Überstürzte Abreise

Am Weihnachtstag, 25.12. hatten ALLE frei, auch die Waschmaschinen gaben keinen Laut von sich. Als wir gegen Mittag in die Küche kamen, sass Lucca mit ein paar Toast-Brötchen auf dem Teller an seinem Laptop im Esszimmer. Auch Sabina kam noch dazu und wir versprachen ein Nachtessen für die Gemeinschaft zu kochen. Als wir später auf Georg stiessen, hatte er eben eine halbe Pfanne voll Kartoffeln samt Schale geschnitten und gekocht. Strahlend erzählte er uns, dass er beim unentgeltlichen Mittagessen in der Gemeinde war und dort sogar noch eine Tasse geschenkt bekam. Unmittelbar zuvor war er erst vom Essen zurückgekehrt. Als wir dann vom gemeinsamen Nachtessen um 17.00 Uhr erzählten, stellte er seine Kartoffeln sofort zur Seite mit der Bemerkung: „Natürlich nehme ich gerne Teil beim Nachtessen mit euch“. Wir fanden dann eine wirklich „riesige“ Auflaufform, welche wir mit Kartoffeln, angebratenen Kürbissschnitzen u. Zucchinirädchen, Zuckermais, Fenchel und einer Sauce mit feinen Pilzen und Tofu darüber, füllten. In solch einer WG kocht man, was der Kühlschrank hergibt. Nur eine Portion blieb übrig. (doch dieser Rest war am nächsten Morgen bereits weg!) In unserer Küche wandern nachts nicht nur Kakerlaken und Geckos umher, sondern auch hungrige Helfer. ;-)) Kaum hatten Felix und ich die Küche wieder in Ordnung gebracht, kam „unsere“ Gissel mit Sack und Pack herbei. Was für eine Freude, sie darf wieder ihr ehemaliges Zimmer beziehen, nachdem die Franzosen vorzeitig verreisten. Im anderen Haus gefiel es ihr  überhaupt nicht, dort waren fünf Frauen in einem Zimmer. Sie erzählte auch, dass die Küche dort immer schmutzig ist und bei uns sei es stets sauber. Nicht nur Gissel ist glücklich, auch wir, denn mit ihr haben wir eine tolle, liebenswürdige Zimmernachbarin, sie weiss auch wo der Spülknopf ist beim WC, nicht wie der Franzose. ;-((

Bekannte Stimmen weckten uns am Mittwoch, 26.12. auf. Sie mussten ganz in unserer Nähe sein. Ich schaute zwischen den Holz-Lamellen hindurch und da entdeckte ich gleich drei Vögel, die trotz dem Regen bei ihrem Frühstück auf dem Ast sassen. Ob sie sich stritten wegen den feinen Beeren, oder ob dieser Lärm eher ein Ständchen für uns war, das weiss ich nicht. Der dritte im Bunde war leider davon geflogen, dieser hübsche Bursche wollte nicht durchs Insektengitter hindurch fotografiert werden.

Zweifarbige Fruchttaube  (Pied imperial pigeon)

Feigenpirole (Figbird) ein andermal fotografiert

Als wir am Donnerstagmorgen, 27.12. beim Frühstück sassen, kam Wendy etwas aufgeregt zu uns und erzählte: „Es gibt Änderungen, denn die Franzosen Frauen haben uns diesen Morgen verlassen.“ Darauf gelangte sie mit der Bitte an uns, in der Villa nebenan das Doppelbett im Erdgeschoss frisch zu beziehen. Denn dort durfte das Italiener-Paar, welches am Heiligabend Wendy unterstützt hatte, übernachten. Das Wetter war heute genauso traurig wie die allgemeine  Stimmung hier. Es gab einige Missverständnisse, gereizte Antworten und unklare Anweisungen. Später erfuhren wir, dass mit den drei Französinnen auch die Paulina aus Deutschland, alle vom selben Zimmer, tatsächlich am Morgen verreisten. Beim Weihnachtsessen waren wir 15 und jetzt sind es nur noch 9, dass uns auch das deutsche Paar verlassen wird, das wussten wir allerdings. Die zurückgebliebenen Helfer aus diesem Haus klagten, dass diese „freche Bande“ sogar noch Lebensmittel aus dem Haus mitgenommen haben. Als Verstärkung sollte eine Kanadierin morgen Freitag ankommen. Am Abend um 18.00 Uhr erhielten wir von Charlene eine WhatsApp  mit dieser Mitteilung: „Wir benötigen morgen eure Hilfe bei der Hausreinigung… einen schönen Abend!“ Nicht nur am Freitag wird niemand in der Wäscherei sein, auch am Samstag nicht, wenn wir frei haben.

Am Freitagmorgen, 28.12. war ein ziemliches Gedränge in der Wäscherei, auch Wendy half die frische Wäsche für die Ferienhäuser bereit zu machen. Felix und ich fuhren mit Javier, dem Chilenen, nach Port Douglas zum Reinigen einer Villa. Heute waren nur drei kleinere Teams unterwegs. Wieder zurück bei uns am Strand, stellten wir die Schmutzwäsche in den Abstellraum. Am Donnerstag hatten wir die ganze Wäsche vom Vortag noch gewaschen.  Da heute nicht gewaschen wurde, wächst der Berg ziemlich schnell an. Jedes Team bringt wieder ein paar Säcke voll Arbeit zurück.

Bei unserem Spaziergang sahen wir auf der Sandbank im Meer draussen etwas, das im ersten Moment aussah wie ein Mann. Vielleicht ist es ein betrunkener Fischer, dachte ich, denn diese Gestalt schwankte leicht. Mit blossen Augen konnten wir es nicht richtig erkennen, das gezoomte Foto bestätigte jedoch unsere Vermutung, es war nur ein grosses, angeschwemmtes Holzstück.

Retour von unserem Spaziergang sass Lucca im Schneidersitz vor der Küche. Während Sabina für uns alle kochte, öffnete er mit einem abgebrochenen Brotmesser eine Kokosnuss. Noch vor dem Nachtessen brachte er uns ein Glas voll Kokosmilch mit zwei Trinkhalmen zum Tisch. Ich staunte, wieviel Flüssigkeit da noch in dieser Nuss war, es waren gut zwei Deziliter. Nach dem reichhaltigen Nachtessen mit Sabina, Lucca, Gissel, Georg und uns beiden konnten wir auch noch die Kokos-Nuss essen. Aus einer zweiten trank das junge Paar die Milch, zuvor hatte Lucca aber ganz herzig ein Gesicht geschnitzt. Ohne Buschmesser (Machete) ist es eine harte Arbeit, eine Kokosnuss zu knacken. Wir sassen sehr lange gemütlich beisammen, das war sehr schön.

Samstag, 29.12. unser freier Tag. Wir durften einen Ausflug unternehmen mit dem Auto der beiden Chilenen. So nett, dass sie uns ihr Auto anvertrauten. Sie meinten, sie brauchen es heute ja nicht, denn sie müssen arbeiten.

Wir fuhren etwas südlich von uns in die Berge hinauf, nach Mt. Molloy. Unterwegs sahen wir viele grosse Zuckerrohrfelder. Auf einer kurvenreichen, aber guten Strasse gelangten wir schliesslich auf eine Hochebene mit weidenden Kühen. Wir sahen auch wenige Bananenplantagen. Die Aussicht war ziemlich getrübt, aber wir waren froh, dass es wenigsten trocken blieb.  So konnten wir dieses kleine Dorf, (historisches Städtchen) besichtigen. Im Jahr 2011 hatte die Stadt 273 Einwohner. Der Ort wirkte auch ziemlich ausgestorben. Erstaunlicherweise gibt es zwei Kirchen, eine Post, drei Restaurants, eine Schule, einen Trödlerladen und ein historisches Hotel. Bei unserer Einkehr erzählte die Gastwirtin, dass ihr Mann auch Schweizer ist, aus Luzern.

Flammenbaum (Flame-Tree)

Danach fuhren wir weiter nach Port Douglas. Nochmals schlenderten wir zum Hafen, dann durch die Einkaufsstrasse. So viele Leute hatte es bei unserem letzten Besuch wirklich nicht. Wahrscheinlich ging es vielen Touristen genauso wie uns, man getraute sich nichts Grösseres zu unternehmen, also fuhr man in die Stadt. Schon bald fing es an zu regnen, ein warmer Sommerregen. Alle eilten von Vordach zu Vordach. Wir hatten uns heute abgemeldet in der WG, so gingen wir eine feine Holzofen-Pizza essen, während es draussen wie aus Kübeln regnete.

(Visited 86 times, 1 visits today)

4 Antworten auf „Überstürzte Abreise“

  1. Hi Alice and Felix
    Da ist ja einiges in Bewegung bei euch. Schade, dass ihr nicht so super Sommer Wetter habt bis jetzt. Vielleicht am nächsten Ort.
    Enjoy a relaxed New Years eve and a New Years day.
    Happy New Year and a good start.
    with my love.. trix&fredy
    Carry on writing such wonderful articles..

  2. Liebe Alice,
    vielen Dank für deine tollen Erzählungen von Eurer Reise. Ich verfolge die Kommentare sehr gerne. Euch wird es wahrlich nicht langweilig. Aber dieses Multi Kulti Zusammenleben finde ich toll. Man bleibt offen für Neues und flexibel warst du ja schon immer, Alice. Australien wächst mir immer mehr ans Herz. Wird bestimmt auch einmal mein Reiseziel. Nun wünsche ich Euch weiterhin tolle Erlebnisse. Hoffentlich meist Gute. Aus den Schlechten lernt man.

    Bis bald, Brigitte

  3. Liebe Alice, lieber Felix
    9 Stunden lang werdet ihr uns ein Jahr voraus sein. Wir wünschen euch ein gesundes und glückliches Jahr 2019 und hoffen, nach eurer Rückkehr aus Australien bald wieder einmal mit euch auf Wanderschaft gehen zu können. Was ihr im Augenblick in Australien leistet, verdient unsere grosse Bewunderung. Ihr lässt ja durchblicken, dass im Augenblick nicht gerade alles optimal läuft. Dennoch wisst ihr immer wieder Positives zu berichten, nicht zuletzt weil ihr äusserst anpassungsfähig seid. Wir freuen uns schon auf den nächsten Blogbeitrag.
    Liebe Grüsse, Christine und Kurt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert