Herausforderndes WG-Leben

Sonntagmorgen, 02.12. um 09.00 Uhr (so pünktlich natürlich nicht) schauten wir wieder in dieselben verschlafenen Gesichter, wie vor einer Woche. Nach dem Essen gestern Abend gingen die Jungen selbstverständlich noch in den Ausgang bis…, ja, wir waren ja auch einmal jung. Wir machten nach der Arbeit einen Spaziergang dem Meer entlang. Jetzt konnten wir Wendys Haus einmal vom Strand her betrachten. Da, auf ihrer Veranda findet samstags jeweils das gemeinsame Nachtessen statt.

Etwas später trafen wir Georg, er lag in der Hängematte hinter „unserem“ Strandhaus. Ich durfte ihn sogar fotografieren, mit dem Deal, dass er auch von uns ein Bild machen dürfe.  Es war wunderschön weiter dem Meer entlang zu schlendern, immer wieder die warmen Wellen über die Beine fliessen zu lassen, unheimlich warm empfand ich das Wasser diesmal.

Im Hintergrund, Bildmitte, ist unser Strandhaus zu sehen

Montag, 03. 12. erlaubten wir uns ziemlich viele Badetücher für Putzlappen zu zerschneiden. Wir hatten riesige Stapel Wäsche zum Ordnen, welche nur noch fürs Personal gebraucht werden darf. Erstens haben wir sowieso zu wenig Platz und zweitens sahen viele Badetücher usw. so fleckig aus, dass wir den Mut hatten diese auszumustern. Nach einer kleinen Zwischenmahlzeit gingen wir auf dem schmalen, sandigen Weg dem Haus entlang in Richtung Strässchen. Nahe unserer Küche entdeckte Felix ein Loch mitten auf dem Weg, Durchmesser ca. 25 cm und gut einen Meter tief (vermutlich unterspült worden), auf dem Grund war übelriechendes Wasser. Felix meldete diese Gefahrenstelle sofort im Büro, welches im selben Haus ist. Als Felix zurückkam sagte er: „Im Büro arbeiten tatsächlich vier Leute…, über diesen Schaden habe ich Wendy informiert.“ Als wir von unserem Spaziergang zurückkamen, war ein Lieferwagen auf dem Parkplatz. Wendy erzählte uns, das Loch sei soeben zubetoniert worden.

Weihnachtsdekoration bei den Nachbarn

Zusammen mit Georg nahmen wir am Dienstag, 04.12. das Frühstück ein. Dabei fragte er uns: „Wie lange bleibt ihr noch da?“ Noch fünf Wochen, war unsere Antwort.  Er legte ein paar Geldscheine hin mit der nächsten Frage: „Könnt ihr für mich dieses Geld aufbewahren, es sind 250.- Dollar, sonst gehe ich nur ins Casino damit.“ Er habe nie gerne viel Geld auf sich, sonst müsse er spielen. Schulden habe er jedoch noch nie gemacht. Möglicherweise bleibt er nicht mehr so lange hier, er meint, es sei ihm da zu heiss. Da Pepi heute ihren freien Tag hatte, übernahmen wir wieder die Wäscherei. Als ich erneut Wäsche in die Maschinen brachte, kam plötzlich etwas geflogen. In meiner Nähe war ein grasgrüner Frosch. Wir schauten uns ein Weilchen an, er bewegte sich überhaupt nicht, auch nicht die Augen. Ich wurde unsicher und kam auf die Idee, dass mir vielleicht jemand aus Nachbars Garten Angst machen wollte mit diesem Plastik-Frosch. Zu Felix sagte ich etwas später auch: “Komm schaue mal, wahrscheinlich wollte mir ein Nachbarskind mit diesem Spielzeug-Frosch einen Schreck einjagen.“ In diesem Moment sprang der Frosch doch tatsächlich davon, es war ein lebendiges Tier. Am Feierabend las ich, dass dies ein „Grüner Baumfrosch“ ist. Und, dass dieses Tier dem Menschen gegenüber keine Scheu zeigt, das habe ich bemerkt. Es sollen sehr gute Kletterer sein, er findet auch auf glatten Flächen guten Halt. Es war somit kein Kinder-Scherz!

Was wir am Mittwoch, 05.12. erlebten, das hatte es  zuvor noch nie gegeben. „Was ist denn da passiert, ein Wunder, es ist ja Ordnung in der Küche“, sagte Felix spontan, als wir in die Küche kamen. Die  sieht normalerweise ziemlich chaotisch aus. Das benutzte Geschirr steht überall herum, Brosamen, Gewürz, Kaffeepulver, Fruchtrückstände usw. findet man ebenfalls auf der Abdeckung. Dazu die Gewohnheiten unserer Mitbewohner:   Corrigan, er bratet Speck mit Ei in der Bratpfanne und alles ist mit Fett bespritzt. Manchmal schmiert er sich auch zwei Toast und legt gebratene Fischstäbchen dazwischen. Georg, auch er liebt Fischstäbchen, ja, aber es hat genau noch eines übrig für ihn. Ein Stück Fleisch wird dann auch noch in die Pfanne geworfen. Wenn es noch einen Rest hat, von unserem Kartoffel-Gemüsegratin oder sonst etwas vom Vortag, dann ist er stets ein dankbarer Abnehmer. Manchmal kocht er einfach eine Pfanne voll geschnittener Schalen-Kattoffeln. Pepi, sie ist die Schnellste mit „Kochen“, ein Geschirr voll Müeslimischung rührt sie mit Milch an und fertig, oder ein Toastbrot mit einem süssen Aufstrich und schon verschwindet sie wieder aus der Küche. Den Herd oder den Ofen beansprucht sie nur spät am Abend, wenn sie ein süsses Gebäck herzaubert, das Dessert für am Samstagabend.

Durch einen extrem lauten Knall wurden wir am Donnerstagmorgen, 06. 12. um 02.00 Uhr aus dem Schlaf gerissen. Ein Gewitter, begleitet von einem heftigen Regen, raubte uns den Schlaf. Nur kurze Zeit war es draussen etwas ruhiger, und schon war das Gewitter wieder zurück mit einem genau gleichen Getöse. Als ich aufstand bemerkte ich, dass es bei uns im Zimmer ein paar Wasserrinnen hatte, welche der Wand entlang bereits ihren Weg ins Zimmer suchten. Mit einem Ausschuss-Badetuch konnte ich das Wasser einfangen. Im Laufe des Morgens kam ein Handwerker und betrachtete den Schaden. Hoffentlich konnte er auf dem Dach etwas bewirken. „Melden Sie es Wendy, wenn es noch nicht gut ist“, meinte er, als er sich von uns verabschiedete.

Unser Vorbild fruchtet nicht, denn die schmutzige Pfanne vom Vorabend, stand am Freitagmorgen, 07.12. immer noch genauso da.

Georg blieb heute einfach zu Hause und sass gemütlich vor dem Haus beim Kaffee. Er sagte zu Felix: „Ich arbeite nicht mehr mit Corrigan zusammen, der nervt mich extrem.“ Später, als Charlene, unsere Chefin, ihn rumsitzen sah, erteilte sie ihm spontan Arbeiten bei uns im Garten. (Die hätte er eigentlich schon längst selber sehen müssen.) Wir sind gespannt was passiert, denn ein paar Tage zuvor kamen die Gartenarbeiter viel zu früh von einer Villen-Gartenpflege zurück und wurden deswegen gerügt. Am folgenden Tag zeigte er Wendy unseren Kühlschrank und sagte ziemlich aggressiv: „Wir haben nichts mehr zu essen, der Kühlschrank ist leer.“ (Mit dem Vorrat im Kühlschrank und im Küchenschrank hätte man zu diesem Zeitpunkt noch einige Mahlzeiten herrichten können.)

Als wir aufstanden am Samstag, 08.12. war der Himmel ganz schön blau, doch leider veränderte sich dies bald. Trotz Bewölkung erlebten wir heute 30°C und nachts kühlt es jetzt jeweils auf 25 Grad ab. Im Nebenzimmer war Pepi auch schon früh am Rumoren, denn sie verliess uns heute. Fünf weitere Helfer verabschiedeten sich ebenfalls. Wir freuten uns auf Samstag, um an unserem freien Tag zur Mossman Gorge, im südlichen Daintree Nationalpark, zu gehen. Da es die letzten paar Nächte geregnet hatte, meinte Hans es sei zu nass dort und somit zu gefährlich. So brachte er uns, auf unsere Anfrage hin, nach Mossman, damit wir dieses Dorf genauer ansehen konnten. Beim Samstags-Markt stiegen wir aus. Wir beobachteten gerne eine ältere Frau beim Musizieren. Sie erlaubte mir ein Bild von ihr zu machen, wobei ihre Augen auch beim nächsten Stück wieder ganz vertieft ins Notenheft blickten.

Beim Spaziergang entdeckten wir einen hohen Baum mit unzähligen Baum-Vogelnester. Es war spannend dem Federvieh zuzuschauen. So wie wir beobachten konnten, war das Schlupfloch stets seitlich. Es war ein lautes  Gezwitscher, denn alle Eltern waren am Füttern der Jungen.

Dann schlenderten wir weiter zur Katholischen Kirche, so einen Baustil hatten wir noch nie gesehen. Vergebens versuchten wir Hans zu erreichen, um uns, wie abgemacht wieder abzuholen. Oh, da fuhr er gleich an den Strassenrand, er hatte uns erkannt. Er hatte bereits zwei neue Helfer im Auto, so führte er diese zuerst heim und holte uns danach ab. Er erzählte uns alsdann, dass dieses junge Paar in der Nähe von Hamburg zu Hause ist. Wir werden sie heute Abend beim Nachtessen bei Wendy kennen lernen.

Erinnerungsfoto, zur Verabschiedung von sechs Helferinnen und Helfer

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4 Antworten auf „Herausforderndes WG-Leben“

  1. Hallo ihr Ferienarbeiter
    es ist wirklich so spannend eurem Tagesablauf zu folgen, dass ich die Post schnell öffnen „muss“ , sobald ich sie auf meinem Smartphoe entdecke.😊
    LG aus der nebligen Schweiz E&P

  2. Der Titel ‚ herausforderndes WG-Leben‘ und erst recht auch die Schilderung der Umstände, lassen mich vermuten, dass das Zusammenleben mit euren Mitbewohnern nicht immer einfach ist. Trotzdem scheint ihr mit der ungewohnten Situation gut zurechtzukommen. Ihr sorgt sogar dafür, dass Löcher gestopft, Dächer geflickt und Spieler vom Gang ins Casino abgehalten werden. Es würde mich nicht wundern, wenn ihr die 250.- Dollar noch mit Zins und Zinseszins zurückgeben würdet. Ich wünsche euch einfach, dass ihr die restlichen 5 Wochen in der WG gut übersteht, und dass ihr nebst der Arbeit (die euch ja nie zuviel ist), viele schöne Momente erlebt.
    Liebe Grüsse aus Basel, Kurt

  3. Meine Lieben
    „Herausforderndes WG-Leben“. Der Titel passt perfekt zu den Schilderungen. Ob der nächste Titel dann lautet „wir sind für begrenzte Zeit Rohkostesser“?
    Vorstellen könnte ich mir, dass diese doch grosse, kunterbunte „Hellfertruppe“ auch für die Betreiber der Ferienanlage ziemlich herausfordernd ist. Wäre interessant zu wissen weshalb man nicht mehr Festangestellte und weniger Helfer beschäftigt.

    Sicher ist, für euch beide bleibt es spannend, ihr werdet im Frühling mit vielen neuen Erlebnissen und Eindrücken zurückkehren.

    Geniesst die Wärme – und bis bald, auch ich öffne eure „Post“ wenn immer möglich gleich sofort wenn ich sie entdecke.

    Liebe Grüsse
    Anita

    PS Weiterhin neblig und nass, wohl überall in der Schweiz

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