Eine Woche im Todd-Bush Valley, Nelson

Bei unserem letzten Frühstück im Hotel, am Montag, 11.02., waren wieder einige Polizisten anwesend, genau wie in den vergangenen Tagen. Die waren hier wegen dem Grossbrand in der Nähe von Nelson. Wir vernahmen, dass seit dem Jahr 1956 nie mehr ein so schlimmer Brand war in Neuseeland wie jetzt. Diesmal sind 3000 Menschen evakuiert worden. Nach dem Frühstück brachten wir unser Mietauto zurück. In den letzten Tagen hatten wir ein paar Mal WhatsApp Kontakt mit Judy, unserer neuen Gastgeberin. Sie holte uns kurz nach 11 Uhr beim Hotel ab. Sie und ihr Mann Bruce wohnen ausserhalb der Stadt Nelson im Todd Bush Valley in einem sehr schönen Haus.

Zuerst zeigte Judy uns den ganzen Garten. Oh, der ist ja riesig (ca. 1 ha), da gibt es eine Menge Arbeit. Aber in einem so schönen Park Hand anlegen zu dürfen ist wirklich ein Vergnügen. Da gibt es sehr viele riesige Bäume, verschiedene Gemüse-Gärtchen, Beeren und diverse Fruchtbäume, wie auch eine Nashi-Birne, sie sieht aus wie ein Apfel,  im Geschmack ist es aber wirklich eine wunderbare, saftige Birne.

https://de.wikipedia.org/wiki/Nashi-Birne

Nach einer kleinen Mittagsverpflegung starteten wir unsere Arbeit gleich beim Zufahrtsweg. Was wir heute bei Judy bereits gelernt haben ist, dass man den ganzen Unkrautberg, samt Wurzeln, alles über den Gartenzaun zum Nachbarn werfen darf. Man lernt doch nie aus, sowas hätte ich nie getraut. Jetzt hoffen wir einfach, dass unsere Nachbarn zu Hause, ebenfalls Ziegen haben, wenn wir im Frühling bei uns wieder mit der Gartenarbeit starten.

Bereits am ersten Abend kochten Felix und ich ein Nachtessen, denn Judy war ausser Haus und kam erst nach 19 Uhr wieder zurück. Bruce meinte: “Eine so gute gefüllte Zucchetti habe ich noch nie gegessen.“ Diese mit Käse überbackenen Zucchetti hatten wir mit Reis gefüllt, dazu machten wir einen gemischten Salat. Judy und Bruce sind ebenfalls Vegetarier.

Nach einem feinen Birchermüesli mit frischen Beeren und Pflaumen, machten wir am Dienstag, 12.02. an unserer angefangenen Arbeit im Garten weiter. Zusammen mit Judy blieben wir jedoch etwas länger am Frühstückstisch sitzen. Sie erzählte uns von ihrer Freiwilligen-Arbeit beim Roten Kreuz. Da betreut sie zurzeit eine achtköpfige Familie aus Myanmar. Diese Menschen wurden zuerst täglich betreut. Sie erhielten eine Wohnung, eine einfache Wohn-und  Haushalteinrichtung, einfach ALLES was eine Familie benötigt. Hilfe beim Einkaufen usw. und jetzt natürlich Englisch-Unterricht. Die Verständigung war zu Beginn sehr schwierig, wie Judy erzählte, da sie kein Wort englisch sprachen. Die Arbeit mit dieser dankbaren Familie findet Judy sehr schön. Bruce, ihr Partner, arbeitet zu Hause. In einem sehr kleinen Nebengebäude hat er sein Büro. Per Skype  macht er Beratungen für Klein-Unternehmen.

Es gibt hier sehr viele Zitronen im Garten, dass Judy oft aus frischem Saft Zitronen-Eiswürfel macht. Wenn es heiss ist, ist dies genau das Richtige, mit kaltem Wasser sehr erfrischend. Nach dem Nachtessen, welches Judy zubereitet hatte, spielten wir alle vier draussen Jenga. Das ist ein Geschicklichkeitsspiel mit Holzklötzen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Jenga

Am Mittwochmorgen, 13.02. orientierte uns Judy bereits frühzeitig über ihren Tagesablauf. Mit der Einkaufsliste in der Hand fragte sie uns nach unseren Wünschen, so nett. Felix konnte heute das Holz in einen Schopf stapeln, zeitweise musste ich ihm helfen, damit er nicht immer wieder von der Tritt-Leiter steigen musste.  Wir luden das gespaltene, trockene Holz auf den Anhänger, dann musste Felix mit dieser Ladung mit dem Volvo rückwärtsfahren bis zum Holz-Schopf.

Zwischendurch befreite ich eine Baum-Farn-Rabatte vom Unkraut. Später schnitten wir gemeinsam den dürren Farn weg und bedeckten damit gleich den Boden. Wir hatten Judy versprochen, dass wir ein Nachtessen zubereiten werden. Ich ging durch den Garten, fand Bohnen, Tomaten, Zucchini, Gurken und eine sehr spezielle Spinat-Sorte. Davon machten wir einen Kartoffel-Gemüse Gratin mit all diesem Gemüse und aus dem Kühlschrank nahmen wir, der Farbe wegen, noch eine Karotte. Mit den Tomaten, Gurken und dem Spinat machten wir einen Salat dazu. Den Abwasch übernahm Judy. Was hier ganz speziell ist, wir waschen in einem Plastik-Becken ab, damit das Wasser für die Pflanzen gebrauchen werden kann. Der Wassermangel ist hier immerzu ein Thema. Also auch beim Duschen, oder sogar beim Zähneputzen müssen wir stets daran denken, dass man das kostbare Wasser nicht einfach laufen lässt. Wir machten nach dem Essen einen Spaziergang durch das Tal. Da entstehen unglaublich viele Häuser, zuoberst sind gleich sechs Bauparzellen zu verkaufen, das grösste mit 2.2 ha Land für $ 699.000, gut sFr. 480.000. Als wir wieder heim kamen, lud Bruce uns ein zu einem kleinen Ausflug, zur „Boulder Bank“, das ist eine 13 km lange, schmale natürliche Schotterbank.

https://de.wikipedia.org/wiki/Boulder_Bank

Was wir da erlebten, war einfach traumhaft schön. Ein paar Delphine zeigten uns eine prächtige Show, auch Bruce war davon sehr begeistert. Leider kann ich kein Foto zeigen, Felix hatte mehr Glück, er konnte einen Teil dieser Show filmen.

Judy setzte sich auch am Donnerstag, 14.02. zu uns beim Frühstücken. Wir erzählten ihr von Dr. Bircher, da wir wieder ein Birchermüesli gemacht hatten. Sie googelte sogleich und fand einen entsprechenden Artikel, den sie mit grossem Interesse las. Als wir in den Garten gingen, um mit unserer Arbeit zu beginnen, entdeckte ich den flugunfähigen Vogel „Wekaralle“, der ist eigentlich jeden Tag bei uns im Garten, aber heute hatte ich Glück und konnte ihn fotografieren.

Während ich wieder den Kampf gegen das Unkraut aufnahm, spaltete Felix eine Ladung Holz.

Der Garten hier erstaunt mich jeden Tag von neuem. Da ist so viel Schönes zu sehen. Bei der wunderschönen Blüte, der „Naked Lady“, (eine Amaryllis-Art) musste ich wieder den Auslöser meiner Kamera betätigen. Judy hatte uns erzählt, dass diese Pflanze zuerst die Blüten hervorbringt und sich erst später in Blätter hüllt.

Beim Nachtessen wurde uns ein Freund vorgestellt, er war zum Essen bei uns eingeladen, zum Glück hatte heute Judy gekocht. Danach spielten wir zu fünft Jenga, das war echt lustig. Das schmutzige Geschirr und die Resten liessen wir einfach auf dem Tisch stehen. „Das kann warten, komm, jetzt spielen wir zuerst.“ Sagte Judy, als ich abräumen wollte. Bruce wollte mit seinem Kollegen zur Boulder Bank fahren, in der Hoffnung, dass wir wieder Delphine sehen könnten. Wir gingen alle mit, doch diesmal hatten wir kein Glück. Plötzlich zückte Judy ihr Handy und zeigte ihrem Gast das Delphin-Video von Felix. Wir standen alle am Meer und amüsierten uns über die Delphin-Show am Smartphone.  Wir konnten dann jedoch eine ganz spezielle Abendstimmung geniessen, das war ebenfalls sehr schön.

Am Freitag, 15.02. waren wir fast den ganzen Tag allein zu Hause. Das Spargelbeet war ganz eingehüllt mit Winden, so hatten wir die Aufgabe dieses Gemüse von diesem Bösewicht und anderem Unkraut zu befreien. Danach mit Pferdemist, den wir mit Wasser vermischten, zu düngen.  Am Schluss bedeckten wir das ganze Beet mit Stroh.

Auch den schönen Gartenweg, mit seitlichen Verzweigungen, bedeckten wir mit frischem Mulch, hier jedoch mit Holzhäcksel. Diesen Weg konnte man überhaupt nicht sehen vor ein paar Tagen. Ich erinnere mich noch genau an unseren Anreisetag. Als Judy uns den Garten zeigte gingen wir da über hohes Gras, welches sich längst zu Boden gelegt hatte. Echt, wir vermuteten hier keinen richtigen Weg, obwohl er zwischen 80 und 120 cm breit ist. Nur schade habe ich kein Bild gemacht in diesem grasigen Zustand. Judy und Bruce sind so glücklich über diesen schönen  Anblick.

Den Feierabend genossen wir lesend unter den Birken. Dann machte ich  nochmals einen Spaziergang durch den Garten. Judy hat zwei Sorten Spinat, den Neuseeländer und den wunderschönen Ceylon-Spinat, der hat sehr hübsche Blätter und wächst rankend, fast wie Winden.

https://www.nutzpflanzenvielfalt.de/ceylon-spinat

Oh, da entdeckte ich wieder einen hübschen Vogel. Leider hüpfte er sofort davon, als er mich bemerkte. Schleichend verfolgte ich ihn, und siehe da, er hüpfte auf einen liegenden Holzstamm und liess sich aus einiger Entfernung fotografieren. Ich fragte mich, warum er nicht einfach davon geflogen ist. Dann las ich, dass sich dieser Vogel, eine Schopfwachtel (Crested Quail) überwiegend am Boden aufhält, er kann jedoch fliegen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schopfwachtel

Heute gab es Rösti und ein ziemlich rassiges Ratatouille zum Nachtessen. Wir durften die neue Bratpfanne gebrauchen, welche Judy vor ein paar Tagen gekauft und erst einmal benutzt hatte. So gelang uns die Rösti wirklich sehr schön und Judy und Bruce liebten dieses Essen. Danach spielte Bruce draussen noch ein Weilchen Gitarre. Was für ein schöner Tagesausklang.

Heute Samstagmorgen, 16.02. fragten wir Judy ob es in Neuseeland auch eine Karte, oder ein Abo gibt für den öffentlichen Verkehr. Sie wusste nicht so richtig Bescheid, meinte aber eher nicht. Danach zog sie eine Karte aus ihrem Geldbeutel „Super Gold“, steht da drauf und erklärte uns, dass ALLE ab dem 65. Lebensjahr diese Karte erhalten. Damit gebe es verschiedene Vergünstigungen oder zum Teil sogar Gratisfahrten mit den ÖVs. Felix und ich schauten Judy wahrscheinlich ziemlich komisch an, denn wir waren sehr erstaunt darüber, dass sie bereits Besitzerin dieser „Super Gold“ Karte ist. Es stellte sich dann aber heraus, dass sie sogar ein Jahr älter ist als ich, wir hatten sie jedoch etwa zehn Jahre jünger geschätzt. Heute machten wir noch Ordnung in einem weiteren Gemüsefeld und bei allen Citrus Bäumen, was etwa so viel heisst wie Unkraut jäten, den Boden mit Mist düngen und mit Mulch-Material abdecken.

Am Nachmittag hatten wir frei, so konnte ich unsere Wäsche noch besorgen. Zum Nachtessen wurden wir von unseren Gastgebern in die Stadt zum Nachtessen eingeladen. Wir besuchten ein sehr gutes Vegan-Restaurant. Das Essen sah nicht nur gut aus, es war einfach grandios. Wir verbrachten einen sehr schönen, gemütlichen Abend zusammen.

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3 Antworten auf „Eine Woche im Todd-Bush Valley, Nelson“

  1. Einfach fantastisch, was ihr alles tut und erlebt auch hier in NZ, das ergibt ja einen Riesenschatz an Erinnerungen für später. Alles Gute weiterhin. A&O

  2. Das habt ihr perfekt hingekriegt. Wars einfach das Bauchgefühl ? 🙂 Die Steigerung von Einsatzort zu Einsatzort ist optimal, die umgekehrte Reihenfolge wäre weniger angenehm. Wunderschön sind die Fotos von eurem neuen Einsatzort, die Gastfamilie scheint sehr nett und alles rundum ist so spannend. Hoffentlich wollt ihr nicht gleich bleiben. – Bei uns ist es bereits frühlingshaft, der Winter scheint vorbei zu sein – vielleicht.

    Liebe Grüsse Anita + Paul

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