Lebewohl Bolwarra

Heute Montag, 28.01. machten wir gleich nach dem Frühstück einen Ausflug mit Felix jun. und den beiden Mädchen. Denn in Australien war am vergangenen Samstag Nationalfeiertag. Doch heute hatte nicht nur Felix jun. frei, denn wenn der AU-Feiertag auf ein Wochenende fällt, ist der darauffolgende Montag zusätzlich frei. Cami wünschte nochmals einen ruhigen Tag zum Lernen, und deshalb fuhren wir nach Newcastle zum Dudley-Beach. Das ist ein ganz spezieller Strand mit Versteinerungen und sehr schönen ausgewaschenen Felsen. Nicht nur uns, auch den Kindern gefiel es sehr gut.

Nach einem Picknick wanderten wir in Richtung Newcastle. Felix jun. wollte uns die Glenrock-Lagune zeigen. Da er die kleine Frieda, schon längere Zeit, schlafend in seinen Armen trug, bemerkte er, dass dieses Ziel doch zu weit war. Auch Jana meinte, sie könne nicht mehr zurückgehen, ihre Beine waren ebenfalls müde. So trug ich Jana auf meinem Rücken zurück zu unserem Schattenplatz. Das gefiel ihr natürlich. Sofort begann sie ganz vergnügt ein deutsches Liedchen zu singen. „Ich habe ein Pferd, ein Pferd mit nur zwei Beinen habe ich“, dazu lachte sie zufrieden und wiederholte das Lied mehrmals. Es machte ihr auch Spass, dass wir viel schneller waren als die beiden Männer mit ihrer kleinen Schwester. Beim steilen Aufstieg hinauf zum Parkplatz, sagte sie ganz leise zu mir: “Komm, wir gehen ganz schnell, dass wir wieder zuerst sind.“ Sie spornte mich unterwegs immer wieder an: „Komm, schnell, schnell!“ Beim Auto mussten wir fast eine Viertelstunde auf die andern warten. Aber Jana war sehr erfreut, dass wir beide so schnell oben waren.

Schon früh am Dienstagmorgen, 29.01. informierte mich Cami, dass sie heute wegfahre mit den Mädchen. Sie besuchten zwei Kolleginnen, beide haben einen Pool und ebenfalls kleinere Kinder. Den Pool genossen sie natürlich sehr. Für mich hatte sie verschiedene Arbeiten, welche ich verrichten sollte: Kuhdung einsammeln auf der Wiese, den Zitronenbaum zurückschneiden, einen weiteren Strauch zurückschneiden und mit dem Aushub für zwei Wassertanks beginnen. Nebenbei gab es auch Wäsche zum Abnehmen und eine neue Ladung zum Aufhängen. Felix konnte heute unter einem Sonnendach beim Weg weiterarbeiten, nicht schlecht. Aber nach 14.00 Uhr war es ihm auch da zu heiss, kein Wunder, bei nahezu 40°C.

So wechselte er seinen Arbeitsplatz, denn in der Garage wartete seine Schreinerarbeit auch noch auf ihn. Am Abend füllten wir drei Grünabfuhr-Tonnen von Nachbarn, denn unsere Tonne war bereits voll. Scheinbar wird dies oft gemacht hier, wenn jemand nicht viel Grünzeug hat, kann ein Nachbar einfach nachfüllen. Wie praktisch. Hier bezahlt jeder Hausbesitzer gleichviel, ob der Garten klein oder gross ist. Übrigens, nach dem Zitronenbaum-Rückschnitt waren Felix und ich ziemlich zerkratzt. Ich wäre beinahe am Baum hängen geblieben, die Dornen sind so lang und kräftig, dass man sie echt als Garderobe benützen könnte, was mein Top ausprobieren wollte. Bis am Abend war der Anhänger auch voll mit Humus. So durfte Felix jun. nach Feierabend noch damit wegfahren, um ihn zu leeren.

Am Mittwoch, 30.01. ging Felix jun. etwas früher zur Arbeit, diesmal mit dem Auto, so konnte er gleich Frieda mitnehmen und in den Hort bringen. Cami hatte wieder Massage-Termine. Gleich nach dem Mittagessen machte Felix den Seitenabschluss beim Sofa-Bett fertig und dann konnte er dieses Teil montieren, ich diente dabei als erste Handlangerin.

Als Cami das fertige Sofa-Bett etwas später sah, machte sie gleich ein paar Fotos und am Abend entdeckte auch Frieda die Erneuerung. So erhielten wir gleich zwei Bilder von ihr. Sie erzählte mir, dass sie diese 3 Projekt-Wünsche (Cheminee-Verkleidung, Bettsofa-Lagerraum und den Gartenweg) schon sehr lange hegte. Aber die meisten Workawayer hätten zu wenig handwerkliche Erfahrung für so etwas. Als Feierabend-Überraschung durfte Felix jun. schon wieder mit einem Anhänger voll Erde losfahren.

In der Nacht auf Donnerstag, 31.01. konnten wir sehr lange nicht schlafen. Es war so drückend warm im Zimmer, und mit laufendem Ventilator schlafen wir nicht gerne. Möglichweise waren unsere Körper zu sehr erwärmt und trotz einer kalten Dusche immer noch wie ein Speicherofen. Heute stellten wir übrigens fest, dass wir während unserem vier-Wöchigen Aufenthalt in Bolwarra keinen einzigen Regentag hatten. Regen gab es nur ein paar Mal in der Nacht. Doch auch davon merkte man am kommenden Tag jeweils nichts mehr. Ausser vielleicht, dass die Wäsche an der Leine am Morgen nässer war, als am Abend zuvor. Heute war irgendwie ein ganz spezieller Tag, besonders für Felix. Erstens konnte er das Fussweg- Projekt, sowie das Wassertank-Projekt abschliessen. Es muss nur noch betoniert werden. Cami ist sehr erfreut, ganz besonders über IHREN Gartenweg. Die alten, gefrästen Betonsteine hatte Felix gestern einbetoniert. (Übrigens schauen alle in eine Richtung, wie Sonnenstrahlen, deshalb hatte Felix zuerst Ruten hingelegt, um die Richtung zu markieren.) Heute Morgen hat er die kleinen Zwischenräume mit Zement aufgefüllt und so konnten wir auch dieses Projekt mit dem Auffüllen von feinem Split für uns beenden. Um grössere Flächen zu betonieren ist es hier im Moment noch zu heiss. Das Spezielle an diesem Tag war nicht nur das Abschliessen der beiden Arbeiten, sondern: Felix durfte heute nach dem Mittagessen eine wohltuende Massage von Cami geniessen und nach dem Nachtessen gab es sogar noch etwas Glace. Das erste Mal in meinem Leben habe ich so früh, am 31. Januar, Kartoffeln gesetzt, das war „mein“ spezielles Erlebnis.

Ein etwas aufregender Freitagmorgen, 01.02. für Jana. Schon früh zog sie ihre Schuluniform an, da heute sozusagen ihr „Einschreibe-Tag“ in der Schule war. Sie freute sich sehr auf diese zwei Stunden. Am kommenden Montag ist dann der eigentliche Beginn.

Kurz nach acht Uhr machten wir uns auf den Weg nach Maitland (5.5 km), da genossen wir unseren letzten freien Tag. In der Nacht zuvor hatte es leicht geregnet und die Luft hatte sich wesentlich abgekühlt. Zuerst gingen wir einen feinen L-Cappuccino  trinken. An vielen Orten ist Kaffee in drei verschiedenen Grössen erhältlich, wie bei Konfektionsgrösse S-M-L. Dann schlenderten wir gemütlich durch die ganze Stadt, machten einen kurzen Besuch in der Kunst-Galerie, welche jedoch zum Teil nicht zugänglich war, da gerade ein Ausstellungswechsel stattfand. Überall war Ausverkauf und die Preise purzelten in die Tiefe. Felix erstand ein Herrenhemd für $ 5.-.

Langsam machte sich ein leiser Hunger bemerkbar. Wir gingen in eine Pizzeria, da trafen wir einen Kollegen von Felix jun., der uns erstaunlicherweise sofort wieder erkannte. Wir bestellten uns eine Pizza zum Mitnehmen und gingen damit hinüber zum Hunter Fluss. Danach marschierten wir ein schönes Stück dem Fluss entlang, bevor wir wieder in Stadtrichtung gingen. In einer Nebenstrasse entdeckte ich ein sehr schönes „Häuschen“ ;-)), daneben hat es sehr alte, renovationsbedürftige Häuser. Nach einem ein-stündigen Marsch waren wir wieder Zuhause. Im Garten kam uns Yasmine sofort entgegen, sie freute sich sichtlich, denn sie musste ganz allein zu Hause bleiben. Cami hatte für uns die Hintertüre offen gelassen, als sie zur Blutspende ging. Sofort stopfte ich unsere Schmutzwäsche in die Maschine, ein letztes Mal in Bolwarra. Zum Nachtessen gab es Pizza, vegetarische Bratlinge und Salat. Cami öffnete auch eine Flasche alkoholfreien Roten.

Nach dem Duschen, am Samstagmorgen, 02.02. packten wir die restlichen Sachen in unsere Koffer. Das letzte Mal nahmen wir in der Familie das Frühstück ein. Felix jun. kochte jeden Morgen Porridge mit Wasser, Weinbeeren und gestückelten Bananen. Danach machten wir unser Zimmer sauber. Die Waschmaschine mit der Bettwäsche war längst in Betrieb. Als ich unser Revier und die Küche soweit sauber hatte, verabschiedeten wir uns von Cami. Sie konnte, wegen Platzmangel im Auto, nicht mit uns zum Bahnhof mitkommen. Felix jun. lud uns in Maitland zu einem Kaffee ein und wir alle, ganz besonders die Mädchen, genossen dazu auch ein Süssgebäck. Nach dem Verabschieden ratterte wie so oft, ein mit Kohlen beladener Güterzug vorbei, drei Lokomotiven zogen 96 Wagen.

Schon bald sassen wir im Zug in Richtung Newcastle. In Hamilton hatten wir sieben Minuten Zeit um umzusteigen. Die ganze Fahrt von Maitland nach Sydney dauerte 3.5 Std. und kostete $ 6.08 (sFr. 4.50). Eine lange Strecke fuhren wir durch Wälder, erst später ging es manchmal der Küste entlang. Wir waren in einem Ruhewagen, da herrschte aber wirklich vollkommene Ruhe.

Obwohl es in den Zügen keine Abfalleimer gibt, sind die Wagen sehr sauber. Was uns auch imponiert hat, die Sitzlehnen kann man umklappen und somit der Fahrtrichtung anpassen. In Sydney konnten wir mit dem Tram ganz in die Nähe des Hotels fahren.

Nach unserem Zimmerbezug gingen wir gleich zu Fuss durch die Stadt bis zum Hafen. Da hatten wir eine wunderbare Sicht zum Opernhaus und zur bekannten Hafen-Brücke. Wir gingen sogar hinauf zur Brücke und die untergehende Sonne verhalf mir zu schönen Fotos zum Hafen und Opernhaus. Bei einem Nachtessen liessen wir diesen Tag ausklingen. Mit dem Zug fuhren wir wieder zurück, in die Nähe des Hotels.

Erste Eindrücke aus Sydney ( erstes Bild Stadthalle)

In der Nacht auf Sonntag, 03.02. hörte ich ein leichtes Poltern. Ja, so dachte ich zuerst, das wird eines der Mädchen sein, gleich im Zimmer neben uns. Dann erinnerte ich mich aber sofort daran, dass wir doch im Hotelzimmer in Sydney sind. Sonst war es jedoch die ganze Nacht sehr ruhig und wir erwachten erst um acht Uhr. So lange hatten wir schon lange nicht mehr geschlafen. Da es in unserem Hotel kein Frühstück gibt, gingen wir zur Strasse hinunter und dort fanden wir im Starbucks ein nettes Plätzchen zum Frühstücken. Danach schlenderten wir zum Hyde-Park. Da gibt es verschiedene hübsche Plätzchen am Schatten zum Verweilen. Der Archibald-Brunnen hat uns auch sehr gut gefallen.

Sehr beeindruckend ist natürlich auch die St. Mary’s Kathedrale. Eine unheimlich lange und interessante Unterführung brachte uns zum The Domain-Park.

Vorbei an der Kunstgalerie bummelten wir gemütlich weiter zum Botanischen Garten von Sydney. Da hatte es wiederum sehr viele Sitzbänke am Schatten, worüber alle Besucher bestimmt sehr froh sind, wenn es so warm ist. Beim schön angelegten Seerosen-Weiher hatte es auch unheimlich viele Libellen.

Wir gingen bis zum äussersten Landzipfel, dem Mrs. Maquaries Point. Denn aus dieser Perspektive kann man das Opernhaus, zusammen mit der Hafen-Brücke, fotografieren. Dem Meer entlang promenierten wir zum Opernhaus von Sydney, dem bemerkenswertesten Bauwerk, das wir je gesehen haben.

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5 Antworten auf „Lebewohl Bolwarra“

  1. Soo viele schöne, ausgefüllte Tage mit lieben Menschen und handwerklichem Können. Herzliche Gratulation, Felix, zu deinen Werken. Tja, Sydney hat uns auch gut gefallen und beeindruckt, auch die schon fast mondänen Badebuchten-und Strände. Wunderbare Fotos, Alice!
    Bei uns am See Regensonntag, nur unwesentlich höher (SG) ersticken sie fast in Schnee massen, SG:YB abgesagt, zu viel Schnee – und bei euch in QLD Regenfälle des Jhdts.! Alles Gute, A&O

  2. Grüezi Miteinander

    2 Dinge würde ich demnach auch in der Schweiz einführen.
    1. Die Billetpreise von Australien
    2. Der Freie Tag nach dem Nationalferiertag…

    ja, und dann war ich sehr überrascht, dass es EUCH tatsächlich zu heiss sein kann… 🙂

  3. Entschuldigung Alice, ich meinte natürlich Australien. In Neuseeland wart Ihr ja zu beginn Eurer Reise. Sydney ist riesig und beeindruckend.
    Bis bald, Liebe Grüsse, Brigitte

  4. super Picture of Sydney!!!! I envy you that you visit one of my favorite city of the world. We have not been there for a while.
    I’m surprised that your contract is already terminated in Bolwarra. What skilled Workers you are! A master piece of furniture Felix created and the stairway you build will remind the Family of you, hopefully…
    Now it’s YOUR time to relax and travel. Have you fixed your travel plan yet? Enjoy where ever you are and travel safe. Looking Forward to read your next entry in the Blog. With warm greetings from a cold Switzerland… love trix

  5. Liebe Alice und Felix ,
    Vielen Dank für die wunderschönen und beeindruckenden Aufnahmen und fantastischen Berichten aus dem fernen Australien …. Ich bin sehr beeindruckt und kann nur ein großes Kompliment aussprechen….. Auch die vielen gelungenen Arbeiten und Beschäftigungen sind sehr lobenswert….. Ein wunderbares Land und die tollen Bilder sprechen für sich !
    Ich wünsche Euch weiterhin viel Freude bei Euren abenteuerlichen Unternehmungen und sende viele liebe Grüße aus dem Taunus , Inge !

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