Die ersten Tage in Busby

Nach dem Frühstück am Sonntag, 8. Dezember 2019 machten wir uns schon bald fertig, um nach Busby, einem Vorort von Sydney, zu unserer ersten Gastfamilie zu reisen.

Anzeigetafel am Bahnhof in Sydney

Die Zugfahrt dauerte gut eine Stunde, wobei der Zug an allen Stationen anhielt. Wie abgemacht telefonierten wir kurz vor der Ankunft der Gastgeberin, damit sie sich auf den Weg machen konnte, um uns abzuholen. Maree (59 J) winkte uns schon zu, als sie zum Parkplatz hinfuhr. Der Empfang war sehr herzlich. Bei ihrem Heim angekommen, führte sie uns ins Haus und stellte uns ihrem Gatten Ron (72 J) vor. Er ist dement und seine Sprache beschränkt sich auf ein paar einzelne Wörter. Später lernten wir auch noch ihre anderen «Worker» kennen, ein junger Mann, (Conor 21 J.) aus Belfast, Irland, der erst vor drei Tagen hier ankam. Wie auch die beiden jungen Frauen, (Nathalie & Angel) aus Honkong. Sie hatten geplant, heute abzureisen, dann fragten sie jedoch unsere Gastgeberin Maree, ob sie noch länger bleiben dürfen. So sind wir jetzt also fünf freiwillige Helfer. Maree fragte Felix, ob er im Anbau, welcher Loft genannt wird, an die Wände (Stahlkonstruktion) Holzrahmen montieren könne. Damit danach Gipsplatten angebracht und dann weiss gestrichen werden könnte.

Am Montag, 9. Dez. waren Felix und ich zuerst in der sehr kleinen Küche. Wir suchten alles für unser Frühstück zusammen. Der Kühlschrank ist vollgestopft, aber die Esswaren sollten ja auch für 7 Personen reichen. Felix ging danach hinüber zum Loft, und schaut nach einer möglichen Lösung, um diese Rahmen zu montieren. Im sehr kleinen Werkzeug-Schuppen (ca. 4m2) suchte er nach vorhandenen Maschinen und Werkzeugen.

Die Wand rechts sollte zuerst gerahmt werden
Werkzeugschuppen

Er durfte alles für diese Arbeit fehlende Werkzeug/Material aufschreiben. Später kam Aaron, der Sohn von Maree, und ging mit Felix einkaufen. Mit allem was Felix aufgeschrieben hatte, sogar noch mehr dazu und natürlich mit einer Menge Holz im Anhänger kamen  sie wieder zurück. Für mich gab es Arbeit beim Pflegen von Ron. Denn kurz nach 8.00 Uhr kam ein Privat-Pfleger und ich durfte ihm helfen. Heute war Duschen angesagt, wie jeden Montag. So musste er zuerst in den Rollstuhl mobilisiert werden. Es ist schwierig Ron in die Dusche zu bringen, weil die wohnlichen Verhältnisse sehr eng sind. Wieder zurück im Bett verabreichte ich ihm das Frühstück und seine Medikamente. Auch die Rasur und die Zahnpflege erfolgten im Bett.

Bei der Zahnpflege

Maree musste heute zur Kontrolle ins Spital nach Sydney, da sie unter Arthritis leidet. Bevor sie ging, schauten zwei Gemeindeschwestern vorbei und auch die Therapeutin besuchte Ron. Das war ein ziemlich lebhafter Tag.

Dienstag, 10. Dez. war ein spezieller Tag. Auch heute duschten wir Ron wieder.   Danach konnte er im Bett frühstücken und noch ein Weilchen ausruhen, bevor wir ihn, mit Hilfe des Pflegers, wieder aufnahmen in den Rollstuhl. Wir transferierten Ron ins Auto, denn alle zusammen, ausser Felix, fuhren zu einer christlichen Adventsfeier mit Mittagessen. Maree stellte uns der Gruppe vor, das waren alles ältere Frauen. Sie freute sich sichtlich, dass sie Helfer aus drei verschiedenen Ländern zu Gast haben darf. Zuerst wurden ein paar Weihnachtslieder gesungen. Danach trugen die anwesenden Frauen, es waren ungefähr 20, Bitten für ein Gebet zusammen. So wurde anschliessend nach dieser Liste gebetet. Eine der Frauen las die Weihnachtsgeschichte, zwei weitere lasen ebenfalls eine passende Geschichte vor. Danach begaben wir uns zu den festlich geschmückten Tischen und am Büffet durfte man sich bedienen. Ron sass im Rollstuhl neben mir und so verabreichte ich ihm das Mittagessen. Übrigens, es hatte auch Kirschen auf dem Tisch, die waren sehr fein. Für Felix brachte ich Schokolade mit, welche wir alle geschenkt bekommen hatten. Inzwischen war er sehr fleissig gewesen daheim. Maree brachte Conor gegen Abend zum Bahnhof, da er sich kurzfristig entschied schon heute abzureisen.

Unsere ganze Familie an der Weihnachtsfeier
Diese Bilder hat Maree uns geschickt

Nach dem gestrigen, sehr heissen Tag starteten wir den Mittwoch, 11. Dez. klarer und bedeutend kühler. Heute pflegte ich Ron allein, da der Pfleger wegen eines Unfalls ausfiel. Er akzeptiert mich sehr gut. Als es ihm weh tat, als Maree mit dem Arm Bewegungsübungen machte, sagte er ganz spontan: „scheisse“. Des Öfteren schenkt er uns aber ein Lächeln. Felix kam heute auch wieder ein Stück weiter.

Felix vor dem Loft li. an der Arbeit – im Hintergrund der Werkzeugschuppen

Am Feierabend fuhren Felix und ich mit dem Bus nach Liverpool, das ist ein Vorort von Sydney. Das „Städtchen“, wie ich vermutet hatte, ist mit gut 27‘000 Einwohner aber einiges grösser. Wir hatten ja auch nicht viel mehr als den Bahnhof gesehen bei unserer Ankunft. Da staunten wir, wie lebhaft es beim Busbahnhof zu und her geht. Nach Busby haben wir alle 10 Min. einen Bus und die Fahrt dauert 25 Min. Oh, ich habe ja ganz vergessen zu berichten, dass noch 4 Hauskatzen zur Familie gehören. Wir müssen stets auf der Hut sein, dass keine den Weg in die Freiheit findet. 

Drei von unseren vier Katzen…

Wie auch heute, Donnerstag, 12. Dez. werde ich meistens von den Vögeln geweckt, welche auf dem Baum direkt neben dem Loft ihr Konzert abhalten. Ein Ast ragt sogar über unser Dach. Oben auf der Galerie befindet sich nämlich unser Zimmer. Hier haben wir auch allein für uns Dusche/WC. Maree erzählte uns am Morgen sofort, dass sie in der Nacht die Ambulanz kommen liess, da sie unter starken Schmerzen litt. Sie verabreichten ihr Medikamente und fuhren wieder los. Wie Maree sagt, ist dies ein kostenloses Angebot, wie auch Arzt und Spital gratis sind, nur für Privat-Patienten nicht. Kurz nach 16.00 Uhr brachte uns Maree zu den drei Weihern beim Cecil Hill.

Weiher beim Cecil Hill

Nach der Umrundung dieser Gewässer, an denen es auch zwei Spielplätze und einige Sitzbänke gibt, marschierten wir den ganzen Weg wieder zurück nach Hause. Da sahen wir unterwegs etliche schöne Häuser. Wie uns Maree bei der Hinfahrt erzählte, war da früher alles Wald, dann wurde gerodet und viele Häuser schossen aus dem Boden. So entstanden immer wieder neue Vororte von Sydney. Bei einem Blick über einen Zaun entdeckten wir einen grösseren Garten, indem die Bohnen bereits den Weg zum Himmel suchen.

Auf dem Heimweg sahen wir solch wunderbare Häuser
Grosser Gemüsegarten

Wieder zu Hause angelangt staunte Maree, dass wir tatsächlich den ganzen Weg zu Fuss gegangen sind. Sie hatte uns zuvor natürlich das Angebot gemacht, sie würde uns gerne wieder abholen.

Nach der morgendlichen Pflege von Ron machten wir heute Freitag, 13. Dez. zu dritt einen Spaziergang mit ihm. Nein, nicht nur mit Ron. Nathalie bettete eine der Katzen in den speziellen Katzen-Ausgangswagen mit einem Netz rundherum, damit sie nicht davonrennen kann. Ich schob den Rollstuhl mit Ron und Nathalie die Katze, es sah lustig aus, als würde Nathalie (25 J.) eine Puppe ausfahren. Wir waren mehr als eine halbe Stunde unterwegs. Danach schliffen wir alte Tischchen ab, an denen wir schon einmal gearbeitet hatten. Zum Nachtessen gab es feine selbstgemachte Pizza. Das Essen hier ist immer sehr fein, Maree verwöhnt uns richtig.   

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5 Antworten auf „Die ersten Tage in Busby“

  1. Alice ich glaube du hast deine Aufgabe gefunden mit der Pflege des dementen Mannes. Sicher pflegst du lieber einen Mann, wie Katzen im Wagen spatzierenfahren.
    Felix hat bestimmt auch eine anspruchsvolle Arbeit in dieser Werkstatt gefunden.
    Ich wünsche euch eine gute Zeit mit lieben Grüssen Elisabeth

  2. Liebe Alice, lieber Felix
    Ihr scheint es gut getroffen zu haben. Eure Gastgeber und auch eure ‚Mitstreiter‘ machen einen sympathischen Eindruck und ihr könnt beide eure besonderen Fähigkeiten einbringen, Alice in der Pflege und Felix als Handwerker. Dass ihr fein esst und über ein eigenes WC/Dusche verfügt, macht die Aufgabe für euch sicher leichter. Kein Vergleich zur MANGELhaften Situation vom Vorjahr! Wir wünschen euch weiterhin , dass alles zu eurer Zufriedenheit verläuft.
    Liebe Grüsse
    Kurt (u.Christine)

  3. Liebe Alice. Der Kreis hat sich geschlossen und du bist wieder in der Pflege angekommen. Auch Felix wirkt zufrieden bei seinem Tun. Katzenspaziergang, mal was anderes. Ich wünsche euch weiterhin viel Spass und nicht zu heiss in Australien.
    Lieber Gruss, Brigitte

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