Zwei Tage arbeiten, fünf Tage frei!

Bei uns fing die Arbeitswoche erst am Dienstag, 09. Januar an. Fast hätten wir uns verschlafen. Wir erhielten von John, denn sein Vater war bereits weg, eine neue Aufgabe. Die ganze Terrasse, inklusive Stützbalken, mussten frisch gestrichen werden. Ja, wir sind doch Allrounder. John brachte ein Verlängerungskabel, denn wir wollten zuerst alle bunten Papierschnitzel, die vom Hochzeitsfest überall herumlagen, zusammensaugen. Felix konzentrierte sich beim Anstrich mit dem Roller auf die grossen Flächen, während ich die Ränder, Balken und Fenstersimse mit dem Pinsel bestrich.

Nach dem Nachtessen erlebten wir wie es ist, wenn das Wasser ausgeht. Tatsächlich wurde der Wasserstrahl immer spärlicher, wir konnten den Abwasch nicht mehr tätigen. Für ein Kaffee hatte es noch gereicht. Scheinbar, wie Catherine sagte, hatte Fintan vergessen den Wassertank zu kontrollieren. Die Hochzeitsgesellschaft hatte viel Wasser gebraucht, vor allem der Catering-Service für den grossen Abwasch. Zum Zähneputzen reichte es noch knapp. Etwas später wurden wir wieder mit Wasser versorgt, durch einen grossen Tankwagen und etwas Regen. Was für ein Glück.

Als ich am Mittwochmorgen in die Küche ging, stand ein Känguru draussen neben dem Schlafzimmer und begutachtete unsere Malerarbeit der grossen Terrasse. Zufrieden damit hopste es schnell wieder davon. Lachend fragte uns Fintan diesen Morgen: „Habt ihr Schmerzen in den Armen vom Malen?“ Was wir natürlich verneinen konnten. Darauf erteilte er uns noch mehr Malerarbeiten und meinte: „Schön, jetzt habe ich zwei neue Maler“. Alle Balken, sowie Fenstersimse und das grosse Gartentor beim Pool mussten ebenfalls gestrichen werden. Als wir fertig waren damit, kam gerade Fintan daher. Er fand unsere Malerarbeiten toll, wie immer war er sehr zufrieden. „Nein, morgen könnt ihr nicht weiter pinseln“, war seine Antwort, als wir danach fragten. Er verriet uns, dass wir bereits am Donnerstagmorgen das Haus verlassen müssen, da das Hochzeitspaar mehr Zeit benötige für die Vorbereitungen und deshalb kurzfristig um einen Tag vorgeschoben habe. „Ja, was machen wir mit Alice und Felix“? sagte er lachend und kratzte sich wie wild in seinen Haaren. „Hast du noch eine zweite Schwester mit einem Ferienhaus?“, fragte ich ihn und wir mussten alle lachen.  „Ja, natürlich, ich bin der älteste, ich habe noch zwei Schwestern und zwei Brüder. Aber, nein, das geht nicht, überlegte er kurz. Moment, ich habe einen Freund, der hat in Dover ein Ferienhaus, ich frage ihn gleich mal an. Und schon hatte Fintan sein Telefon am Ohr.

Zu einem schweizerischen Nachtessen hatten wir Catherine, Fintan und die beiden Mädels für diesen Abend eingeladen. Deshalb mussten wir noch schnell einkaufen gehen. Als wir zurückkamen, zeigten Fintans Daumen beide nach oben und er war bester Laune. Schnell kam er zu uns und berichtete, dass sein Freund Graeme uns sein Ferienhaus gerne zur Verfügung stellt bis am Montag. Auf die Frage wegen dem Schlüssel meinte Fintan: „Graeme bringt ihn heute Abend, er kommt auch zum Nachtessen. Wie verabredet erschienen sie pünktlich um 19.00 Uhr.  Fintan stellte uns Graeme vor, der uns sofort berichtete, dass sein Sohn sehr oft in der Schweiz ist, um von den Schweizer Bergen zu springen. Nach dem Nachtessen, es gab Rösti, Vegi-Geschnetzeltes mit Pilzen, gemischtes Gemüse und Salat, zeichnete Graeme für uns den Weg zum Ferienhaus auf. Er erklärte uns alles Notwendige für diesen Aufenthalt. Es geht doch nichts über einen guten Freund.

Am Donnerstag waren wir früh für die Fahrt nach Dover bereit. Wir freuten uns, denn in dieser Gegend möchten wir gerne noch zwei/drei Wanderungen unternehmen. Mit dem Schlüsselbund vom Ferienhaus verabschiedeten wir uns und fuhren zuerst in nördliche Richtung, nach Huonville, um danach südwärts nach Dover zu steuern. Ohne nur einmal falsch zu fahren parkten wir nach 1 ¼ Stunden vor dem grossen Gartentor beim Ferienhaus in Dover. Als Felix das Tor aufschloss rannten zwei kleine Hasen den Weg hinauf davon, so süss. Wir wohnten hier also bei den Hasen, ziemlich nahe am Waldrand.

Nachdem wir unsere Sachen ins Haus gestellt hatten, schlossen wir wieder ab und fuhren zurück nach Geeveston, um wieder eine Wanderung im Nationalpark zu unternehmen. Das Wetter war diesmal perfekt. (Denn die Wanderung zum Hartz Peak hatten wir am 31. 12. 2017 schon auf dem Programm, wegen Nebel über dem Berg entschieden wir uns dann nur zum Lake Osborne zu gehen.) Oben beim Parkplatz hatte es bereits einige Autos. Zuerst führte der Weg meist gemütlich über Holzstege durch eine typisch tasmanische Bergwelt, vorbei an kleinen Tümpeln oder kleinen Bergseen, wie etwa der Ladies Tarn. Erst danach fing der Aufstieg an. Zuerst ziemlich steil durch den Busch hinauf zum Hartz Pass. Dann ging es weiter aufwärts über felsiges Gelände des Hartz Peak (1254 m). Oben angelangt hatten wir eine wunderbare Aussicht auf die benachbarten Berge und auf den so schön blauen Hartz Lake.

Übrigens gibt es beim Eintritt in den Nationalpark oft eine Schuhputzanlage. Eine grobe Bürste und eine Sprühdüse mit Desinfektionsmittel, um eine weitere Pilz-Sporen Verbreitung zu minimieren.

Der Hartz Peak in der Bildmitte

Am Ladies Tarn

Aussicht vom Hartz Peak – li. der Hartz Lake

Nochmals einen Blick zurück zum Hartz Peak

Schon in der Nacht plagte mich eine Migräne, so fing der Freitag für mich nicht sehr vorteilhaft an. Während dem Frühstück hatten wir Besuch, zwei Kängurus waren nahe beim Haus. Dann hüpften die beiden, ein kleineres und ein grösseres Beuteltier wieder davon in den Wald. Der Himmel sah aus wie mein Kopf, ziemlich düster. Deshalb unternahmen wir erst etwas später einen Spaziergang am nahen Strand, welcher nur ca. 5 Min. zu Fuss vom Ferienhaus entfernt ist.

Im Ferienhaus in Dover

Felix schaute am Samstagmorgen, nach der regnerischen Nacht, neugierig aus dem Fenster. „Kein Känguru, kein Häschen und auch keine Vögel sind zu sehen“, bemerkte er etwas enttäuscht. „Ja, die lieben das Nass wahrscheinlich auch nicht und haben wohl im Wald ein trockenes Plätzchen gefunden“, erwiderte ich. Es war immer noch ziemlich trüb und während wir frühstückten gab es nochmals einen kurzen Regenschauer. Erst um 10.00 Uhr fuhren wir zum Cockle Creek, (dem südlichsten mit Pkw befahrbaren Punkt in Australien) um die Wanderung zum South Cape Bay zu machen. Gleich beim Start in den Nationalpark sahen wir einen Mann dort stehen, offensichtlich hatte er etwas entdeckt. Er winkte uns herbei. Aber leider kamen wir zu spät. Dann erzählte er uns, dass eine schwarze ca. 80 cm lange Schlange da auf einem grossen Mooskissen geruht hätte. Er bemerkte, dass es komisch sei, dass die Schlange dort verweilt habe, ohne sich sonnen zu können. Wir kamen nicht weit und schon ergoss sich eine dicke schwarze Wolke über uns. Wir hatten aber Glück und konnten uns in den Registrier-Unterstand retten. Nach kurzer Zeit war der ganze Spuk vorbei und wir wanderten weiter. Der Waldweg mit hohem Farn gefiel uns besonders gut. Oft führte der Pfad durchs Buschwerk und sogar ich musste mich ein paar Mal bücken. Dann durchschritten wir, meist auf Holzstegen, die mit Heidevegetation bewachsene Hochebene, des Blowhole Valley. Durch einen Wald mit Bächlein, die wir überschreiten mussten, gelangten wir zum South Cape Bay. Zum Rasten hatten wir hier keine Lust, der starke Wind vertrieb uns schon bald wieder. Das Meeresrauschen war ebenfalls so heftig, dass man kaum die eigenen Worte hören konnte. Die vielen aussergewöhnlichen Pflanzen am Wanderweg erfreuten mich sehr, es war eine fantastische Tour.

Wieder zurück beim Ferienhaus kochten wir für uns ein Nachtessen, denn der Hunger hatte sich schon lange gemeldet. Beim Abwaschen sahen wir immer wieder Kängurus umherhüpfen, sie kamen sehr nahe zum Haus. Hoffentlich wurde das Geschirr aber trotzdem sauber.

Oh, wie schön, die Sonne weckte uns am Sonntagmorgen wieder. Nach getaner Arbeit versteckte sie sich aber schon bald wieder, da war ich schon ein bisschen enttäuscht. Wir entschlossen uns für eine kleine Wanderung zum Duckhole Lake. Dieser kleine See ist ein überfluteter Kessel, in der Umgebung von Höhlen und Karstlandschaft. Es war nicht einfach den richtigen ungeteerten Weg zum Wanderstartpunkt zu finden. Hinter uns fuhren gleich zwei Autos und parkten am selben Ort. Zuerst führte der Waldweg einem Bächlein entlang mit vielen riesigen Farnen. Allgemein duftet es in den Wäldern immer so wunderbar frisch und zwischendurch kommt einem auch ein starker Pilzgeruch in die Nase. Ja, Pilze sehen wir immer wieder, aber wenn es danach duftet sieht man seltsamerweise keinen. In diesem Waldstück sahen wir nicht nur beige und rote Pilze, es hatte sogar noch ein Grüppchen violette. Auch Baumriesen trifft man sehr oft, das müssen sehr, sehr alte Bäume sein. Sie sind so mächtig, dass ein daneben stehender Mensch wie ein Zwerg erscheint. Bei diesem idyllisch gelegenen See angekommen fehlte mir nur die Sonne. Dennoch versuchte ich ein Bild mit nach Hause zu nehmen. Etwas unzufrieden vom Ergebnis bin ich schon, denn ich hatte ein fantastisches Foto in Erinnerung.

Am Nachmittag unternahmen wir nur noch eine Küsten-Rundfahrt von Dover via Surveyors Bay zum Surges Bay, mit kurzem Halt am Strand, wo einige Wasserratten sich beim Wellenreiten vergnügten.

Am Montagmittag, als wir wieder in Woodbridge ankamen, war ein grosser Kinderlärm. Neben der Terrasse sassen viele Kinder und einige Erwachsene am Picknicken, offenbar hatte eines der Kinder Geburtstag. Danach verschwanden sie ins Hallenbad und hatten es sehr lustig zusammen. Ich glaube ich habe noch nie erwähnt, wie gut dieses Bad ausgebucht ist. Wahrscheinlich gibt es in der Region kein anderes geschlossenes Bad. Jedenfalls kommen sehr viele Leute hierher, es muss jedoch zuvor eine Zeit vereinbart werden. Das heisst, es bucht z. B. ein Paar für eine Stunde das Bad, dann hat sonst niemand Zutritt. Wir beobachten stets mehrere Wechsel an einem Tag. Meistens kommen Paare, Familien, oder kleine Frauengruppen. Kaum sind jeweils die einen weg, kommen die nächsten Badegäste. Wenn hier eine Trauung ist, gehört auch das Pool der Hochzeitsgesellschaft. Catherine erzählte uns, dass einmal ein Hochzeitsfotograf ins Wasser gestiegen sei, um die Braut zu fotografierten wie sie, immer noch im schönen Hochzeitskleid, einen Sprung ins Wasser tat. Die Miete für eine Poolparty, wie diese Kindergeburtstagsparty, kostet $ 60.- pro Stunde, muss aber für min. 1 ½ Std. gebucht werden. Einzeleintritte kosten pro Std. $ 30.- für jede weitere Person $ 2.-

Am Abend hatten wir hier nicht nur Internetprobleme, auch das heisse Wasser in der Küche stieg aus. Über den Stromausfall, welcher durch das Boiler-Problem in unserem Haus ausgelöst wurde, konnten wir Fintan jedoch nicht mehr informieren, da es bereits zu spät war.

 

 

(Visited 191 times, 1 visits today)

7 Antworten auf „Zwei Tage arbeiten, fünf Tage frei!“

  1. Hi Alice and Felix
    Danke für eure Reportage, die wie immer super ist und sehr interessant zu lesen. Jeden Tag ist ein neues Abenteuer zu überstehen und vieles unvorhergesehenes ist Teil eines Alltags in einem unbekannten Land. Kein Wasser, kein Strom usw. ist für mich ein bekanntes Phänomen, den in all den Ländern, wo wir lebten ist es öfters vorgekommen und es zum Teil fast zu einer Normalität geworden, z. B. gleich nach Typhoons, Earthquake, Tropical Storms, Heath waves, Revolution in den Phlippines etc.
    Es ist doch auch interessant wie man auf solche Situationen reagiert und man sieht, dass es nicht immer so läuft wie zu Hause. (Alles auf einen Knopfdruck).
    Die Natur bietet euch eine wunderbare Vielfalt., die ihr auf euern Wanderungen erleben dürft. Die Bilder zeigen die wirklich einmalige Landschaft.
    Ihr seid ein tolles team, das einfach alles kann und sicher noch nach schweizerischer präzisions Arbeit. Kein Wunder lässt euch Fitan alles mögliche restaurieren bevor ihr weiterzieht.
    Wann ist es soweit, oder bleibt ihr an Ort und Stelle?
    Bei uns im Haus ist alles ok und was das Wetter an belangt, habt ihr sicher schon von euern Followers gehört… Für mich super, dass es im Unterland schneefrei ist.
    Es freut mich wieder von euren nächsten Abenteuer zu hören und
    bleibt gesund… with my love trix

    1. Trix, wir sind jetzt noch gut eine Woche bei Fintan. Am 4. Februar ziehen wir um nach Howden. Was wir dazwischen noch unternehmen werden ist noch unklar. Es wird bestimmt noch einige Wanderungen geben. Lieben Gruss Alice

    1. Nando, ja genau, du hast es erraten. Mit pinken Schuhen für Fr. 4.- darf man auch mal etwas Farbe draufschmieren…! Lieben Gruss Mami

  2. Liebe Alice, komme aus dem staunen nicht mehr heraus. Was ihr alles erlebt!! Also meine Pergola könnte auch einen neuen Anstrich gebrauchen 😉 Wunderschöne Wanderungen, traumhaft, bloss die Schlangen müsste ich nicht haben. Sagt Fuchs und Hase gute Nacht und gebt euch weiterhin Sorge. Ganz lieber Gruss.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert