Eine Überraschung

 

Auch ohne Wecker erwachen wir stets vor sechs Uhr morgens, so auch am Sonntag, 24. Dezember. Der Tag sah recht freundlich aus. So machten wir uns bald auf den Weg nach Cockle Creek. Das ist der südlichste Punkt von Australien, welcher mit einem Auto erreichbar ist. Für uns waren es 113 km, 2 Std. Fahrzeit, davon 21 km Naturstrasse. Unterwegs, zwischen Cygnet und Huonville, sahen wir vier riesige Erdbeerfelder, da waren an diesem Sonntagmorgen gut 30 bunt gekleidete PflückerInnen gebückt an der Arbeit. Das war ein schönes Bild. Übrigens, werden bei den Bauern auch Himbeeren und Heidelbeeren angeboten, nicht nur Erdbeeren und Kirschen. Wir kamen ziemlich rassig voran, es hatte auch nicht sehr viel Verkehr. Immer wieder sahen wir auf der Strasse oder am Strassenrand ein totes Känguru. Davon gibt es hier sehr viele, es sei eine richtige Plage, sagte uns Fintan. In Dover, Southport und Ida Bay Railway machten wir einen kurzen Zwischenhalt.

Ida Bay Railway ist eine Waldbahn im Südosten von Tasmanien, Australien, die heute nur noch für Touristen fährt. (Wikipedia)

 Jetzt folgte die unangenehme Naturstrasse hinunter nach Cockle Creek. Leider zeigte sich das Wetter sehr wechselhaft, ein strahlend blauer Himmel verwandelte sich unheimlich schnell in eine dicke, schwarze Wolkendecke, die manchmal auch ein paar Regentropfen niederliess. Schwupp, war wieder der blaue Himmel da, so rasche Wechsel hatten wir zuvor noch nie erlebt. So ging es eigentlich den ganzen Nachmittag. Am Abend wieder zu Hause überspannte sich ein farbenprächtiger Regenbogen über dem Meer.

Heute Montag studierten wir nach dem Frühstück verschiedene Wanderungen, welche nicht allzu weit weg sind. Dann entschieden wir uns, diese Tour für einen schöneren Tag aufzusparen. Felix hatte den Wunsch nach Kettering zum Fährhafen zu gehen und dort dem Treiben zuzuschauen. Wir machten uns bereit und gingen zum Auto. Als Felix den Rucksack in den Kofferraum verstaute, fuhren Catherine und Fintan auf den Platz und parkten direkt neben uns, um uns „Merry Christmas“ zu wünschen. „Ihr habt ja einen Platten“, sagte Fintan. Zuerst konnte ich es fast nicht glauben. Schnell holte er einen Wagenheber und einen Kreuzschlüssel, wechselte das Rad, dann verabschiedete er sich freundlich und sagte: „Geniesst jetzt den Tag!“ (Im Pneu steckte ein Nagel.) Danach fuhren wir zum Nachbardorf, parkten das Auto und wanderten auf einem sehr schönen Pfad durch den Wald zum Hafen. Unterwegs sahen wir vier kleine Kängurus. Auch einige Wanderer kamen uns entgegen, alle wünschten uns „Merry Christmas“. Beim Hafen angelangt war soeben Mittagspause, so warteten wir an der Sonne bis es Zeit war zum Verladen. Wir staunten wie viele Autos auf dieser Fähre, welche zur Bruny Insel fährt, Platz haben. Zuerst wurde das Oberdeck gefüllt, danach senkten sie die Rampe, um auch noch die untere Etage zu füllen. Wir schätzen, dass zwischen 80 und 100 Fahrzeuge auf dieser Fähre Platz haben. Knapp 15 Min. dauert die Überfahrt.

Auf der Heimfahrt machten wir einen kleinen Umweg, um eine andere Gegend kennen zu lernen. Unterwegs sah ich heute zum ersten Mal Olivenbäume in Tasmanien. Was uns auch immer wieder auffällt sind diese lustigen Briefkästen, welche jeweils am Strassenrand stehen. Wir nennen dies „Briefkastensalat“. Sind sie nicht süss?

Als ich am Dienstagmorgen erwachte, traute ich meinen Augen nicht, die Sonne streikte, stattdessen war stockdicker Nebel. Man konnte kaum ein paar Meter weit sehen. Durch den Nebelregen war es ungemütlich nass. Deshalb fragten wir Fintan für eine alte Regenjacke zum Arbeiten. Felix erhielt eine orange Jacke von Fintan und ich von John. Fintan lachte und sagte: „Jetzt kann man euch von Melbourne aus sehen.“ Er hatte uns wieder zwei Lastwagen voll Holz vor den Schopf gekippt. Leider wurden wir nicht ganz fertig mit Aufschichten, kein Problem, dachten wir, machen wir morgen früh gleich weiter. Am Abend kam Fintan aber noch zu uns und schon sah alles ganz anders aus. Denn er lud uns ein, morgen einen Ausflug zu unternehmen mit ihm. Er gehe mit einem Kollegen fischen. Auf der Karte zeigte er uns sein Reiseziel mit Übernachtung. „Gut, abgemacht, morgen um 07.00 Uhr sind wir bereit“, sagten wir spontan.

Pünktlich waren wir am Mittwochmorgen bereit für den Ausflug. Zuerst fuhr Fintan mit uns in Richtung Hobart. Wir überquerten in dieser Stadt den Derwent River, um in Old Beach, den zweiten Fischer, Namens Gordon, abzuholen. Seine Frau lud uns in ihrem wunderschönen Haus, oberhalb des Flusses, zu einem Kaffee ein. Endlich, dachten wir,  geht die Fahrt weiter in Richtung Norden. Doch schon bald hielt Fintan bei einem Supermarkt nochmals an, um einkaufen zu gehen für diese zwei Ausflugstage. Vorbei an vielen grossen Schafherden und riesigen, weissen Mohnfeldern fuhren wir nordwärts. Noch nie hatten wir weissen Mohn gesehen. Was wir nicht wussten, Tasmanien ist der grösste Produzent von Opium für medizinische Zwecke. Etwa die Hälfte des weltweiten Rohmaterials für Morphine wird hier auf der Insel angebaut.

Stets den Wegweisern nach Launceston folgend, sahen wir sogar die Abzweigung Richtung Interlaken. Dieses Interlaken liegt ebenfalls zwischen zwei Seen, ist jedoch nur ein Gebiet und kein Dorf. Schon bald danach machten wir in Ross, einem kleinen historischen Ort, einen Zwischenhalt.

Kurz darauf bestiegen wir unseren alten, umgebauten Schulbus (Jg. 1966) wieder, welcher für diese beiden Ausflugstage für uns Vier unser Zuhause war. Unterwegs hatte auch dieser Bus einmal Durst, Fintan war sehr grosszügig, wie immer, und schenkte ihm gleich 143 Liter ein.

Kurz vor Launceston ging die Fahrt westwärts weiter bis zum kleinen Ort Meander. Dort zückte Fintan am Fluss bereits zum ersten Mal kurz seine Angelrute. Doch die Fahrt war hier noch nicht ganz zu Ende. Auf einer Naturstrasse fuhren wir weiter bis zum Huntsman Lake. Ganz allein für uns hatten wir diesen traumhaft schönen See. Während die beiden Fischer ihrem Hobby frönten, unternahmen wir einen Spaziergang an diesem idyllischen See.

Am Huntsman Lake nahmen wir an diesem warmen Sommerabend zusammen unser Nachtessen ein. Während Fintan und Gordon bis zur Hüfte im See standen und angelten, konnten wir bis um 21.00 Uhr den stimmungsvollen Sonnenuntergang geniessen.

Den hintersten Teil des Buses durften wir für diese Nacht unser „Schlafzimmer“ nennen. Die beiden Begleiter begnügten sich mit einem Kajüten Bett in der Mitte des Buses.

Am Donnerstag, als die beiden Männer schon ziemlich früh aufstanden, um zu fischen, erwachten wir kurz. Schwupp, waren wir auch schon wieder eingeschlafen. Dann erwachten wir erst um halb sieben Uhr wieder.  Wider Erwarten verbrachten wir Beide eine sehr gute Nacht in unserem Busschlafgemach. Das Frühstück nahmen wir draussen am See ein, zusammen mit Fintan und Gordon.

re. Fintan, li. Gordon

Danach packten wir alles wieder in den Bus und machten uns auf den Retourweg. Am Fluss in Meander wollten die beiden Fischer ihr Glück nochmals probieren und wir schauten uns in der Zwischenzeit das Dörfchen an. Wir schlenderten auch in ein Seitensträsschen, dort hatte Fintan früher, in seinen ersten Ehejahren, auf einem Bauernhof gearbeitet. Eine grosse Viehherde  weidete in der Nähe des Hofes.

Zurück beim Bus schauten wir ein Weilchen unsern beiden Begleiter beim Fischen zu. Auch hier wollte kein Fisch anbeissen.

Jetzt machten wir uns auf den Heimweg. Damit wir noch eine andere Gegend sehen und erleben konnten, fuhr Fintan mit seinem grossen Gefährt über den Pass (1210 m) zum Great Lake. Diese Passstrasse ist nicht durchgehend geteert, umso mühsamer mit dem Schulbus. Nach einem kurzen Halt in Bothwell fuhren wir via Kempton zurück nach Old Beach, wo Gordons Frau sehnlichst auf ihren Mann wartete. Auch Fintan wurde zu Hause wieder mit Freude empfangen. Kaum waren wir in Woodbride Hill Hideaway angekommen, erfuhren wir von Catherine und Fintan eine Neuigkeit – ein weiteres Abenteuer wird bald auf uns warten.

 

 

 

 

(Visited 154 times, 1 visits today)

7 Antworten auf „Eine Überraschung“

  1. Hallo ihr zwei. Ihr erlebt ja so allerhand. Bin gespannt auf euer weiteres Abenteuer. Ihr macht es ja richtig spannend.
    Der Bus sieht ja gemütlich aus. da hätte auch ich gut geschlafen;-) Bin schon ein bisschen neidisch auf euch. Dafür haben wir Schnee!!! Nicht viel, aber für eine weihnachtliche Stimmung hat es gereicht. Ich wünsche euch weiterhin tolle Erlebnisse und einen guten Rutsch ins 2018. Bis bald.

  2. Hi you two Alice and Felix
    life is full of surprises isn’t it? Lovely country side and a beautiful sunset at the lake. It seems you’re already integrated very well into the Tasmanian lifestyle. Wish I could join you.
    So you celebrated easy Christmas days with no stress, maybe this world does not excist in Tasmania?
    WE had a good time with Fredy’s Mum (93), his brother and sister inlaw. We did not had snow at Chritmas and I did not miss it on the contrary. I’m looking very much Forward to our South African trip which will start beginning of March and will end in April. WE gonna visit also some good friends in Cape Town. There will be lots to chat and exchange views of the different culture we both experienced when you return. But its still a long way to go.
    I thought that the weather would be quit good and mostly sunny and warm around this time of year. As long a you enjoy every single day the weather is secondary. How much longer are you staying in Woodbridge Hill Hideaway? Do you do some Barbies or does Catherine cooks for everybody in the evening or do you do your one cooking?
    We wish you a wonderful start into the new year and carry on with you fabulous Adventure . Always looking Forward to your next blog entree. take care and so long with our love trix&fredy

  3. Bei uns ist es noch dunkel und Morgen, euch beiden sage ich aber hallo und guten Abend. Ihr seid uns ja immer eine ganze Nasenlänge voraus.
    Es wird immer spannender, interessanter, wie ich sehe. Mit der dem Vorstellung, nicht nur eine Reise zu machen sondern Land und Leute kennen zu lernen seid ihr losgezogen. Und mir scheint, es klappt alles bestens. „Den Mutigen gehört die Welt“ sagt man. Und für Fintan? Ich denke seine Vorstellungen wie ihn seine „Gäste“ bei seiner Vision unterstützen würden geht nicht nur in Erfüllung sondern wurden längst übertroffen. Solch kompetente und fleissige Helfer werden ihm nicht schnell wieder begegnen. Eine Win-win-Situation also.
    Und nun bin ich gespannt, was weiter auf euch zukommt. Ich freue mich die weiteren News.
    Vorweg aber:
    Good start into the New Year and lots of luck for 2018.
    (Damit ich mein spärliches Englisch etwas aufpolieren kann:)

  4. Liebe Alice, lieber Felix
    Das ist ja super, was ihr alles erlebt. Und dank den wunderbaren Blogberichten dürfen wir auch etwas dabei sein. Wir wünschen euch für das kommende Jahr, das für euch ja früher beginnt als für uns, alles erdenklich Gute, in erster Linie natürlich Gesundheit und weiterhin Zufriedenheit. Hoffentlich werden die nächsten zwei Monate in Tasmanien für euch auch so erfolgreich wie der erste!
    Liebe Grüsse aus Basel
    Christine und Kurt

  5. Hallo , Ihr Lieben am anderen Ende der Welt…..
    Es ist ganz großartig , was ich wieder von Euren wunderbaren
    Touren in eine traumhafte Landschaft gelesen und auf den Bildern gesehen habe…. – und für Euch sicher auch fantastische Abenteuer !
    Nun wünschen wir Euch einen guten Start ins Jahr 2018 – und weiter eine wunderschöne Zeit ♥
    Freue mich immer wieder auf die neuen Berichte , die sich besser lesen , als einen spannenden Roman !
    Viele liebe Grüße aus dem nass kalten Taunus,
    Inge und Siegfried ….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert