Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen

Der Stromausfall vom Vorabend konnte am Dienstag, 16. Januar von Fintan behoben werden. Es mussten mehrere Sicherungen, davon gleich drei Hauptsicherungen, wieder zurückgesetzt werden. Fintan konnte es zuerst nicht glauben, dass der Küchenboiler der Übeltäter dafür sein könnte. So versuchte er es nochmals den Boiler in Betrieb zu setzen. Darauf folgte ein heftiger Knall, ich konnte ihn im Schlafzimmer sogar hören. Alle drei Hauptsicherungen waren wieder deaktiviert. Nun haben wir wieder Strom, aber für heisses Wasser müssen wir uns noch gedulden bis ein Fachmann den Weg zu uns findet. Zum Glück können wir dennoch duschen, denn im Bad gibt es eine separate Warmwasserversorgung. Etwas später als sonst gingen wir danach an unsere Arbeit. Das Bürogebäude (mit Waschküche im hinteren Bereich), sowie alle Hinweisschilder zu allen Gebäuden, mussten noch gestrichen werden. So waren wir wieder ein Weilchen beschäftigt.

Als ich am Mittwochmorgen die Schuhe anzog, um zur Arbeit zu gehen, öffnete Fintan soeben die Türe. Da er fortgehen musste, wollte er uns noch kurz über unsere neue Aufgabe informieren. Die Cabin 5 sollte ebenfalls noch aufgefrischt werden. Dieses Haus ist vorübergehend an einen Kollegen von John ausgemietet. Wie er, hat auch sein Kollege eine Partnerin aus Kanada. Jetzt wohnt dieses Paar in Cabin 5, bis ihr eigenes Haus fertiggestellt ist.

Als die Malerarbeit beendet war, wartete bereits ein Wagen voll Mulch Material auf uns. Das Wetter war herrlich warm, so machte das Arbeiten draussen richtig Spass. Am Nachmittag brachte uns John noch zwei Kisten Rindenschnitzel. Wie immer wechselte er gerne ein paar Worte mit uns. Er winkt uns auch immer sehr freundlich zu, wenn er mit einem Gefährt vorbei fährt.

Am Abend machten wir einen kurzen Spaziergang zum Wald hinauf. Dort oben gedenkt Fintan SEIN Haus zu bauen für den Ruhestand, die Zufahrtstrasse ist am Entstehen. Einen Ruhestand wird es aber kaum geben, wenn man Fintan mit all seinen angefangenen Projekten kennt, weiss man, dass er keine Ruhe finden wird. Er ist ein Macher. Die kleine schwarze Katze wollte mit uns kommen und auch die Hunde freuten sich über ein paar Streicheleinheiten.

Links ist die Werkstatt, vorne re. Fintans Haus, dann der Pool und zuhinterst „unser“ Haus.

Nach einer sehr erholsamen Nacht erwachte ich am Donnerstag bevor der Wecker klingelte. Hier darf ich überhaupt einen aussergewöhnlich tiefen Schlaf geniessen, den ich sonst kaum kenne. Der Himmel hatte wieder alle Farben und zwischen den Wolken guckte kräftig die Sonne hervor. Beim Frühstück lauschten wir auf Traktorengeräusch, denn Fintan sollte uns doch Mulch Material bringen. Kurz darauf, als wir im Garten noch ein paar Rhododendren säuberten, fuhr er mit seinem angehäuft beladenen Anhänger in den Hauptweg. Fröhlich und gut gelaunt wie immer begrüsste er uns. Wir „bestellten“ gleich noch zwei Kisten voll Mulch, die er beim oberen Gartentor hinstellen konnte. Das Gelände ist so gross, wir müssen stets aufpassen, damit wir nichts vergessen beim Mulchen. Nach der Mittagspause, als Fintan uns Nachschub brachte, sagte er: „Kommt dann zum Wald hoch, wenn John wieder da ist, dann könnt ihr einmal schauen wie die mobile Säge funktioniert.“ Ja, das machten wir natürlich gerne. Zuerst stieg Fintan auf seinen riesigen Bagger und legte mit der Baggerzange  einen ganzen Baumstamm zur Säge. Die beiden Männer erklärten Felix wie die Maschine funktioniert. Die gewünschten Masse können eingestellt werden. John führte das Sägeblatt ganz leicht durch den Stamm und Fintan entnahm auf der anderen Seite das Brett. Diese Holzbalken und Bretter brauchen sie nächstes Jahr für den Hausbau. Den Holzvorrat den sie hier haben, kann man sich nicht vorstellen. Das meiste ist Eukalyptus oder wie man sie hier nennt, Tasmanische Eiche, oder Gummibaum. Das ist ein sehr schönes Hartholz.

Fast hätte ich es vergessen, die Überraschung des Tages: „super, wir haben wieder heisses Wasser in der Küche!“

Am Freitagmorgen war die Stimmung wieder einmalig, man konnte fast nicht genug davon bekommen. Als ich auf die Terrasse kam, war ich sehr überrascht über die Temperatur. Frühmorgens ist es hier meist zwischen 13° C  und 16° C und diesen Morgen hatten wir doch tatsächlich um halb sieben Uhr bereits oder immer noch 23° C, es hatte kaum abgekühlt in der Nacht. So gefällt es mir.

Als wir im Garten wirkten wurden wir fast ohne Anstrengung nass, es war ziemlich drückend. Wir starteten mit einem neuen Gartenabschnitt. Felix befreite unzählige Pflanzen von ihrem Schutzgitter, welches Fintan der Beuteltiere wegen, um die frisch bepflanzten Rhododendren mit jeweils drei Pfosten angebracht hatte. Oft war das Unkraut höher als die  Pflanzen und das Gitternetz richtig eingewachsen. So verbrachten wir schon einige Zeit damit, um die Schützlinge zu befreien und manchmal mussten wir sie richtig suchen.

Gestern als wir zum Wald hinauf gingen, fragte Felix Fintan, ob er da unter dieser Blache ein Auto versteckt habe. Sofort ging er zur Werkstatt rüber, denn da war das Auto eingemummt. Mit viel Freude und nicht weniger Stolz entblösste er seinen knallroten MG mit Jahrgang 1965. Am Abend hörten wir plötzlich einen uns fremden Motorenlärm und siehe da, Fintan fuhr zusammen mit Catherine im MG davon. Zum Glück hatte ihn Felix an dieses rassige Rennauto erinnert, sonst wären die warmen Abende ohne Ausfahrt verstrichen. Das Bild sah lustig aus, am Steuer der kräftige Fintan, 1.90 Meter gross und daneben die schmächtige Catherine.

 Da die Wettervorhersage für Samstag eher düster war, entschieden wir uns zu arbeiten und dafür nächste Woche einmal drei Tage frei zu nehmen. Unser „Chef“ war natürlich sofort einverstanden. Er gab uns gleich auch einen Insider-Tipp für die Sonntagswanderung. An meinem Laptop zeigte er uns den Zufahrtsweg, der nicht ganz so einfach zu finden ist.

Am Abend stand Fintan plötzlich vor dem Küchenfenster. „Ich habe euch noch etwas Gemüse von Ruth.“ Dankend nahm ich den Gemüsegruss gerne an und schon verschwand Fintan wieder um die Ecke.

Heute hatte ich endlich einmal meine Klick-Kamera dabei, als wir im Nachbarsdorf Cygnet einkaufen gingen. Denn in diesem Dorf wurde zum Jahreswechsel (fast) alles mit Gestricktem oder Gehäkeltem eingepackt und verziert, wie etwa Baumstämme, Kehrichteimer, Gartenzäune, Masten, Fahrrad usw., das musste ich doch auch noch festhalten.

Flower Power Cygnet 2018

Am Sonntagmorgen fuhren wir um 09.00 Uhr los zur Wanderung im Südwest-Nationalpark. Beim Einmünden zur geteerten Strasse, wollte doch tatsächlich ein Lastwagen abbiegen zu unserem Wohnort. „Oh, das ist ja John“, bemerkten wir fast gleichzeitig. Wie immer lächelte er und winkte uns freundschaftlich zu. Felix bog von unserer Zufahrtsstrasse nach links ab in Richtung Cygnet. Schon winkte uns wieder jemand zu, das war Catherine, sie war auf dem Heimweg. Wir fuhren weiter via Cygnet nach Huonville. Dort ging es über die Brücke des Huon River, weiter ins beinahe verlassene Tal nach Glen Huon, Judbury, vorbei am Campingplatz Lonnavale hinauf zu unserem Ausgangspunkt. Die letzten 25 km auf ungeteerter, zum Teil sehr holperiger Strasse. Plötzlich sah Felix am Wegrand ein Tier und hielt sofort an. Ich stieg schnell aus, um ein Foto zu machen. Doch das Tierchen wollte sich vor mir verstecken. Ich ging links herum und hatte Glücke, dort bemerkte mich das interessante Geschöpf nicht und ich konnte diesen Ameisenigel, auch Schnabeligel genannt, fotografieren. Das freute mich ausserordentlich, der Tag war bereits gerettet.  https://de.wikipedia.org/wiki/Ameisenigel

Nach diesem langen Anfahrtsweg kamen wir endlich zum Weg-Ende und zum Start der Wanderung hinauf zum Lake Skinner (950 m). Drei junge Wanderer liessen wir gleich mal überholen. Ein schmaler, idyllischer Pfad führte durch den Wald bergan. Da duftete es wieder so herrlich und frisch. Zum Teil mussten wir den Pfad durch den Busch beinahe suchen. Es gab zeitweilig sehr schmale Holzstege, dann wieder morastigen Untergrund, Wurzeln oder grosse Felsbrocken, da war beinahe klettern angesagt. Wir mussten auch unter Baumstämmen durchschlüpfen, oder darüber klettern, sehr vielfältig, aber auch anstrengend, ist dieser Bergweg. Dann kamen wir endlich auf eine Art Anhöhe, aber immer noch im Busch und wir konnten uns noch nicht vorstellen, wo der Lake Skinner sein könnte. Doch, was hörte man da, das war das Rauschen eines Baches und etwas später rief Felix: „Da ist der See!“ „Wow…oh, da ist es aber schön, der Aufstieg hat sich echt gelohnt.“ War mein Kommentar, als auch ich den See sehen konnte.

Auf der Anhöhe

Wo ist denn da der Wanderweg?

 

(Visited 115 times, 1 visits today)

4 Antworten auf „Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen“

  1. Super, super schöne Fotos…
    die kommen mir noch schöner vor auf meinem neuen PC, der eine relativ grosse Bildfläche hat.
    Ihr seid echt mutig, Wanderungen zu unternehmen in der Wildnis., die nicht oder schlecht markiert sind Thanks heaven your always find your way home.
    Ihr habt den Cottages einen wirklich super Anstrich verliehen und die sind sehr einladend, zum Wohnen und Verblieben.
    Enjoy and keep safe down under. with my love trix.
    PS. looking orward to read your blog again soon.

  2. Hoi Zäme

    schon eine feine Sache so eine mobile Sägerei.
    Noch viel besser sind die verlassenen Seen und der verschlungene Wanderspfad. Wir können nur mit Morast aufbieten. Letzte nacht hatten wir geschlagene 40mm Regen und es hört nicht auf….

    Michael

  3. Herrliche, kontrastreiche Farbtupfer, das rote Auto und die bunten Strick- und Häkelarbeiten. Sehr beeindruckend vorallem aber die Bilder mit dem See und der wilden, naturbelassenen Umgebung. Einfach wunderschön. So prächtig die Landschaften mit den Bergen und Seen hier bei uns auch sind, ähnliches findet man nicht (mehr).

  4. Hallo ihr fleissigen Bienchen:-)
    Die gehäkelten Handarbeiten sind toll.
    Wasser ist lebenswichtig und wir gehen oft nicht sehr sorgsam damit um. Bei uns wütet zur Zeit die Grippe. Im und ums Heim . Mich hat es noch nicht erwischt. Bis bald Ihr Lieben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert