Raclette-und Konzertabend

Am Sonntag, 13.01. bereits vor acht Uhr begann Cami den Rasen zu mähen. Es ist in Australien ganz normal, dass auch am Sonntag gearbeitet wird. Felix ging nach dem Frühstück in die Werkstatt und arbeitete am Projekt  Cheminee weiter. Cami änderte ihren Wunsch nochmals. Sie fragte Felix, ob es möglich wäre, die Form leicht konisch zu schreinern. Bin gespannt auf das Ergebnis. Für mich war wieder Gartenarbeit geplant. Diesmal säte ich verschiedene Gemüse und Salat, diese müssen jedoch bescheiden leben, auf einem kleinen Platz zwischen Beeren oder bestehendem anderem Gemüse. Der einen Seite entlang des Hauses konnte ich ebenfalls noch jäten. Da möchten sie gerne einen Wassertank hingeben fürs Regenwasser. Puh…, da hatte es nicht nur viel Unkraut, sondern auch mehrere Töpfe mit zum Teil verstorbenen Pflanzen, Holzstickel, Netze, Drahtgeflechte und eine abgestorbene Kletterpflanze, welche alle Nachbar- Pflanzen erwürgt hatte.  Jedenfalls hatte nicht alles Platz in der grünen Abfalltonne, obwohl das Unkraut ausserhalb des Gartens deponiert wird. Cami stieg auf die Leiter und so konnten wir gemeinsam die Schlingpflanze wegschneiden. Am Nachmittag machte Cami noch Seife, beim Abfüllen der Masse konnte ich ihr behilflich sein.

Den Montagmorgen, 14.01. nutzten wir um die Wohnung zu reinigen. Danach brachte Cami Jana zum Schwimmkurs, auch Frieda durfte mitgehen. Nur Yasmin musste bei uns bleiben. Felix hatte noch Arbeit mit der Cheminee-Verkleidung. Er musste die fünf Teile zusammenfügen, sozusagen zu einer konisch verlaufenden Kiste. Gemeinsam brachten wir dieses Möbel ins Wohnzimmer, und siehe da, es passt rein. Jetzt muss noch der Rahmen-Abschluss angefertigt werden.

So sah es zuvor aus

Ich hatte noch Wäsche zum Aufhängen, während Cami fort war. Auch unsere Wäsche konnte ich danach noch in die Maschine tun. Im Nu war die Wäsche von zwei Maschinen trocken, nur ein „bisschen“ Wärme und Wind. Vor ein paar Tagen erzählte uns Cami, dass sie einen Raclette-Ofen haben, den sie jedoch noch nie benutzt hatten. Deshalb fragte sie uns, ob wir nicht einmal einen echten Schweizer Raclette-Abend machen könnten. Felix jun. hatte gestern Kartoffeln, Käse und Ananas besorgt. Natürlich findet man hier selten Raclette-Käse, deshalb brachte er Gouda und „Swiss Emmentaler“. Es wurde auch ein befreundetes Ehepaar eingeladen. Veronika ist Österreicherin und John ist Engländer, die beiden wohnen seit mehr als dreissig Jahren in Australien. Gemeinsam brachten wir den Ofen, die Kartoffeln und  sämtliche allgemeinen Beilagen hinaus zum Gartentisch. Alles passte „ausgezeichnet“, sogar weisse Bohnen an Tomatensauce, Sauerkraut und Oliven wurden serviert. ;-)) Die Kinder genossen das Abendessen im Garten genauso wie die Erwachsenen. Beide Mädchen waren ganz übermütig. Als wir immer noch beim Essen waren, brachte Frieda bereits die selbst gemachten Mango-Bananen Glace in den Garten, auf diesen Moment hatte sie schon lange gewartet.

Am Dienstag, 15.01. war für Jana wieder Schwimmkurs auf dem Programm. Cami erzählte mir, dass Frieda leider ohne Windeln im Bett war und dann das Elternbett eingenässt hätte. Sogar die Matratze war nass geworden, der neue Matratzenschoner von Aldi hatte versagt. Die Waschmaschine war deswegen schon sehr früh in Betrieb. Als Cami dann zum Schwimmen fuhr konnte ich die Wäsche besorgen, was sind schon zwei Maschinen voll. Der Stewi hier ist sehr praktisch, er ist mit einer Kurbel höhenverstellbar. Da keine richtige Werkbank vorhanden ist, hatte Felix einige Probleme in der Werkstatt. Auf einem wackeligen, zusammenklappbaren Kunststofftisch war es schwierig die Gehrung in einen speziellen Winkel zu sägen und die Teile danach zusammen zu dübeln. Nach einigen Improvisierungen bei der Fertigung sieht der Rahmen für mich aber perfekt aus. Auch Felix jun. fand, als er nach Hause kam, dass der Rahmen schön aussieht. Übrigens, diese Woche geht Felix jun. wieder zur Arbeit, (per Fahrrad) seine Weihnachtsferien sind vorbei. Cami und ich machten am Nachmittag mit der kleinen Seifenproduktion weiter, die grossen Stücke wurden zugeschnitten. Jetzt müssen sie weitere sechs Wochen austrocknen. Nach dem Rösti-Nachtessen liess Felix jun. Musik laufen. Jana ging sich sogar umkleiden, um zu tanzen. Schon bald waren wir alle sechs auf dem Teppich-Tanzboden. Die Kinder waren so richtig in Fahrt, das machte einfach Spass.

Der Mittwoch, 16.01. verlief bei uns sehr ruhig. Die Kinder gingen wieder mit Mama weg, Frieda geht ja drei Mal pro Woche in den Hort und Jana hatte wieder Schwimmkurs. Felix konnte heute seine Cheminee-Arbeit beenden. Er hat den Holzrahmen geschliffen, alle Kanten abgerundet und am Schluss auch noch mit Kokosöl behandelt. Es war Camis Wunsch, dass er für den Rahmen altes Holz verwendet. Deshalb sieht man ein paar Löcher drin, einige davon konnte Felix brauchen, um den Rahmen zu befestigen. Was Männer nicht alles tun für eine sympathische junge Frau. ;-)) Cami ist sehr glücklich mit dieser Verkleidung, sie meinte: “Genau so habe ich es mir erträumt“.

Am Morgen war ich zuerst kurze Zeit im Garten, bevor es zu heiss wurde. Danach hatte ich Flickarbeiten 😉 …immer wieder bringt Cami mir etwas zum Flicken. Das hatten wir doch schon einmal. Zuerst zwei Schuluniformen von Jana, dann zwei Paar Shorts von Cami, und zwei Sofa-Kissen, welche komplett kaputt sind, das Material ist hauchdünn. Ja, ein Hochzeitsgeschenk hält man in Ehren, das kann ich auch verstehen. Beim Spaziergang mit Yasmine erzählte uns eine Frau von einem Lawinenniedergang in der Schweiz, das hätte sie in den neusten Nachrichten am TV gesehen. Diesmal hatten wir wieder Glück, es waren einige Kängurus auf der Wiese am See und ich hatte diesmal sogar die Kamera dabei.

Nach einer etwas unruhigen Nacht, erwachten wir am Donnerstag, 17.01. etwas früher als gewöhnlich. Da es so heiss war, schlief die ganze Familie im Esszimmer, auf dem Bettsofa (das auf dem Familien-Bild zu sehen ist). Zweimal hörte ich die Kinder weinen oder es rumpelte wieder etwas. Sonst ist es hier sehr ruhig. Für dieses Bettsofa, rechts im Bild, startete Felix übrigens sein neues Projekt. Zwischendurch hatte Jana aber noch eine kleine Bitte, er musste ihr helfen ein ganz kleines Vogelhäuschen zusammenzubauen. So gingen wir zusammen mit dem Material und der englischen Anleitung in die Werkstatt. Nach dem Haare-Kämmen von Jana hatte ich Gartenarbeit. Zuerst konnte ich Kuhdung einsammeln auf der Wiese nebenan. Gegen Mittag wurde es sogar mir zu heiss und ich bevorzugte eine kalte Dusche. Am Nachmittag durfte ich eine Massage geniessen von Cami. Oh, das war sehr wohltuend. Felix wurde fast neidisch, als er mich auf dem Massagetisch liegen sah. Am Abend musste ich das Nachtessen zubereiten, nach einem englisch geschriebenen Rezept auf Camis PC. Das war eine harte Prüfung. Zum Glück hat es allen geschmeckt, aber ich war schon recht nervös.

An unserem freien Tag, Freitag, 18.01. wurden wir um neun Uhr von Veronika abgeholt. Nach dem gemeinsamen Raclette am Montag hat sie uns eingeladen. Dieses befreundete Ehepaar, Veronika und John, wohnt ausserhalb Clarence Town, das liegt ca. ¾ Autostunden nördlich von Cami entfernt. Zuerst fuhr Veronika mit uns jedoch nach Butterwick, dort ist ein ganz spezielles Projekt am Entstehen. Ausserhalb der Ortschaft, auf einer ehemaligen Farm,  entstehen 27 Häuser. Für $100.000 kann man Mitglied werden von dieser Wohngemeinschaft und damit erwirbt man das Recht eines dieser 27 Häuser selbst zu bauen. Das Land gehört jedoch ALLEN. Veronika und John haben ihr Haus bereits gebaut, nur der Innenausbau fehlt noch. Die Fassade haben die beiden mit Hanf und einer kleinen Zugabe von Stroh gemacht. Zu dritt besuchten wir auch ganz kurz ihre direkte Nachbarin, eine fast 80 jährige Frau. Danach stellte Veronika uns ebenso Chris und seiner Frau vor. Dieses junge Paar wohnt seit gut einem halben Jahr, zusammen mit ihrem kleinen Mädchen, in einem lieblichen „Tiny house“. Das haben sie selber gebaut, alles mit altem Holz. Sie haben ebenfalls vor dort ein Haus zu bauen, deshalb wohnen sie jetzt schon dort, aber auf Rädern. Die Frau ist übrigens Westschweizerin. Rechts neben ihrem Häuschen haben sie ein paar ganz spezielle Hochbeete. Da ist unten drin sozusagen ein Wasserreservoir, welches durch ein Rohr von oben wieder nachgefüllt werden kann. Chris, ebenso nett wie seine Frau, hat uns diese Hochbeete erklärt. Natürlich durften wir den ganzen Wohnraum auch besichtigen. Der Besuch auf „Shepherds-Ground“ war für uns sehr interessant und eindrücklich. Danach fuhren wir weiter nach Butterwick, wo wir gemeinsam ein Mittagessen einnahmen und sehr gute Gespräche mit Veronika führen konnten.

Haus von Veronika und John

https://www.shepherdsground.com.au/

Am Samstagmorgen, 19.01. erwachten wir im Erdgeschoss bei Veronika und John. Na, klar, wir durften ja beide freien Tage bei ihnen verbringen, inklusive Übernachtung. Sie erzählten uns von ihrem ersten Hausbau. Vor gut zwanzig Jahren, damals war ihr Sohn Simon noch sehr klein, fingen sie ernsthaft mit diesem grossen Bauprojekt an. Es steht ein kleines Haus daneben, da wohnte die Familie. Die Ton-Bausteine machten sie alle selber, die wurden jedoch nicht gebrannt, nur luftgetrocknet. Oft hatten sie freiwillige Helfer, durch eine Organisation, ähnlich wie „Workaway“. Der Lehm wurde mit nackten Füssen in eine Holz Form gestampft, der Rahmen wurde danach sofort entfernt und die nächste Form wurde gefüllt und gestampft. Das war eine enorme Arbeit, wie wir auch auf Fotos sehen konnten. Dem Lehm wurde damals, wie jetzt beim neuen Haus, auch etwas Stroh untergemischt, um die Feuchtigkeit zu regulieren und zum Binden. Die Struktur durch das Stroh ist sichtbar. Mehrere Jahre dauerte damals dieser Hausbau, da die beiden wirklich alles selber gemacht hatten. Im Alter ist es sicher besser, nicht so einsam zu leben, denn einen Nachbarn gibt es nicht und das Haus steht sozusagen im Wald drin. Ausser den Vögeln, den vielen Zikaden und ihrem Hahn, der uns um drei Uhr kurz aufweckte, hörten wir gar nichts.

Gegen Abend fuhren wir mit ihnen zu einer Mandala-Bio-Farm.  Da trafen wir auch Felix, Cami und die beiden Mädchen wieder. Hier waren wir zu einem Konzert eingeladen mit Nachtessen. Fürs Vegi-Essen gab es einen Unterbruch des Konzertes, danach spielten sie fleissig weiter. Die Zuhörer wurden durch die Sprinkler-Anlage von Petrus ganz fein und kühl eingehüllt. Kaum hörte Frieda Musik zog sie ihre Schuhe aus und fing an zu tanzen, die  zweijährige tanzte auch mit ihrer Mami, nicht etwa auf einer Tanzbühne, nein im Gras.

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2 Antworten auf „Raclette-und Konzertabend“

  1. Liebe freunde, wir sind jedesmal begeistert von den vielen erlebnissen. man kann euch jede arbeit geben und es klappt einfach.bewundernswert!!!!
    wir sind im moment in serfaus in den ferien. ein traum, so viel schnee u sonne. heute eine wanderung und mein knie hat sich gut gehalten. euch weiterhin viel freude für neue aufgaben. Liebe grüsse annemarie u otto

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