Georg, der Strassenkünstler und ein heftiges Gewitter

Viele müde Gesichter trafen sich am Sonntagmorgen, 25.11. in der Wäscherei. Das Nachtessen bei Wendy am Abend zuvor war wunderbar. Als Felix und ich in ihr Haus kamen, welches ganz in unserer Nähe ist, war erst die Französin Lea dort. Wir konnten alle drei Wendy helfen auf der Terrasse die Tische fertig zu decken. Gläser, Servietten, sowie Besteck sollten noch gedeckt werden für die Helfer-Familie. Auch Stühle brauchte es noch ein paar mehr, denn bei diesem Essen waren 13 HelferInnen, zwei junge Frauen aus Frankreich kamen erst ein paar Stunden vorher hier an. Zusammen richteten wir die Salatteller und Felix brachte diese zum Tisch. Kaum fertig damit trudelten alle andern ein und man begab sich zu Tisch. Nach dem Salat wurde ein Teller mit Reis, Aubergine und Hühnchen serviert. Für die drei Vegetarier natürlich ohne Fleisch. Zum Dessert genossen wir alle die exotischen Früchte, Käse und das selbstgemachte Gebäck von Pepi. Es war ein sehr gemütliches Beisammensein. Hans, als Familien-oberhaupt strahlte richtig, er ist ein zufriedener, gemütlicher „Papa“. Zurück zu den müden Gesichtern. Die jungen sassen nach der Heimkehr von Wendy scheinbar noch bis um 03.30 Uhr morgens zusammen. Deshalb erschienen sie mit ziemlich kleinen Äugelein zur Arbeit. Felix und ich „durften“ wieder bei Pepi in der Wäscherei weiter Ordnung schaffen, so einfach ist das aber gar nicht, denn der nötige Platz fehlt. Da wir Pepi bald vertreten werden, erklärte sie uns kurz die verschiedenen Waschmaschinen und die Trockner. Felix machte seine ersten Erfahrungen mit der Wäschemangel.

Georg hatte frei und so versuchte er sein Glück als Strassenkünstler in Port Douglas. Von Kopf bis Fuss in Silber eingehüllt steht er jeweils als leblose Statue da und verdient dabei etwas Geld. Heute Sonntag stand das Glück jedoch nicht auf seiner Seite. Die Menschen suchten eher eine Abkühlung, und auch ihm war es zu heiss in seinem Gewand. Deshalb kam er ziemlich früh schon wieder zurück. Ein andermal hatte er uns dazu verschiedene Geschichten erzählt, denn er tritt schon länger als Strassenkünstler auf.

Süsskartoffeln von Georg kreativ bemalt

Diesmal hatte Pepi zwei Tage frei, deshalb war am Montag, 26. 11. niemand in der Wäscherei. Wir fuhren heute zu viert ins Hinterland von Port Douglas, zur Villa Mali-Mali. Dort oben hat man eine sensationelle Aussicht in die Berge wie auch zum Meer. Diese Villa kostet übrigens pro Nacht nur $950.-, aber da fehlt wirklich nichts.

https://www.executiveretreats.com.au/accommodation/mali-mali/

Wir machten in Tasmanien die Erfahrung, dass in jeder Küche ein gutes Rüstmesser fehlt. Deshalb nahmen wir vier davon aus der Schweiz mit, für jede Gastfamilie ein Rüstmesser, wie auch ein Sparschäler. Hier profitiert unsere WG davon. Corrigan, der Kanadier schwärmte richtiggehend von diesem Messer und sagte: „Seit ich dieses Messer entdeckt habe, nehme ich stets dieses.“ Wir schmunzelten, als wir sahen, dass er sogar am Tisch sein Fleisch und die Nudeln damit schnitt. Wendy erzählte uns, dass heute mit 40°C in Cairns der heisseste Tag war zu dieser Jahreszeit. Das hätte es in der Geschichte noch nie gegeben. Wir merkten jedoch nichts Aussergewöhnliches, denn nass sind wir eigentlich beständig. Egal, diese Wärme finde ich herrlich! Am Nachmittag war es richtig schön am Meer, es ging eine angenehme Brise. So genossen wir es bestimmt zwei Stunden, natürlich unter den Bäumen. Bei dieser aussergewöhnlichen Wärme hielten es die Flughunde (flying fox) nicht mehr aus, sehr viele fielen tot von den Bäumen. Vor allem in Cairns, wie wir hörten.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Graukopf-Flughund

Das Frühstück vom Dienstag, 27.11. konnte ich nicht so richtig geniessen. Denn wir wollten, dass die ganze Bettwäsche schön auf dem Tisch bereit lag, wenn die zwei Teams diese abholen kamen. Alles klappte aber wunderbar. Die Waschmaschinen und die Tumbler liefen alle auch auf Hochtouren. Bis am Mittag waren die Wäscheberge versorgt. Zugegeben, wir hatten bereits gestern einiges gewaschen. Felix konnte doch nicht warten, bis er Mangeln durfte.

Im Laufe des Nachmittags gab es ein Gewitter. In unserem Garten stürzte sogar eine Palme und beschädigte das Dach leicht. Felix schaute nach und sah, dass diese Palme hohl war. Hans begutachtete die Situation ebenfalls und meinte: „Morgen wird ein Spezialist kommen, um die Palme wegzuräumen.“ Als wir zu kochen begannen, gab es einen längeren Stromunterbruch. So mussten wir warten, nicht einmal rüsten konnten wir, es war zu dunkel. Georg genoss es dann sichtlich wieder mit uns essen zu dürfen.

Schon ziemlich früh am Mittwochmorgen, 28.11. hörten wir einen Motorsägelärm. Das war ein Fachmann, welcher die gestern umgefallene Palme zersägte. Georg hatte den Auftrag alle herumliegenden Äste in unserem Garten einzusammeln, damit es wieder Ordnung gibt. Während wir wieder in der Wäscherei weiter Ordnung schafften. Charlene meinte: „Oh, sieht das schön aus, jetzt bin ich richtig glücklich“, darauf brachte sie uns Beschriftungen, um die bereits fertigen Wäsche-Stapel neu zu kennzeichnen. Bereits um 14.00 Uhr setzten wir unsere Hüte auf und zottelten zum Strand. Da lagen auch etliche Palmblätter am Boden, durch das gestrige Gewitter. Der Sandstrand war diesmal ziemlich schmal und die Flut-Wellen etwas lebendiger. Nach einer Weile entdeckten wir draussen im Meer erstmals etwas für uns Unbestimmtes. Eine Frau, die mit ihrem Hund dem Strand entlang spazierte, sagte mir, dass dies zwei kleine Inseln sind, die Snapper-und die Woody Insel.

Am Donnerstag, 29.11.  kurz nach acht Uhr, als wir vom Frühstück hinauf in unser Zimmer kamen, polterte es auf dem Dach. Das war der Spengler, er reparierte schon das demolierte Balkon-Dach. Wieder durften wir im „Kühlraum“ wirken, so erleben wir die Wäscherei, denn die wird auf 25°C runtergekühlt. Als die Kolleginnen und Kollegen vom Putzen zurückkamen, sahen sie aus, als wären sie schwimmen gewesen. Auch Charlene besuchte uns tropfend. Sie war wieder ganz begeistert von unserem Aufräume-Werk und sagte ganz euphorisch: „So schön hat es hier noch nie ausgesehen, noch gar nie.“ Am Abend, nach dem Nachtessen, klopfte es bei uns an die Küchentüre und Wendy trat ein. In der einen Hand einen grossen Bund Orangen und in der andern Hand eine Einkaufstasche. Ich war soeben dabei den Kühlschrank wieder zu reinigen.  Denn Corrigan, unser WG Kollege aus Kanada, hatte tatsächlich Fleisch in einer Folie ins Gemüsefach gelegt. Die Karotten und Peperoni hätten in absehbarer Zeit schwimmen können. Felix half Wendy den gesamten Einkauf im Auto zu holen und ich versorgte alles. Als Felix eine grosse Toblerone-Schokolade entdeckte strahlte er wie ein Glückskäfer. Nach diesem Bettmümpfeli kann er sicher gut schlafen.

Am Freitag, 30.11. starteten wir nochmals in der Wäscherei. Nach Feierabend verpflegten wir uns nur mit einer Kleinigkeit, wir kochen selten am Mittag. Da kam Wendy wieder zu uns und brachte eine ganze Tasche voll Bananen. Früchte für Zwischendurch geniessen wir jeweils sehr. Man muss aber stets auf der Hut sein, damit sie nicht verderben, bei diesen hohen Temperaturen. Später kochten Felix und ich Teigwaren an einer Tomatensauce und Salat. Georg, wie auch Corrigan nahmen die Einladung gerne an. Sie schätzen es jedes Mal wenn sie von den „Eltern“ bekocht werden. Die beiden Männer besorgten danach zusammen das Saubermachen der Küche. Als ich später unsere Wäsche in die Maschine brachte war Pepi in der Küche und machte einen Pizza-Teig, wahrscheinlich für morgen bei Wendy. Später war sie dabei noch einen Dessert zu machen, sie backt sehr gerne. In einer Woche wird sie unsere WG verlassen, wie übrigens auch Corrigan. Wir sind gespannt, wie lange wir danach nur noch zu dritt sind in unserer WG.

Hans chauffierte uns am Samstag, 01.12. nach Port Douglas, ca. ½ Autostunde von uns entfernt.  Zuerst fuhr er mit uns durchs Städtchen, zeigte uns den Hafen, den Strand und danach lenkte er hinauf zum Aussichtspunkt.

Dann verabschiedete er sich, und wir vereinbarten zu telefonieren, wenn wir wieder zurück fahren möchten. Wir  schlenderten zum Strand hinunter. Dort hätten wir sogar im Meer baden können, jedoch in einem schützenden Netz. Wir stiegen hinauf in Richtung Aussichtsturm, auf dieser Seite hatten wir eine tolle Sicht zum Strand.

Danach bummelten wir durch die Einkaufsstrasse, wo Felix sogar noch ein paar Shorts kaufte. Vorbei an der beliebten Hochzeitskirche, laut Hans werden da manchmal sechs Paare pro Tag getraut, gingen wir zum Hafen, um dort einzukehren. Der Durst hatte sich schon wieder bemerkbar gemacht und unser Wasservorrat  im Rucksack war inzwischen wärmer geworden. Das Glas wurde beinahe aufgefüllt mit Eis, aber zusammen mit unserem Getränk schmolz es nur so dahin. Beim Hafen war nicht viel Betrieb, scheinbar kommen die Ausflugsschiffe erst um 16.00 Uhr zurück. Es klappte wunderbar mit Telefonieren und Hans brachte uns wieder nach Hause. Unterwegs zeigte er uns wieder dies und jenes und er vergass auch nicht uns an das bevorstehende Nachtessen bei ihnen zu Hause zu erinnern.

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4 Antworten auf „Georg, der Strassenkünstler und ein heftiges Gewitter“

  1. Kein Zweifel mehr, Felix ist ein Allround Man ;-))) und das selbstverständlich an der Seite einer Allround Lady.
    Sehr spannend wieder, danke und liebe Grüsse
    Anita

  2. Euer Leben in „Down Under“ scheint anstrengend, aber auch richtig spannend zu sein. Ich lese den Bericht gerne und schmunzle ob der einen oder anderen Begebenheit. Weiter so, bin schon auf weitere Berichte gespannt. LG Esther+Peter

  3. Hallo ihr Beiden
    schön von Euch zu hören, man lernt durch die Berichte so einiges kennen, da ich ja immer gleich googeln muss.
    Geniesst die Wärme, wenn es auch nicht gerade 40° sein müssten, gell.
    Wir bleiben schön in der warmen Stube, schauen dem Regen zu und freuen uns auf den nächsten Bericht von Euch
    En liebe Gruess us Neukirch
    Doris und Markus

  4. Liebe Alice , lieber Felix ,
    es ist so interessant und schön , Eure Berichte zu lesen und die herrlichen Bilder begeistern mich sehr .
    Obwohl Ihr ja viel arbeiten müsst bleibt doch einige Zeit übrig für
    sich die traumhafte Landschaft anzusehen. Auch die Temperaturen sind genau das Gegenteil von hier … Wir haben´s überwiegend nass kalt und grau und mich hat´s diesmal ziemlich heftig erwischt und es geht nur ganz langsam bergauf … Hoffe nun sehr , es geht Euch gut und Ihr könnt alles genießen….. Nun ganz liebe Grüße und weiter eine
    wunderschöne Adventszeit ♥
    Inge und Siegfried !

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