Uns gefällt es hier, wir bleiben noch

Nachdem ich am Sonntagmorgen, 02. Februar unsere Wäsche aufgehängt hatte, führte uns Debbie aus. Zuerst gingen wir nach Kirup in einen sehr speziellen Gemüseladen. Dort darf man eine leere Ölflasche zum Auffüllen bringen. Das Gemüse sowie die Beeren sind vorwiegend von einem Landwirt aus der Nähe.

Rustikaler Gemüse-Laden

Mit einer schweren Tasche gefüllt mit Gemüse, Früchte und feinem Brot, fuhren wir weiter nach Balingup. Ein wunderbarer Duft kam uns entgegen als wir in ein Café eintraten. Wir setzten uns draussen auf der Veranda hin und liessen uns verwöhnen mit Tee und etwas Süssem.

Beim Sonntagsausflug mit Debbie

In Bridgetown, gut 70 km von uns entfernt, durften wir eine historische Unterkunft, das „Ford house Retreat“ besichtigen. Die Räume sind alle sehr hoch, deshalb sind die Zimmer auch recht kühl. Eine Angestellte führte uns in manche Zimmer und auch den Frühstücksraum konnten wir besichtigen.

Dieses Doppelzimmer ist mit Ballroom angeschrieben
Etwas überladener Frühstücksraum

In einem kleineren Nebengebäude ist ein Geschenkladen, da fand Debbie eine sehr schöne Laserarbeit. Glücklich über ihren hübschen Einkauf fuhr sie weiter und parkte am „Blackwood River“. Debbie erzählte: „Im Jahr 1945 wurde diese Brücke 1.5 Meter überflutet und viele Häuser in der Nähe des Flusses wurden zerstört.“ Das kann man kaum glauben, wenn man die hohe Brücke sieht. Jetzt konnten wir bestimmt einen minimalen Wasserstand sehen.

Holzbrücke über den Blackwood-River in Bridgetown
Am Blackwood-River

Auf dem Retourweg lud uns Debbie zu einem feinen Essen im lauschigen Restaurant „The Cidery“ in Bridgetown ein.

Unser Verwöhn-Tag

(Anmerkung: Eine Gebäudeversicherung ist in AU nicht obligatorisch. So gibt es hier viele Leute, welche ALLES verlieren, sei es durch Fluten oder Brände.)

Am Montagmorgen, 03. Febr. verliessen mich Debbie und Felix direkt nach dem Frühstück. Sie fuhren nach Bunbury, um in einem Gebrauchtwaren-Laden für Haus & Garten eine Türe und sonst noch allerhand einzukaufen. Müde, aber zufrieden kamen die beiden erst kurz vor 13.00 Uhr wieder zurück. Sie hatten Glück, sie fanden eine Aussentüre mit den genau richtigen Massen, für das Pool-Häuschen, welche Felix auswechseln soll. Auch die nötigen Schrauben, Dübel, usw., für verschiedene Arbeiten, erhielten sie dort. Nach dem Mittagessen montierte Felix gleich das gestern erstandene Kunstwerk, welches jetzt die von mir frisch gestrichene weisse Aussenwand schmückt.

Blumige Dekoration

Eigentlich hatten wir geplant drei Wochen bei Debbie zu bleiben, somit wäre heute Dienstag, 04. Febr. unser Abreisetag gewesen. Sie hatte uns aber vor zwei Wochen gefragt, ob wir nicht länger bleiben könnten. „Gerne möchte ich Mitte Feb. nach Perth gehen, um meine Eltern zu besuchen. Gleichzeitig könnte ich meine beiden Geschwister wieder einmal sehen, sowie natürlich Ben und Matt, meine Söhne.“ „Überlegt es euch, ihr könnt mich in den nächsten Tagen informieren, wie ihr euch entschieden habt“, fügte sie hinzu. Zum Glück hatten wir für den Februar nichts abgemacht, so konnten wir ihre Anfrage am andern Morgen mit Freude bejahen. Sie strahlte, sie war richtig glücklich über diesen Entscheid. Deswegen sind wir also immer noch bei Debbie – nicht nur, damit Felix die gestern gekaufte Türe heute noch montieren konnte. Nachdem ich einige Pflanzen umgetopft hatte, ging ich wieder ans Fensterputzen. Plötzlich hörte ich ein lautes Gekreische. Es war mir nicht entgangen, dass Scott kurze Zeit vorher gekommen war, er hatte für Felix ein Werkzeug gebracht. Was machen denn die Männer, dass es so laut zu und her geht? Fragte ich mich. Erst dann merkte ich, dass dieses Gegröle aus der Doppelgarage kam. Die beiden spielten Tischtennis, nur ganz schnell einen Match. Dennoch wurde Felix fertig mit der Montage der Türe. Jetzt ist nur eine Frage offen: „Wer hat Lust diese Türe weiss zu streichen?“

Aussparung für das Scharnier
Bohrung für die Schloss-Montage
Fertig montierte Türe

Debbie musste schon frühzeitig weg, so waren wir am Mittwoch, 05. Febr. allein beim Frühstück. Bevor es zu heiss wurde, wollte ich die Rabatte beim Pool ausräumen, denn es soll dort zum Teil neu bepflanzt werden.

Vorbereitungsarbeit für die Neuanpflanzung

Im grossen Schuppen, (5×7.5 m) oberhalb des Hauses, konnte Felix nochmals eine defekte Türe reparieren. Die Blechverkleidung dafür hatten sie ebenfalls am Montag eingekauft. Das Schloss musste er ebenfalls auswechseln und anpassen. Debbie ist froh, wenn man diesen Raum wieder abschliessen kann, denn da gibt es zum Teil wertvolle Möbel.

Vorher
Nachher, mit neuem Schloss

Ich finde es immer wieder schön, wenn ich die vielen Vögel beobachten kann. Sie geniessen die drei Vogeltränken offenbar sehr. Sogar während dem Kochen haben wir die Möglichkeit dem Spektakel zuzuschauen.

Immer wieder ein schönes Schauspiel

Gegen Abend kam unser Nachbar Rex zu uns. Er hielt einen Vogel in der Hand. „Rex was ist denn mit dem Vogel passiert, lebt er noch?“ fragte ich ihn. „Ja, er lebt noch, er ist nur etwas benebelt.“ Rex setzte den Vogel ins Gras und berichtete weiter: „Das ist ein „Laughing Kookaburra“, der ist auf der Weide in den Wassertank gefallen. Der wird davonfliegen, sobald er sich erholt hat.“ Auch Debbie kam herbei und knipste ein Foto. Nach ca. 15 Min. flog er davon, nachdem er zuvor seine Flügel an der Sonne getrocknet hatte.

Laughing Kookaburra – oder lachender Hans

Am Donnerstag, 06. Febr. kurz nach dem Frühstück waren Debbie und Felix verschwunden. Dann hörte ich sie aber in der Garage, die beiden hatten schnell einen Tischtennis-Match gemacht. Danach fuhren wir los nach Donnybrook, denn Felix und ich hatten einen Termin beim Coiffeur. Es war Zeit, dass wir unsere Haare wieder kürzen liessen. Eigentlich war es schade um den frischen Haarschnitt, gleichwohl setzten wir unsere Sonnenhüte auf den Kopf und zottelten weiter in Richtung Fluss. Der Preston River führt jetzt nur sehr wenig Wasser mit, im Winter, so erzählte uns Debbie, ist der Wasserstand um vier bis fünf Meter höher. Es war richtig schön, so wildromantisch.

Am Preston River, mit sattem Grün
Die Sandbank, sowie auch unser Weg, wird im Winter nicht mehr sichtbar sein

Unterwegs stiessen wir auf eine eingestellte Bahnlinie. Der ÖV sei früher besser gewesen, wie wir von Debbie gehört hatten. Sie findet es sehr schade, dass nicht mehr investiert wird. In dieser Gegend fährt weder ein Zug noch ein Bus.

Der Zugverkehr scheint hier schon lange eingestellt worden zu sein

Auch der ganze Güterverkehr ist auf den Strassen, besonders deswegen findet sie es so schade. Sehr oft sieht man auch Langholzwagen.

Schwer-Transport

Nach einem feinen Mittagessen im „Orchard-Café“, am Ende des langgezogenen Dorfes, gingen wir wieder retour, vorbei beim riesigen Spielplatz.

Grösster Spielplatz in dieser Gegend
Apple-Fun-Park
Dorfstrasse mit Apfel-Deko

Donnybrook ist das Zentrum der Apfel Produktion in Westaustralien. Die Äpfel werden hier zwischen März und Mai geerntet. Es gibt jedoch auch sehr viele Reben. Als wir bei der Information auf Debbie warteten, hörten wir einen Lärm. Hoch oben im Baum sassen Vögel, das waren die Galah (Eolophus roseicapilla), welche sich so heftig bemerkbar machten.

So hübsche Gesellen

Der Freitag, 07. Febr. verlief für uns sehr ruhig, während Debbie nach Bunbury zum Zahnarzt gehen und sonst einige Dinge erledigen musste. Nach dem Giessen machten wir einen zweiten Anstrich bei der ersetzten Türe beim Pool.

Achtung: Frisch gestrichen!

Danach spaltete Felix wieder Holz, diesmal vom frisch gefällten Baum. Die Rabatte beim Pool wollte ich fertig vorbereiten für eine Neubepflanzung. Es hatte immer noch viele alte Wurzeln drin, die mussten weg. Als Debbie heimkam, hatte sie tatsächlich fünf junge Pflanzen dabei. Erst gegen Abend, nach einer längeren Pause, pflanzten wir diese Gräser ein.

Bald sind wir fertig…
Sieht die Rabatte wieder hübsch aus?

Obwohl es nach Wettervorhersage heute Samstag, 08. Febr. nicht mehr so warm sein sollte, war es gegen Mittag wieder heiss. Debbie hat mir gestern noch mehr Pflanzen gebracht. Auch zwei weitere Wasserspeicher-Kistchen hat sie gekauft, in diese pflanzte ich heute Morgen den Schnittlauch, Spinat und Schnittsalat. Auf der Veranda sieht es bald aus wie in einer Gärtnerei.

Kräutergarten auf der Veranda

Felix hatte strengere Arbeit, er hat das Holz vom kürzlich gefällten Baum heute fertig gespalten. Somit wird Debbie jetzt für Minimum fünf Winter mit Holz versorgt sein, worüber sie sehr glücklich ist.

Beim unteren Holz-Lager-Schuppen

Nebst der grossen Doppelgarage gibt es hier, etwas oberhalb des Hauses, noch einen grossen Schopf welcher als Lagerraum dient, darin haben wir heute etwas Ordnung gemacht. Da sind drei wunderschöne Tische versorgt, der grösste ist 1.8 x 1.8 m gross, für eine Person eindeutig zu gross. Ausserdem findet man hier auch ein uraltes Motorrad, eine Holzfräse, Steinsäge, Stühle und vieles mehr.

Oberer Schuppen mit einer Grösse von 7.5 x 5 m

In Australien ist es kein Problem weitere Gebäude aufzubauen, so hat es hier auch zwei Holzlager-Schuppen, einen Pavillon und ein separates kleines Häuschen, welches jetzt als Werkstatt für Scott dient. So viel Platz mit unendlichen Möglichkeiten, das ist und bleibt wahrscheinlich für Viele ein Traum.

Grosser Vorplatz

Brand in unserer Nähe

Am Sonntag, 26. Januar 2020 frühstückten wir, zusammen mit Debbie, wieder im Pavillon.

Unser bevorzugtes Plätzchen

Kurz danach polterte es im Wohnraum ans Fenster. „Oh, da ist wieder ein Vogel in die Fensterscheibe geflogen“, sagte Debbie, „das passiert oft, da sie die Reflektion der Bäume sehen.“ Etwas benommen sass der Vogel am Boden, aber nur kurze Zeit, dann flatterte er auf den Fenstersims in Sicherheit.

Weissbrust-Rotkelchen (white breasted Robin)

Felix und ich machten eine 1 ½ stündige Buschwanderung. Wir waren froh, dass wir Wasser mitgenommen hatten, da es bereits ziemlich heiss war. Diese Wälder sind sehr spannend, da sieht man sehr viele verknorpelte, riesige Bäume, wie auch Grasbäume.

Bei uns im Busch, auf der anderen Strassenseite
Grasbaum (Yacca)
Verkohlter Baumkropf

Gegen Abend, als ich die Wäsche von der Leine nahm, sah ich Scott. Er rief mir lachend zu: „Ich habe für Felix ein Geschenk mitgebracht“.

Geschenk von Scott

Zeitig frühstückten wir, damit wir am Montag, 27. Jan. mit unserer Arbeit bald starten konnten. Denn es war ein heisser Tag angesagt. Schon bald gab es eine Änderung, denn Debbie wollte mit uns einen Ausflug machen. Vorbei an vielen Obstplantagen, Weideland und durch den „Tuart“-Nationalpark fuhren wir nach Busselton, (ca. 1 Std. Fahrzeit). Der Bestand an Tuart-Eukalyptus-Bäume ist der einzige weltweit. In Busselton parkten wir beim langen Steg, den wollten wir zusammen besichtigen.

Steg in Busselton – Länge 1.841 km

Wir gingen zu Fuss über diesen, mit 1841 Metern, längsten Holz-Steg der südlichen Hemisphäre. Baubeginn dieses Stegs war im Jahr 1864. Im Jahr 1978 wurde er teilweise zerstört durch den „Cyclone Alby“. Weitere Sturmschäden folgten, wie auch einige Brände. Jetzt fährt sogar ein Touristenzug hinaus. Felix meinte plötzlich: „Hast du das gesehen?“ Und er zeigte auf den Boden. „Da hat sich Nando verewigt.“

Dass unser Sohn Nando im Jahr 2001 in Westaustralien war, wussten wir nicht 😉
Am Ende des Steges
Land in Sicht…

Beim Retourweg begegnete uns zum zweiten Mal dieses Bähnchen.

Dieser Zug fährt über den Steg hinaus zum natürlichen Unterwasser-Aquarium

Debbie fuhr danach mit uns weiter zum „Eagle Bay“, da sahen wir auch tatsächlich einen Adler, der hatte auf einem Felsen einen wunderbaren Überblick. Auch beim schneeweissen Meelup-Strand machte sie einen Zwischenstopp. Bei einem Halt in Dunsborough genossen wir nicht nur einen feinen Salat, nein auch das Schattenplätzen, denn heute hatten wir 39°C.

Adler Bucht (Eagle Bay) Auf dem Fels sieht man den Adler
Am Meelup Strand

Wie bereits letzten Mittwoch, brachte uns Debbie am Dienstag, 28. Jan. zu Neroli mit ihren Wildpflanzen-Arbeiten. Sie war sehr dankbar, dass wir sie ein weiteres Mal unterstützen durften.  Zuerst konnten wir die getrockneten Macrozamia riedler-Nüsse abwägen, stets 15 Kg in einen Sack. Einige dieser grossen Samen, sie haben ungefähr die Grösse einer Walnuss, fangen bereits an zu keimen.

Keimende „Macrozamia riedler“ Nüsse

Danach wässerten wir eine weitere Ladung dieser Nüsse und breiteten sie zum Trocknen wieder auf den Boden aus. Bei der Kaffeepause entdeckte ich mehrere Säcke mit unterschiedlichen Samenhülsen. Diese können sie als Dekorationsmaterial ebenfalls verkaufen.

Hübsches, natürliches Dekorationsmaterial

Die Zeit verlief sehr schnell, für uns war es Zeit für ein Picknick unter einem Schattenspender. Bevor zwei Mitarbeiterinnen nach Hause gingen, durfte ich noch schnell ein Foto machen vom ganzen Team.

Im blauen T-shirt die Chefin

Debbie hatte am Mittwoch, 29. Jan. einen Termin in Bunbury. Deshalb waren wir allein, als Scott ganz schnell vorbeikam. Er fragte: „Alice darf ich die beiden Hunde bei euch lassen, ich muss helfen gehen, es brennt?“ „Ja, natürlich dürfen deine Hunde bei uns bleiben“, antwortete ich kurz, und schon fuhr er wieder los. Zuerst war ich etwas angespannt, da wir die Vierbeiner nicht kannten, wusste ich nicht, ob sie uns vielleicht entlaufen würden. Aber es ging gut, meistens lagen sie irgendwo im Schatten. Beim Mittagessen legten sie sich uns zu Füssen, oft versuchten sie auch Stechfliegen zu schnappen.

Gut bewachte Mittagspause…
Für ein Bild lasse ich mich sogar stechen – März-Fliege

Erst im Laufe des Nachmittags wurden die beiden Hunde von Bonny, Scotts Partnerin, wieder abgeholt. Debbie hatte kürzlich Tischtennisbälle gekauft. So meinte sie gegen Abend: „Heute müssen wir den Tisch aufstellen in der Garage, dann können wir einmal spielen zusammen.“ Das musste man Felix nicht zweimal sagen. Schon stand er auf, der Tisch wurde aufgestellt und gereinigt. Dann ging es los. Zuerst spielten Felix und ich zusammen, etwas später tauchte auch Debbie auf. Felix genoss es sichtlich wieder einmal spielen zu können. Gegen uns Frauen hatte er es aber auch leicht. Als es etwas kühler wurde, konnte er Debbies Auto waschen, auf australische Art – im Rasen. „Oh, das sieht ja wieder so schön aus, wie brandneu“, meinte Debbie dankbar.

Rasen sprengen einmal anders…

„Oh, das ist aber kühl heute“, sagte ich, als wir am Donnerstag, 30. Jan. aufstanden. In der Nacht hatte es spärlich geregnet, 1.5 mm. Also so viel wie nichts! Scott kam vorbei, um einen Baum zu fällen, eine „Cootamundra wattle“, das ist eine Akazien-Art. Obwohl er im Frühling so wunderbar gelb blüht, ist er sehr unbeliebt hier, denn er verbreitet sich zu sehr. Scott sägte Ast für Ast ab, Debbie, Felix und ich schleppten diese Äste weg und errichteten damit drei riesige Haufen.

Scott bei der Arbeit
…und das ohne Helm
Das Wetter bleibt schön…

Später kamen die beiden Kühe und das Kalb von unserem Nachbarn Rex und begannen das Grün dieser Äste abzufressen.

„En Guete!“
Cootamundra wattle (eine Akazien-Art) das fressen die Kühe, Bild oben

Als ich Scott beim Mittagessen fragte, ob das gestrige Feuer gelöscht werden konnte, berichtete er: „Ja, es konnte relativ schnell gelöscht werden. Es waren zwei Helikopter, zwei Flugzeuge, 20 Feuerlöschfahrzeuge und zwei Bagger im Einsatz. Mit dem Bagger werden Feuerbrecher gemacht. Insgesamt sind 400 ha abgebrannt, 70 % Weideland, 30 % Wald.“

Feuerbrecher-Weg
Hier im Busch muss um jedes Haus ein Feuerbrecher angelegt werden, jedes Jahr wieder neu, sonst gibt es eine Busse.

Scott ist bei der freiwilligen Feuerwehr, die erhalten nicht einmal einen Lohnersatz, obwohl sie sofort ihre Arbeit verlassen müssen, sie sind somit Verlierer. Nur die Berufsfeuerwehr erhält einen Lohn. „Beim Steppen-Weideland ist das Feuer schneller als der Wind“, erzählte Scott weiter.“ „Weiss man warum dieses Feuer ausgebrochen ist“, fragte ich ihn. „Ja, das war eine Elster, diese kam in eine Stromleitung, fing Feuer und fiel zu Boden.“ So etwas hatten wir zuvor noch nie gehört.

Die Zeit rast uns richtig davon, es ist bereits Freitag, 31. Jan. Felix war längst wieder am Holzen, bis ich mit Giessen fertig war. Dann räumten Debbie und ich den Pavillon aus. Beim Tisch mussten die vier Stein-Platten aus der Fassung entfernt werden, damit ich diese gut bürsten und abspritzen konnte. Und zudem wäre der Tisch viel zu schwer gewesen sonst, um ihn transportieren zu können. Nicht nur die Möbel wurden gereinigt, auch der Boden im Pavillon, den konnte ich zuletzt auch noch ölen.

Arbeit ist beinahe beendet
Schön angelegter Pavillon

Im Laufe des Morgens kam Debbies jüngerer Sohn, Matt, (Mathew) mit seiner Freundin geschwind vorbei. Sie waren mit ihrem Wohnwagen in Richtung Süden unterwegs zu einem Hochzeitsfest. Beide Söhne, auch Ben, wohnen in Perth. Matt wird dieses Jahr heiraten und in der Nähe seiner Mutter, ebenfalls abseits, ein Haus bauen. Er möchte, dass seine Kinder ebenfalls in der Natur aufwachsen können. Matt bedankte sich sehr für unsere Arbeit. Er meinte: „Es ist schön für meine Mutter, wenn ihr da seid, ich sehe, dass sie sehr glücklich ist.“ Mit Debbie gibt es oft sehr bedeutungsvolle, schöne Gespräche, wie auch heute wieder beim Mittagessen. Gegen Abend spielten wir wieder Tischtennis, auch Scott war diesmal dabei. Es gab einen Match – Australien gegen die Schweiz, welchen wir ganz knapp gewannen.

Training im Arbeitsgewand

Was für eine Überraschung, als ich in der Früh, am Samstagmorgen, 01. Feb. aufstand, sass ein Känguru praktisch vor unserem Zimmerfenster. Es hatte mich wahrscheinlich bemerkt, denn es hüpfte sofort den Hang hinunter in den Busch. Bis jetzt sah ich immer nur wilde Kaninchen, aber keine Kängurus. Natürlich wussten wir, dass sie uns nachts jeweils besuchen, mit ihrem Kot, den sie überall liegen lassen, hatten sie sich verraten. Nach dem Frühstück fingen Debbie und ich an wieder einen Raum aufzuräumen. Sie räumte im Büro, welches ebenfalls als Abstellraum dient, auf. Immer wieder hörte ich wie sie Papiere zerriss. Debbie musste alles genau erlesen. Da hatte ich es im Neben-Räumchen viel einfacher. In meiner Nische ist vorwiegend Bett- und Frottee-Wäsche versorgt. Zuerst leerte ich alle Tablare und reinigte sie. Danach fing ich an ein Stück nach dem andern schön zu falten und brachte dies zurück. Unweigerlich musste ich an die Wäscherei in Queensland zurückdenken, an die vielen Wäschestapel. Felix wurde heute mit seiner Arbeit fertig, (natürlich nur bis auf den neu gefällten Baum!) gerade rechtzeitig.

Debbie meint, sie hätte jetzt Holz für fünf Winter

Denn um halb zwölf Uhr sagte Debbie: „jetzt müssen wir aber aufhören, macht euch ebenfalls bereit.“ Sie hatte uns gestern bereits verraten, dass wir heute im Pub zu Mittag essen werden. Eine Frau organisiert jeweils ein Treffen, für alle in der Umgebung. So hat uns Debbie angemeldet, das hat sie nur uns zuliebe gemacht. Solche „Tratsch“-Veranstaltungen mag sie nämlich nicht, das weiss ich. Bei uns am Tisch sass eine aus Deutschland eingewanderte Frau. Sie und ihr Mann fanden gleich nach ihrer Hochzeit, vor 37 Jahren, hier eine kleine Farm. Bald sind unsere drei vereinbarten Wochen bei Debby zu Ende…

Im Mumby Pub in Mumballup
Beim Mittagessen – neben Felix die Frau aus Frankfurt – neben mir Scott

Rote Spinne und fliegende Bio-Waffe

Eine Aufräum-Aktion der Doppelgarage, das war angesagt für Freitag, 17. Januar 2020. Scott, der gestern kurz bei uns war, kam pünktlich um acht Uhr, um uns zu helfen. Denn es gab einige schwerere Dinge zum Entsorgen, so konnten wir diese Sachen gemeinsam auf den Anhänger laden. Mehrere alte Fitness-Geräte, einen riesigen analog-TV, eine grosse Musik-Anlage, Möbelstücke usw., wir konnten Scotts Pickup und den Anhänger füllen mit all dieser Ware. Als Scott zuhinterst in der Ecke einen Tischtennis-Tisch entdeckte, fragte er: „Felix kannst du Tischtennis spielen?“ Lachend meinte Felix: „Ja, ich spiele zweimal pro Woche in einem Club, aber ich spiele nicht gut.“ Sofort fing er an Bälle zu suchen, er fand jedoch nur einen defekten. „Debbie, du musst Bälle kaufen, dann können wir hier in der Garage spielen.“ Ja, genau, die Schweiz gegen Australien, gab sie spontan zur Antwort. Es wurde weiter geräumt, Regale geleert, gereinigt und von Spinnweben befreit. „Oh, da ist eine rote Spinne“, sagte ich ganz ruhig. Sofort kamen Scott und Debbie herbei. „Nicht berühren! Das ist eine „Redback“ Spinne, sagte Debbie unvermittelt. Und Scott ergänzte: „Die sieht man nicht so oft, das ist eine der gefährlichsten in Australien.“ Später fuhren Scott und Felix mit diesen Ladungen zum Entsorgungsplatz. Als die beiden wieder zurückkamen fehlte nichts auf dem Fuhrwerk. Im Gegenteil, Scott hat unterwegs zusätzlich zwei Sachen aufgeladen, die jemand am Waldesrand entsorgt hatte. Die Männer hatten Pech gehabt, der Entsorgungsplatz schliesst am Freitag früher, dafür ist er Samstag und Sonntag offen.

Fertig aufgeräumte Garage
Scott mit der ganzen Entsorgungs-Ladung

Am frühen Abend kam Penny, eine Freundin von Debbie, denn wir hatten Tickets fürs OpenAir-Kino bei einem Rebbau-Betrieb. Aussergewöhnlich für diesen Kinobesuch war, dass wir Feldstühle und ein Picknick mitnahmen. Ja, alle Besucher setzten sich auf ihre mitgebrachten Stühle und vergnügten sich, bis es dunkel wurde, beim Picknicken.

Vorne rechts ist Penny und zwischen uns Debbie, unsere Gastgeberin.
Unser OpenAir Picknick
Was für eine besondere Kino-Stimmung

Am Samstag, 18. Jan. erhielten wir einen neuen Job, aber nicht bei Debbie. Leonie ist eine gute, liebe Freundin von Debbie, welche sie während ihrer Trauerzeit grossartig unterstützt hatte. Leonie lebt allein auf ihrem grossen Anwesen. Nebst ihrem Job als Lehrerin, gibt es auch viel Arbeit in Haus  und Garten, zudem betreut sie ihre betagten Eltern. Deshalb durften wir ihr heute etwas Arbeit abnehmen. Als wir ankamen zeigte uns Leonie all die Werkzeuge und das Material, das wir benötigten, um das von ihr Gewünschte zu erledigen. Dann führte sie uns ins Haus, wo der Tisch bereits nett gedeckt war für unser Mittagessen. Sie erklärte und öffnete gleichzeitig ihren Kühlschrank: „Schaut, da habe ich etwas vorbereitet für euch, Brotaufstrich, Salat, Früchte, und ein erfrischendes Getränk.“ Feines Brot war eingepackt bereits auf dem Tisch. „Bitte bedient euch einfach, auch Tee oder Kaffee dürft ihr einfach nehmen.“ Bald darauf verabschiedete sie sich, denn sie hatte noch Arbeit in der Schule, und überliess uns das Haus – fremden Leuten. Felix begann sofort auf der grossen Terrasse ein paar defekte Holzbretter auszuwechseln.

Auf der Terrasse mussten einige Bretter ersetzt werden

Während ich auf der anderen Seite des Hauses begann eine Rabatte zu mulchen. Unweigerlich musste ich an Freunde von uns denken. Denn sie schickten mir, nach unserem Einsatz in Tasmanien, eine Karte mit ihren besten Wünschen zum Geburtstag, gute Gesundheit, schöne Wanderungen usw., und immer genügend Mulch-Material. Bei diesen Gedanken musste ich schmunzeln.

Schön, wir haben immer genügend Mulch-Material, dieser Wunsch wurde erfüllt 😉
Zeit zum Mittagessen…

Nach der Mittagspause reinigten und ölten wir die Terrasse. Danach mulchten wir gemeinsam weiter, bis diese Rabatte zu unserer Zufriedenheit und hübsch aussah.

Vorher…
Nachher…

Leonie war, als sie retour kam, gleichermassen begeistert von ihrer frischen Terrasse, wie auch von der Rabatte. Zuletzt stellten wir ihren Tisch wieder zurück auf die Terrasse. Zufrieden, aber auch etwas müde, verabschiedeten wir uns wieder von Leonie.

Den Tisch wieder an den gewohnten Platz zurückstellen
Abschiedsfoto mit Leonie

Unser freier Tag, Sonntag, 19. Januar. Bereits am Abend zuvor sagte Debbie: „Morgen Sonntag müsst ihr euch erholen und auch am Montag habt ihr frei.“ Bei einem gemütlichen, gemeinsamen Frühstück machte sie uns den Vorschlag, zusammen ein befreundetes Paar zu besuchen. Am frühen Nachmittag fuhren wir nach Donnybrook, etwas ausserhalb wurden wir herzlich willkommen geheissen von Ann und Graeme.

Haus von Ann und Graeme

Bis vor ein paar Jahren bewirtschafteten die beiden ihre grosse Farm, mit Apfel-Plantagen. Vor sechs Jahren erlitt er einen schlimmen Unfall mit einem Landwirtschafts-Fahrzeug. Dabei wurde ein Bein während mehreren Stunden abgeklemmt und dadurch nicht mehr durchblutet. Dank einem Arzt, der gegen eine Amputation sprach, konnte das Bein gerettet werden. „Ich kann stehen und gehen“, sagte er dankbar. Nach einem Dessert im Wohnraum, zeigte Graeme uns den ganzen Umschwung, einen traumhaft schönen Park. Ausser den Rosen, um die sich Ann kümmert, pflegt er allein diesen Garten, samt einer Apfelanlage für die Familie. Mit viel Freude und Geduld erzählte und erklärte er uns sehr viel. Das war einfach eine wunderbare Begegnung.

Dieser prächtige Yacca, „Blackboy“ oder auch Grasbaum genannt, wächst pro Jahr nur einen cm. Dieses Exemplar, so Graeme, hat einen Wert von Dollar 5000.-
Einen kleinen Teil ihrer grossen Parkanlage
Aussicht vom Sitzplatz

Auch der Montag, 20. Jan. wurde zu einem besonderen Erlebnistag. Unser Nachbar Rex, welcher seine zwei Pferde, zwei Kühe und zwei Kälbchen auf Debbies Land weiden darf, gingen wir (per Auto) besuchen. Er wohnt nicht sehr weit entfernt, aber sehen kann man sein Haus nicht, überhaupt kein Nachbarhaus. Er führte uns zuerst in einen Schuppen. Dort hat er nicht nur einen Tisch und einen Fernseher, nein da gibt es auch unheimlich viele Erinnerungsstücke, überall, auch an den Wänden. Denn Rex hat insgesamt in 12 verschiedenen Ländern gearbeitet. Dieser Raum sieht fast aus wie ein Museum, mit vielen alten Dokumenten und Fotos. Auf meine Frage, wo es ihm am besten gefallen hat, antwortete er blitzartig: „Hier in Lowden.“ Er offerierte uns Tee und Damper, das ist ein australisches Busch-Brot. Dieses hatte er heute Morgen selbst gebacken, leicht süss, mit Weinbeeren, es schmeckte fein. Wie ich gesehen habe, gibt es verschiedene Rezepte, wie das Original der Aborigines, oder mit Speck, Schinken oder Käse.

Bei Rex am gedeckten Tisch in seinem Schuppen (Er fühlt sich hier wohler, als im danebenstehenden neuen Haus.)
Damper, frisch gebacken von Rex, unserem Nachbarn

Danach zeigte er uns auch den Umschwung, seine verschiedenen Vögel, Hühner und zuletzt durften wir auch sein neues Wasser-Haus noch besichtigen. Er hat ein grosses Wasserreservoir angelegt, und darin auf Säulen sein Haus gebaut. Im Wohnraum hat er am Boden ein Fensterchen eingebaut, so kann man ins Wasser blicken. Die Terrasse ist sehr gross, das Haus riesig 27 x 16 Meter. Wir waren sehr fasziniert von Rex, seinen Geschichten und dem Haus.

Mit Rex auf seiner riesigen Terrasse 6.5 x 16 m
Auf der Terrasse mit Blick aufs Wasser
Wohnküche mit Boden-Fenster im Vordergrund, mit Blick ins Wasser
Zusammen mit Rex vor der Holzbrücke zu seinem Haus
Sein Wasser-Haus, mit sehr niedrigem Wasserstand
Haus auf Säulen im Wasser

„Oh, ist das kühl heute Morgen“, sagte ich zu Felix, als wir am Dienstagmorgen, 21. Jan. aufstanden. Es war bewölkt und über den Hügeln hatte es Nebel, so frühstückten wir lieber drinnen. Debbie musste heute schon früh weg. Felix sägte ein paar gut gelagerte Baumstämme. Da die Axt fehlte, denn Scott hatte sie mit nach Hause genommen zum Flicken, fällte Felix drüben im Wald zwei weitere dürre Bäume.

Beim Holzsägen
Arbeit beendet, Feierabend

Im Haus versuchte die Burkartshauserin den Staub zu wischen und die Böden zu reinigen, nachdem sie im Garten gewässert hatte.  Hier bauen fleissige Wespen (Captain Cook’s Wespe (Agenioideus nigricornis)) sehr interessante Bauten an die Fassade. Wie uns Scott erzählte, attackiert diese Wespe die gefährliche „Redback“ Spinne. Zuerst lähmt die Wespe ihr Opfer mit einem Stich, bringt sie in ihren Bau und legt dann ein Ei auf der Spinne. Nachdem die Larve geschlüpft ist, frisst sie sich regelrecht durch ihr noch lebendes Opfer. Dieser Nützling war heute Morgen in unserem Schlafzimmer, am Spiegel.

Wespen-Bau
Täuschung, es ist nur eine Wespe, denn es ist ein Spiegelbild

Bei einem Blumentopf habe ich vor ein paar Tagen die verdorrten Triebe entfernt, dabei wurde ich von einer Wespe am Finger gestochen. Debbie erhielt nur einen Tag vor mir ebenfalls einen Wespenstich. In dieser Pflanze entdeckten wir dann ein besonders schönes Nest, zeitweise hat es unzählige „Quälgeister“ dran. Seither kommen wir diesem Blumenstock nicht mehr so nah. Debbie hat sehr stark auf diesen Einstich reagiert, Rötung, Schwellung, und heute sah ihr Arm aus, als hätte sie Brandblasen.

Ein hübsches, glockenartiges Wespennest
Gut besiedelt – Welche hat mich wohl gestochen?

Nach dem Frühstück, Mittwoch, 22. Jan. brachte uns Debbie zu Neroli, welche nur fünf Autominuten von uns entfernt wohnt. Neroli (ca. 40 J.) wurde von ihrem Ehemann verlassen und sie ist seit Dezember 19 im Aufbau/Übernahme einer Herstellung und Versandfirma von Wildpflanzen-Samen. So gibt es eine Menge Arbeit, bis alles rund läuft. Unsere erste Aufgabe war, Macrozamia-Nüsse zu wässern. Das ist eine Art Farn-Baum. Die ist sehr wertvoll für die Tiere, welche die Früchte, etwas grösser als eine Ananas, rundherum abfressen können. Die Nuss in der Mitte ist giftig und die wird übriggelassen. Unsere erste Aufgabe war, diese Nüsse, Sack für Sack ins Wasser zu schütten. Die schlechten Nüsse schwammen dann obenauf und wir konnten sie herausnehmen. Die guten breiteten wir auf dem Boden aus, um sie trocknen zu lassen.

Unbrauchbare Nüsse entfernen
Auf dem Beton-Boden wurden die Nüsse ausgebreitet zum Trocknen

Als wir damit fertig waren, machten wir eine Pause. Es arbeiteten heute noch vier Frauen dort, nebst Neroli. Da ihre Mutter, welche ebenfalls noch mitwirkt, bald in die Ferien verreist, spendete eine Mitarbeiterin einen Cake, auch Früchte, Käse usw. wurden aufgetischt. Frisch gestärkt klebten wir die neuen Adresskleber auf leere Samenbeutel. Einige davon füllten wir danach mit verschweissten Samenbriefchen und zuletzt verklebten wir diese noch. So viel Handarbeit steckt hier hinter einem hübschen, bunten Samenbriefchen. Da tauchte bei mir die Frage auf: Wie werden wohl diese Samenbriefchen in der Schweiz gefüllt?  Das war ein interessanter Tag, als „gewöhnlicher“ Tourist hätten wir diesen Betrieb nicht sehen können.

Alte Adresse überkleben
Yacca Samen (Grasbaum) in Beutel schieben
Briefchen zukleben
378 verschlossene Briefchen sind hier ausgelegt, um die Leimstelle trocknen zu lassen

Schon frühzeitig fuhren wir heute Donnerstag, 23. Jan. los, in Richtung Donnybrook. Dort musste Debbie noch schnell etwas einkaufen gehen, bevor wir ihre Freundin Sue (56 J.) aufsuchten. Sue und Debbie arbeiteten beide als Lehrerin, in Donnybrook. Ihre Freundin hat ihren Mann ebenfalls vor sechs Jahren verloren. Seither lebt sie allein in ihrem grossen Haus, sehr abgeschieden im Busch mit einem riesigen Umschwung. Natürlich gingen wir nicht nur zu Besuch, sondern, Debbies Idee war, Sue diesen Tag zu unterstützen. Felix konnte einen Fensterrahmen abschleifen. Bei einem anderen Fenster musste er eine fehlende Holzleiste für die Scheibenfassung zusägen, anschrauben und auskitten. Und weitere kleine Flickarbeiten konnte er ihr abnehmen. Debbie und ich putzten einige Fenster. Sue hat einen hübschen und gepflegten Garten, aber ein Mann an ihrer Seite fehlt, das sahen wir. Jetzt überlegt sie sich ernsthaft ihr Haus zu verkaufen. Wie sie jedoch sagte, ist dies nicht sehr einfach.

Fensterputz-Aktion
Bei Sue auf der Terrasse mit Blick ins Grüne

Heute, Freitag, 24. Jan. kam Scott wieder, um den Anhänger hinunter zum gesägten Holz zu fahren. Zusammen luden sie das Holz auf und brachten dies zum Holzschuppen. So konnte Felix mit der geflickten und geschliffenen Axt wieder weiterspalten.

Scott brachte Felix diese zwei Äxte

Im Holzlager liegen jetzt vier Stapel Holz bereit für kältere Tage (ca. 6-7 m3), wie Debbie sagt, reicht ihr dieses Holz für drei Winter. Felix hat anscheinend zu viel Kraft, denn er übergab Scott bereits wieder zwei gebrochene Äxte. Ich betätigte mich heute als Fassadenmalerin, was nicht sehr einfach war, denn das Mauerwerk ist extrem grobkörnig.

Malerin am Werk

Am späteren Nachmittag durften wir mit Debbie zu Besuch gehen bei Penny, welche uns vor einer Woche ins Kino begleitet hatte. Peter und Penny bewirtschafteten eine Farm, die jetzt von ihrem Sohn weitergeführt wird. Peter zeigte uns mit viel Freude die riesigen Apfel-, Birnen-, und Steinfrucht Anlagen, die Nektarinen Bäume waren die meisten bereits leer. Vor drei Wochen wurden sie fertig mit Auspflücken der Äpfel, wie Peter erzählte. Sie haben guten Erfolg mit den „Pink Lady“, welche ihr Sohn alle auch selbst veredelt. Peter (70 J.) hilft immer noch gerne mit im Familienbetrieb. Um die Reifung und Färbung der Äpfel zu beschleunigen, werden die Zwischenräume der Bäume mit einer speziellen Folie abgedeckt. Zu diesem Betrieb gehören auch 200 Kühe und dazu noch Rinder und Kälber. Aber Peter meinte: „Für Australien ist dies keine so riesige Farm, (fast 2 km2) aber wir machen das Beste daraus.“ Es war sehr spannend dem pensionierten Farmer zuzuhören.

In der Pink Lady Plantage
Peter wollte uns gleich als Erntehelfer einsetzen. Auf dem Ernte-Podest…

Als wir nach Hause kamen, schoben wir schnell unsere vorbereitete Moussaka in den Ofen, denn es war inzwischen etwas spät geworden.

Beim längeren, gemütlichen Frühstück am Samstag, 25. Jan. erzählte uns Debbie, dass morgen Sonntag ihr Nationalfeiertag ist. Gleichzeitig wird jedes Jahr auch die Person des Jahres von ganz AU bestimmt. Schnell schaute sie nach, welche 10 Personen zur Auswahl stehen. Felix konnte beim oberen Schuppen noch fertig spalten und stapeln, zum Glück hat er noch eine brauchbare Axt. Beim unteren Schuppen wartet jedoch noch mehr Holz auf ihn. Debbie hat einen sehr schönen Fenster-Erker in ihrem Schlafzimmer, den habe ich heute gereinigt.

Links der Schlafzimmer-Erker von Debbie

Aus der Küche kam ein sehr feiner Duft, Debbie hatte einen Kuchen im Ofen. Am Nachmittag besuchten wir die Nachbarn auf der anderen Seite, wieder per Auto, da sie gut einen km von uns entfernt wohnen. Debbie brachte ihnen Früchte und den selbstgemachten Kuchen. Josh kam uns freudig entgegen und er stellte uns seinen Partner Andy vor. Sie zeigten uns ihr kleines Häuschen, Wohn-Esszimmer, Schlaf-u. Gästezimmer und eine kleine Bibliothek. Bei Kaffee, Tee und Kuchen verbrachten wir eine sehr schöne Zeit zusammen. Josh ist Schriftsteller, sein achtes Buch wird im April veröffentlicht. Andy arbeitete beim Radio, will sich zurzeit jedoch verändern. Das sind zwei sehr nette, offene und liebenswürdige Menschen.

Debbie und ihre beiden Nachbarn, Josh und Andy

Gegen Abend hüpften Debbie und ich zum Abkühlen noch ins Wasser.  

Eine Abkühlung tut gut
Debbie und Alice geniessen die Aussicht

Leben im Busch

Mit einem gültigen Ticket in der Tasche gingen wir am Samstag, 11. Januar 2020 zur Bushaltestelle. Beim Bahnhof angekommen mussten wir ein Weilchen warten bis unser Zug ankam, dann wurden diese beiden Wagen zuerst noch gereinigt.

Vor unserer Abreise in Perth

Ein Bahnangestellter stellte eine Art Rednerpult in die Nähe des Wagen-Eingangs. Jeder Fahrgast zeigte seine Fahrkarte, man wurde auf seiner Liste abgehakt und dann erhielt man sozusagen Grünlicht zum Einsteigen.

Einsteigen bitte…

Die Fahrt nach Bunbury dauerte 2 ½ Stunden, es müssen gut 170 km sein. Bunbury ist nach Mandurah die dritt-grösste Stadt in Westaustralien. Das war eine sehr kurzweilige, herrliche Fahrt.  Wir fuhren durch Buschland, dann sahen wir wieder weidendes Vieh, Rinder oder Schafe, meist auf Steppenland, dann auch abgemähte Felder mit unheimlich vielen Heuballen.

Aus dem fahrenden Zug

Auf der Ostseite war die Landschaft oft hügelig, während die Westseite flache Felder zeigte. Felix sah sogar eine Wallaby Familie, welche ich jedoch leider nicht erblickte. In diesem Zug gab es einen Kiosk, welcher sehr rege besucht wurde. Nach der Ankunft in Bunbury fuhren wir gleich mit dem Bus in die Nähe des Hotels. Am Nachmittag erkundeten wir diese kleine Stadt zu Fuss. Im Zentrum fand ein Stabhochsprung Anlass mitten auf der Strasse statt, da schauten wir ein Weilchen zu.

Viele Zuschauer beim Stabhochsprung in Bunbury

Es gibt auch hier einige hübsche Plätzchen am Wasser, Wassersport, Papageien in den Bäumen, einen Leuchtturm und einen Aussichtsturm, den wir natürlich auch bestiegen. Dort hatten wir einen wunderschönen Blick über die ganze Stadt, wobei wir auch unser Hotel entdeckten.

Fast 100 Stufen führen zum Aussichtspodest
Ganz rechts neben dem Wahrzeichen von Bunbury ist unser Hotel

Am Sonntag, 12. Jan. machten wir einen Faulenzer-Tag. Am Morgen konnten wir zuerst unsere Wäsche noch erledigen. Im Hotel „Lord Forrest“ steht den Gästen eine Waschmaschine, sowie ein Trockner zur Verfügung. Obwohl ich vor unserer Abreise in Busby, alles noch gewaschen hatte, war unser Beutel bereits wieder voll. Danach machten wir uns auf den Weg durch die Stadt zur Promenade. Wir gingen zum Koombana-Beach, im Norden von Bunbury. Das ist ein langer, sauberer Sandstrand, jedoch gibt es nur wenige Schattenplätze. Viele Besucher nehmen ihren eigenen Sonnenschirm mit, oder lassen sich an der Sonne bräteln.

Beim Koombana-Beach

Ein paar Mal setzten wir uns auf eine Schattenbank. Besonders gut gefiel es uns bei der Marlston-Promenade, da konnten wir den Wassersportlern zuschauen. Dort gibt es auch recht bequeme Stühle, so konnte ich noch ein Weilchen lesen. Nach einem kleinen Nachtessen gingen wir gegen Abend wieder zurück zum Hotel, vorbei an einem besonders hübschen Kreisel. Bis es eindunkelte, und das ist hier bereits um ca. 20.00 Uhr, sassen wir noch auf dem Balkon.

Vergnügen im Wasser
An der Marlston -Promenade
Kopflos – Kreisel

Beim Frühstück im Hotel waren wir heute Montag, 13. Jan. fast allein. Wir wunderten uns schon gestern, dass nicht sehr viele Gäste zum Frühstück erscheinen. Trotzdem gibt es jeden Tag ein Büffet, was wir sehr schätzen.

Frühstücksraum neben dem Pool

Gut gestärkt gingen wir gleich vom Hotel aus zu Fuss in südliche Richtung. Vorbei an zwei Kirchen gelangten wir schliesslich zum Naturschutzgebiet.

St Patricks kath. Kathedrale von Bunbury
Saint Boniface engl. Kathedrale von Bunbury

Es ist ein schöner Rundweg um diesen natürlichen Weiher, zum Teil führt er über Stege. Da hat es uns sehr gut gefallen, wir fanden sogar ein Schatten-Bänkli, auf dem wir die Ruhe so richtig geniessen konnten. Ausser den Vögeln oder dem Plantschen der Wasservögel hörten wir nichts. Nur Schlangen und Schildkröte, welche ebenfalls dort ihren Lebensraum haben, sahen wir nicht.

Naturschutzgebiet
Verschiedene Tiere im Teich
Wandern über Holzsteg

Angrenzend an dieses Gewässer ist gleich noch ein kleiner Tierparkt. So schauten wir auch dort noch hinein. Es gibt da sehr viele Papageien, wenige Reptilien, Beuteltiere sahen wir nur ein paar, aber Koala-Bären leben dort keine. Wir waren ein wenig enttäuscht, dass wir nicht eine grössere Vielfalt an Tieren beobachten konnten.

Haariger Nasen Wombat

Nach ein paar Tagen in Bunbury, wurden wir heute Dienstag, 14. Jan. von unserer neuen Gastgeberin Debbie beim Hotel abgeholt. Unterwegs, bevor wir in das Ferguson Tal abbogen, gingen wir zusammen bei einem grossen Bauern-Markt einkaufen. Da gibt es unheimlich viele Früchte und ebenso frisches Gemüse. Debbie wohnt allein in ihrem eigenen Haus im hügeligen Lowden, etwas ausserhalb des Dorfes. Ihr Anwesen umfasst 50 Acres = 20 ha Land, wobei der grösste Teil ein steiles Waldstück ist.

Unser momentanes Zuhause

Debbie ist 64 Jahre alt und ihr Mann starb bereits vor sechs Jahren. Beim Mittagessen erzählte sie uns von ihrem verstorbenen Mann und auch von ihren beiden Söhnen. Erst gegen Abend, als es kühler wurde, zeigte sie uns den oberen Teil ihres Umschwungs. Da gibt es verschiedene Fruchtbäume, die wir morgen alle bewässern können. Bei einer Tasse Tee und selbstgebackenem Kuchen sassen wir am Abend noch ein Weilchen beisammen.

Wir hofften Alle, dass wir draussen frühstücken könnten, aber es war zu windig am Mittwochmorgen, 15. Jan., so setzten wir uns an den wunderschönen Tisch aus eigenem Holz. Der Baum, von dem dieses Holz stammt, ist unter dem Namen „Jarrah“ bekannt, das ist eine Eukalyptus-Art, die es nur hier in Westaustralien gibt.     https://de.wikipedia.org/wiki/Eucalyptus_marginata                         

Aus eigenem Eukalyptus Holz gefertigt

Felix verschwand nach dem Frühstück zum Holzschuppen, dort spaltete er Hartholz, welches schon längere Zeit gelagert wurde. Dabei hatte er lange Zeit zwei Zuschauer, Pferde eines Nachbarn, welche hier weiden dürfen. Debbie hat im Wohnzimmer einen Ofen, den sie in den Wintermonaten einfeuern kann. Da fallen die Temperaturen nachts manchmal knapp über den Gefrierpunkt, tagsüber gibt es jedoch ca. 14° C. Deswegen ist sie glücklich, wenn ihr jemand das Holzlager wieder auffüllt.

Leeres Holzlager…

Für mich stand giessen auf dem Programm. Einige Frucht-Bäume, Ziersträucher und Rabatten-Pflanzen werden einmal pro Woche automatisch bewässert. Heute erhielten sie noch einen zusätzlichen feinen „Tropfen“ zwischendurch. Beim Fensterputzen sah ich unheimlich viele Vögelchen, auch die Vielfalt der Papageienarten ist erstaunlich. Nach dem Nachtessen, welches wir zubereitet hatten, zeigte uns Debbie ihren riesigen Johannisbrotbaum (Carob), zurzeit sind die Bohnen noch nicht reif. (Das Fruchtfleisch wird auch zu Carobpulver vermahlen, das dem Kakaopulver ähnlich, aber nicht so bitter ist. Carobpulver kann Kakaopulver in allen Funktionen ersetzen. Wikipedia)

Johannisbrotbaum-Frucht (Carob)

Heute Donnerstag, 16. Jan. starteten wir den Tag wieder mit blauem Himmel, auch war es nicht so windig, so konnten wir draussen an meinem Lieblingsplatz frühstücken. Im Pavillon ist es auch am Nachmittag sehr schön, schattig und nicht zu heiss. Ein wunderbarer Ort, um all die bunten Vögel zu beobachten.

Unser Lieblingsplätzchen
Bunte Gesellen

Felix arbeitete zuerst mit der Motorsäge, da sich einige Holzstücke nicht spalten liessen.  Dann holte er mit dem Mini-Traktor noch zwei „Ladungen“ an einem anderen Ort dieses Grundstückes. Als er alles fertig gespalten und aufgeschichtet hatte gab es Mittagspause, was für uns auch Feierabend bedeutet. Ein Kollege von Debbie kam heute Nachmittag, er stellte sich mit dem Namen Scott vor und setzte sich ein Weilchen zu uns in den Pavillon. Er hatte eine Schweissarbeit für Debbie zu erledigen.

„Grosser Holztransport“
Interessierte Zuschauer

Was erwartet uns wohl in den nächsten Tagen?

Abschied mit Tränen

„Oh, Nathalie und Angel sind tatsächlich schon aufgestanden“, sagte Felix am Sonntagmorgen, 05. Januar 2020, als er die beiden entdeckte. Denn sie hatten uns den Vorschlag gemacht, diesen freien Tag zusammen zu verbringen. Ein Bus brachte uns nach Liverpool und weiter gings mit dem Zug bis zum Bahnhof Wynyard, Sydney.

Nathalie und Angel im Zug

Dort konnten wir wiederum einen Bus nehmen, der uns in die Nähe des Balmoral Beaches brachte. Er fuhr über die Harbour Bridge nach Nord-Sydney. Zuerst bummelten wir zu einem Café, etwas oberhalb des Strandes. Dort verweilten wir ziemlich lange bei Kaffee und Frühstück.

Beim Frühstücken

Sie erzählten uns von ihren Erfahrungen als Heidelbeer-Pflückerinnen oberhalb Melbourne. Die Beiden haben ein Arbeitsvisum und beabsichtigten auf dieser Farm etwas Geld verdienen zu können. Aber bei einem Verdienst von $ 6 (sFr. 4.20) für 2 ½ Kg Beeren (20-25 Kg pro Tag) blieb nach Abgabe für ihr Doppelzimmer nicht mehr viel übrig. „Das finden wir einfach so gemein, da diese Beeren in allen Läden sehr teuer sind“, klagten die Beiden. Zudem mussten sie für die Verpflegung auch noch selbst aufkommen. Wir waren so sehr in unsere Gespräche vertieft, dass wir erst spät hinunter zum Strand aufbrachen. Wir erlebten zusammen einen erholsamen, lustigen Tag an diesem langen, sehr schönen Strand.

Unter einem riesigen Schattenspender
Beim Balmoral-Beach
Weiter spazierten wir zur kleinen „Insel“
Unsere Begleiterinnen

An Sonntagen bezahlt man hier stets nur $ 2.80 für die ÖVs, egal wie weit man fährt und welche Verkehrsmittel man wählt. Darüber waren wir vorigen Sonntag bereits sehr erstaunt. Wieder zu Hause begrüssten wir die drei Neuankömmlinge aus Kanada.

Während es Ron wieder wesentlich besser geht, fühlt sich Maree seit ein paar Tagen nicht so wohl. Obwohl, heute Montagmorgen, 06. Jan. meinte sie: „Es geht mir um Einiges besser als gestern“, und das sahen wir auch. Wahrscheinlich bekam mir der Frühstücks-Kaffee von gestern nicht so gut, jedenfalls konnte ich erst gegen Morgen einschlafen. So könnte ich über die ganze Nacht rapportieren, aber das lasse ich jetzt lieber sein. Nur etwas möchte ich hier noch erwähnen. Etwa um 04.30 Uhr fielen ganz sachte, als wollten sie mich nicht aufwecken, die ersten Regentropfen auf unser Dach. Kein Witz, ich hätte sie zählen können, ich schätze es waren etwa 11, oder 11 ½. Wir schreiben doch nicht den 1. April, mit ein paar Regentropfen sollten die Australier nun wirklich nicht zum Narren gehalten werden. Felix konnte heute die Wand unter der Treppe beenden, natürlich hat er wieder „Überzeit“ gemacht. Egal, Hauptsache er ist zufrieden und glücklich.

Es geht dem Ende entgegen…
Und schon ist die Gipswand fertig montiert

Es wird schon etwas eng im Haus mit so vielen Helfern. Zum Glück sind wir jeden Tag die ersten beim Frühstück, so auch heute, Dienstag, 07. Jan. Wieder fing ich gleich mit der Pflege an, um Ron aus seiner misslichen Lage zu befreien. Aber schon klopfte es an die Türe, Cameron, der Pfleger wollte eingelassen werden. Felix montierte heute auf der Veranda, beim Haupteingang, die gestrichenen Holzbalken für das Katzengehege. Er war froh über Tudor, den jungen Kanadier, er konnte ihm dabei wunderbar helfen.

Veranda – jetzt fehlt nur noch das Netz

Als Felix das letzte Holzstück montieren wollte, fiel dieses um – und – ein Unglück geschah. Die Hausfassade, das konnte man JETZT deutlich sehen, ist maximum 3-4 Millimeter dick, die hatte ein grosses Loch, ca. 15 cm. Felix war ganz schockiert. Nach der „Beichte“ bei Maree fing er gleich mit der Reparatur an.

Mit dieser Leiste konnte ein Stück Holz im Innern fixiert werden

Wir waren sehr erstaunt darüber, als uns die jungen Helfer fragten, ob sie am Nachmittag mit uns kommen dürfen. So fuhren wir zu fünft, denn auch Tudor kam mit, nach Parramatta – wir das letzte Mal. Wie schon so oft, sahen wir auch hier einen Fast-Food Kurier, die sind stets mit ihrem Fahrrad unterwegs.

Der Fast-Food Kurier macht eine Pause

Anmerkung: Hier darf man, um Wasser zu sparen, nur mit Kübeln bewässern, nicht direkt mit dem Schlauch. Wir Alle duschen übrigens auch in einem Bottich stehend, um das Wasser einzufangen für den Garten. Das ist natürlich viel aufwändiger.

„Was ist denn da passiert?“ Sagte ich spontan, als wir am Mittwoch, 8. Jan. den Vorraum betraten. Da lagen einige Badetücher am Boden. „Oh, ja, natürlich, wir hatten nach Mitternacht ein Gewitter und während einer halben Stunde prasselte der Regen heftig auf unser Dach. Der Vorraum scheint aber nicht dicht zu sein. Immer wieder wundern wir uns über die billige Bauart in AU. Nach dem Frühstück machten wir uns sofort auf den Weg zur Bushaltestelle. Als wir den fahrenden Bus sahen, rannten wir und gleichzeitig gaben wir dem Fahren ein Zeichen, dass wir mitfahren möchten. So nett, er hielt doch tatsächlich etwas ausserhalb der Haltestelle für uns an. Wir hatten heute den letzten freien Tag in Busby. In Liverpool machten wir einen Zwischenstopp in einem Strassen-Café.

In Liverpool

Leider war es etwas trüb, unsere Annahme, dass es nach dem Regen weniger Rauch hätte, war scheinbar falsch. Ein Angestellter beim Bahnhof meinte: „Gehen Sie zum Meer, am Wasser in Sydney könnte es besser sein.“ So bestiegen wir gleich den nächsten Zug nach Sydney, mit der Idee, dort mit einer Fähre einen Ausflug zu unternehmen. So schade, in Sydney sah es echt noch schlimmer aus, so hatten wir es noch nie erlebt. Der Regen hatte also die Luft nicht gereinigt. Ein Weilchen schauten wir den Strassen-Künstler am Hafen zu, aber schon bald machten wir uns auf den Retourweg.

Ureinwohner versuchen ihr Glück

Wir durften nicht zu spät heimkommen, denn es gab am Abend noch ein Abschiedsessen vor unserer Abreise. Alle machten sich bereit. Auch Ron wurde in den Rollstuhl, und mit echt grossem Aufwand, besonders von Maree, in ihr Auto transferiert. Immer wieder bewundere ich Maree, wie sie mit viel Anstrengung Ron auch überall hin mitnimmt. Beim Bowling Club angekommen, mussten wir uns Alle ausweisen. Bei einem sehr feinen Nachtessen genossen wir das gemütliche Beisammensein. Ron sah sehr aufmerksam und interessiert in die ihm bekannte Runde. Das war ein gelungener Abschiedsabend für uns. Wir spürten, dass es Maree sehr am Herzen lag, uns würdevoll zu verabschieden, was ihr auch wirklich gelungen ist.

Im Vordergrund von li. Alice, Felix, Susi, Maree, Ron, Angel, Nathalie, Maria, Mariana und Tudor vorne
Schön, dass Ron auch dabei sein konnte

Wir hatten genügend Zeit, um unser Zimmer am Donnerstag, 9. Jan. zu reinigen. Nach dem Mittagessen hatte Maree die Idee, Felix könnte jetzt noch die Werkzeuge symbolisch an den 18-jährigen Tudor weiterreichen, was sie mit einem Bild auch festhielt. Am Bett von Ron gab es noch ein letztes „Workawayer“ Foto.

Tudor hat heute den „Flick“ noch vervollständigt
Werkzeug-Übergabe
Alle Helfer am Bett von Ron

Maree chauffierte uns danach zum Bahnhof. Bereits während der Fahrt gab es Abschiedstränen. Maree sagte, während sie sich immer wieder die Nase schnäuzte: „Ich glaube ich habe eine Erkältung erwischt.“ Auch Natalie und Angel, welche uns ebenfalls begleiteten, schnieften andauernd. Da meinte ich mit veränderter Stimme: „Das muss ein schlimmer Virus sein.“

Freitag, 10. Januar, der Flug gestern verlief wunderbar. Bei Sonnenuntergang kamen wir beim Hotel in Perth an. Das erste was ich heute Morgen sah, war ein blauer Himmel und die Aussicht zur Promenade am Swan River. Wir machten nach dem Frühstück einen ausgiebigen Spaziergang, durch den Park und der Promenade entlang. Beim Info-Center buchten wir die Weiterreise per Zug für morgen Samstag.

Übrigens, jetzt sind wir euch nur noch sieben Stunden voraus.

Panorama mit Swan River
“ Die Einwanderer“
Glockenturm
Blick zur kleinen Insel am Hafen mit Restaurant
In Perth
Was für eine Freude für die Kinder

Jahresabschluss und Start ins 2020

Als wir an unserem freien Sonntag, 29. Dezember 2019 zur Bushaltestelle gingen, schauten wir uns um, denn die Morgenstimmung war seltsam. Die aufgehende Sonne, welche sich durch die Bewölkung und den Rauch schaffen wollte, war zu sehen. Per Bus fuhren wir nach Parramatta. Nach Sydney gilt Parramatta als die zweitälteste Siedlung in Australien. Die Briten gründeten Sydney und Parramatta im Jahr 1788. Zuerst suchten wir den Weg zum gleichnamigen Fluss. Auf der anderen Seite des Flusses gibt es auf dem Fussweg viele Kunstwerke der Aborigines (Ureinwohner) zu bewundern.

Brücke über den Parramatta-Fluss
Malereien der Ureinwohner Australiens

Ganz in der Nähe ist auch eine Information. Die nette Frau gab uns einen Stadtplan, worauf sie alle Sehenswürdigkeiten einkreiste. Schon bald fragte sie uns: „Seid ihr aus Deutschland?“ Nein, aus der Schweiz, antworteten wir. „Oh, da war ich schon ein paar Mal, das ist ein wunderschönes Land“, sagte sie frohgemut. Im Nu hatte sie die Schweizerkarte auf ihrem Computer und wir mussten ihr zeigen, wo wir wohnen. Nach diesem Gespräch schenkte sie uns eine Stofftasche von Parramatta und wir verabschiedeten uns dankend mit einem guten Neujahrsgruss. Mit dem Plan in der Hand bummelten wir weiter zur St Patrick’s Kathedrale.

St Patrick’s Kathedrale

Danach dem Fluss entlang zum alten Regierungsgebäude. Schon bald waren wir bei der englischen St John’s Kathedrale.

Spaziergang dem Fluss entlang
Altes Regierungsgebäude
St John’s Kathedrale

Vorbei bei einem Sportplatz und Wasserspielplatz gelangten wir zum Bauern-Museum bei der ehemaligen Elizabeth Farm.

Abkühlung beim Wasserspielplatz
Ehemalige Elizabeth Farm an der „Alice Strasse“

Mit der Fähre, auf der ein ziemliches Gedränge war, fuhren wir, vorbei an manchen Anlegeplätzen, nach Sydney. Das war eine wunderschöne Rundreise, per Bus, Fähre und Zug.

Schönes Anwesen am Parramatta-Fluss
Die bekannte Harbour-Bridge von Sydney
Schwebender Strassenkünstler in Sydney

Der Montag, 30. Dez. verlief sehr ruhig. Felix konnte wieder im Loft weiterarbeiten, bis ihm das Holz ausging. Er hat aber bereits die nächste Aufgabe beim Haupteingang. Diese kleine Veranda soll in einen Ausgangsplatz für die vier Katzen umgestaltet werden. Deswegen musste das Efeu entfernt werden. Das Holz dafür hat Aaron gebracht, und so konnte ich heute die Grundierung anbringen. Die drei jungen Helfer hatten gestern den grünen Veranda-Boden mit Anthrazit-Farbe überdeckt, wie auch das Geländer. Am Abend kam Colo, ein ehemaliger „Workawayer“, zu Besuch. Es wurde grilliert und wir sassen alle draussen beisammen. Plötzlich fing ein Gekreische an, Angel und Nathalie hatten Angst vor den Kakerlaken und flohen in ihr Zimmer. Als sie wieder zurück an den Tisch kamen, fragte Angel: „Warum seid ihr so ruhig gewesen, habt ihr denn keine Angst vor Kakerlaken?“ Ein Gelächter am Tisch …

Gemütliches Beisammensein
Unterhaltungsmusik von Colo, dem Argentinier

Wie es gestern abgemacht wurde, gingen Maree und Felix nach dem Frühstück am Dienstagmorgen, 31. Dez. Holz einkaufen, damit er die Arbeit unter der Treppe beenden kann. Leider schafften sie es nicht, den Einkauf fertig zu erledigen. Sie fühlte sich unwohl und wollte zum Arzt gehen, deswegen chauffierte sie Felix schnell nach Hause. Da fing er gleich an die Netze über die Gipsplattenfugen aufzukleben. Ron liess sich wieder von mir pflegen, ha, ha, es blieb ihm auch keine andere Wahl. Es freute mich, wie schön er bei den anschliessenden Bewegungsübungen mitmachte. Am Nachmittag wurde Ron durch die Ambulanz abgeholt, da Maree bei ihm eine Infektion befürchtete. Später kam eine E-Mail aus dem Spital, dass sie immer noch auf das Röntgen warten. Es gingen noch ein paar weitere Nachrichten hin und her. Susi kam zu uns zu Besuch, denn Maree hatte vorgehabt auswärts mit uns essen zu gehen. Da dies ins Wasser fiel, holte Susi Pizza für uns drei. Denn all die Jungen verbrachten die Nacht in Sydney und Maree und Ron im Spital.

Als wir aufstanden am Mittwochmorgen, 01. Januar 2020 war es immer noch still im Haus. So gingen Felix und ich unseren Arbeiten nach. Als wir beide beim Mittagessen waren, tauchten Angel und Nathalie ganz verschlafen auf. Kurz darauf schlich auch Teddy träumend aus seinem Zimmer hervor. Er erzählte uns, dass sie erst nach fünf Uhr am Morgen per Zug und Bus wieder hier ankamen und zuerst ihren Hunger stillen mussten. Weiter erzählten die drei, dass sie in Sydney kaum einen guten Platz fanden, um das Feuerwerk zu bewundern, obwohl sie gestern Nachmittag vor fünf Uhr dort waren. Felix und ich unternahmen später einen Spaziergang. Erstmals entdeckten wir hier einen Gemüsegarten. Ein netter, junger Mann sah, dass wir über den Zaun in den Garten guckten. Geschwind kam er herbei und berichtete: „Das macht alles mein Vater, kommt mit mir, hinter dem Haus hat er noch mehr Garten.“ „Man sieht, dass Ihr Vater den Garten gerne pflegt“, bemerkte ich. „Ja, er liebt ihn sehr“, schwärmte er aufrichtig. Hinter dem Haus sass eine grosse Familie gemütlich beisammen. Der junge Mann führte uns durch den Garten und seine Schwester eilte herbei mit zwei „Fläschen“ Mineralwasser für uns. Diese gastfreundliche Familie kommt ursprünglich aus Vietnam. Das war ein grossartiges Erlebnis am ersten Tag im neuen Jahr.

Ein altes Boot als Hochbeet
Melonen-Gemüse
Etwas für Bananen-Liebhaber
Auch die Kürbisse wachsen empor…

Einen Blick aus dem Fenster genügte, der freie Tag, Donnerstag, 02. Jan. schien wieder bewölkt zu sein. Da war ich schon ein bisschen enttäuscht. Wir fuhren per Bus nach Parramatta, (das sind ca.25 km) um dort zum gleichnamigen See zu gehen. Es war trotz der Bewölkung bereits am Morgen angenehm warm. Unterwegs kamen wir bei einer alten Kirche vorbei, da blickte ich schnell hinein. „Oh, das ist ja ein Modegeschäft für Brautkleider, das finde ich aber echt sonderbar“, sagte ich zu Felix. Schon bald trafen wir auf einen alten Friedhof, den wir durchquerten.

Kirche wurde umfunktioniert in ein Brautkleider-Geschäft
Alter St Patrick’s Friedhof

Am Parramatta-See angekommen erlebten wir eine grosse Freude. Denn langsam entflohen die Wolken und immer mehr zeigte sich ein blauer Himmel. Um diesen See durch den Busch zu umrunden, brauchten wir beinahe zwei Stunden. Sogar auf einen Berner-Sennenhund trafen wir.

Wanderung um den Parramatta-See
Wir trafen noch diesen hübschen Vierbeiner

Einige Wasserratten badeten im abgegrenzten Bereich, andere wiederum getrauten sich einen Sprung von einem Felsen, oder sie waren mit einem kleinen Boot auf dem mehrarmigen See unterwegs. Mit einem griechischen Salat bei „Nando’s“, (Fastfood-Kette) beim Bahnhof von Parramatta, (nicht bei unserem Sohn) rundeten wir diesen sonnigen, freien Tag ab.

Dieser mehrarmige See erinnert an den Vierwaldstättersee nur in Miniatur
Dieser freundliche Schwimmer winkte uns zu
Die Runde war hier fast abgeschlossen

Natürlich vermisste ich Ron schon längst, sein Bett stand auch heute, Freitagmorgen, 03. Jan. immer noch leer da. Doch Maree hatte uns bereits gestern Abend verkündet, dass er heute Morgen wieder mit der Ambulanz zurücktransportiert werden soll. Alle empfingen Ron mit Freude, aber er wirkte verändert und sehr müde. Sogar beim Rasieren schlief er wieder ein. Felix ging um die Mittagszeit mit Maree das Holz einkaufen, um die angefangenen Projekte beenden zu können. Im Laufe des Nachmittags wurde dieses Material bereits geliefert und Felix wollte dann natürlich noch nicht Feierabend machen. Da Felix die Handwerks-Böckli wieder benötigte, musste ich für meine Malerarbeit improvisieren.

Es entstehen Ausschnitte für grössere Schraubenköpfe im Metall-Profil
Gartenstühle dienen als Maler-Böckli

Heute Samstagmorgen, 04. Jan. erfuhren wir, dass morgen Sonntag drei Personen aus Kanada hier ankommen werden. (eine Mutter 50 J., mit ihren Kindern, 15 und 18 Jahre alt.) Deshalb mussten Nathalie und Angel in ein anderes Zimmer umziehen. Felix arbeitete heute sehr lange an den Holzrahmen, er war der einzig Hitzebeständige. Maree brachte ihm zwischendurch eine Glace und ein kühles Getränk und auch ich bediente ihn mit Flüssigem.

Metall-Konstruktion soll verkleidet werden
Unsere Loft-Eingangstüre mit der neuen Verkleidung
Die fertig verkleideten Metall-Zargen

Am Morgen kam die Ambulanz wegen Ron, diesmal sogar mit zwei Fahrzeugen. Er konnte diesmal jedoch daheimbleiben. Am Nachmittag beobachtete Maree, dass sich die Kammern bei seiner Pflege-Luftmatratze entleerten. Und schon stand die Ambulanz wieder da, man hat den Eindruck, dass diese nur um die Hausecke auf einen Einsatz warten. Erst später am Abend soll ein Spezialist wegen der Matratze vorbeikommen.

Ein Wiedersehen und Familien-Weihnachten

Der Samstagmorgen, 21. Dezember 2019 verlief sehr ruhig. Die jungen Helfer hatten frei, Felix arbeitete weiter im Loft und ich konnte den zweiten Anstrich machen bei den kleinen Tischchen. Heute war es sehr heiss, über 40°C. Es war geplant, dass wir am Abend an einer Weihnachtsfeier im Park teilnehmen. Maree telefonierte gegen Abend mit ihrer Freundin Susi und sie entschieden doch nicht zur Feier zu fahren, da der Thermometer immer noch 37°C anzeigte. Statt einem Nachtessen im Park bekamen wir zu Hause selbstgemachte Pizza. Sozusagen als „Trösterli“ gab es danach für Alle noch eine Glace. Wie es bei Maree Tradition ist, muss jeder „Workawayer“ einmal mitmachen beim „Pineapple“ Tanz. So verbrachten wir einen lustigen Abend zusammen. Auch Ron genoss es sichtlich.

Nach dem gestrigen heissen Tag sank die Temperatur über Nacht auf Sonntag, 22. Dez. um 20°C. Nach dem Frühstück chauffierte uns Maree, zusammen mit Ron nach Windsor. Auch Susi, ihre Freundin, kam mit uns. Diese Autofahrt dauerte gut eine Stunde. Dort genossen wir zuerst gemeinsam einen Kaffee beim Strassenmarkt.

Sonntagsmarkt in Windsor

Anschliessend verabschiedeten wir uns und so verbrachten wir unseren restlichen freien Tag allein in Windsor. Der Marktstand mit den Windspielen faszinierte uns so sehr, dass wir nicht widerstehen konnten und ein kleines Andenken mitnehmen mussten. Diese Kunstwerke sind aus Chromstahl-Blech gelasert und drehen sich auf ausserordentliche Art im Wind.

Beeindruckende Windspiele

Da gibt es auch einige hübsche, ältere Gebäude.

Alte Post von Windsor
Nicht nur das Gebäude hat seine Vergangenheit
Wahrzeichen von Windsor

Vorbei an einem netten Park mit einem Weiher, gingen wir zum Bahnhof. Der Zug brachte uns nach Parramatta, diese Fahrt dauerte ca. eine Stunde und eine weitere Stunde benötige der Bus zurück nach Busby. 

Schön angelegter Park, nur ist er leider nicht grün…

Als wir heute, Montagmorgen, 23. Dez. aufstanden, waren wir etwas angespannt, denn vor uns lag eine längere Reise. Da Maree schon früh einkaufen ging, durften wir mitfahren zum Bahnhof Liverpool.

Schnellen Schrittes kommt Maree, um uns zum Bahnhof zu fahren

Unser Zug fuhr in Richtung Sydney, wobei Felix und ich in Strathfield umstiegen nach Newcastle. Oft fuhren wir durch grüne Wälder oder wieder der Küste entlang. Leider war es sehr bewölkt und zeitweise roch es nach Rauch. Nach einer Zugfahrt von gut 3 ¼ Stunden kamen wir beim Bahnhof von Newcastle an. Kurz danach kam wieder ein Zug an und schon von weit her winkte uns Cami zu. Das war eine Wiedersehensfreude, Cami, Felix, Jana und Frieda, unsere Gastfamilie aus Maitland, bei denen wir im Januar 2019 vier Wochen verbrachten standen vor uns. Auch die beiden Mädchen fielen uns gleich um den Hals, sie freuten sich echt uns wieder zu sehen. Das hätten wir vor 11 Monaten nicht gedacht, dass wir diese Familie so schnell wieder treffen werden. Mit dabei waren auch die beiden „Workawayer“ aus Deutschland, welche erst kurze Zeit zuvor bei ihnen ankamen. Zusammen machten wir einen Spaziergang dem uns bereits bekannten Merewether Strand entlang. Unterwegs setzten wir uns an einen Tisch für das Mittagspicknick. Gemeinsam trugen wir ein reichhaltiges und buntes Mittagessen zusammen. Danach schlenderten wir weiter dem Strand entlang und hatten das Glück spielende Delfine zu beobachten. Im Sommer 2020 wird uns diese Familie in Burkartshaus besuchen, das steht fest.

(Leider mussten sie ihre Reise vorzeitig abbrechen wegen Corona, Felix jun. war mit den Mädchen bereits in Deutschland bei seinen Eltern. Cami konnte jedoch nicht mehr einreisen.)

Cami mit Felix junior und senior – die beiden Mädchen im Wagen
Die ganze Bolwarra-Familie mit den beiden „alten Workawayer“
Am Merewether Strand
Cami in Eile…
Rückblick – Spaziergang dem Merewether Strand entlang

Am Dienstagmorgen, 24. Dez. wurde überall etwas Ordnung gemacht, denn es wurden Gäste erwartet. Nur Felix arbeitete im Loft an der Holzrahmen-Konstruktion weiter. Als ich im Vorgarten aufräumte und dürre Äste beseitigte, sah ich am Boden wieder einige verkohlte Blätter liegen. Die musste der Wind von weit her zu uns gebracht haben. Auch auf den Tischchen, welche ich ein paar Tage zuvor weiss gestrichen hatte, lag am selben Abend ein feiner Aschenstaub, den ich jedoch ohne Probleme abwischen konnte.

Die verkohlten Blätter aus unserem Garten

Gegend Mittag erschienen zwei Söhne der Familie mit ihren Frauen und ihren Kindern. So waren wir insgesamt 17 Personen. Felix kam als letzter zum Mittagessen und so waren alle Pommes-Frites bereits weg, was natürlich auch sehr schnell ging. In der Küche hatten die Gäste sowas wie ein Büffet aufgestellt. Auch für die drei Vegetarier wurde gesorgt. Alle setzten sich auf irgendein Sofa, oder zum Teil auch auf den Boden, alle mit einem beladenen Teller auf ihrem Schoss.

Andere Länder, andere Sitten – beim Mittagessen

Nach dem Mittagessen nahmen wir Ron auf in den Rollstuhl und alle begaben sich in den Garten. Es wurden verschiedene Spiele gemacht.

Eine lustige und laute „Bande“!

Nachdem sich die Gäste wieder verabschiedet hatten, konnten wir uns Alle etwas entspannen. Am Abend kam Susi, ihre Freundin, und ein ehemaliger Helfer hatte sich ebenfalls angemeldet. Nochmals wurde ein Büffet hergerichtet. Bevor wir uns von den Köstlichkeiten bedienten, las Maree eine verkürzte Weihnachtsgeschichte vor.

Teddy beim Grillieren für uns drei Vegetarier
Gegrilltes von Teddy
Von re. Nathalie, Angel und Felix

Es war jedoch eher eine Party-Stimmung als Heiligabend. Wieder wurden Spiele gemacht. Da es hier keinen Schnee gibt, entstanden drei Schneemänner mit Toilettenpapier. Das sah lustig aus.

Auf diese Weise „baute“ Felix einen Schneemann im warmen Australien

Der Pfleger kam am Weihnachtstag, 25. Dez. nicht, so war ich allein ein Weilchen beschäftigt mit Ron. Es gibt auch immer viel Wäsche, die konnte heute wieder an der Sonne getrocknet werden. Gestern Nacht fielen ein paar Regentropfen, die ersten seit wir hier sind. Aber nass wurde es nicht überall. Felix schaute im Loft wie er die Abschlüsse machen kann und welches Material er dazu benötigt. Zum Mittagessen kam Aaron, ihr Sohn, zu Besuch. Er gab seinem Vater das Mittagessen ein. Den Nachmittag benutzten Felix und ich, um einen Spaziergang durch die Quartiere zu unternehmen. Die Einfamilienhäuser sind hier ziemlich einfach gebaut. Keller oder Estrich kennt man nicht. Wir kamen auch bei einem Spielplatz vorbei, es war jedoch niemand hier.

Spaziergang in der Nachbarschaft
Brauner, leerer Spielplatz in unserer Nähe

An Weihnachten spielt man in der Familie, das wussten wir jetzt. Von unserem Nachbarn ertönte etwa ein solch lautes Gekreische, wie gestern bei uns, als die Familie im Garten spielte. Nach dem Nachtessen brachte Maree wieder ein Spiel hervor. Zu fünft spielten wir “Twister“ und Maree war die Spielleiterin. Wir hatten es wieder sehr lustig zusammen.  

Beim Twister-Spiel – Die Ausgeschiedenen konnten fotografieren…

Der Donnerstagmorgen, 26. Dez. verlief ruhig. Nach dem Frühstücken und Duschen von Ron ging ich mit ihm spazieren, bevor es zu heiss wurde. Nathalie und Angel kamen, mit je einer Katze im Wagen, ebenfalls mit. Am Nachmittag gingen Felix und ich zu Fuss zum Park am Cecil Hill. Unterwegs sahen wir immer wieder Frucht-Bäume, wie Zitronen, Mango, Feigen oder Granatäpfel. Auch riesige Säulen-Kakteen erblickten wir und eine mir fremde Kakteenart leuchtete mit roten Blüten aus einigen Gärten. An den kleinen Seen im Park hatte es fast keine Leute. Vielleicht profitierten alle von den Schleuderpreisen, die es heute, am sogenannten „Boxing Day“, gab, bis zu 70% Vergünstigung, erzählten uns später die jungen Helferinnen, als sie heimkamen.

Granatapfel
Blühende Kakteen – Inzwischen habe ich erfahren, dass dies Christus-Dorn sind
Park am Cecil Hill
Schwarzes Schwanenpaar
Nette Architektur

Schon früh machten sich Maree, Angel und Nathalie am Freitag, 27. Dez. bereit für den Ausgang. Sie wollten den Film „Cats“ im Kino nicht verpassen.  Der Pfleger und ich brachten Ron in die Dusche, was heute etwas erschwert verlief. Denn er fühlte sich nicht so fit, da er ein wenig erkältet ist. Nach beendeter Arbeit des Pflegers, war ich, während der Abwesenheit der drei Frauen, für Ron verantwortlich. Felix montierte die (vorläufig) letzten Gipsplatten an die vorbereitete Wand beim Loft-Eingang.

Beim Eingang zum Loft

Heute war es sehr angenehm draussen, so verbrachten wir die freien Stunden am Nachmittag im Garten mit Karten-Schreiben.  Zum Nachtessen gab es heute Tempura, das ist im Teig frittiertes Gemüse. Gegend Abend kam Susi wieder zu uns zu Besuch, auch sie liebte dieses mundende Abendessen.

Die Zeit läuft so rasch, bereits ist wieder eine Woche vergangen.  Heute Samstag, 28. Dez. durften wir, alle drei Frauen, einen Spaziergang machen mit Ron. Er fühlte sich um einiges besser als gestern. Er freut sich stets, wenn er einen Hund sieht, man hat den Eindruck, dass er Einiges wahrnimmt. Wieder zuhause brachte ich Ron zum Haupteingang an einen Schattenplatz, da konnte er ein Weilchen Teddy zuschauen. Der hatte inzwischen begonnen die hohen Efeu-Pflanzen wegzuschneiden. Zu zweit räumten wir etwas auf, der ganze Rückschnitt hatte jedoch nicht Platz in der Grünabfalltonne.

Die Efeu-Pflanzen reichten vorher bis über das Dach hinaus. (Siehe Bild vom Montag, mit Maree)

Plötzlich sagte Teddy zu mir: „Schau, da ist eine grosse Spinne! Weisst du, dass es hier gefährliche Spinnen gibt?“ „Ja, sicher, weiss ich das“, bestätigte ich. „Kannst du sie vielleicht fotografieren?“ fragte ich Teddy.  Schnell zückte er sein Smartphone und ich schob den grünen Plastikteil unter die Spinne, damit man sie besser sehen kann.

Keine Angst vor Spinnen…

Inzwischen schrieb Felix die exakten Masse auf, für das Holz, welches er für die Abschlüsse benötigt. Weiter fing er an die Holzrahmen unter der Treppe anzubringen. Zum Glück hat er im Loft nicht so heiss zum Arbeiten. Nun sind wir sehr gespannt wie das Jahr 2019 für uns hier enden wird…

Es geht weiter unter die Treppe…

Allen die Zeit zum Lesen finden wünschen wir einen guten Rutsch ins 2020!

Vorweihnachtszeit

Nach einer sehr guten Nacht starteten wir heute Samstag, 14. Dezember 2019 unseren ersten freien Tag. Ganz schnell nahmen wir ein kleines Frühstück ein und eilten zur Bushaltestelle, wir waren zeitlich schon etwas knapp dran. Hu, geschafft – der Bus brachte uns zum Bahnhof Liverpool. Dort bestiegen wir den Zug und ohne umzusteigen gelangten wir direkt zum Circular Quay, (Fährhafen) von Sydney, diese Zugfahrt dauerte gut eine Stunde. Nach ein paar Minuten sassen wir bereits in der Schnell-Fähre zur Halbinsel Manly. https://de.wikipedia.org/wiki/Manly

Mit der Schnellfähre zur Manly Halbinsel

Zuerst besuchten wir den interessanten Markt mit vielen Textilien und hübschen Handarbeiten.

Durch den Markt schlendern

Am Ende des Marktes standen wir vor dem stark bevölkerten Manly Beach. Wir genossen es dem Strand entlang zu schlendern bis hin zum Queenscliff. Unter einem Baum fanden wir ein Plätzchen für unser Früchte-Picknick, das war einfach herrlich. Heute hatten wir gut 30°C und eine Wassertemperatur von 20°C, noch etwas zu kühl für uns. Aber wir hatten ja auch nicht geplant ins Wasser zu steigen.

Voll belegter Badestrand

Nach einem kleinen, verfrühten Nachtessen in Manly fuhren wir mit der Fähre wieder zurück, diese benötigt zehn Minuten länger als die Schnell-Fähre. Umso angenehmer war dies für uns, um ein paar Fotos zu schiessen.

Opernhaus von Sydney

Wieder zu Hause angekommen, hatte sich die Sonne halbwegs versteckt hinter den Wolken, so verabschiedete sich dieser wunderbare Tag.

Am Wochenende kommt jeweils ein anderer Pfleger, so auch heute Sonntag, 15. Dez. Felix konnte die Holzrahmen einer Wand heute fertig montieren.

Die Wand ist bereit, um die Gipsplatten zu montieren

Für mich gab es drinnen ein wenig Arbeit. Da Angel und Nathalie heute frei hatten, fütterte ich unsere Katzen. Dann machten wir Ron im Rollstuhl bereit für einen Spaziergang. Diesmal ging ich allein mit ihm, ohne Katze.

auf Wunsch hier noch ein Bild vom Katzen-Ausgangswagen

Nach dem Mittagessen gingen wir per Bus nach Liverpool. Jetzt kennen wir uns schon recht gut aus. Es gibt in nächster Umgebung zwei verschiedene Bushaltestellen, um in die Städte Liverpool oder Parramatta zu gelangen. Im Bus gibt es keine Bus-Stationen Anzeigetafel oder Lautsprecher-Infos, wo man sich befindet, auch die Haltestellen sind nicht beschriftet. Das ist schon etwas mühsam für Fremde. In Liverpool amüsierten wir uns beim Wasserspielplatz. Die vielen Kinder hatten hier so richtig den Plausch, dass es auch für uns eine Freude war. Wir besuchten auch das riesige „Westfield“ Einkaufszentrum.

Beim Wasserspielsplatz in Liverpool
Westfield Einkaufszentrum

„Oh, Mist…, jetzt ist die Katze entwischt“, sagte ich zu Felix, als wir am Montagmorgen, 16. Dez. das Haus verlassen wollten. Wir versuchten Ellie, eine der schwarz-weissen Katzen, im Vorraum einzufangen. Das war aber unmöglich, da gibt es für diesen kleinen Vierbeiner viele Möglichkeiten, um sich zu verstecken. Angel meinte, dass sie etwas später selbständig wieder zur Eingangstüre kommen werde. So konnten wir uns unbesorgt auf den Weg machen.

Das Haus unserer Gastgeber

Denn heute konnten wir, an unserem zweiten freien Tag, wieder etwas unternehmen. Diesmal fuhren wir per Bus nach Parramatta. Dann weiter mit dem Zug via Town Hall und Bondi Junction zum Bondi Beach, Sydney. Nach einer weiteren kurzen Busfahrt begann unsere Küstenwanderung.

Bondy Beach in Sydney

Dabei kamen wir an mehreren kleinen Stränden vorbei. Es war zeitweise ziemlich windig, worüber sich die Surfer vielleicht mehr freuten als wir. Immer wieder führte der schöne Weg über Steil-Klippen. Es erstaunte uns sehr, dass wir am Küstenweg sogar an einem historischen Friedhof vorbeikamen.

Küstenwanderung
Historischer Friedhof

Zum Schluss unserer Küstenwanderung gelangten wir zum Coogee-Beach, wo zurzeit ein schöner Weihnachtsbaum steht.

Weihnachtsbaum am Coogee-Beach

Der Dienstag, 17. Dez. begann für uns etwas ungewöhnlich und bedrückend. Heute kam der Pfleger etwas früher, aber schon bald bemerkte er, dass es Ron nicht gut geht, er hatte eine kurze Absenz. Die Ambulanz war schnell hier und kontrollierte seinen Blutdruck, Puls, Blutzucker, Sauerstoff und seine Körper-Temperatur. Alle diese Werte waren in einem recht guten Bereich. Maree lehnte eine Spital-Überweisung ab, da sie ihren Mann lieber weiter daheim zu pflegen wünscht. Fast etwas unverständlich schnappte der Ambulanz-Pfleger seine Tasche und ging, während seine Kollegin sich den Grund für diese Entscheidung weiter erklären liess. Ron ging es langsam wieder besser, er konnte fertig gepflegt werden, danach erhielt er sein Frühstück. Das Kauen und Schlucken gingen gut, wieder wie vor dieser Krise. Bald schenkte er uns auch wieder ein Lächeln. Gegen Abend kam „Teddy“ 22 J., aus Dänemark, wieder zurück zu uns, da es ihm an seinem neuen Platz nicht gefallen hatte.

Was für eine Überraschung, am Mittwochmorgen, 18. Dez. als wir in die Küche kamen waren alle drei Helfer bereits mit Zahnbürsten oder Frottiertuch auf dem Weg ins Badezimmer. Wir haben es gut, wir haben unsere eigene Dusche im Loft. Kurz nach 8.00 Uhr kam der Pfleger und ich konnte ihm wieder behilflich sein. Um 10.30 Uhr fuhren wir, zusammen mit Ron im Auto, zum Gemeindezentrum. Da erlebten wir Alle, auch die drei jungen Helfer, eine Senioren Adventsfeier mit Mittagessen. Die Tische waren nett weihnächtlich dekoriert. Was mir fremd vorkam, da hatte es auch frische, kleine Hortensien-Sträusschen. Maree stellte uns ihren Kolleginnen vor, wie so oft mit den Worten: „Das ist Alice und ihr netter Ehemann Alex aus der Schweiz.“ Das ist etwa kein Schreibfehler. Komischerweise wurde Felix auch bei früheren Gastfamilien oft Alex genannt. Nach dem Mittagessen traten zwei Frauen mit einem Tanz auf, das gefiel Ron, er liebt Musik.

Senioren-Adventsfeier

Am Donnerstag, 19. Dez. sagte Maree zu uns: „Heute dürft ihr Alle um 10.00 Uhr Feierabend machen und den Tag für euch geniessen, ihr hattet gestern einen strengen Tag.“ (Ausflug zum Senioren-Mittagessen) Der Pfleger fiel heute wieder aus, so übernahm ich seine Arbeit. Maree hatte die Idee, Ron würde sich vielleicht freuen, wenn er im Loft für kurze Zeit Felix beim Bauen zuschauen dürfte. So brachten wir ihn, über zwei Rampen, im Rollstuhl hinaus. Er hat früher sehr viele Arbeiten im Haus selbst erledigt. Bei diesem kurzen Besuch bei Felix strahlte Ron. Schon bald danach machten wir uns, mit einem Picknick im Rucksack, auf den Weg zur Bushaltestelle. In Liverpool gingen wir zu Fuss zu einer Kunstausstellung. Ja, ich gebe es zu, es war ziemlich heiss. Sogar ich war froh, als wir uns in der Galerie abkühlen konnten.

Am Skulpturenweg – zur Kunst-Galerie
Da hat es einige interessante Skulpturen
In der Kunstgalerie
Eigenartige Angewohnheiten in Australien, überall liegen Einkaufswagen herum…

Nach einer Lesenacht, denn ich konnte nicht viel schlafen, standen wir am Freitag, 20. Dez. wie jeden Tag kurz vor 7.00 Uhr auf und machten für uns das Frühstück bereit. Ja, so läuft es bei uns, jeder macht sich selbständig, nach eigenen Wünschen, etwas zum Frühstücken. Felix montierte danach Gipsplatten bei der vorbereiteten Wand. Jetzt sieht die Wand doch schon recht schön aus. Darüber ist Maree sehr glücklich, denn sie will da einen grossen Schrank machen lassen, sie braucht sehr viel Stauraum. Wir drei Frauen begannen die abgeschliffenen, alten Möbel weiss zu bemalen. Mit den alten Blusen, die uns Maree zur Verfügung stellte, sahen wir lustig aus.

An einer Wand sind die Gipsplatten montiert
Malerinnen am Werk

Die ersten Tage in Busby

Nach dem Frühstück am Sonntag, 8. Dezember 2019 machten wir uns schon bald fertig, um nach Busby, einem Vorort von Sydney, zu unserer ersten Gastfamilie zu reisen.

Anzeigetafel am Bahnhof in Sydney

Die Zugfahrt dauerte gut eine Stunde, wobei der Zug an allen Stationen anhielt. Wie abgemacht telefonierten wir kurz vor der Ankunft der Gastgeberin, damit sie sich auf den Weg machen konnte, um uns abzuholen. Maree (59 J) winkte uns schon zu, als sie zum Parkplatz hinfuhr. Der Empfang war sehr herzlich. Bei ihrem Heim angekommen, führte sie uns ins Haus und stellte uns ihrem Gatten Ron (72 J) vor. Er ist dement und seine Sprache beschränkt sich auf ein paar einzelne Wörter. Später lernten wir auch noch ihre anderen «Worker» kennen, ein junger Mann, (Conor 21 J.) aus Belfast, Irland, der erst vor drei Tagen hier ankam. Wie auch die beiden jungen Frauen, (Nathalie & Angel) aus Honkong. Sie hatten geplant, heute abzureisen, dann fragten sie jedoch unsere Gastgeberin Maree, ob sie noch länger bleiben dürfen. So sind wir jetzt also fünf freiwillige Helfer. Maree fragte Felix, ob er im Anbau, welcher Loft genannt wird, an die Wände (Stahlkonstruktion) Holzrahmen montieren könne. Damit danach Gipsplatten angebracht und dann weiss gestrichen werden könnte.

Am Montag, 9. Dez. waren Felix und ich zuerst in der sehr kleinen Küche. Wir suchten alles für unser Frühstück zusammen. Der Kühlschrank ist vollgestopft, aber die Esswaren sollten ja auch für 7 Personen reichen. Felix ging danach hinüber zum Loft, und schaut nach einer möglichen Lösung, um diese Rahmen zu montieren. Im sehr kleinen Werkzeug-Schuppen (ca. 4m2) suchte er nach vorhandenen Maschinen und Werkzeugen.

Die Wand rechts sollte zuerst gerahmt werden
Werkzeugschuppen

Er durfte alles für diese Arbeit fehlende Werkzeug/Material aufschreiben. Später kam Aaron, der Sohn von Maree, und ging mit Felix einkaufen. Mit allem was Felix aufgeschrieben hatte, sogar noch mehr dazu und natürlich mit einer Menge Holz im Anhänger kamen  sie wieder zurück. Für mich gab es Arbeit beim Pflegen von Ron. Denn kurz nach 8.00 Uhr kam ein Privat-Pfleger und ich durfte ihm helfen. Heute war Duschen angesagt, wie jeden Montag. So musste er zuerst in den Rollstuhl mobilisiert werden. Es ist schwierig Ron in die Dusche zu bringen, weil die wohnlichen Verhältnisse sehr eng sind. Wieder zurück im Bett verabreichte ich ihm das Frühstück und seine Medikamente. Auch die Rasur und die Zahnpflege erfolgten im Bett.

Bei der Zahnpflege

Maree musste heute zur Kontrolle ins Spital nach Sydney, da sie unter Arthritis leidet. Bevor sie ging, schauten zwei Gemeindeschwestern vorbei und auch die Therapeutin besuchte Ron. Das war ein ziemlich lebhafter Tag.

Dienstag, 10. Dez. war ein spezieller Tag. Auch heute duschten wir Ron wieder.   Danach konnte er im Bett frühstücken und noch ein Weilchen ausruhen, bevor wir ihn, mit Hilfe des Pflegers, wieder aufnahmen in den Rollstuhl. Wir transferierten Ron ins Auto, denn alle zusammen, ausser Felix, fuhren zu einer christlichen Adventsfeier mit Mittagessen. Maree stellte uns der Gruppe vor, das waren alles ältere Frauen. Sie freute sich sichtlich, dass sie Helfer aus drei verschiedenen Ländern zu Gast haben darf. Zuerst wurden ein paar Weihnachtslieder gesungen. Danach trugen die anwesenden Frauen, es waren ungefähr 20, Bitten für ein Gebet zusammen. So wurde anschliessend nach dieser Liste gebetet. Eine der Frauen las die Weihnachtsgeschichte, zwei weitere lasen ebenfalls eine passende Geschichte vor. Danach begaben wir uns zu den festlich geschmückten Tischen und am Büffet durfte man sich bedienen. Ron sass im Rollstuhl neben mir und so verabreichte ich ihm das Mittagessen. Übrigens, es hatte auch Kirschen auf dem Tisch, die waren sehr fein. Für Felix brachte ich Schokolade mit, welche wir alle geschenkt bekommen hatten. Inzwischen war er sehr fleissig gewesen daheim. Maree brachte Conor gegen Abend zum Bahnhof, da er sich kurzfristig entschied schon heute abzureisen.

Unsere ganze Familie an der Weihnachtsfeier
Diese Bilder hat Maree uns geschickt

Nach dem gestrigen, sehr heissen Tag starteten wir den Mittwoch, 11. Dez. klarer und bedeutend kühler. Heute pflegte ich Ron allein, da der Pfleger wegen eines Unfalls ausfiel. Er akzeptiert mich sehr gut. Als es ihm weh tat, als Maree mit dem Arm Bewegungsübungen machte, sagte er ganz spontan: „scheisse“. Des Öfteren schenkt er uns aber ein Lächeln. Felix kam heute auch wieder ein Stück weiter.

Felix vor dem Loft li. an der Arbeit – im Hintergrund der Werkzeugschuppen

Am Feierabend fuhren Felix und ich mit dem Bus nach Liverpool, das ist ein Vorort von Sydney. Das „Städtchen“, wie ich vermutet hatte, ist mit gut 27‘000 Einwohner aber einiges grösser. Wir hatten ja auch nicht viel mehr als den Bahnhof gesehen bei unserer Ankunft. Da staunten wir, wie lebhaft es beim Busbahnhof zu und her geht. Nach Busby haben wir alle 10 Min. einen Bus und die Fahrt dauert 25 Min. Oh, ich habe ja ganz vergessen zu berichten, dass noch 4 Hauskatzen zur Familie gehören. Wir müssen stets auf der Hut sein, dass keine den Weg in die Freiheit findet. 

Drei von unseren vier Katzen…

Wie auch heute, Donnerstag, 12. Dez. werde ich meistens von den Vögeln geweckt, welche auf dem Baum direkt neben dem Loft ihr Konzert abhalten. Ein Ast ragt sogar über unser Dach. Oben auf der Galerie befindet sich nämlich unser Zimmer. Hier haben wir auch allein für uns Dusche/WC. Maree erzählte uns am Morgen sofort, dass sie in der Nacht die Ambulanz kommen liess, da sie unter starken Schmerzen litt. Sie verabreichten ihr Medikamente und fuhren wieder los. Wie Maree sagt, ist dies ein kostenloses Angebot, wie auch Arzt und Spital gratis sind, nur für Privat-Patienten nicht. Kurz nach 16.00 Uhr brachte uns Maree zu den drei Weihern beim Cecil Hill.

Weiher beim Cecil Hill

Nach der Umrundung dieser Gewässer, an denen es auch zwei Spielplätze und einige Sitzbänke gibt, marschierten wir den ganzen Weg wieder zurück nach Hause. Da sahen wir unterwegs etliche schöne Häuser. Wie uns Maree bei der Hinfahrt erzählte, war da früher alles Wald, dann wurde gerodet und viele Häuser schossen aus dem Boden. So entstanden immer wieder neue Vororte von Sydney. Bei einem Blick über einen Zaun entdeckten wir einen grösseren Garten, indem die Bohnen bereits den Weg zum Himmel suchen.

Auf dem Heimweg sahen wir solch wunderbare Häuser
Grosser Gemüsegarten

Wieder zu Hause angelangt staunte Maree, dass wir tatsächlich den ganzen Weg zu Fuss gegangen sind. Sie hatte uns zuvor natürlich das Angebot gemacht, sie würde uns gerne wieder abholen.

Nach der morgendlichen Pflege von Ron machten wir heute Freitag, 13. Dez. zu dritt einen Spaziergang mit ihm. Nein, nicht nur mit Ron. Nathalie bettete eine der Katzen in den speziellen Katzen-Ausgangswagen mit einem Netz rundherum, damit sie nicht davonrennen kann. Ich schob den Rollstuhl mit Ron und Nathalie die Katze, es sah lustig aus, als würde Nathalie (25 J.) eine Puppe ausfahren. Wir waren mehr als eine halbe Stunde unterwegs. Danach schliffen wir alte Tischchen ab, an denen wir schon einmal gearbeitet hatten. Zum Nachtessen gab es feine selbstgemachte Pizza. Das Essen hier ist immer sehr fein, Maree verwöhnt uns richtig.   

Reise nach Australien und ein paar Tage in Sydney

Als wir am Dienstag, 3. Dezember 2019 von unserer lieben Nachbarin abgeholt wurden, um uns zum Bahnhof Amriswil zu fahren, schien sogar die Sonne noch für uns zum Abschied. Schon bald waren wir in Kloten. Wir gingen sofort zum Einchecken. Es gab keine Warteschlange an den Schaltern und so waren wir unser Gepäck schnell los. Es fiel uns auf, dass zu diesem Zeitpunkt ungewöhnlich wenige Fluggäste unterwegs zum Terminal E waren. Auch das Flugzeug, ein «Doppelstöcker» Airbus A380, war bei Weitem nicht voll, ca. 1/3 der Plätze blieben leer. Die Frau neben uns verliess den Platz auch noch, so hatten wir 4 Sitze für uns. Nach einem sehr ruhigen, ca. 6 stündigen Flug hatten wir eine Zwischenlandung in Dubai, welche wir gerne nutzten, um uns ein wenig zu bewegen. Auch beim Weiterflug nach Sydney sah es etwa gleich aus, es blieben ebenfalls einige Plätze frei. Obwohl wir wieder etliche Babys und Kleinkinder an Bord hatten, war es auch diesmal in jeder Hinsicht wieder sehr ruhig. Gleichwohl konnten wir nur sehr wenig schlafen. Sehr müde kamen wir nach 13 weiteren Flugstunden am Mittwochabend, 4. Dez. um 22.30 Uhr in Sydney an. Zum Glück kamen wir sehr schnell durch den Zoll, ohne Gesundheits-Check oder Schuhreinigung. So sassen wir sehr bald mit dem ganzen Gepäck in einem Taxi, welches uns zum «Metro Hotel Marlow» brachte. In unserem Zimmer, im 7. Stock angekommen, schrieb ich schnell noch ein paar Kurznachrichten, so gut ich die Buchstaben noch sehen konnte.

Um 6.00 Uhr am Donnerstagmorgen, 5. Dez. standen wir auf. Die Sonne schien bereits. Wir hatten uns diese Nacht mehr gedreht als geschlafen. Es sassen noch nicht viele Gäste im Frühstücksraum, als wir den Raum betraten. So genossen wir in Ruhe das feine Frühstück, wir liessen uns richtig Zeit. Danach machten wir uns gleich zu Fuss auf den Weg durch die Stadt, denn Felix wollte zuerst das alte Mobile-Phone wieder für den AU-Gebrauch reaktivieren lassen. Wir staunten, dass so viele Menschen ebenfalls zu Fuss durch die weihnachtlich geschmückte Stadt unterwegs waren. Nur sehr selten sahen wir jemanden mit einem Mundschutz. Ja, die vielen Busch-Brände in der Nähe, welche mich zu Hause stark beschäftigt hatten, waren durch die weite Reise irgendwie ein wenig in den Hintergrund gerückt. Wir hatten diesbezüglich auch keine Neuigkeiten erfahren. Als wir uns bei der Staatsbibliothek unter einen Baum auf eine Bank setzten, um eine Zwischenmahlzeit einzunehmen, kam plötzlich ein warmer Wind. Der brachte scheinbar wieder den Rauch in Richtung Stadt. Ah, jetzt konnten wir dies erstmals auch riechen. Eine Einheimische, welche sich zu uns gesetzt hatte, meinte nur: «Das ist das Leben, Buschbrände gehören dazu!.» Am Abend verliessen wir unser Hotel nochmals, um etwas essen zu gehen. Es war immer noch sehr warm. Als wir beim Theater vorbei schlenderten stand dort die Türe offen und die Besucher strömten herbei. Wir erschraken, da kam richtig kühle Luft heraus, als wäre da ein Tiefkühlraum.

Staatsbibliothek

Weihnachtlich geschmückte Einkaufsstrasse

Nach einer guten Nacht standen wir am Freitag, 6. Dez. ziemlich erholt auf. Wir verbrachten heute einen «faulen» aber informativen Tag. Denn wir gingen zum Hauptbahnhof, um uns zu erkundigen über die ÖVs. Die Dame an der Information meinte: «Ja, es gibt eine App, aber die ist schwierig» und sie rümpfte dazu ihre Nase. Weiter berichtete sie: «Mit der «Trip Planner Website», welche Sie speichern können, ist die Suche nach der gewünschten Verbindung für alle Verkehrsmittel viel leichter.» Schnell schrieb uns diese nette Frau beides auf, für die App und die Website. Kurze Zeit schlenderten wir durch den nahen Prince Alfred Park, wo viele Menschen umher sassen und ihre Mittagspause genossen. Wieder zurück im Hotel installierte Felix sofort die Website und er ist sehr begeistert davon. Die ist zu vergleichen mit unserem SBB-Mobile App und ist wirklich sehr einfach. Heute nahmen wir auch wieder Kontakt auf mit unserer ersten Gastgeber-Familie. Sie antwortet stets postwendend.

Zentral-Bahnhof von Sydney
Bahnhof-Halle

Heute Samstag, 7. Dez. gingen wir zum Glück wieder früh zum Frühstück. Denn kaum waren wir fertig mit essen kam eine riesige Gruppe, alles junge Asiaten in einer Schuluniform. (Gestern war eine ältere Gruppe aus Schweden hier). Frisch gestärkt schritten wir zum Hauptbahnhof, denn wir machten einen Ausflug zum Vorort Newtown.

Diese Durchgänge können nur mit einer gültigen Fahr-Karte durchschritten werden, anders gelangt man nicht zu den Zügen.
Einfahrt unseres Zuges

Das ist ein ganz spezieller Ort. Wir schlenderten die lange King Street entlang. Es hat da nicht nur sehr spezielle Gebäude, sondern auch auffallend viele vegane Restaurants.

An der Kingstreet
Interessante Reihenhäuser in einer Seitenstrasse

Sogar eine «Vegetarische Metzgerei», da mussten wir schon schmunzeln, dieser Laden ist echt so angeschrieben. Dieses Geschäft ist zu vergleichen mit dem Vegi-Laden zu Hause. Da entdeckten wir noch ein sehr spezielles Vegan-Restaurant. Statt einer Speisekarte stehen lediglich 5 Menüs auf einer Tafel, jedoch ohne Preisangabe. Es gibt keine Rechnung. Sie vertrauen darauf, dass jeder Gast so viel bezahlt, das heisst in die «Sparkiste» wirft, wie ihm das Essen Wert war. Falls jemand kein Geld hat, kann an zwei Tagen pro Woche auch volontier Arbeit geleistet werden für das Essen.

LENTIL AS ANYTHING VEGAN
Lustige Entdeckung an der Kingstreet
An der Kingstreet – zurück zum Bahnhof

Wieder zurück am Bahnhof glaubten wir beinahe wieder in der Schweiz zu sein. Es bot sich ein fast identisches Bild, das ich sofort festhalten musste. Auch hier wird fleissig an den Geleisen gearbeitet.

Geleise-Arbeiter beim Bahnhof von Newtown, Sydney

Heute müssen wir ja noch packen. Morgen reisen wir mit dem Zug zur ersten Gastfamilie. Die Fahrt dauert eine Stunde zu diesem Vorort von Sydney. Wir sind sehr gespannt: «Was werden wir da alles erleben?