Brand in unserer Nähe

Am Sonntag, 26. Januar 2020 frühstückten wir, zusammen mit Debbie, wieder im Pavillon.

Unser bevorzugtes Plätzchen

Kurz danach polterte es im Wohnraum ans Fenster. „Oh, da ist wieder ein Vogel in die Fensterscheibe geflogen“, sagte Debbie, „das passiert oft, da sie die Reflektion der Bäume sehen.“ Etwas benommen sass der Vogel am Boden, aber nur kurze Zeit, dann flatterte er auf den Fenstersims in Sicherheit.

Weissbrust-Rotkelchen (white breasted Robin)

Felix und ich machten eine 1 ½ stündige Buschwanderung. Wir waren froh, dass wir Wasser mitgenommen hatten, da es bereits ziemlich heiss war. Diese Wälder sind sehr spannend, da sieht man sehr viele verknorpelte, riesige Bäume, wie auch Grasbäume.

Bei uns im Busch, auf der anderen Strassenseite
Grasbaum (Yacca)
Verkohlter Baumkropf

Gegen Abend, als ich die Wäsche von der Leine nahm, sah ich Scott. Er rief mir lachend zu: „Ich habe für Felix ein Geschenk mitgebracht“.

Geschenk von Scott

Zeitig frühstückten wir, damit wir am Montag, 27. Jan. mit unserer Arbeit bald starten konnten. Denn es war ein heisser Tag angesagt. Schon bald gab es eine Änderung, denn Debbie wollte mit uns einen Ausflug machen. Vorbei an vielen Obstplantagen, Weideland und durch den „Tuart“-Nationalpark fuhren wir nach Busselton, (ca. 1 Std. Fahrzeit). Der Bestand an Tuart-Eukalyptus-Bäume ist der einzige weltweit. In Busselton parkten wir beim langen Steg, den wollten wir zusammen besichtigen.

Steg in Busselton – Länge 1.841 km

Wir gingen zu Fuss über diesen, mit 1841 Metern, längsten Holz-Steg der südlichen Hemisphäre. Baubeginn dieses Stegs war im Jahr 1864. Im Jahr 1978 wurde er teilweise zerstört durch den „Cyclone Alby“. Weitere Sturmschäden folgten, wie auch einige Brände. Jetzt fährt sogar ein Touristenzug hinaus. Felix meinte plötzlich: „Hast du das gesehen?“ Und er zeigte auf den Boden. „Da hat sich Nando verewigt.“

Dass unser Sohn Nando im Jahr 2001 in Westaustralien war, wussten wir nicht 😉
Am Ende des Steges
Land in Sicht…

Beim Retourweg begegnete uns zum zweiten Mal dieses Bähnchen.

Dieser Zug fährt über den Steg hinaus zum natürlichen Unterwasser-Aquarium

Debbie fuhr danach mit uns weiter zum „Eagle Bay“, da sahen wir auch tatsächlich einen Adler, der hatte auf einem Felsen einen wunderbaren Überblick. Auch beim schneeweissen Meelup-Strand machte sie einen Zwischenstopp. Bei einem Halt in Dunsborough genossen wir nicht nur einen feinen Salat, nein auch das Schattenplätzen, denn heute hatten wir 39°C.

Adler Bucht (Eagle Bay) Auf dem Fels sieht man den Adler
Am Meelup Strand

Wie bereits letzten Mittwoch, brachte uns Debbie am Dienstag, 28. Jan. zu Neroli mit ihren Wildpflanzen-Arbeiten. Sie war sehr dankbar, dass wir sie ein weiteres Mal unterstützen durften.  Zuerst konnten wir die getrockneten Macrozamia riedler-Nüsse abwägen, stets 15 Kg in einen Sack. Einige dieser grossen Samen, sie haben ungefähr die Grösse einer Walnuss, fangen bereits an zu keimen.

Keimende „Macrozamia riedler“ Nüsse

Danach wässerten wir eine weitere Ladung dieser Nüsse und breiteten sie zum Trocknen wieder auf den Boden aus. Bei der Kaffeepause entdeckte ich mehrere Säcke mit unterschiedlichen Samenhülsen. Diese können sie als Dekorationsmaterial ebenfalls verkaufen.

Hübsches, natürliches Dekorationsmaterial

Die Zeit verlief sehr schnell, für uns war es Zeit für ein Picknick unter einem Schattenspender. Bevor zwei Mitarbeiterinnen nach Hause gingen, durfte ich noch schnell ein Foto machen vom ganzen Team.

Im blauen T-shirt die Chefin

Debbie hatte am Mittwoch, 29. Jan. einen Termin in Bunbury. Deshalb waren wir allein, als Scott ganz schnell vorbeikam. Er fragte: „Alice darf ich die beiden Hunde bei euch lassen, ich muss helfen gehen, es brennt?“ „Ja, natürlich dürfen deine Hunde bei uns bleiben“, antwortete ich kurz, und schon fuhr er wieder los. Zuerst war ich etwas angespannt, da wir die Vierbeiner nicht kannten, wusste ich nicht, ob sie uns vielleicht entlaufen würden. Aber es ging gut, meistens lagen sie irgendwo im Schatten. Beim Mittagessen legten sie sich uns zu Füssen, oft versuchten sie auch Stechfliegen zu schnappen.

Gut bewachte Mittagspause…
Für ein Bild lasse ich mich sogar stechen – März-Fliege

Erst im Laufe des Nachmittags wurden die beiden Hunde von Bonny, Scotts Partnerin, wieder abgeholt. Debbie hatte kürzlich Tischtennisbälle gekauft. So meinte sie gegen Abend: „Heute müssen wir den Tisch aufstellen in der Garage, dann können wir einmal spielen zusammen.“ Das musste man Felix nicht zweimal sagen. Schon stand er auf, der Tisch wurde aufgestellt und gereinigt. Dann ging es los. Zuerst spielten Felix und ich zusammen, etwas später tauchte auch Debbie auf. Felix genoss es sichtlich wieder einmal spielen zu können. Gegen uns Frauen hatte er es aber auch leicht. Als es etwas kühler wurde, konnte er Debbies Auto waschen, auf australische Art – im Rasen. „Oh, das sieht ja wieder so schön aus, wie brandneu“, meinte Debbie dankbar.

Rasen sprengen einmal anders…

„Oh, das ist aber kühl heute“, sagte ich, als wir am Donnerstag, 30. Jan. aufstanden. In der Nacht hatte es spärlich geregnet, 1.5 mm. Also so viel wie nichts! Scott kam vorbei, um einen Baum zu fällen, eine „Cootamundra wattle“, das ist eine Akazien-Art. Obwohl er im Frühling so wunderbar gelb blüht, ist er sehr unbeliebt hier, denn er verbreitet sich zu sehr. Scott sägte Ast für Ast ab, Debbie, Felix und ich schleppten diese Äste weg und errichteten damit drei riesige Haufen.

Scott bei der Arbeit
…und das ohne Helm
Das Wetter bleibt schön…

Später kamen die beiden Kühe und das Kalb von unserem Nachbarn Rex und begannen das Grün dieser Äste abzufressen.

„En Guete!“
Cootamundra wattle (eine Akazien-Art) das fressen die Kühe, Bild oben

Als ich Scott beim Mittagessen fragte, ob das gestrige Feuer gelöscht werden konnte, berichtete er: „Ja, es konnte relativ schnell gelöscht werden. Es waren zwei Helikopter, zwei Flugzeuge, 20 Feuerlöschfahrzeuge und zwei Bagger im Einsatz. Mit dem Bagger werden Feuerbrecher gemacht. Insgesamt sind 400 ha abgebrannt, 70 % Weideland, 30 % Wald.“

Feuerbrecher-Weg
Hier im Busch muss um jedes Haus ein Feuerbrecher angelegt werden, jedes Jahr wieder neu, sonst gibt es eine Busse.

Scott ist bei der freiwilligen Feuerwehr, die erhalten nicht einmal einen Lohnersatz, obwohl sie sofort ihre Arbeit verlassen müssen, sie sind somit Verlierer. Nur die Berufsfeuerwehr erhält einen Lohn. „Beim Steppen-Weideland ist das Feuer schneller als der Wind“, erzählte Scott weiter.“ „Weiss man warum dieses Feuer ausgebrochen ist“, fragte ich ihn. „Ja, das war eine Elster, diese kam in eine Stromleitung, fing Feuer und fiel zu Boden.“ So etwas hatten wir zuvor noch nie gehört.

Die Zeit rast uns richtig davon, es ist bereits Freitag, 31. Jan. Felix war längst wieder am Holzen, bis ich mit Giessen fertig war. Dann räumten Debbie und ich den Pavillon aus. Beim Tisch mussten die vier Stein-Platten aus der Fassung entfernt werden, damit ich diese gut bürsten und abspritzen konnte. Und zudem wäre der Tisch viel zu schwer gewesen sonst, um ihn transportieren zu können. Nicht nur die Möbel wurden gereinigt, auch der Boden im Pavillon, den konnte ich zuletzt auch noch ölen.

Arbeit ist beinahe beendet
Schön angelegter Pavillon

Im Laufe des Morgens kam Debbies jüngerer Sohn, Matt, (Mathew) mit seiner Freundin geschwind vorbei. Sie waren mit ihrem Wohnwagen in Richtung Süden unterwegs zu einem Hochzeitsfest. Beide Söhne, auch Ben, wohnen in Perth. Matt wird dieses Jahr heiraten und in der Nähe seiner Mutter, ebenfalls abseits, ein Haus bauen. Er möchte, dass seine Kinder ebenfalls in der Natur aufwachsen können. Matt bedankte sich sehr für unsere Arbeit. Er meinte: „Es ist schön für meine Mutter, wenn ihr da seid, ich sehe, dass sie sehr glücklich ist.“ Mit Debbie gibt es oft sehr bedeutungsvolle, schöne Gespräche, wie auch heute wieder beim Mittagessen. Gegen Abend spielten wir wieder Tischtennis, auch Scott war diesmal dabei. Es gab einen Match – Australien gegen die Schweiz, welchen wir ganz knapp gewannen.

Training im Arbeitsgewand

Was für eine Überraschung, als ich in der Früh, am Samstagmorgen, 01. Feb. aufstand, sass ein Känguru praktisch vor unserem Zimmerfenster. Es hatte mich wahrscheinlich bemerkt, denn es hüpfte sofort den Hang hinunter in den Busch. Bis jetzt sah ich immer nur wilde Kaninchen, aber keine Kängurus. Natürlich wussten wir, dass sie uns nachts jeweils besuchen, mit ihrem Kot, den sie überall liegen lassen, hatten sie sich verraten. Nach dem Frühstück fingen Debbie und ich an wieder einen Raum aufzuräumen. Sie räumte im Büro, welches ebenfalls als Abstellraum dient, auf. Immer wieder hörte ich wie sie Papiere zerriss. Debbie musste alles genau erlesen. Da hatte ich es im Neben-Räumchen viel einfacher. In meiner Nische ist vorwiegend Bett- und Frottee-Wäsche versorgt. Zuerst leerte ich alle Tablare und reinigte sie. Danach fing ich an ein Stück nach dem andern schön zu falten und brachte dies zurück. Unweigerlich musste ich an die Wäscherei in Queensland zurückdenken, an die vielen Wäschestapel. Felix wurde heute mit seiner Arbeit fertig, (natürlich nur bis auf den neu gefällten Baum!) gerade rechtzeitig.

Debbie meint, sie hätte jetzt Holz für fünf Winter

Denn um halb zwölf Uhr sagte Debbie: „jetzt müssen wir aber aufhören, macht euch ebenfalls bereit.“ Sie hatte uns gestern bereits verraten, dass wir heute im Pub zu Mittag essen werden. Eine Frau organisiert jeweils ein Treffen, für alle in der Umgebung. So hat uns Debbie angemeldet, das hat sie nur uns zuliebe gemacht. Solche „Tratsch“-Veranstaltungen mag sie nämlich nicht, das weiss ich. Bei uns am Tisch sass eine aus Deutschland eingewanderte Frau. Sie und ihr Mann fanden gleich nach ihrer Hochzeit, vor 37 Jahren, hier eine kleine Farm. Bald sind unsere drei vereinbarten Wochen bei Debby zu Ende…

Im Mumby Pub in Mumballup
Beim Mittagessen – neben Felix die Frau aus Frankfurt – neben mir Scott
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4 Antworten auf „Brand in unserer Nähe“

  1. Erstaunlich, dass die Kühe Akazie fressen. Das ist doch voll mit ätherischen Ölen (?). Ich habe gemeint, dass es dafür eine ganz spezielle Verdauung braucht.

  2. Liebe Alice,
    schon bald heisst es wieder Abschied nehmen. Fällt diesmal sicher nicht leicht. Debbie wirkt sehr sympathisch. Ihr seid ein tolles Team.
    der Steg in Busselton ist imponierend und der Strand ein Traum.
    Die Kühe in Australien scheinen weniger anspruchsvoll zu sein, wie bei uns. Geniesst die warmen Temperaturen, bei uns ist es trüb, neblig. Weiterhin eine gute Zeit.
    Liebe Grüsse, brigitte

  3. Einfach fantastisch, wie du uns auf dem laufenden hälst . Musste gleich Googlen um nach zusehen, wo ihr seid. The longest jetty down under is so impressive, who would think that at the end of the world you find such technical wonders. Wonderful vast beaches all around you. The couple you stay currently with seem to be very nice persons and you have plenty of leisure time what you deserve. Take care and looking Forward Hearing from you. Here it’s gray in gray and cold. with love trix

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