkte er bei einem Restaurant. John und Maggie mit der kleinen Eden waren bereits dort. Fintan meinte: „Das ist für mich viel einfacher, ich kann nicht kochen und Catherine kocht nicht gerne“. So genossen wir einen Nudelteller mit Kürbis und Spinat, pikant gewürzt mit Chili, überstreut mit Fetakäse. Das war wirklich sehr fein. Nach dem Essen sprachen wir vom Holzaufschichten und in diesem Zusammenhang zeigte Felix auf seinem Smartphone ein paar Fotos von seinen Holzstapeln in Burkartshaus. Sie waren so sehr  begeistert, dass sie es fast nicht glauben konnten, dass dieses Holz einfach verbrannt wird.  Auch John sagte immer wieder: „Nein, die dürft ihr doch nicht verbrennen, das sind Kunstwerke, er konnte es nicht fassen. (eigentlich heisst er Sean, wie wir erst jetzt erfuhren, aber beide Namen heissen übersetzt Hans)

Wieder zu Hause angekommen, fragte Fintan, ob wir morgen nochmals nach Kettering kommen können, so wie heute.

 Am Mittwoch,  auf dem Weg nach Kettering, überholten wir Fintan, als er bei Sean zu Hause einen Bagger auf den Lastwagen lud. Damit wollten sie die gebundenen Holzstapel aufladen. Im Laufe des Morgens brachte Fintan für uns einen Becher Kaffee, den er in einem Shop geholt hatte. Später stellte er einen feinen, kühlen Sirup bereit und forderte uns immer wieder auf zu trinken, denn es war wieder ziemlich heiss. Am Feierabend durften wir in Ruths Garten Beeren pflücken. Auch gab sie uns verschiedene Gemüse mit, wie schon einmal. Da sie alleine wohnt ist sie immer wieder froh, wenn sie etwas aus ihrem Garten verschenken kann, wie sie sagte.  Auf der Heimfahrt von Kettering sahen wir verschiedene Vogelscheuchen. So wie uns Catherine gestern erzählt hatte, gibt es hier einen Vogelscheuchen-Wettbewerb, deshalb kann man seit ein paar Tagen immer mehr lustige Gestalten entdecken. Dieser Wettkampf wird von einem Nachbardorf organisiert und ist mit einem grossen Volksfest verbunden.

In der Nacht auf Donnerstag regnete es ein bisschen, aber es erhielten nur die vorwitzigen Pflanzen einen Schluck. Am Morgen als wir aufstanden hatte es dichten Nebel bei uns auf dem Hügel. Doch als wir in Kettering ankamen, guckte bereits die Sonne hervor. Wir hatten immer noch viel Holz, das wir nach Grösse und Qualität sortieren, schichten und binden mussten. Sean und Fintan hatten inzwischen angefangen das gebundene Holz mit dem Lastwagen nach Hause zu führen. Sean kam einmal zu uns rüber und sagte: „Wir haben uns entschlossen euch zu adoptieren“. Und wieder machte er eine Bemerkung wegen den hübschen Holzstapel in der Schweiz, welche wir doch nicht verbrennen dürfen.

Noch ganz schnell mussten wir am Abend einkaufen gehen, denn morgen Freitag sind die Läden geschlossen, Australien feiert ihren Nationalfeiertag. Auf dem Heimweg standen zwei junge Frauen mit Rucksack am Rücken am Strassenrand und machten Autostopp. Ausnahmsweise nahmen wir sie mit, das heisst, wir brachten die beiden sogar zu einem Beach, bei dem sie wild zelten. Sie erzählten uns, dass sie aus Frankreich sind und hier auf einer grossen Farm Kirschen und Aprikosen pflücken. Dort wohnen können sie nicht, deshalb machen sie jeden Tag Autostopp, um zur Arbeit zu kommen, und am Abend wieder zu ihrem Zelt.

Als wir am Kochen waren, kamen Catherine und Fintan schnell zu uns herüber. Denn Fintan wollte uns einen Ausflugsvorschlag zeigen auf der Karte. Wir hatten eigentlich geplant auf die Bruny Insel zu gehen an diesem freien, verlängerten Wochenende. Doch Fintan riet uns davon ab, da sehr viele Australier dieses lange Wochenende nutzen werden, um auf die Bruny Insel zu gehen. Da würden wir kaum mehr eine Unterkunft finden. So sind wir stattdessen ab morgen Freitag bis Sonntagabend am schönsten Plätzchen Tasmaniens, wie Fintan sagt.

Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen

Der Stromausfall vom Vorabend konnte am Dienstag, 16. Januar von Fintan behoben werden. Es mussten mehrere Sicherungen, davon gleich drei Hauptsicherungen, wieder zurückgesetzt werden. Fintan konnte es zuerst nicht glauben, dass der Küchenboiler der Übeltäter dafür sein könnte. So versuchte er es nochmals den Boiler in Betrieb zu setzen. Darauf folgte ein heftiger Knall, ich konnte ihn im Schlafzimmer sogar hören. Alle drei Hauptsicherungen waren wieder deaktiviert. Nun haben wir wieder Strom, aber für heisses Wasser müssen wir uns noch gedulden bis ein Fachmann den Weg zu uns findet. Zum Glück können wir dennoch duschen, denn im Bad gibt es eine separate Warmwasserversorgung. Etwas später als sonst gingen wir danach an unsere Arbeit. Das Bürogebäude (mit Waschküche im hinteren Bereich), sowie alle Hinweisschilder zu allen Gebäuden, mussten noch gestrichen werden. So waren wir wieder ein Weilchen beschäftigt.

Als ich am Mittwochmorgen die Schuhe anzog, um zur Arbeit zu gehen, öffnete Fintan soeben die Türe. Da er fortgehen musste, wollte er uns noch kurz über unsere neue Aufgabe informieren. Die Cabin 5 sollte ebenfalls noch aufgefrischt werden. Dieses Haus ist vorübergehend an einen Kollegen von John ausgemietet. Wie er, hat auch sein Kollege eine Partnerin aus Kanada. Jetzt wohnt dieses Paar in Cabin 5, bis ihr eigenes Haus fertiggestellt ist.

Als die Malerarbeit beendet war, wartete bereits ein Wagen voll Mulch Material auf uns. Das Wetter war herrlich warm, so machte das Arbeiten draussen richtig Spass. Am Nachmittag brachte uns John noch zwei Kisten Rindenschnitzel. Wie immer wechselte er gerne ein paar Worte mit uns. Er winkt uns auch immer sehr freundlich zu, wenn er mit einem Gefährt vorbei fährt.

Am Abend machten wir einen kurzen Spaziergang zum Wald hinauf. Dort oben gedenkt Fintan SEIN Haus zu bauen für den Ruhestand, die Zufahrtstrasse ist am Entstehen. Einen Ruhestand wird es aber kaum geben, wenn man Fintan mit all seinen angefangenen Projekten kennt, weiss man, dass er keine Ruhe finden wird. Er ist ein Macher. Die kleine schwarze Katze wollte mit uns kommen und auch die Hunde freuten sich über ein paar Streicheleinheiten.

Links ist die Werkstatt, vorne re. Fintans Haus, dann der Pool und zuhinterst „unser“ Haus.

Nach einer sehr erholsamen Nacht erwachte ich am Donnerstag bevor der Wecker klingelte. Hier darf ich überhaupt einen aussergewöhnlich tiefen Schlaf geniessen, den ich sonst kaum kenne. Der Himmel hatte wieder alle Farben und zwischen den Wolken guckte kräftig die Sonne hervor. Beim Frühstück lauschten wir auf Traktorengeräusch, denn Fintan sollte uns doch Mulch Material bringen. Kurz darauf, als wir im Garten noch ein paar Rhododendren säuberten, fuhr er mit seinem angehäuft beladenen Anhänger in den Hauptweg. Fröhlich und gut gelaunt wie immer begrüsste er uns. Wir „bestellten“ gleich noch zwei Kisten voll Mulch, die er beim oberen Gartentor hinstellen konnte. Das Gelände ist so gross, wir müssen stets aufpassen, damit wir nichts vergessen beim Mulchen. Nach der Mittagspause, als Fintan uns Nachschub brachte, sagte er: „Kommt dann zum Wald hoch, wenn John wieder da ist, dann könnt ihr einmal schauen wie die mobile Säge funktioniert.“ Ja, das machten wir natürlich gerne. Zuerst stieg Fintan auf seinen riesigen Bagger und legte mit der Baggerzange  einen ganzen Baumstamm zur Säge. Die beiden Männer erklärten Felix wie die Maschine funktioniert. Die gewünschten Masse können eingestellt werden. John führte das Sägeblatt ganz leicht durch den Stamm und Fintan entnahm auf der anderen Seite das Brett. Diese Holzbalken und Bretter brauchen sie nächstes Jahr für den Hausbau. Den Holzvorrat den sie hier haben, kann man sich nicht vorstellen. Das meiste ist Eukalyptus oder wie man sie hier nennt, Tasmanische Eiche, oder Gummibaum. Das ist ein sehr schönes Hartholz.

Fast hätte ich es vergessen, die Überraschung des Tages: „super, wir haben wieder heisses Wasser in der Küche!“

Am Freitagmorgen war die Stimmung wieder einmalig, man konnte fast nicht genug davon bekommen. Als ich auf die Terrasse kam, war ich sehr überrascht über die Temperatur. Frühmorgens ist es hier meist zwischen 13° C  und 16° C und diesen Morgen hatten wir doch tatsächlich um halb sieben Uhr bereits oder immer noch 23° C, es hatte kaum abgekühlt in der Nacht. So gefällt es mir.

Als wir im Garten wirkten wurden wir fast ohne Anstrengung nass, es war ziemlich drückend. Wir starteten mit einem neuen Gartenabschnitt. Felix befreite unzählige Pflanzen von ihrem Schutzgitter, welches Fintan der Beuteltiere wegen, um die frisch bepflanzten Rhododendren mit jeweils drei Pfosten angebracht hatte. Oft war das Unkraut höher als die  Pflanzen und das Gitternetz richtig eingewachsen. So verbrachten wir schon einige Zeit damit, um die Schützlinge zu befreien und manchmal mussten wir sie richtig suchen.

Gestern als wir zum Wald hinauf gingen, fragte Felix Fintan, ob er da unter dieser Blache ein Auto versteckt habe. Sofort ging er zur Werkstatt rüber, denn da war das Auto eingemummt. Mit viel Freude und nicht weniger Stolz entblösste er seinen knallroten MG mit Jahrgang 1965. Am Abend hörten wir plötzlich einen uns fremden Motorenlärm und siehe da, Fintan fuhr zusammen mit Catherine im MG davon. Zum Glück hatte ihn Felix an dieses rassige Rennauto erinnert, sonst wären die warmen Abende ohne Ausfahrt verstrichen. Das Bild sah lustig aus, am Steuer der kräftige Fintan, 1.90 Meter gross und daneben die schmächtige Catherine.

 Da die Wettervorhersage für Samstag eher düster war, entschieden wir uns zu arbeiten und dafür nächste Woche einmal drei Tage frei zu nehmen. Unser „Chef“ war natürlich sofort einverstanden. Er gab uns gleich auch einen Insider-Tipp für die Sonntagswanderung. An meinem Laptop zeigte er uns den Zufahrtsweg, der nicht ganz so einfach zu finden ist.

Am Abend stand Fintan plötzlich vor dem Küchenfenster. „Ich habe euch noch etwas Gemüse von Ruth.“ Dankend nahm ich den Gemüsegruss gerne an und schon verschwand Fintan wieder um die Ecke.

Heute hatte ich endlich einmal meine Klick-Kamera dabei, als wir im Nachbarsdorf Cygnet einkaufen gingen. Denn in diesem Dorf wurde zum Jahreswechsel (fast) alles mit Gestricktem oder Gehäkeltem eingepackt und verziert, wie etwa Baumstämme, Kehrichteimer, Gartenzäune, Masten, Fahrrad usw., das musste ich doch auch noch festhalten.

Flower Power Cygnet 2018

Am Sonntagmorgen fuhren wir um 09.00 Uhr los zur Wanderung im Südwest-Nationalpark. Beim Einmünden zur geteerten Strasse, wollte doch tatsächlich ein Lastwagen abbiegen zu unserem Wohnort. „Oh, das ist ja John“, bemerkten wir fast gleichzeitig. Wie immer lächelte er und winkte uns freundschaftlich zu. Felix bog von unserer Zufahrtsstrasse nach links ab in Richtung Cygnet. Schon winkte uns wieder jemand zu, das war Catherine, sie war auf dem Heimweg. Wir fuhren weiter via Cygnet nach Huonville. Dort ging es über die Brücke des Huon River, weiter ins beinahe verlassene Tal nach Glen Huon, Judbury, vorbei am Campingplatz Lonnavale hinauf zu unserem Ausgangspunkt. Die letzten 25 km auf ungeteerter, zum Teil sehr holperiger Strasse. Plötzlich sah Felix am Wegrand ein Tier und hielt sofort an. Ich stieg schnell aus, um ein Foto zu machen. Doch das Tierchen wollte sich vor mir verstecken. Ich ging links herum und hatte Glücke, dort bemerkte mich das interessante Geschöpf nicht und ich konnte diesen Ameisenigel, auch Schnabeligel genannt, fotografieren. Das freute mich ausserordentlich, der Tag war bereits gerettet.  https://de.wikipedia.org/wiki/Ameisenigel

Nach diesem langen Anfahrtsweg kamen wir endlich zum Weg-Ende und zum Start der Wanderung hinauf zum Lake Skinner (950 m). Drei junge Wanderer liessen wir gleich mal überholen. Ein schmaler, idyllischer Pfad führte durch den Wald bergan. Da duftete es wieder so herrlich und frisch. Zum Teil mussten wir den Pfad durch den Busch beinahe suchen. Es gab zeitweilig sehr schmale Holzstege, dann wieder morastigen Untergrund, Wurzeln oder grosse Felsbrocken, da war beinahe klettern angesagt. Wir mussten auch unter Baumstämmen durchschlüpfen, oder darüber klettern, sehr vielfältig, aber auch anstrengend, ist dieser Bergweg. Dann kamen wir endlich auf eine Art Anhöhe, aber immer noch im Busch und wir konnten uns noch nicht vorstellen, wo der Lake Skinner sein könnte. Doch, was hörte man da, das war das Rauschen eines Baches und etwas später rief Felix: „Da ist der See!“ „Wow…oh, da ist es aber schön, der Aufstieg hat sich echt gelohnt.“ War mein Kommentar, als auch ich den See sehen konnte.

Auf der Anhöhe

Wo ist denn da der Wanderweg?

 

Zwei Tage arbeiten, fünf Tage frei!

Bei uns fing die Arbeitswoche erst am Dienstag, 09. Januar an. Fast hätten wir uns verschlafen. Wir erhielten von John, denn sein Vater war bereits weg, eine neue Aufgabe. Die ganze Terrasse, inklusive Stützbalken, mussten frisch gestrichen werden. Ja, wir sind doch Allrounder. John brachte ein Verlängerungskabel, denn wir wollten zuerst alle bunten Papierschnitzel, die vom Hochzeitsfest überall herumlagen, zusammensaugen. Felix konzentrierte sich beim Anstrich mit dem Roller auf die grossen Flächen, während ich die Ränder, Balken und Fenstersimse mit dem Pinsel bestrich.

Nach dem Nachtessen erlebten wir wie es ist, wenn das Wasser ausgeht. Tatsächlich wurde der Wasserstrahl immer spärlicher, wir konnten den Abwasch nicht mehr tätigen. Für ein Kaffee hatte es noch gereicht. Scheinbar, wie Catherine sagte, hatte Fintan vergessen den Wassertank zu kontrollieren. Die Hochzeitsgesellschaft hatte viel Wasser gebraucht, vor allem der Catering-Service für den grossen Abwasch. Zum Zähneputzen reichte es noch knapp. Etwas später wurden wir wieder mit Wasser versorgt, durch einen grossen Tankwagen und etwas Regen. Was für ein Glück.

Als ich am Mittwochmorgen in die Küche ging, stand ein Känguru draussen neben dem Schlafzimmer und begutachtete unsere Malerarbeit der grossen Terrasse. Zufrieden damit hopste es schnell wieder davon. Lachend fragte uns Fintan diesen Morgen: „Habt ihr Schmerzen in den Armen vom Malen?“ Was wir natürlich verneinen konnten. Darauf erteilte er uns noch mehr Malerarbeiten und meinte: „Schön, jetzt habe ich zwei neue Maler“. Alle Balken, sowie Fenstersimse und das grosse Gartentor beim Pool mussten ebenfalls gestrichen werden. Als wir fertig waren damit, kam gerade Fintan daher. Er fand unsere Malerarbeiten toll, wie immer war er sehr zufrieden. „Nein, morgen könnt ihr nicht weiter pinseln“, war seine Antwort, als wir danach fragten. Er verriet uns, dass wir bereits am Donnerstagmorgen das Haus verlassen müssen, da das Hochzeitspaar mehr Zeit benötige für die Vorbereitungen und deshalb kurzfristig um einen Tag vorgeschoben habe. „Ja, was machen wir mit Alice und Felix“? sagte er lachend und kratzte sich wie wild in seinen Haaren. „Hast du noch eine zweite Schwester mit einem Ferienhaus?“, fragte ich ihn und wir mussten alle lachen.  „Ja, natürlich, ich bin der älteste, ich habe noch zwei Schwestern und zwei Brüder. Aber, nein, das geht nicht, überlegte er kurz. Moment, ich habe einen Freund, der hat in Dover ein Ferienhaus, ich frage ihn gleich mal an. Und schon hatte Fintan sein Telefon am Ohr.

Zu einem schweizerischen Nachtessen hatten wir Catherine, Fintan und die beiden Mädels für diesen Abend eingeladen. Deshalb mussten wir noch schnell einkaufen gehen. Als wir zurückkamen, zeigten Fintans Daumen beide nach oben und er war bester Laune. Schnell kam er zu uns und berichtete, dass sein Freund Graeme uns sein Ferienhaus gerne zur Verfügung stellt bis am Montag. Auf die Frage wegen dem Schlüssel meinte Fintan: „Graeme bringt ihn heute Abend, er kommt auch zum Nachtessen. Wie verabredet erschienen sie pünktlich um 19.00 Uhr.  Fintan stellte uns Graeme vor, der uns sofort berichtete, dass sein Sohn sehr oft in der Schweiz ist, um von den Schweizer Bergen zu springen. Nach dem Nachtessen, es gab Rösti, Vegi-Geschnetzeltes mit Pilzen, gemischtes Gemüse und Salat, zeichnete Graeme für uns den Weg zum Ferienhaus auf. Er erklärte uns alles Notwendige für diesen Aufenthalt. Es geht doch nichts über einen guten Freund.

Am Donnerstag waren wir früh für die Fahrt nach Dover bereit. Wir freuten uns, denn in dieser Gegend möchten wir gerne noch zwei/drei Wanderungen unternehmen. Mit dem Schlüsselbund vom Ferienhaus verabschiedeten wir uns und fuhren zuerst in nördliche Richtung, nach Huonville, um danach südwärts nach Dover zu steuern. Ohne nur einmal falsch zu fahren parkten wir nach 1 ¼ Stunden vor dem grossen Gartentor beim Ferienhaus in Dover. Als Felix das Tor aufschloss rannten zwei kleine Hasen den Weg hinauf davon, so süss. Wir wohnten hier also bei den Hasen, ziemlich nahe am Waldrand.

Nachdem wir unsere Sachen ins Haus gestellt hatten, schlossen wir wieder ab und fuhren zurück nach Geeveston, um wieder eine Wanderung im Nationalpark zu unternehmen. Das Wetter war diesmal perfekt. (Denn die Wanderung zum Hartz Peak hatten wir am 31. 12. 2017 schon auf dem Programm, wegen Nebel über dem Berg entschieden wir uns dann nur zum Lake Osborne zu gehen.) Oben beim Parkplatz hatte es bereits einige Autos. Zuerst führte der Weg meist gemütlich über Holzstege durch eine typisch tasmanische Bergwelt, vorbei an kleinen Tümpeln oder kleinen Bergseen, wie etwa der Ladies Tarn. Erst danach fing der Aufstieg an. Zuerst ziemlich steil durch den Busch hinauf zum Hartz Pass. Dann ging es weiter aufwärts über felsiges Gelände des Hartz Peak (1254 m). Oben angelangt hatten wir eine wunderbare Aussicht auf die benachbarten Berge und auf den so schön blauen Hartz Lake.

Übrigens gibt es beim Eintritt in den Nationalpark oft eine Schuhputzanlage. Eine grobe Bürste und eine Sprühdüse mit Desinfektionsmittel, um eine weitere Pilz-Sporen Verbreitung zu minimieren.

Der Hartz Peak in der Bildmitte

Am Ladies Tarn

Aussicht vom Hartz Peak – li. der Hartz Lake

Nochmals einen Blick zurück zum Hartz Peak

Schon in der Nacht plagte mich eine Migräne, so fing der Freitag für mich nicht sehr vorteilhaft an. Während dem Frühstück hatten wir Besuch, zwei Kängurus waren nahe beim Haus. Dann hüpften die beiden, ein kleineres und ein grösseres Beuteltier wieder davon in den Wald. Der Himmel sah aus wie mein Kopf, ziemlich düster. Deshalb unternahmen wir erst etwas später einen Spaziergang am nahen Strand, welcher nur ca. 5 Min. zu Fuss vom Ferienhaus entfernt ist.

Im Ferienhaus in Dover

Felix schaute am Samstagmorgen, nach der regnerischen Nacht, neugierig aus dem Fenster. „Kein Känguru, kein Häschen und auch keine Vögel sind zu sehen“, bemerkte er etwas enttäuscht. „Ja, die lieben das Nass wahrscheinlich auch nicht und haben wohl im Wald ein trockenes Plätzchen gefunden“, erwiderte ich. Es war immer noch ziemlich trüb und während wir frühstückten gab es nochmals einen kurzen Regenschauer. Erst um 10.00 Uhr fuhren wir zum Cockle Creek, (dem südlichsten mit Pkw befahrbaren Punkt in Australien) um die Wanderung zum South Cape Bay zu machen. Gleich beim Start in den Nationalpark sahen wir einen Mann dort stehen, offensichtlich hatte er etwas entdeckt. Er winkte uns herbei. Aber leider kamen wir zu spät. Dann erzählte er uns, dass eine schwarze ca. 80 cm lange Schlange da auf einem grossen Mooskissen geruht hätte. Er bemerkte, dass es komisch sei, dass die Schlange dort verweilt habe, ohne sich sonnen zu können. Wir kamen nicht weit und schon ergoss sich eine dicke schwarze Wolke über uns. Wir hatten aber Glück und konnten uns in den Registrier-Unterstand retten. Nach kurzer Zeit war der ganze Spuk vorbei und wir wanderten weiter. Der Waldweg mit hohem Farn gefiel uns besonders gut. Oft führte der Pfad durchs Buschwerk und sogar ich musste mich ein paar Mal bücken. Dann durchschritten wir, meist auf Holzstegen, die mit Heidevegetation bewachsene Hochebene, des Blowhole Valley. Durch einen Wald mit Bächlein, die wir überschreiten mussten, gelangten wir zum South Cape Bay. Zum Rasten hatten wir hier keine Lust, der starke Wind vertrieb uns schon bald wieder. Das Meeresrauschen war ebenfalls so heftig, dass man kaum die eigenen Worte hören konnte. Die vielen aussergewöhnlichen Pflanzen am Wanderweg erfreuten mich sehr, es war eine fantastische Tour.

Wieder zurück beim Ferienhaus kochten wir für uns ein Nachtessen, denn der Hunger hatte sich schon lange gemeldet. Beim Abwaschen sahen wir immer wieder Kängurus umherhüpfen, sie kamen sehr nahe zum Haus. Hoffentlich wurde das Geschirr aber trotzdem sauber.

Oh, wie schön, die Sonne weckte uns am Sonntagmorgen wieder. Nach getaner Arbeit versteckte sie sich aber schon bald wieder, da war ich schon ein bisschen enttäuscht. Wir entschlossen uns für eine kleine Wanderung zum Duckhole Lake. Dieser kleine See ist ein überfluteter Kessel, in der Umgebung von Höhlen und Karstlandschaft. Es war nicht einfach den richtigen ungeteerten Weg zum Wanderstartpunkt zu finden. Hinter uns fuhren gleich zwei Autos und parkten am selben Ort. Zuerst führte der Waldweg einem Bächlein entlang mit vielen riesigen Farnen. Allgemein duftet es in den Wäldern immer so wunderbar frisch und zwischendurch kommt einem auch ein starker Pilzgeruch in die Nase. Ja, Pilze sehen wir immer wieder, aber wenn es danach duftet sieht man seltsamerweise keinen. In diesem Waldstück sahen wir nicht nur beige und rote Pilze, es hatte sogar noch ein Grüppchen violette. Auch Baumriesen trifft man sehr oft, das müssen sehr, sehr alte Bäume sein. Sie sind so mächtig, dass ein daneben stehender Mensch wie ein Zwerg erscheint. Bei diesem idyllisch gelegenen See angekommen fehlte mir nur die Sonne. Dennoch versuchte ich ein Bild mit nach Hause zu nehmen. Etwas unzufrieden vom Ergebnis bin ich schon, denn ich hatte ein fantastisches Foto in Erinnerung.

Am Nachmittag unternahmen wir nur noch eine Küsten-Rundfahrt von Dover via Surveyors Bay zum Surges Bay, mit kurzem Halt am Strand, wo einige Wasserratten sich beim Wellenreiten vergnügten.

Am Montagmittag, als wir wieder in Woodbridge ankamen, war ein grosser Kinderlärm. Neben der Terrasse sassen viele Kinder und einige Erwachsene am Picknicken, offenbar hatte eines der Kinder Geburtstag. Danach verschwanden sie ins Hallenbad und hatten es sehr lustig zusammen. Ich glaube ich habe noch nie erwähnt, wie gut dieses Bad ausgebucht ist. Wahrscheinlich gibt es in der Region kein anderes geschlossenes Bad. Jedenfalls kommen sehr viele Leute hierher, es muss jedoch zuvor eine Zeit vereinbart werden. Das heisst, es bucht z. B. ein Paar für eine Stunde das Bad, dann hat sonst niemand Zutritt. Wir beobachten stets mehrere Wechsel an einem Tag. Meistens kommen Paare, Familien, oder kleine Frauengruppen. Kaum sind jeweils die einen weg, kommen die nächsten Badegäste. Wenn hier eine Trauung ist, gehört auch das Pool der Hochzeitsgesellschaft. Catherine erzählte uns, dass einmal ein Hochzeitsfotograf ins Wasser gestiegen sei, um die Braut zu fotografierten wie sie, immer noch im schönen Hochzeitskleid, einen Sprung ins Wasser tat. Die Miete für eine Poolparty, wie diese Kindergeburtstagsparty, kostet $ 60.- pro Stunde, muss aber für min. 1 ½ Std. gebucht werden. Einzeleintritte kosten pro Std. $ 30.- für jede weitere Person $ 2.-

Am Abend hatten wir hier nicht nur Internetprobleme, auch das heisse Wasser in der Küche stieg aus. Über den Stromausfall, welcher durch das Boiler-Problem in unserem Haus ausgelöst wurde, konnten wir Fintan jedoch nicht mehr informieren, da es bereits zu spät war.

 

 

Ein verlängertes Wochenende

Am Donnerstag, 4. Januar, kurz nach 7.00 Uhr fuhren wir, zusammen mit Fintan und John, nach Kettering zu Ruth. (Exfrau von Fintan und Mutter von John) Wir durften im Garten Beeren pflücken zum Mitnehmen, auch etwas Gemüse erntete sie für uns. Dann fuhren wir weiter in Richtung Hobart, Sorell und weiter nach Port Arthur, zur Halbinsel Peninsula. Diese Fahrt dauerte gut zwei Stunden.

Unterwegs gingen wir wieder einkaufen für die nächsten Tage. John war mit seinem Pickup unterwegs, sein Vater mit seinem geliebten Schulbus und wir mit unserem hellblauen Toyota. Fintan erzählte uns einmal, dass John und er auf Peninsula ein altes, verfallenes Schulhaus gekauft hätten. Das war vorerst unser Reiseziel. Dort angekommen blickten wir um uns, doch ein Schulhaus konnten wir nicht sehen. John klärte uns dann aber auf. Das kleine Häuschen, das dort auf diesem grossen Grundstück steht, war das ehemalige Schulhaus. Vor gut einem Jahr hatten sie dies erworben. Hier war früher eine Gesamtschule untergebracht. Auf seinem Smartphone zeigte er uns ein erschreckendes  Bild. Ein wirklich zerfallenes Häuschen war auf dem Bild zu sehen, halb zugedeckt von einem riesigen, gefallenen Eukalyptusbaum, auch Tasmanische Eiche genannt. Innerhalb einem Jahr wurde grossflächig gerodet, was sie bis auf zwei/drei Bäume selber gemacht hatten. Die Stämme haben sie zu Brettern zersägt und heute wurden diese sehr schön zum Trocknen aufgeschichtet.

Der Innenausbau mit Isolation muss noch gemacht werden.

Während die beiden Männer schufteten, unternahmen Felix und ich eine Wanderung im Nationalpark. Nach einer kurzen Fahrt, meist auf ungeteertem Weg, zum Fortescue Bay starteten wir dort die Wanderung auf sehr schön angelegtem Weg (mit ca. 1000 Treppenstufen) durch einen Eukalyptuswald zum Cape Hauy.

Der Blick zur steilen Küstenwand war schon aus Distanz ein wahres Erlebnis. Der scheinbar mit der Landspitze verbundene, vorgelagerte, steil aufragende Fels, bekannt als „The Lanterns“ ist sehr eindrücklich. Am Fusse des Cape Hauy erheben sich zwei mächtige Felsen „The Candlestick“ und „Totem Pole“ in die Höhe. Diese Felsformationen, mit einer Höhe von 65 Metern, sind für Kletterer besonders interessant, wir konnten sie hier auch tatsächlich beobachten.

Kletterer im roten Oberteil

 Nach dieser erlebnisreichen und sehr eindrücklichen Wanderung, wieder zurück beim Schulhaus waren nicht nur wir ein bisschen müde. Die beiden Männer sahen aber noch müder aus, sie hatten in der Zwischenzeit viele lange, schwere Bretter aufgestapelt.

 Inzwischen war auch Maggie, die Frau von John, mit Töchterchen Eden beim ehemaligen Schulhaus am Beach angekommen, in Begleitung von Maggies Mutter aus Kanada. Alle zusammen fuhren wir etwas südwärts, nach White Beach an die Fuchsstrasse (Fox Rd.), zum Ferienhaus von Fintans Schwester. Dort übernachteten fast alle, nur Fintan fuhr nach dem Nachtessen wieder zurück zu seinem Bus.

Grund für unser verlängertes freies Wochenende: In Woodbridge Hill Hideaway waren alle unsere Räumlichkeiten, das ganze Haus, auch unser Schlafzimmer, an eine Hochzeitsgesellschaft (103 Pers.) ausgemietet. Am Samstag sollte die Trauzeremonie gefeiert werden. Deshalb organisierten Catherine und Fintan für uns einen Ausflug zur östlich gelegenen Halbinsel mit Wohnrecht im Ferienhaus seiner Schwester. Aus diesem Grund haben Felix und ich auch so Gas gegeben beim Gartenmulchen, dieser sollte doch möglichst schön aussehen für das grosse Fest.

Den Freitagmorgen starteten wir alle mit einem „Stöcklin Birchermüesli“, mit all den Beeren aus Ruths Garten. Danach machten wir uns erneut auf den Weg zu einer Wanderung, zum südlichsten Zipfel der Halbinsel Peninsula, dem Cape Raoul. Langsam stieg der sehr schöne Weg an zum Mount Raoul Aussichtspunkt.

Ganz begeistert bestaunten wir wieder die steil ansteigenden Felsformationen. Schon bald gesellte sich ein junger Herr zu uns, er war jedoch bereits wieder auf dem Rückweg, wie wir schon bald im Berner Dialekt erfuhren. Er meinte lachend: „Gestern bin ich hier angekommen und vor vier Tagen war ich noch Schneeschuhlaufen zu Hause in Eriz“. Während diesem kurzen Gespräch gesellte sich ein junges Paar hinzu. Kaum zu glauben, es waren Sarah, die Tochter einer Arbeitskollegin und ihr Partner. Einfach unglaublich! Wir wussten, dass die beiden ebenfalls in Tasmanien unterwegs sind, aber dass wir am selben Tag dieselbe Wanderung unter die Füsse nehmen, das war doch ein riesiger Zufall. Diese Begegnung freute uns gewaltig. Freundlicherweise fotografierte uns der Herr aus Eriz. Das war ein lustiges Schweizertreffen an einem wundervollen Ort.

Der Weiterweg verlief meist der Küstenlinie entlang in Richtung Südosten. Unterwegs waren die Arbeiter damit beschäftigt das steilere Wegstück mit Treppenstufen bequemer zu gestalten für die Touristen.

Weiter durch Busch und Heideland kamen wir schon bald zu zwei weiteren Aussichtspunkten. Diese steil abfallenden Klippen machten uns fast sprachlos.

Wir sahen auch Schnellboote, welche mit Touristen auf einer Klippen-Rundfahrt waren.

Diesen Abend verbrachten wir zuerst allein, erst etwas später kam John zum Übernachten zu uns. Es ist immer wieder schön mit diesem jungen, liebenswerten Mann zu plaudern.

John verliess uns am Samstagmorgen schon frühzeitig, wir hörten ihn nur kurz, dann fuhr er wieder zu seinem Vater, um einen Sockel für das neue Kamin zu betonieren. Er hatte uns am Vorabend mitgeteilt, dass er heute wieder nach Hause fährt mit seinem Vater. Wir hingegen dürfen noch bis Montag im Ferienhaus bleiben.

Nach ein paar Regentropfen öffnete sich der Himmel wieder und so hatten wir am Nachmittag wieder sehr schönes Wetter. Dennoch entschieden wir den Tag ruhig anzugehen und keine grosse Wanderung zu unternehmen. Wir fuhren zuerst in Richtung Port Arthur und von dort aus zu einer bemerkenswerten Höhle, welche die Form von Tasmanien zeigt.

Anschliessend gingen wir zurück zur Historischen Stadt Port Arthur, welche viel mehr als nur ein Gefängnis war. Eine sehr eindrückliche aber auch bedrückende Geschichte. Wenn man bedenkt, dass hier auch viele Kinder und Jugendliche in Gefangenschaft lebten. Meist wegen kleineren Verbrechen: stehlen einer Ziege, Schinken, Waschmittel usw.

https://de.wikipedia.org/wiki/Port_Arthur_(Tasmanien)

Für den Sonntag hatte Felix wieder eine Wanderung geplant. Bei strahlendem Wetter fuhren wir bereits um 8.00 Uhr weg beim Ferienhaus. Diesmal rollten wir zur Landenge des Eaglehawk Neck und weiter zum Parkplatz Tasmans Arch. Der hellblaue Toyota war das erste Auto auf diesem Parkplatz, direkt daneben konnten wir bereits die erste Attraktion, die Tasman Arch bestaunen. Auf einem schönen Küsten-Wanderweg gingen wir weiter entlang der Steilküste. Immer wieder konnten wir bei gesicherten und später bei gewagten Aussichtpunkten, Tiefblicke zur Tasman Sea erhaschen.

Felix beim Aussichtspunkt Waterfall Bluff

Danach stieg der nun schmale Weg durch einen üppigen Wald mit zahlreichen Moos- und Farnarten. Oh, da verschwand eine dicke, dunkel getigerte Schlange im Dickicht. Zu schade, sie war so schnell, dass ich sie nicht fotografieren konnte. Etwas später bellte ein Hund etwas weiter oben. Nein, da hatten wir uns aber ganz schön täuschen lassen, denn es war ein grosses Reh das uns anbellte und dann aber schnell davon rannte.

Wir stiegen weiter an, bis wir auf eine  Felsenplatte kamen, ein schönes Plätzchen, um endlich etwas zu essen. Beim Retourweg machten wir einen Abstecher zum Clemes Peak, der Abstieg von demselben war sehr schlecht markiert. So waren wir froh, als wir diesen steilen Abstieg geschafft hatten und nach langer Zeit auch wieder auf andere Wanderer trafen. Es war eine wunderschöne, wenn auch zum Teil anstrengende Wanderung. Um 15.30 Uhr waren wir wieder beim Auto. Zur Belohnung machten wir im Devil Park einen Besuch.

Aussicht vom Clemes Peak

Tasmanischer Teufel

Am Montagmorgen, nach einem gemütlichen Frühstück, machten wir uns schon bald auf den Rückweg nach Woodbridge. Nein, natürlich machten wir zuerst noch unsere Ferienwohnung in Ordnung, zum Glück funktionierte der alte Staubsauger. Unterwegs konnten wir bei einem Bauernhof selber eine Tasche füllen mit Aprikosen, selbstgepflückte schmecken noch viel besser. Wieder zu Hause angekommen, freuten sich alle darauf uns wieder zu sehen. Ab morgen geht es aber wieder an die Arbeit. Doch, das nächste Hochzeitsfest steht bereits am kommenden Wochenende auf dem Programm.

 

Tage über den Jahreswechsel

Schon ziemlich früh am Freitag, 29. Dezember beendeten wir unsere Holz-Arbeit, wir waren ja sozusagen entführt worden am Mittwoch und mussten diese Arbeit einfach warten lassen. Fintan sagte allerdings: „Das Holz kann warten, diese Arbeit eilt nicht“. Als wir damit fertig waren, starteten wir im neuen Arbeitsfeld. Das ist ein sehr grosses Feld, ich glaube wir bleiben tatsächlich hier, um diesen Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Denn der riesige Rhododendren Garten will vom Unkraut befreit werden und was Fintan noch wichtiger ist, das Mulchen mit Rindenschnitzel.

Auch am Samstag arbeiteten wir im Rhododendren-Garten, da findet man übrigens auch viele Koniferen, Zierkirschen und verschiedene Frühlingsblüher. In der ganzen, ziemlich steil angelegten Gartenanlage, gibt es sechs Weiher, welche alle durch ein Bächli miteinander verbunden sind. Das heisst, wenn Fintan das Wasser von der Klärgrube hinauf pumpt, fliesst dieses in den obersten Weiher und dann den Hang hinunter von Teich zu Teich. Der erste Weiher ist direkt vor unserem Schlafzimmer. Zuunterst, nahe am Wald ist ein grösserer Weiher, der ist selbständig und somit nicht mit den sechs kleinen verbunden. Wenn wir mit Mulchen fertig sind, sieht dieser Garten bestimmt wieder sehr schön aus. Am Feierabend hatten wir noch Grosswäsche. Unsere Arbeitskleider sahen aus, als hätten wir wirklich gearbeitet. Und meine Armen sind ganz zerkratzt, denn ich versteckte mich oft unter den Sträuchern und Koniferen.

Links ist unser Haus, rechts daneben die vier Bungalows, welche an Touristen vermietet werden.

Wir wünschten uns einen super sonnigen Sonntag, denn wir hatten vor auf den Hartz Peak, im Nationalpark, zu wandern. Petrus musste unser Wunsch aufgenommen haben, jedenfalls war es recht sonnig als wir von zu Hause wegfuhren. Die Fahrt via Huonville, Geeveston hinauf zum Park dauerte ca. 1 ¼ Std. – wobei die letzten 13.5 km ungeteert waren. Schon unterwegs verdunkelte sich der Himmel und Felix musste schon bald ab und zu den Scheibenwischer betätigen. Übrigens hat sich Felix schon ganz gut ans Linksfahren gewöhnt, auch den Scheibenwischer benutzt er nicht mehr, wenn er blinken will. Denn der Blinker ist beim Toyota auf der rechten Seite und der Scheibenwischer links. Weiter ging die Fahrt, trotz dem etwas düsteren Himmel liessen wir uns nicht entmutigen. Wir entschieden uns wenigstens zum Arve Wasserfall zu gehen und danach weiter zu entscheiden. Oben über dem Berg hing Nebel, so hatten wir keine Lust hochzusteigen, wenn man doch keine Aussicht hat. So wanderten wir stattdessen zum Lake Osborne. Ein schöner Wanderweg führt zuerst durch den Regenwald, dann meist auf Holzstegen weiter zum See.

 

Den Montag, den Neujahrstag, starteten wir mit Freiwilligenarbeit. Ehrlich, wir gingen wieder in den Garten, um wieder ein Stück vorwärts zu kommen mit Mulchen. Aber auch Fintan konnte es nicht lassen, man hörte ihn mit dem Bagger arbeiten. Wir unternahmen danach noch einen kleinen Ausflug ins Nachbardorf Middleton. Wir spazierten dem Strand entlang. Zum ersten Mal sahen wir hier eine Person baden. Zwei Frauen waren mit ihrem Pudel unterwegs, das weisse Hündchen war sehr lebhaft und holte unzählige Male den Ball, welcher für ihn weggeworfen wurde von der einen Frau.   Die zweite Frau grüsste uns freundlich und stellte sich gleich mit Katherine vor. Es  ergab sich ein nettes Gespräch. Die beiden Damen (in unserem Alter) kamen  ursprünglich vom Festland nach Tasmanien. Als sie erfuhr, dass wir Schweizer sind, erzählte sie uns, dass sie schon zweimal in Europa waren, mit einem kurzen Besuch in der Schweiz. Sie wollte natürlich genau wissen, wo wir wohnen. Voller Freude erzählte sie ihrer Freundin Barbara, dass wir aus der Schweiz sind. Und schon luden sie uns zu einem Tee ein. „Morgen sind wir den ganzen Tag zu Hause“, sagte sie voller Vorfreude und erklärte uns ganz genau wo sie wohnen.

Der Dienstag zeigte sich von der schönsten Seite. So machte das Arbeiten im Garten noch viel mehr Spass. Fintan oder John brachten, wie schon die Tage zuvor, ständig erneut Mulch-Material. Sie waren sehr erfreut über unser Werk und auch Catherine schwärmte richtiggehend. Felix führte das meiste Material mit der Karette weiter und mein Job war es, diese Rindenschnitzel einigermassen gleichmässig zu verteilen. Als die Arbeit für diesen Tag erledigt war, denn die Männer mussten zuerst wieder Schnitzel holen, setzten wir uns ins Auto und fuhren nach Middleton zu den beiden Damen. Es war sehr einfach ihr Daheim zu finden. Als wir das Strässchen zum Haus fuhren, winkte uns Katherine schon aus dem Garten zu, wahrscheinlich hat sie das blaue Auto sofort erkannt. Die Beiden besitzen ein riesiges Grundstück, was hier auf dem Land eigentlich ganz normal ist. Freundlich empfing sie uns, sie freute sich sichtlich auf ihren Besuch. Nach einem kurzen Gespräch wollte sie uns gleich ihren Gemüsegarten zeigen, welcher eingezäunt ist, wie übrigens auch der Blumengarten. Dann fing es aber ganz plötzlich an zu regnen und sie eilte, zusammen mit uns, ins Haus. Sie wies auf ihre dicke Hausmauer hin und sagte uns, dass dies ein Strohballen-Bau ist. Sie erklärte uns wie so ein Haus entsteht und sagte sie habe im Winter nie unter 15°C und im Sommer werde es nie zu warm.  https://de.wikipedia.org/wiki/Strohballenbau

Auch Barbara freute sich über den Schweizer Besuch. Sie baten uns im Wohnzimmer Platz zu nehmen. Zum Tee durften wir den selbstgebackenen Weihnachts-Cake probieren. „Katherine ist eine gute Köchin, meinte Barbara. Das Gebäck, mit vielen Dörrfrüchten, war wirklich sehr gut. Die beiden Frauen waren sehr Interessiert und hatten viele Fragen über unser Zuhause, die Familie und über die Schweiz. Natürlich hatte Katherine am Vorabend, nach unserer Begegnung am Strand, bereits im Atlas den Lake Constance gesucht, aber nicht gefunden. So zeigten wir ihnen auf der Karte gerne wo wir zu Hause sind. Bei ihrem Besuch in der Schweiz waren sie in Hergiswil, Luzern und auf dem Titlis, da hatten sie zum ersten Mal richtig Schnee gesehen. Felix holte im Auto den mitgebrachten Laptop, damit wir ihnen ein paar Bilder zeigen konnten. Ich hatte ganz schnell eine kleine Sammlung von 30 Fotos zusammengestellt. Sehr gespannt und mit vielen Fragen betrachteten sie die Bilder von Burkartshaus, Familie, Eiger, Mönch, Jungfrau, Matterhorn, Winterfotos vom Wallis, mit tiefverschneiten Dächern. Da konnten sie fast nicht glauben, dass wirklich ein Haus unter dieser Schneedeckt steht. Auch von den unzähligen Käselaiben vom „Chästeilet“ im Justistal waren sie sehr begeistert. Die Zeit verging im Nu und als wir Katherine und Barbara in diesem Strohballen Haus verliessen, war es draussen merklich kühler geworden. An diesem Abend erfuhren wir, dass nicht nur die Kängurus, sondern auch die Beutelratten eine Plage darstellen. Die Beutelratte klettert sogar auf Bäume, denn sie lieben die Steinfrüchte sehr und der Besitzer geht leer aus. Die Beutelratte (Opossum) ist hier geschützt.

Die Sonne weckte uns auch am Mittwoch, das ist für mich jeweils das Schönste. Während dem Frühstück bemerkten wir, dass noch kein gefüllter Wagen mit Schnitzel für uns bereitsteht. Doch, dann klappte es, kurz vor halb acht Uhr stellte Fintan eine Ladung Material für uns hin. Obwohl er noch Nachschub holte, reicht es nicht ganz, um bis zum Zwischenweg hin alle Flächen zu bedecken.  So machten wir frühzeitig Feierabend. Nur noch die schmutzigen Arbeitskleider wurden in die Waschmaschine gesteckt und dann ging es ans Packen. Ja, richtig, wir ziehen um für ein paar Tage. Ein Koffer bleibt aber hier…

Vorher

Nachher

 

 

 

 

Eine Überraschung

 

Auch ohne Wecker erwachen wir stets vor sechs Uhr morgens, so auch am Sonntag, 24. Dezember. Der Tag sah recht freundlich aus. So machten wir uns bald auf den Weg nach Cockle Creek. Das ist der südlichste Punkt von Australien, welcher mit einem Auto erreichbar ist. Für uns waren es 113 km, 2 Std. Fahrzeit, davon 21 km Naturstrasse. Unterwegs, zwischen Cygnet und Huonville, sahen wir vier riesige Erdbeerfelder, da waren an diesem Sonntagmorgen gut 30 bunt gekleidete PflückerInnen gebückt an der Arbeit. Das war ein schönes Bild. Übrigens, werden bei den Bauern auch Himbeeren und Heidelbeeren angeboten, nicht nur Erdbeeren und Kirschen. Wir kamen ziemlich rassig voran, es hatte auch nicht sehr viel Verkehr. Immer wieder sahen wir auf der Strasse oder am Strassenrand ein totes Känguru. Davon gibt es hier sehr viele, es sei eine richtige Plage, sagte uns Fintan. In Dover, Southport und Ida Bay Railway machten wir einen kurzen Zwischenhalt.

Ida Bay Railway ist eine Waldbahn im Südosten von Tasmanien, Australien, die heute nur noch für Touristen fährt. (Wikipedia)

 Jetzt folgte die unangenehme Naturstrasse hinunter nach Cockle Creek. Leider zeigte sich das Wetter sehr wechselhaft, ein strahlend blauer Himmel verwandelte sich unheimlich schnell in eine dicke, schwarze Wolkendecke, die manchmal auch ein paar Regentropfen niederliess. Schwupp, war wieder der blaue Himmel da, so rasche Wechsel hatten wir zuvor noch nie erlebt. So ging es eigentlich den ganzen Nachmittag. Am Abend wieder zu Hause überspannte sich ein farbenprächtiger Regenbogen über dem Meer.

Heute Montag studierten wir nach dem Frühstück verschiedene Wanderungen, welche nicht allzu weit weg sind. Dann entschieden wir uns, diese Tour für einen schöneren Tag aufzusparen. Felix hatte den Wunsch nach Kettering zum Fährhafen zu gehen und dort dem Treiben zuzuschauen. Wir machten uns bereit und gingen zum Auto. Als Felix den Rucksack in den Kofferraum verstaute, fuhren Catherine und Fintan auf den Platz und parkten direkt neben uns, um uns „Merry Christmas“ zu wünschen. „Ihr habt ja einen Platten“, sagte Fintan. Zuerst konnte ich es fast nicht glauben. Schnell holte er einen Wagenheber und einen Kreuzschlüssel, wechselte das Rad, dann verabschiedete er sich freundlich und sagte: „Geniesst jetzt den Tag!“ (Im Pneu steckte ein Nagel.) Danach fuhren wir zum Nachbardorf, parkten das Auto und wanderten auf einem sehr schönen Pfad durch den Wald zum Hafen. Unterwegs sahen wir vier kleine Kängurus. Auch einige Wanderer kamen uns entgegen, alle wünschten uns „Merry Christmas“. Beim Hafen angelangt war soeben Mittagspause, so warteten wir an der Sonne bis es Zeit war zum Verladen. Wir staunten wie viele Autos auf dieser Fähre, welche zur Bruny Insel fährt, Platz haben. Zuerst wurde das Oberdeck gefüllt, danach senkten sie die Rampe, um auch noch die untere Etage zu füllen. Wir schätzen, dass zwischen 80 und 100 Fahrzeuge auf dieser Fähre Platz haben. Knapp 15 Min. dauert die Überfahrt.

Auf der Heimfahrt machten wir einen kleinen Umweg, um eine andere Gegend kennen zu lernen. Unterwegs sah ich heute zum ersten Mal Olivenbäume in Tasmanien. Was uns auch immer wieder auffällt sind diese lustigen Briefkästen, welche jeweils am Strassenrand stehen. Wir nennen dies „Briefkastensalat“. Sind sie nicht süss?

Als ich am Dienstagmorgen erwachte, traute ich meinen Augen nicht, die Sonne streikte, stattdessen war stockdicker Nebel. Man konnte kaum ein paar Meter weit sehen. Durch den Nebelregen war es ungemütlich nass. Deshalb fragten wir Fintan für eine alte Regenjacke zum Arbeiten. Felix erhielt eine orange Jacke von Fintan und ich von John. Fintan lachte und sagte: „Jetzt kann man euch von Melbourne aus sehen.“ Er hatte uns wieder zwei Lastwagen voll Holz vor den Schopf gekippt. Leider wurden wir nicht ganz fertig mit Aufschichten, kein Problem, dachten wir, machen wir morgen früh gleich weiter. Am Abend kam Fintan aber noch zu uns und schon sah alles ganz anders aus. Denn er lud uns ein, morgen einen Ausflug zu unternehmen mit ihm. Er gehe mit einem Kollegen fischen. Auf der Karte zeigte er uns sein Reiseziel mit Übernachtung. „Gut, abgemacht, morgen um 07.00 Uhr sind wir bereit“, sagten wir spontan.

Pünktlich waren wir am Mittwochmorgen bereit für den Ausflug. Zuerst fuhr Fintan mit uns in Richtung Hobart. Wir überquerten in dieser Stadt den Derwent River, um in Old Beach, den zweiten Fischer, Namens Gordon, abzuholen. Seine Frau lud uns in ihrem wunderschönen Haus, oberhalb des Flusses, zu einem Kaffee ein. Endlich, dachten wir,  geht die Fahrt weiter in Richtung Norden. Doch schon bald hielt Fintan bei einem Supermarkt nochmals an, um einkaufen zu gehen für diese zwei Ausflugstage. Vorbei an vielen grossen Schafherden und riesigen, weissen Mohnfeldern fuhren wir nordwärts. Noch nie hatten wir weissen Mohn gesehen. Was wir nicht wussten, Tasmanien ist der grösste Produzent von Opium für medizinische Zwecke. Etwa die Hälfte des weltweiten Rohmaterials für Morphine wird hier auf der Insel angebaut.

Stets den Wegweisern nach Launceston folgend, sahen wir sogar die Abzweigung Richtung Interlaken. Dieses Interlaken liegt ebenfalls zwischen zwei Seen, ist jedoch nur ein Gebiet und kein Dorf. Schon bald danach machten wir in Ross, einem kleinen historischen Ort, einen Zwischenhalt.

Kurz darauf bestiegen wir unseren alten, umgebauten Schulbus (Jg. 1966) wieder, welcher für diese beiden Ausflugstage für uns Vier unser Zuhause war. Unterwegs hatte auch dieser Bus einmal Durst, Fintan war sehr grosszügig, wie immer, und schenkte ihm gleich 143 Liter ein.

Kurz vor Launceston ging die Fahrt westwärts weiter bis zum kleinen Ort Meander. Dort zückte Fintan am Fluss bereits zum ersten Mal kurz seine Angelrute. Doch die Fahrt war hier noch nicht ganz zu Ende. Auf einer Naturstrasse fuhren wir weiter bis zum Huntsman Lake. Ganz allein für uns hatten wir diesen traumhaft schönen See. Während die beiden Fischer ihrem Hobby frönten, unternahmen wir einen Spaziergang an diesem idyllischen See.

Am Huntsman Lake nahmen wir an diesem warmen Sommerabend zusammen unser Nachtessen ein. Während Fintan und Gordon bis zur Hüfte im See standen und angelten, konnten wir bis um 21.00 Uhr den stimmungsvollen Sonnenuntergang geniessen.

Den hintersten Teil des Buses durften wir für diese Nacht unser „Schlafzimmer“ nennen. Die beiden Begleiter begnügten sich mit einem Kajüten Bett in der Mitte des Buses.

Am Donnerstag, als die beiden Männer schon ziemlich früh aufstanden, um zu fischen, erwachten wir kurz. Schwupp, waren wir auch schon wieder eingeschlafen. Dann erwachten wir erst um halb sieben Uhr wieder.  Wider Erwarten verbrachten wir Beide eine sehr gute Nacht in unserem Busschlafgemach. Das Frühstück nahmen wir draussen am See ein, zusammen mit Fintan und Gordon.

re. Fintan, li. Gordon

Danach packten wir alles wieder in den Bus und machten uns auf den Retourweg. Am Fluss in Meander wollten die beiden Fischer ihr Glück nochmals probieren und wir schauten uns in der Zwischenzeit das Dörfchen an. Wir schlenderten auch in ein Seitensträsschen, dort hatte Fintan früher, in seinen ersten Ehejahren, auf einem Bauernhof gearbeitet. Eine grosse Viehherde  weidete in der Nähe des Hofes.

Zurück beim Bus schauten wir ein Weilchen unsern beiden Begleiter beim Fischen zu. Auch hier wollte kein Fisch anbeissen.

Jetzt machten wir uns auf den Heimweg. Damit wir noch eine andere Gegend sehen und erleben konnten, fuhr Fintan mit seinem grossen Gefährt über den Pass (1210 m) zum Great Lake. Diese Passstrasse ist nicht durchgehend geteert, umso mühsamer mit dem Schulbus. Nach einem kurzen Halt in Bothwell fuhren wir via Kempton zurück nach Old Beach, wo Gordons Frau sehnlichst auf ihren Mann wartete. Auch Fintan wurde zu Hause wieder mit Freude empfangen. Kaum waren wir in Woodbride Hill Hideaway angekommen, erfuhren wir von Catherine und Fintan eine Neuigkeit – ein weiteres Abenteuer wird bald auf uns warten.

 

 

 

 

2. Woche in Woodbridge Hill Hideaway

Am Montag, 18. Dezember war „roden“ (urbar machen) angesagt. Das hätte unserem Enkel auch Spass gemacht, denn er will stets mit Grossmami „roden“. Wobei es hier nicht ungefährlich ist, man muss immer gut schauen wohin man steht, da es giftige Schlangen haben könnte. Wir hatten heute Morgen eine Viper gesehen, auf dem Natursträsschen zu uns herauf, als wir zu unserem Waldarbeitsplatz hinunter gingen, die war überfahren worden.

Was wir schon lange erzählen wollten: hier in Woodbridge Hill Hideaway leben auch ein paar Haustiere. Zwei Hunde, ein älterer Kater, ein herziges junges Kätzchen, zwei Papageien und neun Goldfische. Das Füttern der Goldfische ist mein Job, denn sie leben in unserem grossen Aufenthaltsraum (siehe Foto). Ich zähle sie jeden Tag und hoffe sehr, dass es auch an unserem letzten Tag immer noch neun Fischchen sein werden. Der kleinste, ein rot/schwarz gesprenkelter, spielt immer Verstecken mit mir, er zeigt sich stets als letzter, wenn ich ihnen Futter gebe, oder mit ihnen spreche.

Bei uns im Haus dürft ihr jederzeit einfach eintreten, denn die Türen bleiben Tag und Nacht offen. Scheinbar ist es hier auf dem Land üblich nicht abzuschliessen, ja wer findet schon den Weg nach Woodbridge Hill Hideaway?

Als wir am Dienstagmorgen erwachten sah das Wetter ziemlich düster aus, wolkig und auch etwas neblig. Dennoch marschierten wir nach dem Frühstück zu unserem Wald-Arbeitsplatz, ca. 300 m entfernt vom Haus. Es war angenehm warm, gerade richtig im T-Shirt. Vielmals ist es morgens noch kühl. Zwischendurch kamen sogar ein paar Regentröpfchen. Im Wald hat man stets Unterhaltung, die Vögel zwitschern um die Wette. Schon bald kam Fintan mit seinem Sohn John, um die Umzäunung fertig zu stellen, damit das Wild, Hasen und Känguru, die Pflanzen nicht abfressen können. Als sie fertig waren sagte ich zu Fintan: „ Jetzt sind wir im Gefängnis, bringst du uns dann Brot und Wasser?“ „Ja, natürlich, aber ohne Butter“, war seine Antwort und er lachte laut. Kurz nach 13.00 Uhr machten wir Feierabend, wir haben es gut, wir müssen nicht stempeln, wir können einfach entwischen.

Am Nachmittag fuhren wir nach Huonville, (ca. 30 km) zum Grosseinkauf. Wir haben einen grossen Vorteil, denn wir dürfen die Rechnung unserem Chef bringen.

Am Abend wartete noch Wäsche auf uns, wir können im Nebengebäude die Waschmaschine und den Tumbler benutzen.

Nach einer sehr windigen Nacht zeigte sich am Mittwoch ein prächtiger Morgen, es war jedoch immer noch windig. Wieder befreiten wir unzählige Topfpflanzen vom Unkraut und stellten sie danach in den bereits zuvor gesäuberten Teil im Gehege. Schon bald brachte Fintan eine weitere Wagenladung Topfpflanzen, gemeinsam luden wir sie ab.

In diesem Eingezäunten ehemaligen Waldstück hatte es sehr viele Büsche, eine Art Gras, welches sehr dick und zäh ist. Das hatte Felix am Montag mit dem Trimmer abgeschnitten.

Fintans Markenzeichen! Überall stehen leere Kaffeetassen von ihm.

Als wir am Donnerstagmorgen Arbeit, beziehungsweise Fintan, suchten, kam er gerade mit zwei Tassen Kaffee aus dem Haus. Nicht etwa für uns, wir hatten doch schon gefrühstückt. Aber John war hier, so reichte er eine Tasse ihm. Zu viert plauderten wir ein Weilchen. Dabei erfuhren wir, dass Fintans sechstes Grosskind in der Nacht auf Mittwoch geboren wurde. Aha, deshalb wirkte er gestern Nachmittag so übermütig, als er uns im Wald schnell aufsuchte, sich kurz verabschiedete mit der Bemerkung: „Ich muss ganz schnell nach Hobart, könnt ihr die umgetopften Pflanzen dann noch giessen?“. Zusammen mit John zügelten wir sämtliche, von uns umgetopften Pflanzen ins neue Gehege. Als wir damit fertig waren nahm Felix den Trimmer mit, John lächelte, er merkte, dass wir gerne das Werkzeug zurück bringen. Schmunzelnd erzählte er uns: „ Mein Vater lässt oft alles liegen und weiss dann später nicht mehr wo es ist. So telefonierte er einmal der Polizei, eines seiner Fahrzeuge sei gestohlen worden. Dabei hatte er dies vor einiger Zeit bei mir zu Hause stehen gelassen.“ Übrigens, „unser“ Toyota ist sein 15. Fahrzeug, inklusive Baumaschinen & Lastwagen.

Diese Walze wurde bestimmt nicht mit eingerechnet.

Am Feierabend unternahmen wir einen Ausflug nach Verona Sands und auf der andern Seite dieser kleinen Landzunge wieder zurück (50.9 km). Mit dem Linksfahren geht es immer besser. Am Anfang musste ich Felix stets daran erinnern, dass er ja links bleibt. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass meine Geschwindigkeitskontrolle schon fast wichtiger ist. ;-))

Mit Blick zur Huon Island

Nachdem uns Fintan gestern noch eine neue Arbeit aufgetragen hatte, gingen wir heute Freitagmorgen sogleich hinunter zum Holz-Lagerschuppen. Da lag auf beiden Seiten des Häuschens ein riesiger Haufen gespaltenes Holz, das zum Aufschichten auf uns wartete. Wir waren selber sehr erstaunt, dass wir kurz nach 14.00 Uhr bereits fertig waren mit unserer Arbeit.

Re. die aussortierten Holzstücke, welche für den Schwedenofen zu lang sind. 

Danach schlenderten wir durch den riesigen Rhododendren-Garten, welcher unter dem Haus im ziemlich steilen Gelände, angelegt ist. Hier sahen wir einige Vögel. Diesmal leider keinen Hasen und auch kein Känguru. Umso mehr freute ich mich, dass ich das Flammenbrustschnäpper-Pärchen (Flame Robin) fotografieren konnte.

Schon vor sechs Uhr rutschte ich auch an unserem freien Samstag wieder aus dem Bett, entweder habe ich zu kurze Beine, oder das Bett ist zu hoch. Noch vor dem Frühstück ging ich in die Wäscherei um eine Maschine voll zu starten. Als ich zurückkam, hörte ich eine Männerstimme. Da ich die Türe einen Spalt offen stehen liess, bekam Felix Besuch von einem lustigen Kerl mit Vollbart, Short und einer warmen Mütze auf dem Kopf. Er wollte nur schnell die Schweizer begrüssen. Denn er hat einen Freund in Bern, den er früher ein paar Mal besucht hatte. In der Schweiz hat er auch ein bisschen Schweizerdeutsch gelernt. Mit Stolz sagte er: “Chuchichäschtli“, aber bis WIR dieses eine Wort verstanden, das erforderte schon einige Wiederholungen.

Nach dem Frühstück putzte ich endlich mal unsere Räumlichkeiten. Das Staubsaugerkabel reichte aber nicht für die ganze Aufenthaltsraumbreite. Zum Glück hat es überall Steckdosen.

Anschliessend unternahmen wir einen Ausflug via Cygnet-Lymington-Huonville in ein sehr abgeschiedenes Tal in Richtung Westen. Auf dem Heimweg kauften wir in einem Hofladen frische Kirschen für $ 10.- das Kilo. Diese ersetzen uns die „Weihnachtsguetzli“.

Beim Zwischenhalt am Huon River

 

Richtung Freiheit

Niemand kann sich vorstellen, wie viele Pflanzen und kleine Pflänzchen in den verschiedenen Gehegen stehen und aufs Umtopfen warten. So ging es auch am Mittwoch, 13. Dezember mit Umtopfen weiter. Zuerst werden die alten Töpfe jeweils desinfiziert, damit keine Krankheiten übertragen werden können. Nach einem etwas späteren Mittagessen fuhren wir mit Fintan (Felix am Steuer, er bekam eine Linksfahr-Lernlektion) in einem ganz alten VW-Bus hinunter, um einkaufen zu gehen. Bei seiner Ex-Frau Ruth parkierten wir und Fintan hätte uns gerne Ruth vorgestellt. Sie war jedoch nicht zu Hause, sondern an ihrem Arbeitsplatz in der Schule. Gerne zeigte er uns auch ihren Gemüsegarten, sowie ihr Glasmal-Atelier. Daneben auf der Wiese stand ein ebenso alter VW- Bus (Jg.1971), der ebenfalls Fintan gehört. So durfte Felix mit diesem „Klapperbus“ weiterfahren zum Einkaufen und unser „Chef“ ging mit dem anderen wieder heim. Mir war es überhaupt nicht wohl in diesem lärmigen Vehikel. Als wir wieder in Woodbridge Hill Hideaway ankamen und Fintan den Schlüssel überreichen wollten, sagte er: „Das ist jetzt euer Fahrzeug, so seid ihr unabhängig“.

 Am Donnerstagmorgen war Fintan nicht zu sehen. Als Transport-Unternehmer hat er oft auswärts Arbeit. So gingen wir einfach wieder zum Umtopf-Platz und machten mit den vielen grossen Pflanzen weiter. Nach dem Mittag kam Fintan kurz vorbei und ermunterte uns mit dem Bus doch einen kleinen Ausflug zu unternehmen. Mit etwas Überwindung wollten wir seinen Vorschlag befolgen, damit das Linksfahren zur Routine werden könnte. Dann stellten wir fest, dass der Rechts-Blinker nicht funktioniert. Deshalb wagten wir doch keine Busfahrt.

Anderntags, am frühen Freitagmorgen, sagte Fintan, er müsse nach Kingston gehen, ob wir noch irgendwas benötigen. Und anschliessend gehe er dann mit „unserem“ Bus zur Garage, um den Blinker reparieren zu lassen. Gegen Mittag kam Fintan zurück und überreichte uns den von uns bestellten Blumenkohl. Gleichzeitig verlangte er den VW-Bus Schlüssel, um den Blinker reparieren zu lassen. Als er wieder zurückkam, strahlte er und sagte: “Ich muss noch ganz schnell einen Telefonanruf erledigen, denn ich habe für euch ein kleineres Auto in Aussicht, welches einfacher zu fahren wäre.“ Der Garagist hat ihm diesen Tipp gegeben. Und schon sassen wir in seinem Auto und fuhren los ins übernächste Dorf zu einem Einfamilienhaus. Dort stand ein hellblauer Toyota, (Jg. 1992). Nach einem kurzen Verhandlungsgespräch mit dem Besitzer, einem älteren Herrn, war der Kauf perfekt. ($ 400.-) Da die Batterie nichts mehr taugte, fuhren wir in eine Garage und Fintan besorgte eine neue Batterie, welche er flugs auswechselte. Er startete den Motor, überprüfte noch den Ölstand und überliess uns das Auto mit der Bemerkung: „Wir sehen uns dann wieder in Woodbridge.“  Zu Hause angekommen, füllte er uns noch den Tank auf und meinte: “Jetzt seid ihr frei“. Natürlich hat er sein neues „Sammelobjekt“ sofort seiner Versicherung angemeldet. Übrigens, Felix ist schon viel glücklicher mit dem alten Toyota, als mit dem „Klapperbus“! …und nicht nur Felix!

Anmerkung: hier in Tasmanien bleibt die Autonummer stets beim Fahrzeug und nicht beim Halter.

Am Samstag, unserem ersten freien Tag, wollten wir den Toyota einweihen. Bald nach dem Frühstück  machten wir uns auf den Weg in Richtung Huonville. Bereits nach neun Kilometern machten wir einen kurzen Stopp, um die schöne Bucht zu betrachten. Als wir wieder weiterfahren wollten, blieb das Auto stumm. Es war überhaupt kein Anlasser Geräusch zu vernehmen. Was nun? Nach kurzer Überlegung telefonierten wir Catherine und eine halbe Stunde später holte sie uns ab und unser Auto blieb zurück. Das war unser erster Ausflug mit „unserem neuen Auto“. Stattdessen unternahmen wir einen Spaziergang hinunter ins Dorf Woodbridge, gut 4 km. Etwas ausserhalb des Dorfes entdeckten wir eine riesige Kirschenplantage, die Früchte leuchteten schon ganz schön rot. Die Anlage ist sehr gut eingezäunt und mit Netzen gedeckt. Danach erblickten wir im Dorf zufälligerweise eine grosse Hochzeitsgesellschaft und konnten die Trau-Zeremonie, welche im Freien stattfand, aus Distanz mitverfolgen. Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Rituale in andern Ländern sind.

Wir gönnten uns am Sonntag eine etwas längere Bettruhe. Noch im Pyjama knipste ich den zurückgelassenen Party-Raum. Denn gestern Abend hatte unsere Gastfamilie hier, in unseren Räumlichkeiten, eine Party mit 30 Personen. Selbstverständlich wurden wir zuvor informiert, sie legten schon am Samstagmorgen ein Spanferkel in unseren riesigen Kühlschrank. Bald darauf kamen Catherine und Fintan um aufzuräumen. Als erstes streckte Fintan gleich Felix den Toyota Schlüssel entgegen, mit der Bemerkung: „jetzt läuft er wieder!“

Dieser Wohnraum hat nahezu 100 m2. Die ganze Küche im Hintergrund war voll mit schmutzigem Geschirr.

Spontan halfen wir mit beim Aufräumen. Plötzlich sagte Fintan: „Alice, ich habe einen Plan, bleibt doch für immer da, geht nicht zurück in die Schweiz!“ Nach erledigter Arbeit wagten wir einen zweiten Versuch, um mit unserem wieder zurück erhaltenen Toyota einen Sonntagsausflug nach Cygnet zu unternehmen.