Tage über den Jahreswechsel

Schon ziemlich früh am Freitag, 29. Dezember beendeten wir unsere Holz-Arbeit, wir waren ja sozusagen entführt worden am Mittwoch und mussten diese Arbeit einfach warten lassen. Fintan sagte allerdings: „Das Holz kann warten, diese Arbeit eilt nicht“. Als wir damit fertig waren, starteten wir im neuen Arbeitsfeld. Das ist ein sehr grosses Feld, ich glaube wir bleiben tatsächlich hier, um diesen Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Denn der riesige Rhododendren Garten will vom Unkraut befreit werden und was Fintan noch wichtiger ist, das Mulchen mit Rindenschnitzel.

Auch am Samstag arbeiteten wir im Rhododendren-Garten, da findet man übrigens auch viele Koniferen, Zierkirschen und verschiedene Frühlingsblüher. In der ganzen, ziemlich steil angelegten Gartenanlage, gibt es sechs Weiher, welche alle durch ein Bächli miteinander verbunden sind. Das heisst, wenn Fintan das Wasser von der Klärgrube hinauf pumpt, fliesst dieses in den obersten Weiher und dann den Hang hinunter von Teich zu Teich. Der erste Weiher ist direkt vor unserem Schlafzimmer. Zuunterst, nahe am Wald ist ein grösserer Weiher, der ist selbständig und somit nicht mit den sechs kleinen verbunden. Wenn wir mit Mulchen fertig sind, sieht dieser Garten bestimmt wieder sehr schön aus. Am Feierabend hatten wir noch Grosswäsche. Unsere Arbeitskleider sahen aus, als hätten wir wirklich gearbeitet. Und meine Armen sind ganz zerkratzt, denn ich versteckte mich oft unter den Sträuchern und Koniferen.

Links ist unser Haus, rechts daneben die vier Bungalows, welche an Touristen vermietet werden.

Wir wünschten uns einen super sonnigen Sonntag, denn wir hatten vor auf den Hartz Peak, im Nationalpark, zu wandern. Petrus musste unser Wunsch aufgenommen haben, jedenfalls war es recht sonnig als wir von zu Hause wegfuhren. Die Fahrt via Huonville, Geeveston hinauf zum Park dauerte ca. 1 ¼ Std. – wobei die letzten 13.5 km ungeteert waren. Schon unterwegs verdunkelte sich der Himmel und Felix musste schon bald ab und zu den Scheibenwischer betätigen. Übrigens hat sich Felix schon ganz gut ans Linksfahren gewöhnt, auch den Scheibenwischer benutzt er nicht mehr, wenn er blinken will. Denn der Blinker ist beim Toyota auf der rechten Seite und der Scheibenwischer links. Weiter ging die Fahrt, trotz dem etwas düsteren Himmel liessen wir uns nicht entmutigen. Wir entschieden uns wenigstens zum Arve Wasserfall zu gehen und danach weiter zu entscheiden. Oben über dem Berg hing Nebel, so hatten wir keine Lust hochzusteigen, wenn man doch keine Aussicht hat. So wanderten wir stattdessen zum Lake Osborne. Ein schöner Wanderweg führt zuerst durch den Regenwald, dann meist auf Holzstegen weiter zum See.

 

Den Montag, den Neujahrstag, starteten wir mit Freiwilligenarbeit. Ehrlich, wir gingen wieder in den Garten, um wieder ein Stück vorwärts zu kommen mit Mulchen. Aber auch Fintan konnte es nicht lassen, man hörte ihn mit dem Bagger arbeiten. Wir unternahmen danach noch einen kleinen Ausflug ins Nachbardorf Middleton. Wir spazierten dem Strand entlang. Zum ersten Mal sahen wir hier eine Person baden. Zwei Frauen waren mit ihrem Pudel unterwegs, das weisse Hündchen war sehr lebhaft und holte unzählige Male den Ball, welcher für ihn weggeworfen wurde von der einen Frau.   Die zweite Frau grüsste uns freundlich und stellte sich gleich mit Katherine vor. Es  ergab sich ein nettes Gespräch. Die beiden Damen (in unserem Alter) kamen  ursprünglich vom Festland nach Tasmanien. Als sie erfuhr, dass wir Schweizer sind, erzählte sie uns, dass sie schon zweimal in Europa waren, mit einem kurzen Besuch in der Schweiz. Sie wollte natürlich genau wissen, wo wir wohnen. Voller Freude erzählte sie ihrer Freundin Barbara, dass wir aus der Schweiz sind. Und schon luden sie uns zu einem Tee ein. „Morgen sind wir den ganzen Tag zu Hause“, sagte sie voller Vorfreude und erklärte uns ganz genau wo sie wohnen.

Der Dienstag zeigte sich von der schönsten Seite. So machte das Arbeiten im Garten noch viel mehr Spass. Fintan oder John brachten, wie schon die Tage zuvor, ständig erneut Mulch-Material. Sie waren sehr erfreut über unser Werk und auch Catherine schwärmte richtiggehend. Felix führte das meiste Material mit der Karette weiter und mein Job war es, diese Rindenschnitzel einigermassen gleichmässig zu verteilen. Als die Arbeit für diesen Tag erledigt war, denn die Männer mussten zuerst wieder Schnitzel holen, setzten wir uns ins Auto und fuhren nach Middleton zu den beiden Damen. Es war sehr einfach ihr Daheim zu finden. Als wir das Strässchen zum Haus fuhren, winkte uns Katherine schon aus dem Garten zu, wahrscheinlich hat sie das blaue Auto sofort erkannt. Die Beiden besitzen ein riesiges Grundstück, was hier auf dem Land eigentlich ganz normal ist. Freundlich empfing sie uns, sie freute sich sichtlich auf ihren Besuch. Nach einem kurzen Gespräch wollte sie uns gleich ihren Gemüsegarten zeigen, welcher eingezäunt ist, wie übrigens auch der Blumengarten. Dann fing es aber ganz plötzlich an zu regnen und sie eilte, zusammen mit uns, ins Haus. Sie wies auf ihre dicke Hausmauer hin und sagte uns, dass dies ein Strohballen-Bau ist. Sie erklärte uns wie so ein Haus entsteht und sagte sie habe im Winter nie unter 15°C und im Sommer werde es nie zu warm.  https://de.wikipedia.org/wiki/Strohballenbau

Auch Barbara freute sich über den Schweizer Besuch. Sie baten uns im Wohnzimmer Platz zu nehmen. Zum Tee durften wir den selbstgebackenen Weihnachts-Cake probieren. „Katherine ist eine gute Köchin, meinte Barbara. Das Gebäck, mit vielen Dörrfrüchten, war wirklich sehr gut. Die beiden Frauen waren sehr Interessiert und hatten viele Fragen über unser Zuhause, die Familie und über die Schweiz. Natürlich hatte Katherine am Vorabend, nach unserer Begegnung am Strand, bereits im Atlas den Lake Constance gesucht, aber nicht gefunden. So zeigten wir ihnen auf der Karte gerne wo wir zu Hause sind. Bei ihrem Besuch in der Schweiz waren sie in Hergiswil, Luzern und auf dem Titlis, da hatten sie zum ersten Mal richtig Schnee gesehen. Felix holte im Auto den mitgebrachten Laptop, damit wir ihnen ein paar Bilder zeigen konnten. Ich hatte ganz schnell eine kleine Sammlung von 30 Fotos zusammengestellt. Sehr gespannt und mit vielen Fragen betrachteten sie die Bilder von Burkartshaus, Familie, Eiger, Mönch, Jungfrau, Matterhorn, Winterfotos vom Wallis, mit tiefverschneiten Dächern. Da konnten sie fast nicht glauben, dass wirklich ein Haus unter dieser Schneedeckt steht. Auch von den unzähligen Käselaiben vom „Chästeilet“ im Justistal waren sie sehr begeistert. Die Zeit verging im Nu und als wir Katherine und Barbara in diesem Strohballen Haus verliessen, war es draussen merklich kühler geworden. An diesem Abend erfuhren wir, dass nicht nur die Kängurus, sondern auch die Beutelratten eine Plage darstellen. Die Beutelratte klettert sogar auf Bäume, denn sie lieben die Steinfrüchte sehr und der Besitzer geht leer aus. Die Beutelratte (Opossum) ist hier geschützt.

Die Sonne weckte uns auch am Mittwoch, das ist für mich jeweils das Schönste. Während dem Frühstück bemerkten wir, dass noch kein gefüllter Wagen mit Schnitzel für uns bereitsteht. Doch, dann klappte es, kurz vor halb acht Uhr stellte Fintan eine Ladung Material für uns hin. Obwohl er noch Nachschub holte, reicht es nicht ganz, um bis zum Zwischenweg hin alle Flächen zu bedecken.  So machten wir frühzeitig Feierabend. Nur noch die schmutzigen Arbeitskleider wurden in die Waschmaschine gesteckt und dann ging es ans Packen. Ja, richtig, wir ziehen um für ein paar Tage. Ein Koffer bleibt aber hier…

Vorher

Nachher

 

 

 

 

Eine Überraschung

 

Auch ohne Wecker erwachen wir stets vor sechs Uhr morgens, so auch am Sonntag, 24. Dezember. Der Tag sah recht freundlich aus. So machten wir uns bald auf den Weg nach Cockle Creek. Das ist der südlichste Punkt von Australien, welcher mit einem Auto erreichbar ist. Für uns waren es 113 km, 2 Std. Fahrzeit, davon 21 km Naturstrasse. Unterwegs, zwischen Cygnet und Huonville, sahen wir vier riesige Erdbeerfelder, da waren an diesem Sonntagmorgen gut 30 bunt gekleidete PflückerInnen gebückt an der Arbeit. Das war ein schönes Bild. Übrigens, werden bei den Bauern auch Himbeeren und Heidelbeeren angeboten, nicht nur Erdbeeren und Kirschen. Wir kamen ziemlich rassig voran, es hatte auch nicht sehr viel Verkehr. Immer wieder sahen wir auf der Strasse oder am Strassenrand ein totes Känguru. Davon gibt es hier sehr viele, es sei eine richtige Plage, sagte uns Fintan. In Dover, Southport und Ida Bay Railway machten wir einen kurzen Zwischenhalt.

Ida Bay Railway ist eine Waldbahn im Südosten von Tasmanien, Australien, die heute nur noch für Touristen fährt. (Wikipedia)

 Jetzt folgte die unangenehme Naturstrasse hinunter nach Cockle Creek. Leider zeigte sich das Wetter sehr wechselhaft, ein strahlend blauer Himmel verwandelte sich unheimlich schnell in eine dicke, schwarze Wolkendecke, die manchmal auch ein paar Regentropfen niederliess. Schwupp, war wieder der blaue Himmel da, so rasche Wechsel hatten wir zuvor noch nie erlebt. So ging es eigentlich den ganzen Nachmittag. Am Abend wieder zu Hause überspannte sich ein farbenprächtiger Regenbogen über dem Meer.

Heute Montag studierten wir nach dem Frühstück verschiedene Wanderungen, welche nicht allzu weit weg sind. Dann entschieden wir uns, diese Tour für einen schöneren Tag aufzusparen. Felix hatte den Wunsch nach Kettering zum Fährhafen zu gehen und dort dem Treiben zuzuschauen. Wir machten uns bereit und gingen zum Auto. Als Felix den Rucksack in den Kofferraum verstaute, fuhren Catherine und Fintan auf den Platz und parkten direkt neben uns, um uns „Merry Christmas“ zu wünschen. „Ihr habt ja einen Platten“, sagte Fintan. Zuerst konnte ich es fast nicht glauben. Schnell holte er einen Wagenheber und einen Kreuzschlüssel, wechselte das Rad, dann verabschiedete er sich freundlich und sagte: „Geniesst jetzt den Tag!“ (Im Pneu steckte ein Nagel.) Danach fuhren wir zum Nachbardorf, parkten das Auto und wanderten auf einem sehr schönen Pfad durch den Wald zum Hafen. Unterwegs sahen wir vier kleine Kängurus. Auch einige Wanderer kamen uns entgegen, alle wünschten uns „Merry Christmas“. Beim Hafen angelangt war soeben Mittagspause, so warteten wir an der Sonne bis es Zeit war zum Verladen. Wir staunten wie viele Autos auf dieser Fähre, welche zur Bruny Insel fährt, Platz haben. Zuerst wurde das Oberdeck gefüllt, danach senkten sie die Rampe, um auch noch die untere Etage zu füllen. Wir schätzen, dass zwischen 80 und 100 Fahrzeuge auf dieser Fähre Platz haben. Knapp 15 Min. dauert die Überfahrt.

Auf der Heimfahrt machten wir einen kleinen Umweg, um eine andere Gegend kennen zu lernen. Unterwegs sah ich heute zum ersten Mal Olivenbäume in Tasmanien. Was uns auch immer wieder auffällt sind diese lustigen Briefkästen, welche jeweils am Strassenrand stehen. Wir nennen dies „Briefkastensalat“. Sind sie nicht süss?

Als ich am Dienstagmorgen erwachte, traute ich meinen Augen nicht, die Sonne streikte, stattdessen war stockdicker Nebel. Man konnte kaum ein paar Meter weit sehen. Durch den Nebelregen war es ungemütlich nass. Deshalb fragten wir Fintan für eine alte Regenjacke zum Arbeiten. Felix erhielt eine orange Jacke von Fintan und ich von John. Fintan lachte und sagte: „Jetzt kann man euch von Melbourne aus sehen.“ Er hatte uns wieder zwei Lastwagen voll Holz vor den Schopf gekippt. Leider wurden wir nicht ganz fertig mit Aufschichten, kein Problem, dachten wir, machen wir morgen früh gleich weiter. Am Abend kam Fintan aber noch zu uns und schon sah alles ganz anders aus. Denn er lud uns ein, morgen einen Ausflug zu unternehmen mit ihm. Er gehe mit einem Kollegen fischen. Auf der Karte zeigte er uns sein Reiseziel mit Übernachtung. „Gut, abgemacht, morgen um 07.00 Uhr sind wir bereit“, sagten wir spontan.

Pünktlich waren wir am Mittwochmorgen bereit für den Ausflug. Zuerst fuhr Fintan mit uns in Richtung Hobart. Wir überquerten in dieser Stadt den Derwent River, um in Old Beach, den zweiten Fischer, Namens Gordon, abzuholen. Seine Frau lud uns in ihrem wunderschönen Haus, oberhalb des Flusses, zu einem Kaffee ein. Endlich, dachten wir,  geht die Fahrt weiter in Richtung Norden. Doch schon bald hielt Fintan bei einem Supermarkt nochmals an, um einkaufen zu gehen für diese zwei Ausflugstage. Vorbei an vielen grossen Schafherden und riesigen, weissen Mohnfeldern fuhren wir nordwärts. Noch nie hatten wir weissen Mohn gesehen. Was wir nicht wussten, Tasmanien ist der grösste Produzent von Opium für medizinische Zwecke. Etwa die Hälfte des weltweiten Rohmaterials für Morphine wird hier auf der Insel angebaut.

Stets den Wegweisern nach Launceston folgend, sahen wir sogar die Abzweigung Richtung Interlaken. Dieses Interlaken liegt ebenfalls zwischen zwei Seen, ist jedoch nur ein Gebiet und kein Dorf. Schon bald danach machten wir in Ross, einem kleinen historischen Ort, einen Zwischenhalt.

Kurz darauf bestiegen wir unseren alten, umgebauten Schulbus (Jg. 1966) wieder, welcher für diese beiden Ausflugstage für uns Vier unser Zuhause war. Unterwegs hatte auch dieser Bus einmal Durst, Fintan war sehr grosszügig, wie immer, und schenkte ihm gleich 143 Liter ein.

Kurz vor Launceston ging die Fahrt westwärts weiter bis zum kleinen Ort Meander. Dort zückte Fintan am Fluss bereits zum ersten Mal kurz seine Angelrute. Doch die Fahrt war hier noch nicht ganz zu Ende. Auf einer Naturstrasse fuhren wir weiter bis zum Huntsman Lake. Ganz allein für uns hatten wir diesen traumhaft schönen See. Während die beiden Fischer ihrem Hobby frönten, unternahmen wir einen Spaziergang an diesem idyllischen See.

Am Huntsman Lake nahmen wir an diesem warmen Sommerabend zusammen unser Nachtessen ein. Während Fintan und Gordon bis zur Hüfte im See standen und angelten, konnten wir bis um 21.00 Uhr den stimmungsvollen Sonnenuntergang geniessen.

Den hintersten Teil des Buses durften wir für diese Nacht unser „Schlafzimmer“ nennen. Die beiden Begleiter begnügten sich mit einem Kajüten Bett in der Mitte des Buses.

Am Donnerstag, als die beiden Männer schon ziemlich früh aufstanden, um zu fischen, erwachten wir kurz. Schwupp, waren wir auch schon wieder eingeschlafen. Dann erwachten wir erst um halb sieben Uhr wieder.  Wider Erwarten verbrachten wir Beide eine sehr gute Nacht in unserem Busschlafgemach. Das Frühstück nahmen wir draussen am See ein, zusammen mit Fintan und Gordon.

re. Fintan, li. Gordon

Danach packten wir alles wieder in den Bus und machten uns auf den Retourweg. Am Fluss in Meander wollten die beiden Fischer ihr Glück nochmals probieren und wir schauten uns in der Zwischenzeit das Dörfchen an. Wir schlenderten auch in ein Seitensträsschen, dort hatte Fintan früher, in seinen ersten Ehejahren, auf einem Bauernhof gearbeitet. Eine grosse Viehherde  weidete in der Nähe des Hofes.

Zurück beim Bus schauten wir ein Weilchen unsern beiden Begleiter beim Fischen zu. Auch hier wollte kein Fisch anbeissen.

Jetzt machten wir uns auf den Heimweg. Damit wir noch eine andere Gegend sehen und erleben konnten, fuhr Fintan mit seinem grossen Gefährt über den Pass (1210 m) zum Great Lake. Diese Passstrasse ist nicht durchgehend geteert, umso mühsamer mit dem Schulbus. Nach einem kurzen Halt in Bothwell fuhren wir via Kempton zurück nach Old Beach, wo Gordons Frau sehnlichst auf ihren Mann wartete. Auch Fintan wurde zu Hause wieder mit Freude empfangen. Kaum waren wir in Woodbride Hill Hideaway angekommen, erfuhren wir von Catherine und Fintan eine Neuigkeit – ein weiteres Abenteuer wird bald auf uns warten.

 

 

 

 

2. Woche in Woodbridge Hill Hideaway

Am Montag, 18. Dezember war „roden“ (urbar machen) angesagt. Das hätte unserem Enkel auch Spass gemacht, denn er will stets mit Grossmami „roden“. Wobei es hier nicht ungefährlich ist, man muss immer gut schauen wohin man steht, da es giftige Schlangen haben könnte. Wir hatten heute Morgen eine Viper gesehen, auf dem Natursträsschen zu uns herauf, als wir zu unserem Waldarbeitsplatz hinunter gingen, die war überfahren worden.

Was wir schon lange erzählen wollten: hier in Woodbridge Hill Hideaway leben auch ein paar Haustiere. Zwei Hunde, ein älterer Kater, ein herziges junges Kätzchen, zwei Papageien und neun Goldfische. Das Füttern der Goldfische ist mein Job, denn sie leben in unserem grossen Aufenthaltsraum (siehe Foto). Ich zähle sie jeden Tag und hoffe sehr, dass es auch an unserem letzten Tag immer noch neun Fischchen sein werden. Der kleinste, ein rot/schwarz gesprenkelter, spielt immer Verstecken mit mir, er zeigt sich stets als letzter, wenn ich ihnen Futter gebe, oder mit ihnen spreche.

Bei uns im Haus dürft ihr jederzeit einfach eintreten, denn die Türen bleiben Tag und Nacht offen. Scheinbar ist es hier auf dem Land üblich nicht abzuschliessen, ja wer findet schon den Weg nach Woodbridge Hill Hideaway?

Als wir am Dienstagmorgen erwachten sah das Wetter ziemlich düster aus, wolkig und auch etwas neblig. Dennoch marschierten wir nach dem Frühstück zu unserem Wald-Arbeitsplatz, ca. 300 m entfernt vom Haus. Es war angenehm warm, gerade richtig im T-Shirt. Vielmals ist es morgens noch kühl. Zwischendurch kamen sogar ein paar Regentröpfchen. Im Wald hat man stets Unterhaltung, die Vögel zwitschern um die Wette. Schon bald kam Fintan mit seinem Sohn John, um die Umzäunung fertig zu stellen, damit das Wild, Hasen und Känguru, die Pflanzen nicht abfressen können. Als sie fertig waren sagte ich zu Fintan: „ Jetzt sind wir im Gefängnis, bringst du uns dann Brot und Wasser?“ „Ja, natürlich, aber ohne Butter“, war seine Antwort und er lachte laut. Kurz nach 13.00 Uhr machten wir Feierabend, wir haben es gut, wir müssen nicht stempeln, wir können einfach entwischen.

Am Nachmittag fuhren wir nach Huonville, (ca. 30 km) zum Grosseinkauf. Wir haben einen grossen Vorteil, denn wir dürfen die Rechnung unserem Chef bringen.

Am Abend wartete noch Wäsche auf uns, wir können im Nebengebäude die Waschmaschine und den Tumbler benutzen.

Nach einer sehr windigen Nacht zeigte sich am Mittwoch ein prächtiger Morgen, es war jedoch immer noch windig. Wieder befreiten wir unzählige Topfpflanzen vom Unkraut und stellten sie danach in den bereits zuvor gesäuberten Teil im Gehege. Schon bald brachte Fintan eine weitere Wagenladung Topfpflanzen, gemeinsam luden wir sie ab.

In diesem Eingezäunten ehemaligen Waldstück hatte es sehr viele Büsche, eine Art Gras, welches sehr dick und zäh ist. Das hatte Felix am Montag mit dem Trimmer abgeschnitten.

Fintans Markenzeichen! Überall stehen leere Kaffeetassen von ihm.

Als wir am Donnerstagmorgen Arbeit, beziehungsweise Fintan, suchten, kam er gerade mit zwei Tassen Kaffee aus dem Haus. Nicht etwa für uns, wir hatten doch schon gefrühstückt. Aber John war hier, so reichte er eine Tasse ihm. Zu viert plauderten wir ein Weilchen. Dabei erfuhren wir, dass Fintans sechstes Grosskind in der Nacht auf Mittwoch geboren wurde. Aha, deshalb wirkte er gestern Nachmittag so übermütig, als er uns im Wald schnell aufsuchte, sich kurz verabschiedete mit der Bemerkung: „Ich muss ganz schnell nach Hobart, könnt ihr die umgetopften Pflanzen dann noch giessen?“. Zusammen mit John zügelten wir sämtliche, von uns umgetopften Pflanzen ins neue Gehege. Als wir damit fertig waren nahm Felix den Trimmer mit, John lächelte, er merkte, dass wir gerne das Werkzeug zurück bringen. Schmunzelnd erzählte er uns: „ Mein Vater lässt oft alles liegen und weiss dann später nicht mehr wo es ist. So telefonierte er einmal der Polizei, eines seiner Fahrzeuge sei gestohlen worden. Dabei hatte er dies vor einiger Zeit bei mir zu Hause stehen gelassen.“ Übrigens, „unser“ Toyota ist sein 15. Fahrzeug, inklusive Baumaschinen & Lastwagen.

Diese Walze wurde bestimmt nicht mit eingerechnet.

Am Feierabend unternahmen wir einen Ausflug nach Verona Sands und auf der andern Seite dieser kleinen Landzunge wieder zurück (50.9 km). Mit dem Linksfahren geht es immer besser. Am Anfang musste ich Felix stets daran erinnern, dass er ja links bleibt. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass meine Geschwindigkeitskontrolle schon fast wichtiger ist. ;-))

Mit Blick zur Huon Island

Nachdem uns Fintan gestern noch eine neue Arbeit aufgetragen hatte, gingen wir heute Freitagmorgen sogleich hinunter zum Holz-Lagerschuppen. Da lag auf beiden Seiten des Häuschens ein riesiger Haufen gespaltenes Holz, das zum Aufschichten auf uns wartete. Wir waren selber sehr erstaunt, dass wir kurz nach 14.00 Uhr bereits fertig waren mit unserer Arbeit.

Re. die aussortierten Holzstücke, welche für den Schwedenofen zu lang sind. 

Danach schlenderten wir durch den riesigen Rhododendren-Garten, welcher unter dem Haus im ziemlich steilen Gelände, angelegt ist. Hier sahen wir einige Vögel. Diesmal leider keinen Hasen und auch kein Känguru. Umso mehr freute ich mich, dass ich das Flammenbrustschnäpper-Pärchen (Flame Robin) fotografieren konnte.

Schon vor sechs Uhr rutschte ich auch an unserem freien Samstag wieder aus dem Bett, entweder habe ich zu kurze Beine, oder das Bett ist zu hoch. Noch vor dem Frühstück ging ich in die Wäscherei um eine Maschine voll zu starten. Als ich zurückkam, hörte ich eine Männerstimme. Da ich die Türe einen Spalt offen stehen liess, bekam Felix Besuch von einem lustigen Kerl mit Vollbart, Short und einer warmen Mütze auf dem Kopf. Er wollte nur schnell die Schweizer begrüssen. Denn er hat einen Freund in Bern, den er früher ein paar Mal besucht hatte. In der Schweiz hat er auch ein bisschen Schweizerdeutsch gelernt. Mit Stolz sagte er: “Chuchichäschtli“, aber bis WIR dieses eine Wort verstanden, das erforderte schon einige Wiederholungen.

Nach dem Frühstück putzte ich endlich mal unsere Räumlichkeiten. Das Staubsaugerkabel reichte aber nicht für die ganze Aufenthaltsraumbreite. Zum Glück hat es überall Steckdosen.

Anschliessend unternahmen wir einen Ausflug via Cygnet-Lymington-Huonville in ein sehr abgeschiedenes Tal in Richtung Westen. Auf dem Heimweg kauften wir in einem Hofladen frische Kirschen für $ 10.- das Kilo. Diese ersetzen uns die „Weihnachtsguetzli“.

Beim Zwischenhalt am Huon River

 

Richtung Freiheit

Niemand kann sich vorstellen, wie viele Pflanzen und kleine Pflänzchen in den verschiedenen Gehegen stehen und aufs Umtopfen warten. So ging es auch am Mittwoch, 13. Dezember mit Umtopfen weiter. Zuerst werden die alten Töpfe jeweils desinfiziert, damit keine Krankheiten übertragen werden können. Nach einem etwas späteren Mittagessen fuhren wir mit Fintan (Felix am Steuer, er bekam eine Linksfahr-Lernlektion) in einem ganz alten VW-Bus hinunter, um einkaufen zu gehen. Bei seiner Ex-Frau Ruth parkierten wir und Fintan hätte uns gerne Ruth vorgestellt. Sie war jedoch nicht zu Hause, sondern an ihrem Arbeitsplatz in der Schule. Gerne zeigte er uns auch ihren Gemüsegarten, sowie ihr Glasmal-Atelier. Daneben auf der Wiese stand ein ebenso alter VW- Bus (Jg.1971), der ebenfalls Fintan gehört. So durfte Felix mit diesem „Klapperbus“ weiterfahren zum Einkaufen und unser „Chef“ ging mit dem anderen wieder heim. Mir war es überhaupt nicht wohl in diesem lärmigen Vehikel. Als wir wieder in Woodbridge Hill Hideaway ankamen und Fintan den Schlüssel überreichen wollten, sagte er: „Das ist jetzt euer Fahrzeug, so seid ihr unabhängig“.

 Am Donnerstagmorgen war Fintan nicht zu sehen. Als Transport-Unternehmer hat er oft auswärts Arbeit. So gingen wir einfach wieder zum Umtopf-Platz und machten mit den vielen grossen Pflanzen weiter. Nach dem Mittag kam Fintan kurz vorbei und ermunterte uns mit dem Bus doch einen kleinen Ausflug zu unternehmen. Mit etwas Überwindung wollten wir seinen Vorschlag befolgen, damit das Linksfahren zur Routine werden könnte. Dann stellten wir fest, dass der Rechts-Blinker nicht funktioniert. Deshalb wagten wir doch keine Busfahrt.

Anderntags, am frühen Freitagmorgen, sagte Fintan, er müsse nach Kingston gehen, ob wir noch irgendwas benötigen. Und anschliessend gehe er dann mit „unserem“ Bus zur Garage, um den Blinker reparieren zu lassen. Gegen Mittag kam Fintan zurück und überreichte uns den von uns bestellten Blumenkohl. Gleichzeitig verlangte er den VW-Bus Schlüssel, um den Blinker reparieren zu lassen. Als er wieder zurückkam, strahlte er und sagte: “Ich muss noch ganz schnell einen Telefonanruf erledigen, denn ich habe für euch ein kleineres Auto in Aussicht, welches einfacher zu fahren wäre.“ Der Garagist hat ihm diesen Tipp gegeben. Und schon sassen wir in seinem Auto und fuhren los ins übernächste Dorf zu einem Einfamilienhaus. Dort stand ein hellblauer Toyota, (Jg. 1992). Nach einem kurzen Verhandlungsgespräch mit dem Besitzer, einem älteren Herrn, war der Kauf perfekt. ($ 400.-) Da die Batterie nichts mehr taugte, fuhren wir in eine Garage und Fintan besorgte eine neue Batterie, welche er flugs auswechselte. Er startete den Motor, überprüfte noch den Ölstand und überliess uns das Auto mit der Bemerkung: „Wir sehen uns dann wieder in Woodbridge.“  Zu Hause angekommen, füllte er uns noch den Tank auf und meinte: “Jetzt seid ihr frei“. Natürlich hat er sein neues „Sammelobjekt“ sofort seiner Versicherung angemeldet. Übrigens, Felix ist schon viel glücklicher mit dem alten Toyota, als mit dem „Klapperbus“! …und nicht nur Felix!

Anmerkung: hier in Tasmanien bleibt die Autonummer stets beim Fahrzeug und nicht beim Halter.

Am Samstag, unserem ersten freien Tag, wollten wir den Toyota einweihen. Bald nach dem Frühstück  machten wir uns auf den Weg in Richtung Huonville. Bereits nach neun Kilometern machten wir einen kurzen Stopp, um die schöne Bucht zu betrachten. Als wir wieder weiterfahren wollten, blieb das Auto stumm. Es war überhaupt kein Anlasser Geräusch zu vernehmen. Was nun? Nach kurzer Überlegung telefonierten wir Catherine und eine halbe Stunde später holte sie uns ab und unser Auto blieb zurück. Das war unser erster Ausflug mit „unserem neuen Auto“. Stattdessen unternahmen wir einen Spaziergang hinunter ins Dorf Woodbridge, gut 4 km. Etwas ausserhalb des Dorfes entdeckten wir eine riesige Kirschenplantage, die Früchte leuchteten schon ganz schön rot. Die Anlage ist sehr gut eingezäunt und mit Netzen gedeckt. Danach erblickten wir im Dorf zufälligerweise eine grosse Hochzeitsgesellschaft und konnten die Trau-Zeremonie, welche im Freien stattfand, aus Distanz mitverfolgen. Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Rituale in andern Ländern sind.

Wir gönnten uns am Sonntag eine etwas längere Bettruhe. Noch im Pyjama knipste ich den zurückgelassenen Party-Raum. Denn gestern Abend hatte unsere Gastfamilie hier, in unseren Räumlichkeiten, eine Party mit 30 Personen. Selbstverständlich wurden wir zuvor informiert, sie legten schon am Samstagmorgen ein Spanferkel in unseren riesigen Kühlschrank. Bald darauf kamen Catherine und Fintan um aufzuräumen. Als erstes streckte Fintan gleich Felix den Toyota Schlüssel entgegen, mit der Bemerkung: „jetzt läuft er wieder!“

Dieser Wohnraum hat nahezu 100 m2. Die ganze Küche im Hintergrund war voll mit schmutzigem Geschirr.

Spontan halfen wir mit beim Aufräumen. Plötzlich sagte Fintan: „Alice, ich habe einen Plan, bleibt doch für immer da, geht nicht zurück in die Schweiz!“ Nach erledigter Arbeit wagten wir einen zweiten Versuch, um mit unserem wieder zurück erhaltenen Toyota einen Sonntagsausflug nach Cygnet zu unternehmen.

 

 

 

Erste Erlebnisse aus Woodbridge Hill Hideaway

Am Sonntagmorgen, 10. Dezember besuchten wir noch den Bauernmarkt in Hobart.  Zugegeben, als die Abholzeit näher rückte, wurden wir schon ein bisschen nervös. Wir warteten in der Hotellobby auf den uns noch unbekannten „neuen Chef“ Fintan. Plötzlich entdeckten wir vor dem Hotel einen Mann, er sah aus, als ob er direkt von einer Baustelle käme. Da er etwas unsicher und suchend wirkte, ging ich hinaus und sprach ihn an – siehe da, es war Fintan.  Zusammen mit dem ganzen Gepäck fuhren wir schon bald los. Unterwegs hielt Fintan bei einem grossen Einkaufszentrum an und sagte: „Jetzt gehen wir hier noch einkaufen“. Er schob uns einen Einkaufswagen in die Hände (und er selbst nahm nur einen kleinen Korb) und meinte dazu: „Kauft einfach alles ein was ihr so braucht für die nächsten 3-4 Tage.“ Ganz erstaunt schauten wir in die Welt, da er ein sehr humorvoller Mensch ist, wussten wir nicht, ob dies ein Spass sein sollte. Auf unsere Rückfrage antwortete er: „Ja, für alle Mahlzeiten, nehmt was ihr braucht und gerne habt, ich bleibe in der Nähe“. In seinen schmutzigen Arbeitskleidern war er mit seinem Körbchen auch auf Einkaufstour und dies am Sonntag. Ganz rasch überlegten wir, was wir in den nächsten Tagen kochen und essen  möchten. Das Angebot war riesig, aber für uns nicht so einfach alles zu finden. Bei der Kasse ging er voraus und bezahlte den gesamten Einkauf, total fünf Tragtaschen voll. In Woodbridge angekommen, führte er uns in ein sehr schönes Haus, fast wie eine Villa. Diese Räumlichkeiten sind begehrt von Hochzeitspaaren für ihre Festlichkeiten, vor allem, wenn hier alle Rhododendren blühen. Doch in nächster Zeit sind keine Hochzeiten angesagt und deshalb dürfen wir das Gebäude benutzen. Am selben Abend lernten wir auch seine Partnerin Catherine und ihre beiden Töchtern kennen. Fintan führte uns noch kurz durch einen Teil ihrer Gartenanlage, wo uns bereits zwei Kängurus begegneten. Nebenbei zeigte er uns auch die Arbeit für den kommenden Tag.

Dies ist unser Zuhause für die nächsten paar Wochen, mit dieser wunderbaren Aussicht auf die Bruny Inseln.

Nach dem Frühstück, am Montagmorgen, um halb acht Uhr trafen wir wie vereinbart Fintan. Zuerst stellte er uns seinen 29-jährigen Sohn John vor, der bei seinem Vater angestellt ist und mit seiner kleinen Familie ganz in der Nähe wohnt. Nach ein paar freundlichen Worten verzogen wir uns allein zu den Topf-Rhododendren, welche wir dann alle vom Unkraut befreiten und dabei auch das Verblühte entfernten. Diese Topfpflanzen sind alle eingezäunt, um sie vor den Kängurus zu schützen. Als wir fertig waren damit, gingen wir in unsere Küche, um für uns eine Hauptmahlzeit zuzubereiten. Leider musste ich die ganze Büroarbeit verschieben, da ich wissen wollte, wie sich eine Migräne in Tasmanien anfühlt. Übrigens, den wunderschönen Ausblick können wir auch vom Bett aus geniessen. Was ich natürlich an diesem Abend nicht konnte, die Verhänge wurden geschlossen.

Schon früh erwachten wir am Dienstagmorgen, denn wir wollten den Sonnenaufgang kurz nach fünf Uhr nicht verpassen. Ein schöner und sonniger Tag stand uns bevor. Fintan zeigte uns die erste Arbeit für heute Dienstag. Wir durften 150 Koniferen (Jungpflanzen) umtopfen. Er müsse noch schnell weg, in einer Stunde komme er wieder, sagte er. Fintan staunte nicht schlecht, als wir bereits fertig waren, als er zurückkam. Sodann lud er uns zu einem Kaffee ein. Damit machten wir uns zu Dritt, mit der Kaffeetasse in der Hand, auf einen weiteren Rundgang durch sein „Heiligtum“. Im Jahr 1999 kaufte er hier ein Stück Wald, nur Wald. Insgesamt hat er nun 45 Hektaren. Damals fing er an einen kleinen Teil dieses Waldes zu roden und bebaute diese Waldlichte, natürlich mit Bewilligung. Fintan, 58 Jahre alt, hat noch viele Pläne, er erklärte uns, dass er dies alles für seine Kinder und Grosskinder anlege. Nach der Runde fassten wir den nächsten Job. Junge, selbstgezogene Rhododendren warteten auf mehr Platz. Den wir ihnen gerne ermöglichten mit einem grösseren Topf. Als wir für eine weitere Arbeit fragten, meinte er: „Geht doch noch ein bisschen spazieren, ihr habt schon mehr als genug gemacht für heute“.  Diesen Tipp haben wir natürlich befolgt und danach fanden wir sogar noch Zeit, um zu schreiben.

Die letzten Tage in der Hauptstadt von Tasmanien

Donnerstag, 7.12. Es bleiben uns nur noch drei Tage hier in Hobart und vor genau einer Woche reisten wir zu Hause weg.

Heute erlebten wir schon früh einen Aufsteller, denn wir erhielten von unserer Gastgeberin ein Mail mit dem Angebot, dass sie uns am kommenden Sonntag hier im Hotel abholen wird. Wir freuen uns sehr auf die Zeit in Woodbridge und gleichermassen sind wir gespannt, was uns dort erwarten wird.

Heute fuhren wir per Bus nach Kingston, das ist eine kleinere Stadt südlich von Hobart. Bei einer Kirche schloss uns ein netter Herr, der dort Malerarbeiten verrichtete, die Türe zur alten Kapelle auf. So konnten wir diese, wie auch die neue Kirche daneben, besichtigen. Uns fällt auf, wie nett und hilfsbereit die Menschen hier stets sind. Dann schlenderten wir in Richtung Meer. Da beschlossen wir den Klippenweg hinauf zu gehen zu zwei Aussichtspunkten. Dieser schöne Weg führte meist durch einen Eukalyptus-Wald. Unterwegs trafen wir auf einen Historischen Ort, wo im Jahr 1843 ca. 370 Gefangene zur Bewährung lebten und von 65 Aufsehern überwacht wurden. Von dort aus sahen wir den „Shot Tower“, der über alles hinweg ragt. Wir entschlossen uns den kurzen Weg zum Wachturm auch noch unter die Füsse zu nehmen. Dort angekommen, stellten wir fest, dass der Turm, wegen einer Renovation geschlossen ist. Die Aussicht dort oben wäre sicher herrlich gewesen. Aber so blieb uns der Aufstieg von 318 Treppenstufen erspart. Alles hat zwei Seiten.

Uns gefallen die vielen rothaarigen Menschen hier, vor allem auch die Kinder sind süss. (Rothaarigen werden in Australien oft unschöne Spitznamen gegeben: Sie werden unter anderem “rangas” genannt, was so viel wie Orang-Utan bedeutet. Man nennt sie auch “blood nuts” (Blutnuß) oder “carrot tops” (Karottenkopf). In Melbourne sind jetzt Tausende stolze Rothaarige auf die Straße gegangen, um sich so zu zeigen, wie sie sind.)

Nach einer regnerischen Nacht strahlte die Sonne am Freitagmorgen bereits um 06. 15 Uhr in unser Schlafzimmer. Nach dem Frühstück machten wir uns erneut auf den Weg zur Bus-Station. Diesmal ging es zum historischen Dorf Richmond. Der Bus fuhr über die bekannte Tasman Brücke in östliche Richtung.  Weiter fuhren wir durch ein Industrie-Gebiet, in dem viele Menschen aus Hobart täglich zur Arbeit gehen. Schon bald wurde es immer ländlicher, wir sahen weidende Schafe, einige Rebhänge und Weingüter. In einem Erdbeerfeld waren etliche PflückerInnen am Arbeiten. In Richmond besichtigten wir zuerst die älteste Brücke Australiens, die „Richmond Bridge“ aus dem Jahr 1823. Hier am „Coal River“ hatte es einige behangene Fruchtbäume, Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pflaumen und Quitten. Die Aprikosen waren schon ganz schön gross, die werden in ein, zwei Wochen bereits reif sein. Im Dorf hat es einige sehr alte und bewundernswerte Gebäude. Auch die beiden Kirchen,  die „St. John’s Catholic Church“ 1836 und die „St. Luke’s Anglican Churche“ aus dem Jahr 1834 fanden wir sehr schön. Auch das älteste Gefängnis von Tasmanien ist in Richmond zu sehen. Etwas abseits entdeckten wir das älteste Primar Schulhaus 1834. Eine Lehrerin erzählte uns, dass zurzeit gut350 Schüler da unterrichtet werden. Hinter dem ursprünglichen Schulhaus entstanden später Erweiterungsbauten. Wir sahen, dass die meisten Schüler von einem Schulbus abgeholt wurden. Eine Mutter berichtete uns, dass sie froh sei über die Uniformpflicht, so habe sie weniger zum Waschen.

Heute Samstag hatten wir „Grosswäsche“, denn wir haben in unserem Hotelzimmer eine Waschmaschine und einen Tumbler. So können wir alle Kleider sauber nach Woodbridge mitnehmen. Sehr praktisch. Sonst nahmen wir es heute sehr locker. Wir schlenderten noch zur Tasman Brücke, die wollten wir noch aus der Nähe betrachten. Die ist sehr eindrücklich. Auf dem Rückweg erhaschten wir einen wunderbaren Blick zum Königspalast (Queens Domain“. Vorbei an einer Kriegsgedenkstätte gelangten wir wieder zurück zum Hafen.

Abschied von Hobart. Am Sonntagnachmittag werden wir von unserem Gastgeber abgeholt. Somit ein letzter Gruss aus der Hauptstadt.

Franklin Square mit rotblühendem „Eisenholzbaum“, bis zu Weihnachten wird er voll im Blust sein. Deshalb wird er auch Weihnachtsbaum genannt.

Die ersten Tage in Hobart

Der Montag, 6. Dezember blieb tatsächlich trocken und auch schon ein bisschen wärmer. Wir gingen zum Info-Center und erkundigten uns wegen dem ÖV. Da wurde uns empfohlen ein Auto zu mieten, das sei das Einfachste. Der Schock war aber ziemlich gross, denn der Preis für drei Monate liegt bei ungefähr $ 6500 (gut Fr. 5000.-). Der Herr erklärte uns, dass es so teuer ist, weil die Festtage dazwischen liegen. Denn während dieser Zeit werden die Autos knapp und deswegen steigt der Preis gleich um das Doppelte an. Wir machen das Beste daraus und lassen uns mit dem ÖV chauffieren.

So fuhren wir am Dienstag mit dem Bus bis „Fern Tree“, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung zum Hausberg von Hobart, dem Mount Wellington. Zuerst führte der mit Farnbäumen gesäumte Weg zum „Silver Fall“, einem kleinen Wasserfall. Von dort stieg der Weg zum Teil ziemlich steil an zum Mount Wellington 1271 m. Nach 2 ½ Std. kamen wir oben an und wurden zuerst mal von einer Nebelschwaden umhüllt. Einen Moment später guckte die Sonne wieder hervor. Die Sicht ins Tal, nach Hobart, war leider nicht optimal. Dennoch war die Wanderung zu diesem Aussichtsberg ein sehr schönes Erlebnis. Die meisten Touristen fahren natürlich hinauf. Unterwegs trafen wir nur einzelne Wanderer, aber oben angelangt waren sehr viele Ausflügler.

Heute Mittwoch bestiegen wir den Bus nach „Lenah Valley“. Gemächlich schlenderten wir weiter ins Tal hoch. Zuerst hatte es noch einige Häuser. Natürlich blickten wir auch immer wieder in deren Gärten. Oh, was ist denn da? Eine Statue? …nein, das ist doch tatsächlich ein Känguru! Als ich etwas näher ging, um ein zweites Foto zu machen, hüpfte es jedoch neben das Haus. Wie uns eine junge Frau erzählte, kommen die oft vom Wald herunter und hüpfen einfach über die Gartenzäune in die Gärten rein. In den Gärten blühen überall Rosen, Geranien, Fuchsien, die Lindenblüten sind ebenfalls offen und die Walnüsse schon ziemlich gross. Unterwegs sahen wir auch viele wunderschöne Wildpflanzen und Bäume, vor allem auch viele Eukalyptusbäume. Auf einem sehr schönen Wanderweg gingen wir weiter bis zum eindrücklichen „New Town Falls“.

 

Reise nach Hobart

Am Donnerstagmorgen, 30. November, um 06.20 Uhr holte uns unsere Nachbarin mit dem Auto ab und brachte uns mit den beiden schweren Koffern zum Bahnhof nach Amriswil. Während der Zugfahrt nach Kloten genossen wir im Bistro ein heisses Getränk. Schon bald waren wir in Kloten und wir gingen zum Check-in Schalter der  Fluggesellschaft Etihad Airways. Um 40.5 Kg erleichtert schlenderten wir gemütlich davon zum Terminal E. Der Flug nach Abu Dhabi war sehr ruhig. Beim Weiterflug  nach Melbourne rüttelte es ein paar Mal leicht, aber trotzdem konnten wir, zu unserem Erstaunen, recht gut schlafen. Zugegeben, ich durfte auch liegen, da wir drei Sitze zur Verfügung hatten. In Australien kamen wir sehr gut durch den Zoll. Ein Beamter kontrollierte zufrieden lächelnd unsere Deklarations-Angaben und schon ging es weiter. Nach dem kurzen Flug nach Hobart bestiegen wir den Transfer-Bus zum Hotel, diese Fahrt dauerte nur 20 Min. Mit insgesamt einer Stunde Verspätung erreichten wir um 00.30 Uhr das Hotel. (Totale Reisezeit: gut 33 Std.) Wir wurden feucht empfangen und nass und windig ging es gestern bei nur 13°C weiter. Wir gingen zum nahe gelegenen Hafen und bummelten durch den Salamanca Markt. Der Vollmond plagte mich letzte Nacht, so habe ich fast mehr gelesen als geschlafen. Auch der heutige 1. Advent ist regnerisch und kühl, aber nach Wettervorhersage soll es morgen Montag sonnig bei 16°C und am Dienstag sogar 19°C werden.

Mit diesem geschmückten Weihnachtsbaum aus Hobart wünschen wir euch Allen eine schöne, besinnliche Adventszeit.