Richtung Freiheit

Niemand kann sich vorstellen, wie viele Pflanzen und kleine Pflänzchen in den verschiedenen Gehegen stehen und aufs Umtopfen warten. So ging es auch am Mittwoch, 13. Dezember mit Umtopfen weiter. Zuerst werden die alten Töpfe jeweils desinfiziert, damit keine Krankheiten übertragen werden können. Nach einem etwas späteren Mittagessen fuhren wir mit Fintan (Felix am Steuer, er bekam eine Linksfahr-Lernlektion) in einem ganz alten VW-Bus hinunter, um einkaufen zu gehen. Bei seiner Ex-Frau Ruth parkierten wir und Fintan hätte uns gerne Ruth vorgestellt. Sie war jedoch nicht zu Hause, sondern an ihrem Arbeitsplatz in der Schule. Gerne zeigte er uns auch ihren Gemüsegarten, sowie ihr Glasmal-Atelier. Daneben auf der Wiese stand ein ebenso alter VW- Bus (Jg.1971), der ebenfalls Fintan gehört. So durfte Felix mit diesem „Klapperbus“ weiterfahren zum Einkaufen und unser „Chef“ ging mit dem anderen wieder heim. Mir war es überhaupt nicht wohl in diesem lärmigen Vehikel. Als wir wieder in Woodbridge Hill Hideaway ankamen und Fintan den Schlüssel überreichen wollten, sagte er: „Das ist jetzt euer Fahrzeug, so seid ihr unabhängig“.

 Am Donnerstagmorgen war Fintan nicht zu sehen. Als Transport-Unternehmer hat er oft auswärts Arbeit. So gingen wir einfach wieder zum Umtopf-Platz und machten mit den vielen grossen Pflanzen weiter. Nach dem Mittag kam Fintan kurz vorbei und ermunterte uns mit dem Bus doch einen kleinen Ausflug zu unternehmen. Mit etwas Überwindung wollten wir seinen Vorschlag befolgen, damit das Linksfahren zur Routine werden könnte. Dann stellten wir fest, dass der Rechts-Blinker nicht funktioniert. Deshalb wagten wir doch keine Busfahrt.

Anderntags, am frühen Freitagmorgen, sagte Fintan, er müsse nach Kingston gehen, ob wir noch irgendwas benötigen. Und anschliessend gehe er dann mit „unserem“ Bus zur Garage, um den Blinker reparieren zu lassen. Gegen Mittag kam Fintan zurück und überreichte uns den von uns bestellten Blumenkohl. Gleichzeitig verlangte er den VW-Bus Schlüssel, um den Blinker reparieren zu lassen. Als er wieder zurückkam, strahlte er und sagte: “Ich muss noch ganz schnell einen Telefonanruf erledigen, denn ich habe für euch ein kleineres Auto in Aussicht, welches einfacher zu fahren wäre.“ Der Garagist hat ihm diesen Tipp gegeben. Und schon sassen wir in seinem Auto und fuhren los ins übernächste Dorf zu einem Einfamilienhaus. Dort stand ein hellblauer Toyota, (Jg. 1992). Nach einem kurzen Verhandlungsgespräch mit dem Besitzer, einem älteren Herrn, war der Kauf perfekt. ($ 400.-) Da die Batterie nichts mehr taugte, fuhren wir in eine Garage und Fintan besorgte eine neue Batterie, welche er flugs auswechselte. Er startete den Motor, überprüfte noch den Ölstand und überliess uns das Auto mit der Bemerkung: „Wir sehen uns dann wieder in Woodbridge.“  Zu Hause angekommen, füllte er uns noch den Tank auf und meinte: “Jetzt seid ihr frei“. Natürlich hat er sein neues „Sammelobjekt“ sofort seiner Versicherung angemeldet. Übrigens, Felix ist schon viel glücklicher mit dem alten Toyota, als mit dem „Klapperbus“! …und nicht nur Felix!

Anmerkung: hier in Tasmanien bleibt die Autonummer stets beim Fahrzeug und nicht beim Halter.

Am Samstag, unserem ersten freien Tag, wollten wir den Toyota einweihen. Bald nach dem Frühstück  machten wir uns auf den Weg in Richtung Huonville. Bereits nach neun Kilometern machten wir einen kurzen Stopp, um die schöne Bucht zu betrachten. Als wir wieder weiterfahren wollten, blieb das Auto stumm. Es war überhaupt kein Anlasser Geräusch zu vernehmen. Was nun? Nach kurzer Überlegung telefonierten wir Catherine und eine halbe Stunde später holte sie uns ab und unser Auto blieb zurück. Das war unser erster Ausflug mit „unserem neuen Auto“. Stattdessen unternahmen wir einen Spaziergang hinunter ins Dorf Woodbridge, gut 4 km. Etwas ausserhalb des Dorfes entdeckten wir eine riesige Kirschenplantage, die Früchte leuchteten schon ganz schön rot. Die Anlage ist sehr gut eingezäunt und mit Netzen gedeckt. Danach erblickten wir im Dorf zufälligerweise eine grosse Hochzeitsgesellschaft und konnten die Trau-Zeremonie, welche im Freien stattfand, aus Distanz mitverfolgen. Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Rituale in andern Ländern sind.

Wir gönnten uns am Sonntag eine etwas längere Bettruhe. Noch im Pyjama knipste ich den zurückgelassenen Party-Raum. Denn gestern Abend hatte unsere Gastfamilie hier, in unseren Räumlichkeiten, eine Party mit 30 Personen. Selbstverständlich wurden wir zuvor informiert, sie legten schon am Samstagmorgen ein Spanferkel in unseren riesigen Kühlschrank. Bald darauf kamen Catherine und Fintan um aufzuräumen. Als erstes streckte Fintan gleich Felix den Toyota Schlüssel entgegen, mit der Bemerkung: „jetzt läuft er wieder!“

Dieser Wohnraum hat nahezu 100 m2. Die ganze Küche im Hintergrund war voll mit schmutzigem Geschirr.

Spontan halfen wir mit beim Aufräumen. Plötzlich sagte Fintan: „Alice, ich habe einen Plan, bleibt doch für immer da, geht nicht zurück in die Schweiz!“ Nach erledigter Arbeit wagten wir einen zweiten Versuch, um mit unserem wieder zurück erhaltenen Toyota einen Sonntagsausflug nach Cygnet zu unternehmen.

 

 

 

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4 Antworten auf „Richtung Freiheit“

  1. Hoi er Zwei Wältabummler !
    Jeda zweiti Tag freumi zom da Läbtop ischalta ond vo eu hoffentlich a neui Nochricht z’finda ! Ganz intressiert verfolgi eui neua Erläbnis .
    Danka viiieelmol för d’Charta, i glaub i het au chli Müha mit Sommer, Sonna ond Strand ada Wiehnacht ! Bi üs isches chalt ond schneit zitawiis , aber nöd so dass d‘ Strossa oder d’Wiesa wiss sind .
    Mini Schwiegermuater, Berta Ackermann, isch gester (Samstag 16.Dez.) friedlich igschlofa . Si heg di letschta 2 Täg nuno gschlofa ! Dass Heinz sooo überraschend gstorba isch hät era halt au zuagsetzt gäll ?
    So jetzt fertig mit Negativbricht …gnüssad eui Zit in Tasmanien !!
    Schöni Wiehnacht ond bis nöchst Johr 🙂 !!

  2. Liebe Alice und Felix
    Vielen herzlichen Dank, dass ihr uns an eurem Abenteuer teilhaben lässt. Eure Berichte lesen sich spannender als ein Krimi, sie sind einfach super! Ihr habt es offensichtlich sehr gut getroffen, das freut uns sehr. Euer Gastgeber scheint ein sehr netter Mensch zu sein, und auch enorm fleissig und handwerklich geschickt. Da hat er mit euch ja viel gemeinsam. Richtet ihm aber bitte aus, dass ihr nicht für immer in Tasmanien bleiben könnt, wir würden euch hier zu sehr vermissen. Euch mit einem Spanferkel im Kühlschrank zu bestechen, ist ohnehin keine erfolgsversprechende Methode. Auch wir danken euch für den Weihnachtsgruss herzlich. Gegenwärtig schneit es in Basel, es liegen mehrere Zentimeter Schnee. Das gab es schon länger nicht mehr. Ihr dürftet uns deswegen aber kaum neidisch sein 🙂
    Liebe Grüsse
    Christine und Kurt

  3. Liebe Alice und Felix, die Geschichte mit dem Spanferkel löste einfach einen grossen Lacher aus bei mir. Überlegt man das genau,- wo lässt sich denn ein ganzes Schweinchen sicherer lagern, als bei Vegetarier!
    Wir lesen also diese Blog,s auch sehr gerne und haben dabei ein bisschen das Gefühl, auch mit dabei zu sein. Als ich das Bild von diesem Partyraum sah, war ich überzeugt, dass wir Schwestern unser nächstes Treffen bei euch haben werden. ……
    Wir wünschen euch schöne Weihnachten und senden liebe Grüsse Max und Erna

  4. Liebe Alice und Felix,
    Wir stimmen voll mit Christine & Kurt, auch mit Erna überein.
    Auch wir danken herzlich für die lieben X-masgrüsse (jetzt wissen wir endlich den Namen dieser in Australien häufigen Blüte).
    Frohe Feiertage auch euch beiden und viele weitere angenehme Erlebnisse. A&O

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