Tage über den Jahreswechsel

Schon ziemlich früh am Freitag, 29. Dezember beendeten wir unsere Holz-Arbeit, wir waren ja sozusagen entführt worden am Mittwoch und mussten diese Arbeit einfach warten lassen. Fintan sagte allerdings: „Das Holz kann warten, diese Arbeit eilt nicht“. Als wir damit fertig waren, starteten wir im neuen Arbeitsfeld. Das ist ein sehr grosses Feld, ich glaube wir bleiben tatsächlich hier, um diesen Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Denn der riesige Rhododendren Garten will vom Unkraut befreit werden und was Fintan noch wichtiger ist, das Mulchen mit Rindenschnitzel.

Auch am Samstag arbeiteten wir im Rhododendren-Garten, da findet man übrigens auch viele Koniferen, Zierkirschen und verschiedene Frühlingsblüher. In der ganzen, ziemlich steil angelegten Gartenanlage, gibt es sechs Weiher, welche alle durch ein Bächli miteinander verbunden sind. Das heisst, wenn Fintan das Wasser von der Klärgrube hinauf pumpt, fliesst dieses in den obersten Weiher und dann den Hang hinunter von Teich zu Teich. Der erste Weiher ist direkt vor unserem Schlafzimmer. Zuunterst, nahe am Wald ist ein grösserer Weiher, der ist selbständig und somit nicht mit den sechs kleinen verbunden. Wenn wir mit Mulchen fertig sind, sieht dieser Garten bestimmt wieder sehr schön aus. Am Feierabend hatten wir noch Grosswäsche. Unsere Arbeitskleider sahen aus, als hätten wir wirklich gearbeitet. Und meine Armen sind ganz zerkratzt, denn ich versteckte mich oft unter den Sträuchern und Koniferen.

Links ist unser Haus, rechts daneben die vier Bungalows, welche an Touristen vermietet werden.

Wir wünschten uns einen super sonnigen Sonntag, denn wir hatten vor auf den Hartz Peak, im Nationalpark, zu wandern. Petrus musste unser Wunsch aufgenommen haben, jedenfalls war es recht sonnig als wir von zu Hause wegfuhren. Die Fahrt via Huonville, Geeveston hinauf zum Park dauerte ca. 1 ¼ Std. – wobei die letzten 13.5 km ungeteert waren. Schon unterwegs verdunkelte sich der Himmel und Felix musste schon bald ab und zu den Scheibenwischer betätigen. Übrigens hat sich Felix schon ganz gut ans Linksfahren gewöhnt, auch den Scheibenwischer benutzt er nicht mehr, wenn er blinken will. Denn der Blinker ist beim Toyota auf der rechten Seite und der Scheibenwischer links. Weiter ging die Fahrt, trotz dem etwas düsteren Himmel liessen wir uns nicht entmutigen. Wir entschieden uns wenigstens zum Arve Wasserfall zu gehen und danach weiter zu entscheiden. Oben über dem Berg hing Nebel, so hatten wir keine Lust hochzusteigen, wenn man doch keine Aussicht hat. So wanderten wir stattdessen zum Lake Osborne. Ein schöner Wanderweg führt zuerst durch den Regenwald, dann meist auf Holzstegen weiter zum See.

 

Den Montag, den Neujahrstag, starteten wir mit Freiwilligenarbeit. Ehrlich, wir gingen wieder in den Garten, um wieder ein Stück vorwärts zu kommen mit Mulchen. Aber auch Fintan konnte es nicht lassen, man hörte ihn mit dem Bagger arbeiten. Wir unternahmen danach noch einen kleinen Ausflug ins Nachbardorf Middleton. Wir spazierten dem Strand entlang. Zum ersten Mal sahen wir hier eine Person baden. Zwei Frauen waren mit ihrem Pudel unterwegs, das weisse Hündchen war sehr lebhaft und holte unzählige Male den Ball, welcher für ihn weggeworfen wurde von der einen Frau.   Die zweite Frau grüsste uns freundlich und stellte sich gleich mit Katherine vor. Es  ergab sich ein nettes Gespräch. Die beiden Damen (in unserem Alter) kamen  ursprünglich vom Festland nach Tasmanien. Als sie erfuhr, dass wir Schweizer sind, erzählte sie uns, dass sie schon zweimal in Europa waren, mit einem kurzen Besuch in der Schweiz. Sie wollte natürlich genau wissen, wo wir wohnen. Voller Freude erzählte sie ihrer Freundin Barbara, dass wir aus der Schweiz sind. Und schon luden sie uns zu einem Tee ein. „Morgen sind wir den ganzen Tag zu Hause“, sagte sie voller Vorfreude und erklärte uns ganz genau wo sie wohnen.

Der Dienstag zeigte sich von der schönsten Seite. So machte das Arbeiten im Garten noch viel mehr Spass. Fintan oder John brachten, wie schon die Tage zuvor, ständig erneut Mulch-Material. Sie waren sehr erfreut über unser Werk und auch Catherine schwärmte richtiggehend. Felix führte das meiste Material mit der Karette weiter und mein Job war es, diese Rindenschnitzel einigermassen gleichmässig zu verteilen. Als die Arbeit für diesen Tag erledigt war, denn die Männer mussten zuerst wieder Schnitzel holen, setzten wir uns ins Auto und fuhren nach Middleton zu den beiden Damen. Es war sehr einfach ihr Daheim zu finden. Als wir das Strässchen zum Haus fuhren, winkte uns Katherine schon aus dem Garten zu, wahrscheinlich hat sie das blaue Auto sofort erkannt. Die Beiden besitzen ein riesiges Grundstück, was hier auf dem Land eigentlich ganz normal ist. Freundlich empfing sie uns, sie freute sich sichtlich auf ihren Besuch. Nach einem kurzen Gespräch wollte sie uns gleich ihren Gemüsegarten zeigen, welcher eingezäunt ist, wie übrigens auch der Blumengarten. Dann fing es aber ganz plötzlich an zu regnen und sie eilte, zusammen mit uns, ins Haus. Sie wies auf ihre dicke Hausmauer hin und sagte uns, dass dies ein Strohballen-Bau ist. Sie erklärte uns wie so ein Haus entsteht und sagte sie habe im Winter nie unter 15°C und im Sommer werde es nie zu warm.  https://de.wikipedia.org/wiki/Strohballenbau

Auch Barbara freute sich über den Schweizer Besuch. Sie baten uns im Wohnzimmer Platz zu nehmen. Zum Tee durften wir den selbstgebackenen Weihnachts-Cake probieren. „Katherine ist eine gute Köchin, meinte Barbara. Das Gebäck, mit vielen Dörrfrüchten, war wirklich sehr gut. Die beiden Frauen waren sehr Interessiert und hatten viele Fragen über unser Zuhause, die Familie und über die Schweiz. Natürlich hatte Katherine am Vorabend, nach unserer Begegnung am Strand, bereits im Atlas den Lake Constance gesucht, aber nicht gefunden. So zeigten wir ihnen auf der Karte gerne wo wir zu Hause sind. Bei ihrem Besuch in der Schweiz waren sie in Hergiswil, Luzern und auf dem Titlis, da hatten sie zum ersten Mal richtig Schnee gesehen. Felix holte im Auto den mitgebrachten Laptop, damit wir ihnen ein paar Bilder zeigen konnten. Ich hatte ganz schnell eine kleine Sammlung von 30 Fotos zusammengestellt. Sehr gespannt und mit vielen Fragen betrachteten sie die Bilder von Burkartshaus, Familie, Eiger, Mönch, Jungfrau, Matterhorn, Winterfotos vom Wallis, mit tiefverschneiten Dächern. Da konnten sie fast nicht glauben, dass wirklich ein Haus unter dieser Schneedeckt steht. Auch von den unzähligen Käselaiben vom „Chästeilet“ im Justistal waren sie sehr begeistert. Die Zeit verging im Nu und als wir Katherine und Barbara in diesem Strohballen Haus verliessen, war es draussen merklich kühler geworden. An diesem Abend erfuhren wir, dass nicht nur die Kängurus, sondern auch die Beutelratten eine Plage darstellen. Die Beutelratte klettert sogar auf Bäume, denn sie lieben die Steinfrüchte sehr und der Besitzer geht leer aus. Die Beutelratte (Opossum) ist hier geschützt.

Die Sonne weckte uns auch am Mittwoch, das ist für mich jeweils das Schönste. Während dem Frühstück bemerkten wir, dass noch kein gefüllter Wagen mit Schnitzel für uns bereitsteht. Doch, dann klappte es, kurz vor halb acht Uhr stellte Fintan eine Ladung Material für uns hin. Obwohl er noch Nachschub holte, reicht es nicht ganz, um bis zum Zwischenweg hin alle Flächen zu bedecken.  So machten wir frühzeitig Feierabend. Nur noch die schmutzigen Arbeitskleider wurden in die Waschmaschine gesteckt und dann ging es ans Packen. Ja, richtig, wir ziehen um für ein paar Tage. Ein Koffer bleibt aber hier…

Vorher

Nachher

 

 

 

 

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5 Antworten auf „Tage über den Jahreswechsel“

  1. Hallo ihr 2 Fleissigen, arbeitet an Neujahr und Bärzelistag,,während wir Müssiggang pflegen!
    Wow, diese Mulcharbeit, Alice, dieser wunderschöne Unterschied zu vorher!
    Diese touristisch wenig erschlossene Natur muss euch ja gefallen.
    Wir machten LL am Freitag ob Waldkirch bei viel Schnee, aber am Sonntag war alles aper, bloss bei Schönengrund (und höher) war LL noch möglich – und heute blasen Orkanwinde über die Schweiz, zuerst bei 15 Grad, dann kalt, dann wieder warm, dann wieder Stürme… Alles Gute euch im neuen Jahr.
    Schmerzen nicht Rücken und Hände? Glg

  2. Wie immer hört der Bericht mit einem kleinen Geheimnis auf. Meine Schwiegermutter wird langsam Profi darin die Leserschaft ein den Bann zu ziehen.
    Schön geworden euer Gärtchen. Ich verstehe das schon richtig, dass es eher ein Garten fürs Gemüt ist und nicht etwas das Fintan anbaut, oder?
    Dienen diese Teiche irgendwie für die Bewässerung?

    Euch beiden, herje etwas spät halt, sei noch ein glückliches neues Jahr gewünscht. Ich freue mich weiterhin auf den Bericht.
    Gehr ihr die beiden Damen nochmals besuchen? Dann lasst sie doch herzlich Grüssen von mir.

    Viele Grüsse aus Rütschelen, dass wir heute in Woodstock umgewandelt haben (Baggern im strömenden Regen…..)

    Michael

    1. Michael, die Teiche sind nur fürs Auge, genau so wie der grosse Garten. Fintan findet, dass Gemüse kaufen einfacher ist, als selber anzupflanzen. Es kommt natürlich dazu, dass nachts die hungrigen Kängurus alles abfressen würden. Herzlichen Gruss nach Rütschelen, Alice (Felix schläft bereits!)

  3. Herrlich, eure Blogbeiträge sind einfach ein Genuss. Wir freuen uns für euch, dass ihr es so gut getroffen hat und wünschen euch weiterhin spannende Erlebnisse und viel Vergnügen im sommerlichen Tasmanien.

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