Ein verlängertes Wochenende

Am Donnerstag, 4. Januar, kurz nach 7.00 Uhr fuhren wir, zusammen mit Fintan und John, nach Kettering zu Ruth. (Exfrau von Fintan und Mutter von John) Wir durften im Garten Beeren pflücken zum Mitnehmen, auch etwas Gemüse erntete sie für uns. Dann fuhren wir weiter in Richtung Hobart, Sorell und weiter nach Port Arthur, zur Halbinsel Peninsula. Diese Fahrt dauerte gut zwei Stunden.

Unterwegs gingen wir wieder einkaufen für die nächsten Tage. John war mit seinem Pickup unterwegs, sein Vater mit seinem geliebten Schulbus und wir mit unserem hellblauen Toyota. Fintan erzählte uns einmal, dass John und er auf Peninsula ein altes, verfallenes Schulhaus gekauft hätten. Das war vorerst unser Reiseziel. Dort angekommen blickten wir um uns, doch ein Schulhaus konnten wir nicht sehen. John klärte uns dann aber auf. Das kleine Häuschen, das dort auf diesem grossen Grundstück steht, war das ehemalige Schulhaus. Vor gut einem Jahr hatten sie dies erworben. Hier war früher eine Gesamtschule untergebracht. Auf seinem Smartphone zeigte er uns ein erschreckendes  Bild. Ein wirklich zerfallenes Häuschen war auf dem Bild zu sehen, halb zugedeckt von einem riesigen, gefallenen Eukalyptusbaum, auch Tasmanische Eiche genannt. Innerhalb einem Jahr wurde grossflächig gerodet, was sie bis auf zwei/drei Bäume selber gemacht hatten. Die Stämme haben sie zu Brettern zersägt und heute wurden diese sehr schön zum Trocknen aufgeschichtet.

Der Innenausbau mit Isolation muss noch gemacht werden.

Während die beiden Männer schufteten, unternahmen Felix und ich eine Wanderung im Nationalpark. Nach einer kurzen Fahrt, meist auf ungeteertem Weg, zum Fortescue Bay starteten wir dort die Wanderung auf sehr schön angelegtem Weg (mit ca. 1000 Treppenstufen) durch einen Eukalyptuswald zum Cape Hauy.

Der Blick zur steilen Küstenwand war schon aus Distanz ein wahres Erlebnis. Der scheinbar mit der Landspitze verbundene, vorgelagerte, steil aufragende Fels, bekannt als „The Lanterns“ ist sehr eindrücklich. Am Fusse des Cape Hauy erheben sich zwei mächtige Felsen „The Candlestick“ und „Totem Pole“ in die Höhe. Diese Felsformationen, mit einer Höhe von 65 Metern, sind für Kletterer besonders interessant, wir konnten sie hier auch tatsächlich beobachten.

Kletterer im roten Oberteil

 Nach dieser erlebnisreichen und sehr eindrücklichen Wanderung, wieder zurück beim Schulhaus waren nicht nur wir ein bisschen müde. Die beiden Männer sahen aber noch müder aus, sie hatten in der Zwischenzeit viele lange, schwere Bretter aufgestapelt.

 Inzwischen war auch Maggie, die Frau von John, mit Töchterchen Eden beim ehemaligen Schulhaus am Beach angekommen, in Begleitung von Maggies Mutter aus Kanada. Alle zusammen fuhren wir etwas südwärts, nach White Beach an die Fuchsstrasse (Fox Rd.), zum Ferienhaus von Fintans Schwester. Dort übernachteten fast alle, nur Fintan fuhr nach dem Nachtessen wieder zurück zu seinem Bus.

Grund für unser verlängertes freies Wochenende: In Woodbridge Hill Hideaway waren alle unsere Räumlichkeiten, das ganze Haus, auch unser Schlafzimmer, an eine Hochzeitsgesellschaft (103 Pers.) ausgemietet. Am Samstag sollte die Trauzeremonie gefeiert werden. Deshalb organisierten Catherine und Fintan für uns einen Ausflug zur östlich gelegenen Halbinsel mit Wohnrecht im Ferienhaus seiner Schwester. Aus diesem Grund haben Felix und ich auch so Gas gegeben beim Gartenmulchen, dieser sollte doch möglichst schön aussehen für das grosse Fest.

Den Freitagmorgen starteten wir alle mit einem „Stöcklin Birchermüesli“, mit all den Beeren aus Ruths Garten. Danach machten wir uns erneut auf den Weg zu einer Wanderung, zum südlichsten Zipfel der Halbinsel Peninsula, dem Cape Raoul. Langsam stieg der sehr schöne Weg an zum Mount Raoul Aussichtspunkt.

Ganz begeistert bestaunten wir wieder die steil ansteigenden Felsformationen. Schon bald gesellte sich ein junger Herr zu uns, er war jedoch bereits wieder auf dem Rückweg, wie wir schon bald im Berner Dialekt erfuhren. Er meinte lachend: „Gestern bin ich hier angekommen und vor vier Tagen war ich noch Schneeschuhlaufen zu Hause in Eriz“. Während diesem kurzen Gespräch gesellte sich ein junges Paar hinzu. Kaum zu glauben, es waren Sarah, die Tochter einer Arbeitskollegin und ihr Partner. Einfach unglaublich! Wir wussten, dass die beiden ebenfalls in Tasmanien unterwegs sind, aber dass wir am selben Tag dieselbe Wanderung unter die Füsse nehmen, das war doch ein riesiger Zufall. Diese Begegnung freute uns gewaltig. Freundlicherweise fotografierte uns der Herr aus Eriz. Das war ein lustiges Schweizertreffen an einem wundervollen Ort.

Der Weiterweg verlief meist der Küstenlinie entlang in Richtung Südosten. Unterwegs waren die Arbeiter damit beschäftigt das steilere Wegstück mit Treppenstufen bequemer zu gestalten für die Touristen.

Weiter durch Busch und Heideland kamen wir schon bald zu zwei weiteren Aussichtspunkten. Diese steil abfallenden Klippen machten uns fast sprachlos.

Wir sahen auch Schnellboote, welche mit Touristen auf einer Klippen-Rundfahrt waren.

Diesen Abend verbrachten wir zuerst allein, erst etwas später kam John zum Übernachten zu uns. Es ist immer wieder schön mit diesem jungen, liebenswerten Mann zu plaudern.

John verliess uns am Samstagmorgen schon frühzeitig, wir hörten ihn nur kurz, dann fuhr er wieder zu seinem Vater, um einen Sockel für das neue Kamin zu betonieren. Er hatte uns am Vorabend mitgeteilt, dass er heute wieder nach Hause fährt mit seinem Vater. Wir hingegen dürfen noch bis Montag im Ferienhaus bleiben.

Nach ein paar Regentropfen öffnete sich der Himmel wieder und so hatten wir am Nachmittag wieder sehr schönes Wetter. Dennoch entschieden wir den Tag ruhig anzugehen und keine grosse Wanderung zu unternehmen. Wir fuhren zuerst in Richtung Port Arthur und von dort aus zu einer bemerkenswerten Höhle, welche die Form von Tasmanien zeigt.

Anschliessend gingen wir zurück zur Historischen Stadt Port Arthur, welche viel mehr als nur ein Gefängnis war. Eine sehr eindrückliche aber auch bedrückende Geschichte. Wenn man bedenkt, dass hier auch viele Kinder und Jugendliche in Gefangenschaft lebten. Meist wegen kleineren Verbrechen: stehlen einer Ziege, Schinken, Waschmittel usw.

https://de.wikipedia.org/wiki/Port_Arthur_(Tasmanien)

Für den Sonntag hatte Felix wieder eine Wanderung geplant. Bei strahlendem Wetter fuhren wir bereits um 8.00 Uhr weg beim Ferienhaus. Diesmal rollten wir zur Landenge des Eaglehawk Neck und weiter zum Parkplatz Tasmans Arch. Der hellblaue Toyota war das erste Auto auf diesem Parkplatz, direkt daneben konnten wir bereits die erste Attraktion, die Tasman Arch bestaunen. Auf einem schönen Küsten-Wanderweg gingen wir weiter entlang der Steilküste. Immer wieder konnten wir bei gesicherten und später bei gewagten Aussichtpunkten, Tiefblicke zur Tasman Sea erhaschen.

Felix beim Aussichtspunkt Waterfall Bluff

Danach stieg der nun schmale Weg durch einen üppigen Wald mit zahlreichen Moos- und Farnarten. Oh, da verschwand eine dicke, dunkel getigerte Schlange im Dickicht. Zu schade, sie war so schnell, dass ich sie nicht fotografieren konnte. Etwas später bellte ein Hund etwas weiter oben. Nein, da hatten wir uns aber ganz schön täuschen lassen, denn es war ein grosses Reh das uns anbellte und dann aber schnell davon rannte.

Wir stiegen weiter an, bis wir auf eine  Felsenplatte kamen, ein schönes Plätzchen, um endlich etwas zu essen. Beim Retourweg machten wir einen Abstecher zum Clemes Peak, der Abstieg von demselben war sehr schlecht markiert. So waren wir froh, als wir diesen steilen Abstieg geschafft hatten und nach langer Zeit auch wieder auf andere Wanderer trafen. Es war eine wunderschöne, wenn auch zum Teil anstrengende Wanderung. Um 15.30 Uhr waren wir wieder beim Auto. Zur Belohnung machten wir im Devil Park einen Besuch.

Aussicht vom Clemes Peak

Tasmanischer Teufel

Am Montagmorgen, nach einem gemütlichen Frühstück, machten wir uns schon bald auf den Rückweg nach Woodbridge. Nein, natürlich machten wir zuerst noch unsere Ferienwohnung in Ordnung, zum Glück funktionierte der alte Staubsauger. Unterwegs konnten wir bei einem Bauernhof selber eine Tasche füllen mit Aprikosen, selbstgepflückte schmecken noch viel besser. Wieder zu Hause angekommen, freuten sich alle darauf uns wieder zu sehen. Ab morgen geht es aber wieder an die Arbeit. Doch, das nächste Hochzeitsfest steht bereits am kommenden Wochenende auf dem Programm.

 

(Visited 178 times, 1 visits today)

6 Antworten auf „Ein verlängertes Wochenende“

  1. So eine riesige Überraschung dieses Foto von euch vier am Ende der Welt.
    Meine Tochter und mein zukünftiger Schwiegersohn gemeinsam mit euch auf diesem Felsen. Das ist wirklich einmalig. Ich bin ganz gerührt 😗
    Ich wünsche euch noch viele schöne
    Erlebnise und eine gute Zeit.
    Eure Rückkehr erwarte ich mit Freude um noch mehr zu hören vom Ende der Welt. Also dort bleiben kommt nicht in Frage!
    liebi Grüess
    Elisabeth

  2. Hallo ihr Zwei Tasmanier,
    Kaum zu glauben, was ihr Tag für Tag erlebt und spannend und mit schönen Fotos dokumentiert – und das in so kurzer Zeit.
    Wir suchten heute bei 12 Grad den letzten Schnee im Scherb ob Hemberg, ich drehte ein paar Runden auf der Loipe, und beide sahen wir (zu) viele im letzten Sturm umgestürzte Bäume, während im Berner Oberland bereits der nächste wütet und Lauberhorn -Renneinrichtungen zerstört. Im Oberwallis sind Zermatt, Saas und andere Orte erst nach Schneefallende vorerst nur mit Helis erreichbar.
    Alles Gute weiterhin, liebe Grüsse, A&O

  3. Hallo und guten Morgen ans andere Ende der Welt !
    Die Dokumentation Eures verlängerten Wochenende ist faszinierend, – und die Bilder der der Wanderung sind atemberaubend ! Ich wünsche Euch weiter viel Freude bei den
    nächsten Unternehmungen…. Freue mich schon drauf ! ♥♥♥
    Ganz liebe Grüße in das ferne , traumhaft schöne Land ! Inge

  4. Liebe Alice, lieber Felix.
    Eure Schilderungen von Australien sind atemberaubend und man könnte neidisch werden 😉 ihr erlebt ja so viel Schönes mit lieben Menschen. Ganz toll. Und das Zusammentreffen mit Sarah war bestimmt eine grosse Freude für euch. Habt weiterhin viel Spass! Ganz herzlich, Brigitte

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert